Fragen an die ehemaligen DDR-Bürger?

6 Antworten

1) Eingesperrt, erst nach dem Mauerfall entdeckte ich die Welt.

abgehängt, weil ich vieles nicht kaufen konnte

unfrei, weil ich nur selten eine geschmuggelte BRAVO bekam und nie ein Konzert meiner Stars besuchen konnte, das ging erst nach der Wende

als Bettler, da man die Westverwandtschaft nach vielen Dingen fragen musste

2) ein paar Tage vor 18

3) ja klar. Wir hatten Westfernsehen, Westradio und Westverwandtschaft. Schon als Kind bekam ich gesagt, dass ich viele Dinge nicht sagen darf. In der Schule bekamen wir die rote Propaganda eingetrichtert. Dabei sah wirklich jeder, dass der Westen uns haushoch überlegen war. Ohne SED-Parteibuch kam man auch nicht an jede berufliche Stelle.

4) Aber sowas von besser. Der Mauerfall hat mir in den 90ern überhaupt erst eine richtige Jugend ermöglicht. Ich kann mich frei entfalten, kann das kaufen, was ich will. Ich habe seither viele Reisen unternommen. Und ich habe noch nicht eine Sekunde die DDR vermisst.

Ich habe mich nicht direkt eingesperrt gefühlt. Aber ich fand es schade, dass ich z.B, meine Tante aus West-Berlin die uns regelmässig besucht hat, nicht auch mal besuchen konnte. Es gab in den 80er Jahren so eine tolle Werbung von der Versicherung Allianz, da wurde in jedem Werbefilm eine kleine Geschichte erzählt und ein Lied gesungen. In dem einen Werbespot ging es darum, dass ein Mann in Italien mit seinem Auto einen Unfall baut, in einen Tomatenkistenstapel fährt, aber durch die Allianz-Versicherung das bezahlt wird. In dem Film waren die Unfallgegner erleichtert und haben ihn dann zum Tomaten essen eingeladen. Wir konnten ja in der DDR Westfernsehen sehen. Ein Arbeitskollege von mir hat mal gesagt: Jedes Mal, wenn ich im Fernsehen diese Allianzwerbung sehe, wo der Typ in Italien mit seinem Auto in einen Tomatenkistenstapel fährt, dann denke ich ; Irgendwann fahre ich auch mal nach Italien, egal, ob es die verdammte Mauer gibt oder nicht.

Ich war 22 im Jahr des Mauerfalls.

Man hat das für sich nicht Diktatur genannt. Aber man wusste natürlich, dass man in der DDR nicht lesen durfte, was man wollte, nicht sagen durfte, was man wollte, nicht reisen durfte, wohin man wollte und dass Wahlen in der DDR nichts als ein lächerliches Zettel falten waren.

Ich bin sehr zufrieden heute. Ich kann Zeitungen lesen, die interessant und spannend sind und wo nicht haufenweise politischer Schwachsinn drin steht, ich kann reisen, wohin ich will. Und wenn das nur nach Lübeck oder nach Hamburg ist. Ich kann auch kaufen, was ich will, muss nicht zigmal losrennen um irgendwas zu bekommen oder Beziehungen haben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe in der DDR gelebt, weiss eine ganze Menge darüber.

Guten Abend,

1. Wie habt ihr euch in der DDR angefühlt (frei, eingesperrt etc.)

Ich kann nur für mich selbst sprechen, andere können das völlig anders sehen.

Eingesperrt habe ich mich nicht in der DDR gefühlt. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich kein Reisemensch bin und im übertragenen Sinn stets meine Kirchturmspitze sehen möchte.

2. Wie alt wart ihr bei der Mauerfall?

Zum Mauerfall war ich ca. Mitte 30.

3. Wusstet ihr noch vor der Mauerfall, dass ihr in einer Diktatur gelebt habt?

Welche Diktatur ist denn die Bessere? Die, die es für die DDR-Bürger gab oder die, die wir jetzt haben, in der man nicht mal selbst entscheiden darf, womit man heizen will und das bald nicht mehr bezahlen kann?

Klar gab es Einschränkungen für die Menschen in der DDR. Damit konnte man aber zurechtkommen und einigermaßen leben. Die Menschen waren sehr flexibel und erfinderisch und halfen sich gegenseitig. Die Diktatur betraf nur jene, die sich offen und öffentlich gegen den Staat stellten.

