Findet ihr, dass die ersten beiden Strophen der deutschen Nationalhymne wieder eingeführt werden sollten?

Die ganze Hymne sollte wieder eingeführt werden. 55%
Die ersten beiden Strophen sollten nicht zur Hymne dazu gehören. 42%
Ich habe dazu keine Meinung oder bin mir dessen nicht sicher. 4%

53 Stimmen

15 Antworten

Die ganze Hymne sollte wieder eingeführt werden.

Zunächst einmal muss Folgendes richtiggestellt werden: es ist NICHT verboten, das Deutschlandlied in allen drei Strophen zu singen. Allerdings verloren die beiden ersten Strophen seit 1990 nach gängiger juristischer Auffassung durch den Briefwechsel Kohl-v.Weizsäcker (1990), in dem nur noch die dritte Strophe als "Nationalhymne" bezeichnet wird, den Schutz als staatliches Hoheitssymbol. Bis 1990 galt: Das GANZE Deutschlandlied, also alle drei Strophen, ist Nationalhymne (und damit auch als Hoheitssymbol vor Verunglimpfung geschützt!), und bei STAATLICHEN Veranstaltungen sei die dritte Strophe zu singen. Es entspricht durchaus gängiger internationaler Praxis, mehrstrophige Hymnen bei Veranstaltungen auf eine Strophe zu kürzen - und diese ist meistens die erste, aber nicht überall: Die Chilenen z.B. singen die fünfte Strophe ihrer Hymne. Die Griechen beschränken sich beim Singen ihrer 158 (!) Strophen langen Hymne auf die ersten beiden. In den USA wird meistens nur die erste von drei Strophen gesungen, wobei die dritte aufgrund ihrer scharf antibritischen Tendenz als "verpönt" gilt. Die Briten singen für gewöhnlich nur die erste Strophe, bei besonders feierlichen Anlässen auch mal zwei oder drei Strophen, aber so gut wie nie alle sechs Strophen ihrer Hymne. In Holland wird meistens nur die erste Strophe des "Wilhelmus" gesungen, bei besonders feierlichen Anlässen zusätzlich die sechste. In Deutschland wurde in den 1920er Jahren oft die zweite Strophe des Deutschlandliedes übergangen (wegen des Lobs von Frauen und Alkohol...), während man sich zwischen 1933 und 45 auf die erste Strophe beschränkte, um in der Regel direkt die Parteihymne der NSDAP anzuschießen. Es ist also weder im internationalen Vergleich noch innerhalb der deutschen Geschichte eine Besonderheit, nicht alle Strophen zu singen, und gegen diese Praxis ist eigentlich nichts einzuwenden. Was ich aber für äußerst problematisch halte ist die Tatsache, dass seit 1990 nur noch für eine, nämlich die dritte, Strophe der Schutz als Hoheitssymbol gilt. Ich spreche mich daher ganz entschieden dafür aus, das GANZE Deutschlandlied als Nationalhymne festzulegen und entsprechend als Hoheitssymbol zu schützen. Was aber eben nicht bedeutet, dass man immer alle drei Strophen singen MÜSSTE. Bei Privatveranstaltungen kann man natürlich ohnehin singen, was man will - die ersten beiden Strophen sind ja weder verboten noch haben sie sich irgendwie in Luft aufgelöst. Das Problem ist halt nur, dass ihnen der besondere Schutz als Hoheitssymbol seit 1990 versagt ist, und somit Strophe 1 und 2 nur noch als eines unter vielen anderen gewöhnlichen patriotischen Liedern inoffiziellen Charakters gilt. Und deswegen sollte die derzeitige Regelung unbedingt wieder geändert werden!

Die ersten beiden Strophen sollten nicht zur Hymne dazu gehören.

Wenn du die ersten Zeilen des Liedes, das du selbst zitierst, liest, fällt dir auf dass der Text nicht mehr zutreffend ist.

Wozu also einen Text verwenden, der seit Generationen teilweise keinen Bezug zum Land bildet und in der Gegenwart gerade vielen jüngeren Bürgern quasi nichts bedeutet?

So belassen wie es ist oder eine komplett neue Hymne, mit neuem Text und neuer Melodie.

Die ersten beiden Strophen sollten nicht zur Hymne dazu gehören.

Ich fand die dritte Strophe schon immer peinlich und schmalzig, aber die ersten beiden toppen das noch bei weitem.

