Existiert Karma tatsächlich?

15 Antworten

---das karmagesetz ist ein universelles gesetz, unter dem jedes wesen steht.

karma bedeutet, da jede tat, aber auch wirklich jede tat auswirkungen hat, die auf den verursacher zurückfallen und dort etwas bewirken.

---aus den folgen lernt dann der mensch, was er hätte besser machen sollen, damit dann die folgen nicht wieder so weh tun, wie das letzte mal.

---das gilt natürlich auch für taten an anderen menschen, die erst im nächsten leben gesühnt werden können, die in diesem leben die umstände nicht ausreichen.

---das karmagesetz vergißt nie. es hat den sinn, den durch eine böse tat heruntergesunkenen wert des menschen durch eine gegentat wieder auf das alte niveau zu bringen, damit der mensch weiter an seiner vollkommenheit arbeiten kann.

Woher ich das weiß:Hobby – Wo liegen die Ursachen für das, was in der Welt passiert?

Könnte man manchmal schon meinen, je aggressiver man fährt, desto aggressiver sind die anderen usw ^^

Ist wohl einfach Ursache und Wirkung, ob es da ein "übergeordnetes" Gesetz gibt, wissen nur die Götter.

buddhistisch gesprochen: Karma (Sanskrit: das Getane) ist das Ursache-Wirkung-Gesetz, angewendet auf die persönliche Einstellung, das Verhalten, das Tun in seiner Rückwirkung auf den Tuer.

Karma ist zwar ein Begriff, der im Buddhismus oft genannt wird. Andere, sagen wir mal, Kulturkreise kennen andere Begriffe dafür. Wie es letztlich genannt wird, ist aber egal.

Es beschreibt den Umstand, dass das, was wir denken, auch eintreten wird. Denn aus Gedanken werden Worte. Das Wort ist die erste Manifestierung irgend eines Gedanken in dieser Welt. Gedanken erschaffen also Worte und Worte haben die interessante Eigenschaft, dass sie schöpferisch wirken.

Ein Kind, das von seinen Eltern dauernd schlecht geredet wird, kann nicht zu einem guten Schüler werden. Worte sind schöpferisch. Sie lassen entstehen.

Ein Kind, das gelobt wird, entdeckt neues, wird kreativ, erschafft kaum jemals schlechtes, es zeichnet Blumen, eine Sonne, blauer Himmel, Vater, Mutter, die Geschwister mit einem Lächeln im Gesicht. Es wird seine Eltern lieben. Ewig. Worte sind schöpferisch. Sie lassen entstehen.

Die Tante, die in Übersee lebt und von den Eltern nie erwähnt wird, wird für das Kind nicht existieren.

Worte erschaffen die Welt, in der wir leben.

"Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort." Auch in dieser Hinsicht sind wir göttlich.

Wenn wir sterben, stirbt unser Körper. Die Seele lebt ewig. Ohne Körper kann sie allerdings nicht mehr handeln, auch nicht mehr sprechen. Wenn andere über den Verstorbenen sprechen, sind diese Worte weiterhin seine Realität. Sprechen sie gutes, überträgt sich diese Energie auch auf ihn. Sprechen sie schlechtes, in Verachtung und mit Hass auf ihn, kriegt er das auch mit und es wird ihn weiter belasten. Es gibt nämlich kein Tacho, der beim Tod auf Null gestellt wird und in der "nächsten Runde" von vorne anfängt.

Stell dir vor: Der Chef ist ein Workaholic und ein Schinder, der die Ma. schikaniert. Er identifiziert sich so stark mit der Firma, dass "er die Firma ist". Er wird sie nach seinem Tod nicht einfach verlassen können, sondern wird im wahrsten Sinn des Wortes weiterhin in der Firma herumgeistern. Er wird auch alles hören, was seine Ma. über ihn sagen und was für ein A. er war und wie er alle nur schikaniert hatte. Das, was er mit dem Schinden und der Schikane schuf, wird ihn bis in den Tod hinein und darüber hinaus verfolgen.

Der "Tacho" läuft weiter. Ewig. Das ist unser Karma. Wir schaffen unser Karma selber. Dauernd. Mit Worten und den daraus resultierenden Taten.

Ich bin Soto-Zen-Buddhist und möchte mich dazu äußern.

"Karma" bedeutet "Handlung" und bezeichnet das Gesetz von Ursache und Wirkung. Jede Tat wirkt sich auf irgendeine Weise aus und wird zur Ursache für neue Handlung.

Dieses Karma kann sich dann auch wiederum auf uns selbst auswirken.

Das hat also nichts mit irgendeiner Form von "Schicksal" zu tun und ist auch keine "ausgleichende Gerechtigkeit", die gutes Verhalten belohnt und schlechtes bestraft.

Im Buddhismus gibt es keinen "Gott" oder irgendein höheres Wesen, das Gebote erlässt und Sünden existieren ebenfalls nicht. Wer sollte also strafen?

Wenn wir Umweltzerstörung betreiben und es folgt eine Überschwemmung, dann ist das schließlich keine "Strafe" sondern einfach die Folge unserer Handlungen.

Im Buddhismus wird gelehrt dass es das Karma der Tat (Handlung) gibt, das Karma des Wortes (Sprechen) und das Karma des Geistes (Gedanken).

Ein fiktives Beispiel:

Nehmen wir an, wir haben schlecht geschlafen und sind entsprechend schlecht gelaunt (Karma des Geistes). Wir passen also auf unserem Weg zur Arbeit nicht auf (Karma des Geistes) und rempeln jemanden an (Karma der Tat).

Da wir mies drauf sind, halten wir diese Person für den Verursacher des Zusammenstoßes und beschimpfen ihn (Karma des Wortes).

