Frage zum Gedankenexperiment (Philosophie)?

5 Antworten

Selbstverständlichkeit ist nur ein Zustand des Bewusstseins. Wir wenden Logiken an, um Dinge zu begreifen. Entspricht die Wirklichkeit unserer Logik, empfinden wir etwas als selbstverständilch. Das Gedankenexperiment dient besserenfalls der Infragestellung dieser Logiken, und ist nützlich, um weitere Logiken zu entdecken.

Hm..., kenne mich in Phylosophie nicht so aus. Aber muss man etwas, das an sich selbstverständlich ist, mit einem Experiment überhaupt belegen? Dann wäre es ja nicht mehr selbstverständlich sondern beliebig.

Ich nenne dir mal einige Axiome, die von den meisten Menschen als selbstverständlich angesehen werden.

Keine dieser Aussagen hält einer kritischen Nachfrage, die man als Gedankenexperiment ansehen könnte, stand.

Phänomene sind entweder gut oder schlecht, richtig oder falsch, gerecht oder ungerecht, fair oder nicht fair.

Das "Böse" gehört bestraft und das "Gute" belohnt.

Dinge ereignen sich durch Zufall oder durch Fehler von je­mand anderem.

Der Geist/das Gemüt ist fähig, Wahrheit von Falschheit zu unterscheiden und das zu erkennen und zu verstehen.

Die Welt bewirkt und bestimmt unsere Erfahrungen.

Das Leben ist unfair, weil Unschuldige leiden, während die Bösen ungestraft davonkommen.

Menschen können anders sein, als sie sind.

Es ist ausschlaggebend und erforderlich, Recht zu haben.

Es ist ausschlaggebend und erforderlich, zu gewinnen.

Falsches muss richtig gestellt werden.

Rechtschaffenheit muss die Oberhand gewinnen.

Wahrnehmungen geben die Realität wieder.

Ja, genau wie du vermutest, geht es beim Betrachten von etwas scheinbar Selbstverständlichem darum, es zu problematisieren und mögliche Aspekte herauszufinden, die der Betrachtung bisher entgangen sein könnten.

Über sie wird nun nachgedacht, es wird hinterfragt, verglichen, gefolgert, werden Analogien gebildet, neu durchdacht und Ergebnisse formuliert.

Und wahrscheinlich findet man es in irgendeiner Veröffentlichung. 😀


Hallo 20Fragender00,

in Gedanken können wir schnell mal in die nächste Galaxie reisen - und doch zeigt die momentane Technologie, unter der man das probieren möchte, eine gewisse Problematik, die die Reise ggf. aburd machen würde.

Wir können in allem, was wir denken, eine eigene Selbstverständlichkeit unterstellen und dies auch für eigene Zwecke so nutzen.

Beispiel 1: So mag es eine Selbstverständichkeit gewesen sein, dass die Erde im Mittelpunkt der Welt steht.

Erst Experimente - Beobachtungen - haben dann gezeigt, dass dies nicht der Fall sein kann und auch nicht ist.

Ein Experiment bringt in eine angenommene wie auch postulierte Selbstverständlichkeit: es kann und soll nicht anders sein, eine objektive Klarheit im Sinne einer Beobachtung, die der gedachten Selbstverständlichkeit widersprechen kann.

Wo sich Philosophie von solchen Selbstverständlichkeiten löst, kann auch sie wieder mit Gedanken (Experimente sind da nicht möglich) etwas anderes zeigen, was dann keine Selbstverständlichkeit ist: auf etwas Axiomatischen oder Plausiblen begründet wird, und der Selbstverständlichkeit auch wiedersprechen mag.

Beispiel 2: Gesellschaftliche Paradigmen, die sich auch philosophisch formulieren lassen, postulieren eine Partnerschaft nur zu zweit. Die Selbstverständlichkeit mag hier einer menschlichen Archaik entnommen sein.

Das Modell der universalen Liebe ruht auf Plausibilitäten und kann über die Aussage der Einheit auch Partnerschaften mit beliebig vielen Menschen auch unterschiedlichster Identifikation. Darin löst sich die Selbstverständlichkeit der Archaik auf.

Es ist also zu hinterfragen, wo eine Selbstverständlichkeit her kommt oder worin sich motiviert sein mag. Dann darf sie experimentell wie auch wieder philosophisch wiederlegt oder bestätigt werden.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:Hobby

20Fragender00 
Beitragsersteller
 18.04.2022, 13:15

Danke, das hat beim Verständnis geholfen :)