In der DDR hat mich kein Mensch nach meinem Konto gefragt und wie viel Geld darauf ist. Man hatte kaum etwas mit den Behörden zu tun, wenn man nicht unbedingt ein Haus bauen wollte, oder so.

Das Medizinwesen war sehr vorbildlich und vermittelte einem stets das Gefühl, dass man alles für die Gesundheit der Menschen tat. Zahnersatz war kostenlos und viele medizinische Hilfsmittel auch.

Heute bin ich nur noch zahlender Kunde als Patient.

Ich finde, dass das kein guter Tausch war, zumal man heute auch noch Existenzangst haben muss und die Angst vor Krieg.

Diese Ängste waren DDR-Bürgern völlig fremd.

LG Lazarius.

  1. Eingeschränkt (christliches Elternhaus, bei den Pionieren nicht dabei gewesen und wurde deshalb schon in der Grundschule durch Lehrer drangsaliert)
  2. 11
  3. wurde damals nicht als Diktatur bezeichnet; ich kann mich aber an eine Unterhaltung erinnern, da mir eine Tante sagte, man darf erst im Rentenalter den Westen besuchen. Hat bei mir unglaubliches Unverständnis und ein Gefühl von Widerstand! erzeugt.
  4. Frei!
Von Experte Udavu bestätigt

Das Leben in der DDR war wie in einem sehr großen Knast. Auch in einem Gefängnis hat man gewisse Freiheiten. Man entscheidet zum Beispiel selbst, wann man auf die Toilette geht. Ganz ähnlich war das in der DDR. Auch dort hatte man gewisse, kleine Freiheiten.

Wenn es jedoch darum ging, dass man seine Gedanken in der Schule oder im Betrieb frei äußern wollte, endete diese kleine Freiheit bereits wenn man mit seinen Gedanken nicht auf der Linie der Kommunisten lag.

Man hat sich sehr eingeengt, bevormundet und eingesperrt gefühlt. Richtige Freiheit gab es nicht. Man musste immer damit rechnen, dass man für sein Verlangen nach Freiheit eingesperrt wurde. Ein falsches Wort hat da manchmal schon gereicht. Nie wusste man, ob man mit einem Freund redet oder einem Spitzel von der Stasi.

Natürlich hat jeder gewusst, dass er in einer Diktatur lebt. Daraus haben die Kommunisten ja gar kein Geheimnis gemacht. Sie haben stolz von der Diktatur des Proletariats gesprochen. Nur war diese Aussage eine fette Lüge, denn das Proletariat hatte in der DDR rein gar nichts zu sagen. Das Proletariat war gefangen in der Knechtschaft der Partei. Es war also eine Parteidiktatur und der Diktator saß im Politbüro der DDR. Dieser Diktator bekam seine Befehle aus Moskau. Also noch nicht einmal der war frei in der DDR.

Das Leben heute ist 1000 Mal besser als damals. Es hat mich damals nicht gestört, dass es keine Südfrüchte zu kaufen gab. Es hat mich auch nicht gestört, dass es keine Jeans zu kaufen gab oder dass man keine Wohnung bekam wenn man nicht verheiratet war. Es hat mich auch nicht gestört, dass man 13 Jahre auf ein Auto aus Pappe warten musste und dass ein Fernseher mehr als 4000 Mark gekostet hat. Das alles war nicht wirklich schlimm für mich.

Angestunken hat mich die Bevormundung des Staates. Angestunken hat mich, dass man in jedem Fach in der Schule mein politisches Denken beeinflussen wollte, dass nur die Meinung der Kommunisten galt und keine andere Meinung zählte.

Meinungsfreiheit hat mir wirklich gefehlt in der DDR. Es hat mich auch angestunken, dass ich diese unfähige Regierung nicht einfach abwählen durfte. Es gab keine Wahlen in der DDR und die Scheinwahlen, die es gab wurden obendrein auch noch gefälscht. Das ist etwa so, als würde man Falschgeld fälschen.

Es hat mich auch die Enge in der DDR angestunken. Man konnte nirgends hin reisen, als in den Ostblock und selbst da konnte man nicht überall hin. Man musste einen Antrag stellen, wenn man nur nach Ungarn wollte. Diese Gängelei war einfach nur unerträglich.

All das ist heute vorbei und deshalb ist das Leben heute 1000 Mal besser.