Das kommt öfter vor. Ein Kind, das katholisch erzogen wurde, will raus aus der Religion. Und umgekehrt auch.
Du musst getauft werden, wenn du nach kirchlichem Recht Katholik werden willst.
Aber dich interessiert bestimmt nicht die kirchliche Bürokratie, sondern die reine Religion. Und das ist eine Angelegenheit zwischen dir und Gott.
Gott wird nicht von der Kirche verwaltet, der ist für die Menschen da, und zwar direkt, ohne kirchliche Bürokratie.
Ich schlage vor, du handelst das mit Gott selber aus. Rede einfach mit ihm.
Er hört zu. Du bist dann halt heimlich eine katholische Christin.
Noch besser wäre es, wenn du ohne kirchliche Institution eine Beziehung mit ihm aufbauen würdest. Dazu braucht es weder Taufe noch Kommunion. Aber wenn dir die kirchliche Tradition gefällt, warum nicht?
Es geht darum, ob du dich selber taufen kannst oder ob das ein anderer für dich tun muss. Guck mal, da hat schon mal jemand ähnlich gefragt:
https://www.gutefrage.net/frage/kann-ich-mich-alleine-taufen-lassen
Wenn das mit der Taufe geklärt ist, das mit der Kommunion ist nicht kompliziert.
Du hast ja bestimmt noch keine schwere Sünde begangen, also kannst du jederzeit zur Kommunion. Und da gibt's ja noch eine Steigerung: die Todsünde. Nur die müsstest du vorher beichten. Aber glaub mir, eine Todsünde begehen, das bringen nur Erwachsene zustande, nicht Jugendliche in deinem Alter.
Ich bin katholisch aufgewachsen und habe meine Kinder auch taufen lassen.
Mein Sohn kam mit dem Religionslehrer in der Grundschule nicht zurecht. Nicht weil er frech war, sondern der Lehrer konnte mit Kindern überhaupt nicht gut umgehen und bestrafte ihn häufig. Weil sich mehrere Eltern über ihn beschwerten, wurde er dann von der Kirchenbehörde an einen anderen Ort versetzt.
Aber warum ich das erzähle: Mein Sohn war durch den missglückten Religionsunterricht so verstört, dass er sich weigerte, den Kommunionsunterricht zu besuchen. Ich wollte ihn auch nicht dazu zwingen. Aber das hatte seine Folgen. Meine ganze katholische Familie stellte eines Tages fest, dass mein Junge noch keine Erstkommunion gefeiert hatte, zu deren Feier sie natürlich kommen wollten.
Der Druck der Familie war so stark, dass ich nachgab und meinen Sohn überredete, doch noch das mit der Kommunion zu machen. Er war einverstanden, wollte aber nicht mit den kleineren Kindern in den Kommunionunterricht. Es war ja mittlerweile schon ein Jahr vergangen. Die Sache war nun schwierig. Ich wandte mich deshalb an den Jugendpfarrer in München.
Der sagte, "ja warum geht er nicht einfach zur Kommunion? Laden Sie die Verwandtschaft ein und gehen Sie in irgendeinen Gottesdienst. Und da kann der Junge zur Kommunion gehen. Er geht dann einfach nach vorne, wenn andere Leute auch gehen."
"Ja geht das denn auch ohne Erstkommunionfeier und ohne Kommunionkerze und Beichte?"
Der Pfarrer sagte: "Natürlich. Eine Todsünde hat er bestimmt nicht. Also kann er gehen. Und die Feiern und Zeremonien sind nur Brauchtum, sind nicht notwendig."
Und so haben wir das dann gemacht, und alle waren zufrieden.
Das kannst du auch so machen. Einfach an einem Gottesdienst teilnehmen und dabei zur Kommunion gehen. Und du brauchst es niemandem erzählen.
Du machst dich nicht strafbar, auch nicht nach dem Kirchenrecht.