Fallersleben war zu einer anderen Zeit geboren, da gab es das vereinigte Deutschland von heute noch nicht. Das haben die Rechten leider vergessen und einen Machtanspruch daraus gemacht.

Das würden die neuen Rechten wieder genauso machen.


Rotti733  18.11.2021, 19:57

Sind denn die anderen Nationalhymnen noch zeitgemäß? Etwa die ausländerfeindliche französische, in der nur Gewalt und Krieg idealisiert werden?

SturerEsel  18.11.2021, 19:59
@Rotti733

Tja, die nächste Frage lautet konsequent, brauchen wir überhaupt eine Nationalhymne? Wie wäre es mit einer EU-Hymne? Oder einer Welt-Hymne?

Rotti733  18.11.2021, 20:12
@SturerEsel

Das würde zu der Frage führen: Brauchen wir einen Weltstaat?

SturerEsel  18.11.2021, 20:14
@Rotti733

Aber unbedingt sogar! Spätestens wenn die Klingonen angreifen. Aber ich fürchte, das wird wieder sehr militant.

Downtown436  19.02.2022, 10:21
@SturerEsel

wir brauchen keine WELT hymne das ist einfach nur dumm. sorry

Jeder hat das recht stolz auf sein land zu sein.

Die ganze Hymne sollte wieder eingeführt werden.

Klar, nehmen wir einfach die ganze Hymne. Unbestreitbar werden so schon unsere Jüngsten mit gesundem Patriotismus geimpft, wenn sie in der Schule statt einer gleich drei Strophen auswendig lernen dürfen, die wegen der gleichen Tonfolgen dann auch durch ihren angenehmen repetitiven Charakter bestechen.

Zugegeben... Maas, Memel, Etsch... die liegen nicht wirklich in Deutschland. Genau genommen: Gar nicht. Aber ich finde den Gedanken schön, dass unsere Volksgenossen auch das benachbarte Ausland in ihre Gedanken einbeziehen und sich so vielleicht auch geographisch etwas vom Bauer-sucht-Frau-Niveau wegbewegen. Als Exportnation sollten wir und aber noch eine Spur globaler präsentieren. Maas und Belt sind okay, damit haben wir unser Bekenntnis zum Kontinent und zur EU dokumentiert; aber Etsch und Memel haben nicht die Bedeutung, die einer deutschen Nationalhymne angemessen ist. Nehmen wir stattdessen doch einfach Sambesi und Brahmaputra.

Deutschland, Deutschland über alles

Über alles in der Welt

Wenn es stets zu Schutz und Trutze

Brüderlich zusammen hält

Von der Maas bis an den Brahmaputra

Vom Sambesi bis an den Belt

Jo, das wäre das erste. Kommen wir zu den deutschen Frauen. Okay, die haben einiges zu sagen. Merkel. Von der Leyen. Aber wir haben ja auch Männer. Und vielleicht auch Leute mit unbestimmten Geschlechtsidentitäten. Ich persönlich fände das nicht okay, hier ausgeklammert zu sein.

Also: Deutsche Frauen, deutsche Männer, Deutsche dritten Geschlechts, deutsche Treue, deutscher Wein...

Wein? Ich meine, sind wir nicht eigentlich eine Biernation? Stimmen wir ab? Hände hoch für Wein! Aha. Bier? Eindeutige Mehrheit! Also deutsches Bier.

Die Hymne mit mehreren Strophen muss natürlich auch immer durchgespielt werden. Vor Spielen der Fußballnationalmannschaft. Bei Staatsempfängen. Bei jeder Goldmedaille bei den olympischen Spielen. Bei Olympia fällt es dann nicht so Gewicht, wenn es weniger Medaillen gibt, weil die Ehrungen dafür ja länger ausfallen. Und bei den Länderspielen hat jeder noch einmal die Chance, auf die Toilette zu flitzen, das Bier heranzuschaffen und die Chipstüten bereitzustellen.

Also... Jein

Die erste finde die Erste sollte man aus Gründen des Respekts und der Pietät sein lassen. Der gute Heini hat sich da, unabhängig von Interpretationsweise schon reichlich im Ton vergriffen. Was allerdings die zweite angeht... Why not? N bisschen Spaß muss sein und an sich ist ja an der Geschichte der deutschen Feierkultur, die ja auch noch heute eine wichtige Rolle spielt und einen wie ich finde einzigartigen Status in der Welt hat nichts per se Verwerfliches. Und ,,den Frauen" wie es da heißt, zu würdigen ist auch nicht verkehrt. Ich hätt da Bock drauf, joa.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung