Findet ihr Geistes- und Kulturwissenschaften sinnlos?

Nein, die Studiengänge sind nicht sinnlos. 83%
Ja, die Studiengänge sind sinnlos. 13%
Nur einige davon sind meiner Meinung nach sinnlos, nämlich: 5%

40 Stimmen

12 Antworten

Nur einige davon sind meiner Meinung nach sinnlos, nämlich:

Das Problem könnte sein, so man diese Fächer studiert, dass es auf dem Arbeitsmarkt schwierig wird, einen Job zu finden der einen guten Lebensstandard mit entsprechendem Einkommen, sichert.

Sinnlos sind diese Fächer keinesfalls, eher ergänzend zu einem Beruf der auf dem Arbeitsmarkt gefragt ist.

Ich kenne zwei Personen die solche Studiengänge absolviert haben, aber keinen Job fanden. Die haben lange erfolglos gesucht und sind dann in der Verwaltung beim Staat untergekommen.

Nein, die Studiengänge sind nicht sinnlos.

Sinnlos ist in meinen Augen problematisch, denn aus allem, was man vermittelt bekommt bzw. aus allem was man lernt KANN man einen Nutzen ziehen. Selbst wenn man sich später nicht vorstellen kann in einem entsprechenden Bereich zu arbeiten, bieten Studiengänge immer einen bestimmten Wissensgewinn, der für einen selbst vermutlich durchaus positiv ist.

Zudem würde ich nicht sagen, dass entsprechende Geistes- und Kulturwissenschaftliche Studiengänge leicht seien. Und ich hab sowas wie Jura und Psychologie jetzt mal ausgelassen, weil ich dann doch der Ansicht bin, dass du etwas anderes meinst :)
Wobei 'leicht' natürlich auch immer relativ zu sehen ist. Manchen fällt manches leichter, anderen wiederum nicht.

Das Problem als solches ist bei vielen Geistes- und kulturwissenschaftlichen Studiengängen tatsächlich: Wofür willst du sie gebrauchen?

Ich würde mal spontan sagen, dass die meisten Leute, die studieren dies nicht aus Spaß machen. Die wollen irgendetwas daraus haben, das über den bloßen 'Wert für einen selbst' hinausgeht und sind ggf. ab irgendeinem Punkt auch darauf angewiesen Geld über einen Job zu verdienen, den sie mit diesem Abschluss zu bekommen gedenken.

Und da stellt sich dann eben das Problem der Geisteswissenschaften oder auch Kulturwissenschaften klar heraus: Das ist nicht einfach.

Bevor jetzt der Einwand kommt: JA, es gibt Leute, die eingestellt werden und teilweise nicht schlecht verdienen. Und JA, die haben durch ihre Geisteswissenschaften durchaus auch einen Vorteil, der dann als zusätzliche Qualifikation dient.

Doch das ist halt eben die Sache: Es ist häufig eine Zusatzqualifikation... kein unsagbar wertvoller Abschluss.

Studiert man Musikwissenschaften und Ostasienwissenschaften in Kombination, dann hat man nicht eben die besten Karten, wenn man damit tatsächlich einen Job sucht; schlicht weil es einerseits zu sehr 'Nische' ist, doch mit Ostasienwissenschaften und dem breiten Spektrum, das die abdecken, auf der anderen Seite auch wieder nicht Spezialisierung genug, um wirklich Klasse zu haben.-

Studiert man hingegen eines der beiden Fächer mit BWL zusammen und schafft in BWL einen guten Abschluss, dann ist man, wenn man sich in der entsprechenden Branche bewirbt, durchaus interessanter, denn damit zeigt man 'ich kenne mich mit dem, was ich jetzt machen soll in vielen verschiedenen Bereichen und durchaus auch vertrieft aus'. Jemand, der Sinologie studiert hat ist für ein Unternehmen, das gerade nach Ostasien expandieren will nicht uninteressant, jemand mit einem Musikwissenschaftsstudium kann sich durchaus gut im entsprechenden Geschäft bewegen... doch die ganzen Sachen stellen in VIELEN Fällen (nein, nicht allen, aber doch vielen) häufig einfach nur eine Zusatzqualifikation dar, die sowas wie BWL ergänzt.