Er selbst war bereits in negativer Geisteshaltung (Geist) und diese völlig ungerechtfertige Behandlung gibt ihm den Rest.

Er macht seine Arbeit nicht ordentlich (Tat), mobbt seine Kollegen (Tat) und als der Chef dazu kommt, erklärt er seinem Vorgesetzten lautstark, was er ihn alles kann (Wort). Er erhält eine Kündigung (Tat).

Verbittert fährt er in seine Kneipe und säuft dort (Tat) bis er betrunken ist (Geist). Dann setzt er sich volltrunken hinter das Steuer, überfährt ein Mädchen (Tat) und begeht Fahrerflucht (Tat).

Er kommt zuhause an und weil er nach Alkohol stinkt, beschimpft ihn seine Frau (Wort). Er versucht ihr alles zu erklären (Wort). Sie selbst brüllt ihn an, das er ein Säufer und Nichtsnutz sei (Wort).

Der Mann sieht rot (Geist), greift sich ein Küchenmesser und ersticht seine Frau (Tat), bevor er sich selbst erhängt (Tat).

Die Nachbarin, die sich über die offene Tür wundert, findet die Leichen und erleidet einen Schock (Geist). Auch Sanitäter und Polizei gruselt der Anblick (Geist).

Das Ergebnis: Ausgehend von einer negativen Geisteshaltung am morgen, endet der Tag mit drei Toten und mehreren Traumatisierten - und alles nur, weil man nicht achtsam und ausgeglichen genug war.

Ich "glaube" also nicht an Karma, sondern sehe es täglich wirken.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Flimmevielfalt 
Beitragsersteller
 03.03.2018, 20:58

SEHR gute Antwort, aber wie unterscheidet man zwischen Wort und Tat? Beschimpfen kann auch zu Tat- und mobben zu Wort gehören.

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Enzylexikon  03.03.2018, 21:01
@Flimmevielfalt

Das ist ja nur eine Unterscheidung, damit wir uns selbst bewusst machen können, was gerade bei uns selbst "abläuft".

"Was macht mein Verhalten gerade so mistig? Rede ich Mist? Mache ich Mist? Oder denke ich Mist?". Wenn man sich bewusst ist, woran es gerade "hakt" kann man sein Verhalten ändern.

So lange wir nur diffus meinen "Alles Mist!", ohne zu erkennen, was gerade los ist, können wir nicht wirklich etwas positives draus machen. ;-)

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Flimmevielfalt 
Beitragsersteller
 03.03.2018, 21:05

Mobben z.B kann aber auch reden sein

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Enzylexikon  03.03.2018, 21:12
@Flimmevielfalt

Ja, wie gesagt, es ist nur für uns eine Hilfe.

Ich bin zB gerade hier, arbeite und offenbar fühlt sich der Kollege unwohl, oder vielleicht verhält er sich sogar ablehnend mit gegenüber. Wie sieht es bei mir aus?

"Ich spitze gerade einen Bleistift, an meiner Tat kann es also nicht liegen. Ich denke auch gerade an nichts besonderes. Mein Geist scheint auch okay zu sein. Allerdings verbreite ich gerade gedankenlos Tratsch...ah, es liegt an meinen Worten".

Dann erkennt man aber zB auf den zweiten Blick auch, dass wir eigentlich gerade eine innere Unzufriedenheit mit unserer stupiden Tätigkeit verspüren. Wir ändern also a) unser Wort und hören auf zu tratschen und b) kümmern uns um unseren Geist.

Evtl können wir sogar c) unsere Handlung ändern, sofern es nicht gerade unsere berufliche Aufgabe ist, Bleistifte anzuspitzen. ;-)

Das klingt jetzt vielleicht alles sehr abstrakt und irgendwie nach "Psychologie für Anfänger", aber gerade wenn man meditiert, erkennt man diese Muster bei sich leichter, damit auch bei Anderen und entwickelt so zB mehr Mitgefühl.

Sobald man merkt "ah, er hängt geistig in der gleichen Mühle fest, wie ich gestern", dann nimmt man nicht gleich jedes böse Wort krumm, weil man sein Leiden nachvollziehen kann. Wenns natürlich zu viel wird, kann man ein klärendes Wort sprechen.

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podokonnik  04.03.2018, 00:19

Wie kannst Du mit der Einstellung dann Partei für einen Staat (Israel) ergreifen, im ohnehin undurchsichtigen Nahostkonflikt? Wo jeder gegen jeden ist und sozusagen jeder sein Karmakonto tief in den Dispo überreizt?

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Enzylexikon  04.03.2018, 14:38
@podokonnik

Ich mag die Lockerheit der Israelis, die israelische Küche, finde die dortige Landschaft schön und das Land hat eine faszinierende Geschichte. Das hat für mich nichts mit dem Nahost-Konflikt zu tun. Ich mag Land und Leute.

Es gibt auch Menschen, die begeistert vom "American Way of Life" sind, Harleys mögen, den Grand Canyon großartig finden und zugleich von Rassismus, Waffengesetzen und Todesstrafe nichts halten.

Zudem kann jeder sein Karma ändern, indem er beschließt, seine Art zu denken und zu Handeln zu ändern. Niemand ist im Buddhismus ausschließlich ein "Opfer" äußerer Umstände.

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suziesext1239  06.03.2018, 11:18

"sondern sehe es..." und wenn ich es nicht sehe, nicht sehen und nicht wissen will, heisst das Avidya, als die Ursache des Leidens an und in jedem Moment. Oft wird Karma hinduistisch missverstanden oder völlig verkannt als Schicksal, Fatum, Kismet. Ich finde, Karma ist auch keine ontologische Lehre, sondern eine Meditationsaufgabe.

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