Frage zum Christentum?
Hallo,
Ich habe eine Frage zum Christumtum. Es heißt in der Bibel, dass man nicht gierig sein soll und ebenfalls nicht das Geld Ehren soll. Wäre es aber eine Sünde wenn man Gutes Geld verdienen will, mit der Intention, finanziell vorzusorgen, seiner Familie viele Wünsche zu erfüllen und selber finanziell unabhängig zu sein,ohne dabei die Beziehung zu Gott in jeglicher Hinsicht zu vernachlässigen?
10 Antworten
Geld sollte nicht an der ersten Stelle als das Wichtigste sein. Zu sorgen wäre auch ein Gebot, wir brauchen also Ausgeglichenheit. - 1.Timotheus 5:8 - 8 Wenn jemand für seine Angehörigen und besonders für die Mitglieder seiner Hausgemeinschaft nicht sorgt, hat er den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger.
Es kommt darauf an, ob du das katholische Christentum meinst oder das evangelische.
Im evangelischen Christentum ist der finanzielle Wohlstand das sichere Zeichen, dass Gottes Segen auf dir liegt.
Im katholischen Christentum - da fällt mir die Bergpredigt ein, die Seligpreisungen.
Und Bert Brecht:
"Reicher Mann und armer Mann standen da und sah`n sich an.
Da sagt der Arme bleich: Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich."
Vorsorgen ist sicher gut, und der Familie viele Wünsche erfüllen zu können, auch, vorausgesetzt es ist kein Ersatz für fehlende Zuwendung, fehlende Zeit mit den Kindern zu spielen, fehlende Zeit um ihnen zuzuhören.
Das Bestreben, die Beziehung zu Gott nicht zu vernachlässigen, sollte nicht aus dem Haben-Modus stammen, sondern aus dem Seins-Modus.
Ich hörte einen Bekannten, als er vom Krankenhaus kam, in dem ein Anderer im Sterben lag: "Ja, man muss schon rechtzeitig etwas dazu tun, um sich einen guten Platz im Himmel zu sichern." 🙄 Ich glaube, Gott - wenn es denn einen gibt - vergibt keine guten Plätze nach Bet-Leistung.
Steht nicht in der Bibel; "eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in den Himmel"?
Paulus beantwortet diese Frage in 1. Timotheus 6,17-19 folgendermaßen:
- "Den Reichen in der jetzigen Weltzeit gebiete, nicht hochmütig zu sein, auch nicht ihre Hoffnung auf die Unbeständigkeit des Reichtums zu setzen, sondern auf den lebendigen Gott, der uns alles reichlich zum Genuss darreicht. Sie sollen Gutes tun, reich werden an guten Werken, freigebig sein, bereit, mit anderen zu teilen, damit sie das ewige Leben ergreifen und so für sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln."
Im Walvoord-Kommentar findet sich zur der bekannten Stelle mit dem reichen Jüngling aus Matthäus 19,23-26:
- "Jesus nahm die Begegnung mit dem reichen Jüngling zum Anlass für einen kurzen Exkurs an seine Jünger. Er sagte, wie schwer es für einen Reichen sei, ins Himmelreich zu kommen, und gebrauchte sogar den Vergleich, dass es leichter sei, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe. Da der Jüngling sich mehr auf seine Reichtümer verließ als auf den Herrn, war es nicht einfacher für ihn, ins Himmelreich zu kommen, als für ein Kamel (eines der größten von den Juden benutzten Tiere), durch "ein Nadelöhr" (rhaphidos, eine Nähnadel, nicht, wie manchmal angenommen wird, ein kleines Tor innerhalb eines anderen Tores) zu gehen. Ein Nadelöhr ist eine extrem kleine Öffnung. Die entsetzten Jünger fragten daher: "Ja, wer kann dann selig werden?" Ihre Frage beweist zugleich, wie groß der Einfluss der Pharisäer noch auf sie war, denn die Pharisäer vertraten allgemein die Auffassung, Gott schenke denen, die er liebt, Reichtum. Wenn also ein Reicher nicht ins Himmelreich kommt, schafft es doch wohl niemand, dachten sie. Doch Jesus machte ihnen deutlich, daß die Erlösung allein ein Werk Gottes ist, der Freude daran hat, gerade das zu tun, was den Menschen unmöglich scheint (vgl. Mt 17,20). 11. Weisungen in bezug auf die Nachfolge und den Lohn der Nachfolge (Mt 19,27-20,16)."
