Erschreckt, Erschrickt, Erschrocken?
Aufgehangen, oder aufgehängt?
Was ist richtig?
4 Stimmen
7 Antworten
Erschrecken ist tatsächlich zwei Verben:
- Das intransitive Verb (z.B. ich erschrecke wegen eines lauten Geräusches) ist stark: ich erschrecke, du erschrickst, er erschrickt, erschrick!, ich erschrak, ich bin erschrocken.
- Es gibt aber auch ein transitives Verb (also eines mit einem Akkusativobjekt): ich erschrecke dich mit einem lauten Geräusch. Dieses Verb wird schwach konjugiert: ich erschrecke jemanden, du erschreckst jemanden, … ich habe jemanden erschreckt.
- Die umganssprachliche reflexive Verwendung (ich erschrecke mich) gilt in diesem Zusammenhang als transitiv.
Solche Doppelformen gibt es auch für andere Verben wie schmelzen oder hängen. Ein gleichartiger aber verkappter Fall ist erlöschen (intransitiv, stark) vs. verlöschen (transitiv, schwach).
Letztlich ist dieses Prinzip ein Sonderfall der Kausativbildung: Starke und oft intransitive Verben (z.B. fallen, trinken, sitzen, fahren) können eine Kausativform bilden, die immer transitiv und schwach ist (z.B. fällen, tränken, setzen, führen). Die Bedeutung dieser Kausativverben zu einem Verb X-en ist immer ‘ich bewirke, daß jemand X-t’, z.B. heißt setzen ja, daß man bewirkt, daß ein anderer sitzt. In den Fällen hängen, erschrecken, schmelzen etc. hat zufälligerweise der Kausativ denselben Infinitiv wie das Grundverb.
Die ursprüngliche Bildung des Kausativs bestand darin, daß zum Präteritumsstamm ein Suffix -i- angehängt wurde. Im Lauf der Zeit konnte das -i- oft den vorangehenden Vokal umlauten oder den vorangehenden Konsonanten verändern. Vor ca. 1000 Jahren fiel das -i- dann gänzlich weg. In den wenigen Fällen, in denen das -i- keine Veränderung im Verbstamm bewirken konnte, stimmen die Infinitve heute überein.
Falsch sind die letzten 3, richtig jedoch sind die ersten 3 Verbformen (und auch die allerdings nicht mehr übliche 4.) von 2 verschiedenen Verben,
dem stark konjugierenden intransitiven Verb erschrecken, erschrak, erschrocken
und dem schwach/regelmäßig konjugierenden transitiven Verb erschrecken, erschreckte, erschreckt.
Keines der Verben aber ist rückbezüglich und alle reflexiven Formen mit mich/dich/sich/uns/euch sind bloß umgangssprachlich ("ich habe mich erschrocken" ebenso wie "ich habe mich erschreckt").
Korrekt ist also das Folgende:
ich erschrak
ich bin erschrocken
sie erschrickt leicht
ihr erschreckt auch bei jeder Kleinigkeit
ich habe sie erschreckt
.
Und zu hängen und hangen: Auch hier sind es 2 versch. Verben, ein intransitives starkes (hängen, hing, gehangen) und ein transitives schwaches Verb (hängte, gehängt)
aufgehangen existiert nicht, wohl aber das 2. Partizip gehangen:
Ich habe Ihren Mantel doch hier aufgehängt. Da hat er gehangen, doch wo ist er jetzt?
Eigenartig, jetzt wird mir bewusst, dass mir eigentlich die Aktionsart mit sein vertrauter ist und ich bei dem durativen Verb hier das ist wohl aus unterbewusster Furcht vor dem Umgangssprachlichen gar nicht erwogen hab, sodass der Süden schändlich unter die Räder kam..
Der spiegelige Zwiebelfisch: Das intransitive "ich hänge" wird im Perfekt zu "ich .Spiegel.de Zwiebelfisch 325969
Hoppla, da ist/hat (?) der Zwiebelfisch über seinen Satz gezwirbelt:
Das intransitive "ich hänge" wird im Perfekt zu "ich habe gehangen" (in Süddeutschland und Österreich auch: "ich bin gehangen").
Er hängt den Mantel auf. ----------> Er hat den Mantel aufgehängt.
Der Mantel hängt am Haken. ---> Der Mantel hat am Haken gehangen.
.......... Präsens Aktiv ................................. Perfekt Aktiv
Das machen sogar Fernsehrichter gelegentlich falsch, selbst wenn
sie als Personen studierte Leute sind.
Kommt auf den Kontext drauf an und wie der Staz formuliert wird.
Er hat sich Erschreckt. ( Vergangenheit)
Er ist erschrocken/ Er war erschrocken darüber, dass... (Vergangenheit)
Er erschrickt (Gegenwart)
Er erschrack (Vergangenheit)
sich erschreckt = nur umgangssprachlich häufig
er erschrak: mit langem [a:] ohne ck !
Kommt halt drauf an wie man es verwendet
Sagst Du das wirklich so? Ich sage er ist gehangen, aber ich weiß, daß man im Norden für viele intransitive Verben haben nimmt.