Expressionismus und Sonett, wie erklärt sich das?
Guten Tag
Ich schreibe morgen mein Abitur im Fach Deutsch und hätte eine Frage zum Thema Expressionismus.
Der Expressionismus war eine Zeit des Umbruchs, die fatale Veränderung des Lebens- und Kommunikationsbereiches, die Industrialisierung sowie die politische Isolierung und der erste Weltkrieg prägten diese Epoche. Die Gesellschaft verroht, das Gedrängt sein der Menschen auf engstem Raum führt zu erscheinungen der Entmenschlichung, die Kriegsbedrohung und weitere Faktoren machte die Welt instabil. Dieses akute Krisenstadium der Gesellschaft hat , für die Poeten die Voraussetzung gegeben, die Welt bewusster zu erfahren. Von dieser bewussteren Erfahrungsweise aus, scheint es so zu sein, als ob die expressionistischen Lyriker gedacht haben, dass jetzt die Zeit für eine Umgestaltung der Lyrik gekommen sei.
Inwiefern lies diese Umgestaltung platz für klassische Formen wie das Sonette?
Mit der Umgestaltung der Lyrik wurde besonders die Suche nach freien Ausdrucksformen ausgelöst, man wollte die „dichterischen Fesseln“ abwerfen, was dazu führte dass Größtenteils auf Reim, streng geregeltes Metrum und komplizierte Reim- und Strophenschema verzichtet wurde.
Das Sonette erfüllt diese Bedingungen offenbar nicht , warum wurde dennoch auf diese Gedichtform zurückgegriffen?
2 Antworten
Woher diese Fragestellung ? Meines Wissens haben die bedeutendsten Lyriker des Expressionismus nichts mit Sonetten zu tun gehabe ! G. Benn, Else Lasker-schüler, J.R. Becher, A. Stramm : -- Meines Wissen negativ.
Wenn ich im G.v. Wilpert , Sachwörterbuch der Literatur nachschlage, führt mich der Artikel "Sonett" im 20. Jh. zu St. George, Werfel, Trakl. Von denen würde ich allenfalls Trakl zu den Expressionisten rechnen.
Ansonsten kann ich mir nur vorstellen, dass die strenge Sonettform als parodierende Folie benutzt wird, auf deren Hintegrund sich die bestürzende Weltkriegsrealität besser abgebt.
Ich hoffe das reicht noch für Abitur morgen. Alles Gute!
Das liegt daran, dass Dichter oder Schriftsteller nicht so funktionieren, wie Schulbücher das gerne hätten. Sie stellen zwar schlimme Dinge dar, deswegen müssen sie selbst aber auch nicht eine schlimme Sprache verwenden. Genauso wie sie sich inhaltlich ganz viele Gedanken machen, um das auszudrücken, was sie fühlen, können sie eben auch eine kunstvolle Gedichtform verwenden.
Mal ganz extrem formuliert: nur weil man Fäkalien beschreibt, muss man nicht auch Fäkalien Sprache verwenden.
Oder im Hinblick auf das du nett formuliert: ein Sonett hat noch mehr Funktionen als nur einfach schön zu sein.