Freund ist arbeitslos?
Mein Freund und ich sind jetzt seit 2,5 Jahren zusammen und ein Thema beschäftigt mich schon länger.
Als ich ihn kennengelernt habe, war er in einer Firma. Er hat dort bezahltes Praktikum über mehrere Monate gemacht. Damals habe ich da nicht genau nachgehört, weil ich dachte, er wäre ein Angestellter. Daran angeschlossen hat er dort direkt, auch auf das Drängen seines Vaters hin, eine Ausbildung gemacht. Die hat er aber nach einem Monat abgebrochen. Das war Ende 2021, seitdem gab es viele leere Versprechungen, er würde Minijobs usw. machen, alles nicht passiert…
Er hatte in der Vergangenheit ein traumatisches Erlebnis, weswegen er eine Zeit zu Hause war und dann das bezahlte Praktikum angefangen hatte. Wenn man ihn darauf anspricht, wieso er nichts anfängt, beruft er sich darauf, dass er erstmal gesund werden müsse und ich mir keinen „psychisch Kranken“ hätte suchen sollen.
Ende 2022 hat er eine Therapie angefangen, die jetzt großteils beendet ist. Deswegen macht er jetzt erst den Führerschein, die Therapeutin hat nämlich gesagt, er solle alles Schrittweise machen. Bis er den hat, hat er wieder die Anmeldefrist für die Ausbildungen im nächsten Jahr verpasst. Ich habe ihn auf eine Bewerbung angesprochen, woraufhin er meinte, er wolle auch nichts machen, dass er „später bereue.“
Er ist grundsätzlich ein guter Freund und ich will ihn eigentlich nicht verlassen. Ich bin aber nicht sicher, ob er sich nicht in Wahrheit mit der Situation eingerichtet hat. Ich habe keine Lust, später mit abgeschlossenem Studium dazustehen und er hat noch immer nichts…
13 Antworten
Nun, bei psychisch Kranken ist es zunächst tatsächlich so, dass es sein kann, dass die Arbeit extrem schwierig wird. Je nach Erkrankung ist es gut möglich, dass er wirklich nicht in der Lage dazu ist, zu arbeiten oder etwas anzufangen. Und bis man da hinkommt, kann es auch Jahre dauern. So gesehen klingt das also erstmal legitim.
Wichtig ist nur, dass man als Betroffener aktiv bleibt und daran arbeitet, irgendwann arbeiten zu können. Von nichts kommt nichts. Der besondere Moment, wo man plötzlich gesund wird, wird nicht passieren, und deshalb muss er sich aufraffen und trainieren.
Es ist also für Außenstehende einfach nur wichtig, dass man sieht, er arbeitet dran. Solange er nicht passiv wird, ist es in Ordnung.
Wenn die Therapie bisher nicht genug gebracht hat, sollte er eine weitere machen. Bis man keine mehr von den Kassen bezahlt bekommt, vergeht schon einiges an Zeit. Und in der Therapie muss dein Freund kooperieren und das Besprochene auch in die Tat umsetzen. Sonst hilft das natürlich nicht.
Zu den anderen Antworten: Es ist einfach nur beschämend, wie die Gesellschaft immer noch mit psychischen Krankheiten umgeht. Ihr habt weder das geringste Verständnis dafür, mit welchen Zuständen ein Betroffener es zu tun hat, noch die kleinste Ahnung, wie sich das auf das Leben auswirkt und wie so ein Heilungsverlauf aussieht. Ihr versteht nicht mal im geringsten die Intensität und den Leidensdruck solcher Krankheiten.
Dass der Mann eine Therapie machen konnte und sich dem Führerschein stellt, allein das ist schon krass von ihm. Aber dafür habt ihr gar keine Wahrnehmung, weil ihr es kein bisschen nachvollziehen könnt, was der Mann durchmacht und wie hart allein sowas schon ist.
Mit jedem Jahr, in dem man nichts tat, wird es schwieriger. Es kommt eine gewisse Angst dazu und dann kommen Ausreden, warum es nun grad nicht geht.
Kaum jemand weiss, was er wirklich werden möchte. Man muss keine Ausbildung, die man fertig gemacht hat, bereuen. Denn sie ist das Rüstzeug, um später auch in einen anderen Beruf wechseln zu können.