Kurz gesagt: Die Frage ist halt immer ob man einen Job bekommt. Und sich interessant zu machen für unternehmen kann durchaus auch voraussetzen, dass man halt nicht NUR ganz plain dieses EINE Fach studiert hat, mit dem man eben einsteigen will, sondern auch andere Erfahrungen hat und ggf. ein Profil entwickelt.
Doch um mit dem Profil punkten zu können sollte man einerseits darauf achten, dass man die Basisqualifikationen beherrscht und andererseits darauf, dass es zu der Basisqualifikation passt, die man anstrebt.

Kurz gesagt: Nein, ich finde die Studiengänge nicht sinnlos und leicht sind sie ganz bestimmt nicht, denn das ist wissenschaftliches Arbeiten, so wie alles andere auch. Das Problem liegt in meinen Augen halt eben darin, dass viele die Bedeutung über- oder unterschätzen bzw. nicht mit realistischen Vorstellungen an die ganze Sache rangehen.

Die Kritiker der entsprechenden Fächer unterschätzen den Umstand, dass eine Spezialisierung oder eine Erweiterung der Kenntnisse und ggf. eine Kombination von Fächern in der Arbeitswelt durchaus auf Interesse stößt (das ist mir aber auch erst relativ spät klargeworden, wenn ich ehrlich bin).

Die Hardcore-Befürworter blenden die geringen Jobchancen in GENAU DEM Bereich aus (und nochmal: Es GIBT sie, aber nicht im benötigten Umfang) und lassen sich ggf. von Einzelaspekten blenden (sowas wie 'China, das Land der Zukunft', lern Ostasienwissenschaften, dann bist du super attraktiv für die Wirtschaft') und verlieren das große Ganze aus den Augen, nämlich u.a. dass Unternehmen vorrangig ein Basisstudium mit Ergänzungsqualifikation wollen... und das Basisstudium halt eben oft nicht wegzudenken ist.


Timilein45 
Beitragsersteller
 28.09.2021, 20:35

Danke für diese ausführliche Antwort!

Nein, sie sind keineswegs sinnlos. Das Wort Universität leitet sich aus dem Lateinischen von universitas (Gesamtheit) ab. Es geht um eine Gesamtheit der Wissenschaften.

Die Wissenschaft lebt gerade davon, dass sie in allen möglichen Bereichen forschen kann. Es wäre fatal, wenn man hinginge und gewisse Studiengänge abschafft, weil sie sinnlos erscheinen.

Es stünde auch im völligen Widerspruch zur Wissenschaft bestimmtes Wissen als sinnlos anzusehen.

Nein, die Studiengänge sind nicht sinnlos.

Auf keinen Fall sind entsprechende Fächer sinnlos. Wer so etwas behauptet ist vermutlich sehr ignorant.

Nicht selten beschäftigt man sich in diesen Bereiche, damit was uns als Menschen ausmacht und mit Themen, die fast jeden von uns bewegen; eben weil sie zu Menschsein dazugehören. Zudem haben viele dieser Fächer einen großen Beitrag dazu geleistet, dass wir heute dort sind, wo wir sind. Da ist natürlich insb. die Philosophie zu nennen.

Allerdings haben einige (aber nicht) der genannten Fächer eben auch v.a. ein Problem: Wenn es darum geht mit diesem Fach seinen Lebensunterhalt halbwegs sicher und stabil bestreiten zu können, hat man oft (ganz) schlechte Karten und das hat dann nicht mal unbedingt was mit seinen Fähigkeiten zu tun.

Der heute durchaus bekannte und beliebte Philosoph Richard David Precht hatte (nach eigenen Angaben) z.B. nach seinem Studium, das er mit Bestnoten abgeschlossen hat, bereits die ernsthafte Befürchtung, dass seine Fähigkeiten nirgendwo einen Nutzen brächten nachdem er mehrere Jahre von Arbeitslosengeld leben musste und so geht es wohl nicht wenigen Menschen dieses Fachs.

Ja, die Studiengänge sind sinnlos.

Sinnlos im Sinne von berufqualifizierend, ja. Sinnlos im Sinne von sollte nicht unterrichtet werden, nein.

Das Problem ist, dass schlicht weg zu viele Studenten sich für solche Studiengängen entscheiden, es dann aber keine Berufsbilder gibt, die dazu passen.