Noch ein paar Gedanken dazu:
Wenn alle Christen ihren gesamten Besitz weggeben würden, hätte das schwerwiegende Folgen. Sie wären nach der Weggabe ihrer Güter sofort verarmt, könnten selbst keinen Armen und Bedürftigen mehr helfen, ihre Kirche/Gemeinde und Missions- und Hilfswerke nicht mehr finanziell unterstützen usw. Vielleicht bzw. wahrscheinlich würden sie selbst bald zu armen und bedürftigen Menschen werden, die auf die materielle Hilfe anderer angewiesen sind. Die Bibel ist für mich ein sehr lebensnahes und praktisches Buch. Ob ein solches Verhalten aller Christen lebensnah und praktisch wäre, ist zu bezweifeln.
In der Bibel ist von vielen Personen zu lesen, die reich sind (Abraham, Hiob, Josef, Salomo, Zachäus, Lydia usw.). Reichtum wird nicht grundsätzlich verurteilt, kann aber zum Fall führen, wenn man zu sehr daran hängt.
Deshalb warnt Jesus auch davor, nicht dem ungerechten Mammon anstatt Gott zu dienen (Matthäus 6,24).
Bis auf Vollkontaktkampfsport hat auch der Spruch "Geben ist seliger als nehmen" durchaus etwas für sich. Also beim Boxen wäre das keine gute Taktik ;-) - aber anderen helfen und spenden für Bedürftige ist durchaus "seliger als nehmen".
Im Neuen Testament steht:
- "Jeder, wie er es sich im Herzen vornimmt; nicht widerwillig oder gezwungen, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!" (2. Korinther 9,7).
Hier schließt sich dann wieder der Kreis zu der ersten Aussage von Paulus über die Reichen im Timotheusbrief...
- womit Verdienst du das Geld, ist es eine Arbeit, die gutes tut oder zumindest nichts schlechtes verursacht?
- wie viel Geld sollte man für später zurück legen, wenn man doch gar nicht weiß, welche Rentengesetze es später geben wird oder was das Geld später noch wert ist?
- wie viel Geld darf man für sich behalten (für jetzt und für später), wenn andere Not leiden? Ist es in Ordnung, dass es mir selbst gut geht, wenn es anderen noch schlecht geht? Darf ich es genießen, dass bei uns bereits Wohlstand herrscht (das war ja auch nicht immer so), wenn anderswo noch schlechtere Bedingungen herrschen? Wenn niemand, dem geholfen wird, es genießen kann, dass es ihm besser geht, solange noch jemand leidet, dann ist es schwer, überhaupt zu helfen. Also muss ein gewisser Wohlstand auch erlaubt sein, wenn man vom Überschuss auch weiter abgeben kann,damit es auch anderen besser geht.
- wie kann man an einer Gesellschaft mitbauen, die so sein wird, dass es den meisten gut geht, in der aber auch übermäßiger Überfluss/Wohlstand verpönt ist - ab welcher Höhe ist ein gutes Einkommen unmoralisch?
- bin ich tatsächlich für das Schicksal anderer Menschen verantwortlich, nur weil ich helfen kann? Hilft es tatsächlich, wenn ich etwas abgebe, wenn der andere sein Leben gar nicht ändert und ständig hilfsbedürftig bleibt, obwohl er arbeiten könnte?
- wäre eine Gesellschaft gut, in der Vermögende Geld spenden für Straßenbau, Altenheime u.a.?
Wenn dir diese Gratwanderung gelingt, dann ist es in Ordnung. Aber ich frage mich: Warum ist es nötig und wo ist der Ewigkeitswert, wenn man seiner Familie viele Wünsche erfüllen möchte? Das sehe ich eher kritisch.
Die Intention sollte sein, das Reich Gottes aufzubauen (dazu gibt es viele Möglichkeiten) und in bleibende "Schätze" zu investieren.
Was du beschreibst, würde ich zwar nicht als Gier bezeichnen, aber es geht an dem, was uns die Bibel vermittelt, vorbei.
Mal wieder ein Qualitäts-chrisbyrd. Danke!