Die Wenigsten bleiben auf dem angestammten Beruf, sondern entwickeln sich von dort her einfach weiter. Mit Umschulungen oder es geht einfach sonst quer eine Türe auf. Aber eben dafür muss man einen Abschluss haben.
Es zeigt dem Arbeitgeber, dass jemand ein Durchhaltevermögen hat und gewillt ist, etwas zu Ende zu führen.
Sage ihm das, dass er sich da selbst belügt. Auch staune ich, wie er den Führerausweis überhaupt machen kann, so ganz ohne Einkünfte.
Dort wären seine Eltern eben gefordert, ihm diesen nicht einfach zu bezahlen, sondern ihn dazu anhalten sollten, dass er sich das Geld dafür selbst erwirtschaften muss. Zumindest einen Teil davon.
Ein gewisser Druck braucht es, wenn man so lange einfach nichts gemacht hat. Denn eben, es wird von Jahr zu Jahr schwerer, sich für irgend etwas überwinden zu können.
Wir haben hier grad so jemanden bei uns wohnen. Zwar hat er ein Studium und auch eine abgeschlossene Lehre. Aber seit 7 Jahren, arbeitet er nun nicht mehr und hat tatsächlich Angst, dass er das nicht schafft. Weiss nicht was er möchte, halt die gleiche Leier, wie bei deinem Freund. Es gibt immer eine Ausrede, warum dies oder jenes nicht geht.
Er kann nur noch diesen Monat bei uns wohnen. Danach steht er auf der Strasse, denn ohne Einkommensnachweis, wird ihm kaum wer eine Wohnung vermieten wollen.
Arbeitsamt, Sozialamt geht für ihn nicht, da diese natürlich ihn auffordern werden, eine Stelle anzunehmen, was bei seinen Ausbildungen ein leichtes ist, einen Arbeitsplatz im Nu zu finden.
Wir ermutigten ihn, doch wenigstens Viktariate anzunehmen. Einfach um wieder in den Arbeitsfluss zurück zu finden. Aber das stösst auf taube Ohren.
Von daher solltest du ihn schon ein wenig schubsen, doch wenigstens wieder eine Schule zu besuchen, eine Sprache zu lernen. Halt einfach etwas, wo er am Ball bleiben muss und einen Tagesrhythmus hat.
Irgendwann möchtet ihr doch bestimmt auch mal Urlaub machen. Dafür fehlt ihm dann aber das Geld und du hast die Wahl, ihm die Reise zu zahlen, selbst zu verreisen ohne ihn oder zu Hause zu bleiben.
Es ist also wichtig, dass er da in die Gänge kommt, sonst geht er unter. Eine Zukunftsvision zusammen, die bleibt dann auf der Strecke, egal wie lieb er sonst ist.
Du könntest die Berufstätige in einer Ehe sein und er für Haushalt und Kinder zuständig.
Wahrscheinlich darfst du nicht zu viel von ihm erwarten. Er ist nun mal ein kranker Mann. Du wirst ihn wohl nicht ändern können
die Therapeutin hat nämlich gesagt, er solle alles Schrittweise machen.
Klingt nicht völlig falsch.
Bis er den hat, hat er wieder die Anmeldefrist für die Ausbildungen im nächsten Jahr verpasst. Ich habe ihn auf eine Bewerbung angesprochen, woraufhin er meinte, er wolle auch nichts machen, dass er „später bereue.“
Klingt für mich nachvollziehbar.
Vielleicht solltest Du etwas weniger egoistisch sein un Deine Erwartungshaltung herunterschrauben.
Das mußt Du jedoch selbst entscheiden.
Was sagt denn seine Therapeutin dazu? Sie als Fachperson gibt das Tempo mit ihm zusammen vor. Weshalb meinst du, solltest du darauf Einfluss nehmen dürfen?
Es wäre übrigens gut zu wissen, wie alt ihr beide seid.
Dann kann ich dein mangelndes Verständnis deinem Freund gegenüber noch weniger nachvollziehen.
Er will dieses Jahr mit einem Freund in den Urlaub, hatte dafür einen 4-wöchigen Job in Sommerferien