Ehrlich sein, oder Lügen um den Seelenfrieden zu erhalten?
Ich bin Altenpflege tätig.
Bei mir auf Station liegt eine geistig fite 96-jährige Frau im Sterben, die ich schon kenne, seitdem sie bei uns eingezogen ist, also etwa vor 18 Jahren.
Sie hat mich gestern gefragt, ob ich glaube, ihr Sohn und ihr Mann würden auf sie warten.
Mit Aussagen wie „Ich weiß es nicht“ hat sie sich nicht zufrieden gegeben. Und sie hat immer klare und eindeutige Antworten gefordert.
An ein Leben nach dem Tod glaube ich persönlich nicht. Ich denke, wenn wir sterben, ist unsere Existenz vorbei.
Auf der anderen Seite möchte ich ihr keine Angst machen. Ich bin aber eine schlechte Lügnerin. Außerdem hat mir diese Bewohnerin mal gesagt, ihr gefällt, das ich immer sage, was ich denke.
Ich möchte ihr aber keine Angst machen. Was mach ich jetzt?
Ich hab mich vor einer klaren Antwort gedrückt. Deswegen weiß ich, dass sie mich noch mal fragen wird.
16 Antworten
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Ich bin ein Vertreter der Einstellung: Sag immer die Wahrheit.
Aber manchmal muss man auch einsehen, dass die Wahrheit einfach keinen nutzen hat, wenn du dieser Frau nun sagst das du nicht daran glaubst, schenkst du ihr nur Schmerz mit dieser Aussage, sie wird sowieso sterben also lass sie in Frieden sterben, lüge einfach, sie ist eh nicht mehr lang genug auf der Welt um sich mit dem Thema zu beschäftigen, alles wonach nie sucht ist Hoffnung, auch wenn sie nur eine Illusion ist. Schenk ihr die Hoffnung in den letzten Minuten auch, wenn das gegen deine Prinzipien ist.
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Aber wenn sie ja meine echte Meinung wissen will (Ehrlichkeit und die ehrliche Meinung des anderen war immer wichtiger als alles andere), und ich sie Anlüge ( und dafür hat sie leider ein gutes Gespür) verursacht das auch großes Leid bei ihr
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wenn du dieser Frau nun sagst das du nicht daran glaubst, schenkst du ihr nur Schmerz
Wieso? Es wird ja nicht mehr oder weniger wahrscheinlich, nur weil mehr oder weniger Leute daran glauben. Der Glaube der Dame bleibt doch völlig unberührt davon, ob andere ihn teilen.
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Wie geht es der alten Dame jetzt?
Hast du nochmal mit ihr gesprochen?
Ich glaube ja daran, dass wir unsere Lieben wiedersehen, das gibt mir Hoffnung, und wenn ich es nicht glauben würde, so würde ich der alten Dame ihren Glauben bestätigen, damit tust Du Dir ja nicht weh. Sie kann viel ruhiger sterben und das ist es ja, was Du für sie tun kannst.
Dein Beruf ist sowieso schon sehr schwer.
Alles gute für Dich
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Da sieht man, dass es doch etwas zwischen Himmel und Erde gibt, die Bewohnerin hatte das Gefühl, ihr Sohn und ihr Mann warten auf sie
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Hm…, eine 96-jährige Frau, die mit 20 Diabetes diagnostiziert bekommen hat, mit der Vermutung, das sie es schon wesentlich länger hatte, mit 53, 76 und 82 Jahren einen Herzinfarkt und Krebs im Endstadium. Selbst ohne Vorerkrankungen hätte man darauf warten können, dass es irgendwann so weit ist.
Dann kommt noch dazu, dass schlechter Allgemeinzustand wegen schlecht einstellbaren Diabetes (normal nach 76 Jahren), Schwachem Herz und Krebs, der selbst bei einem 30-jährigen nicht mehr behandelbar gewesen wäre. Jeder wusste, dass es aus medizinischer nicht mehr lang dauern kann.
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Ja, das auf jeden Fall, aber sie hat es sichergespürt, das wirst Du ja bei anderen Bewohnern auch schon festgestellt haben. Dein Beruf ist nicht leicht, Chapeau.
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Sie hat es gewusst. Der Arzt hat ihr ja gesagt, dass sie höchstens noch ein paar Wochen hat, weil ihr Herz die Belastung nicht mehr lange mitmacht. Und starke Schmerzmittel hat sie auch bekommen,.
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Ich denke, wenn man solche schweren Krankheiten hat und auch noch das hohe Alter, dann rechnet man selbst sowieso jeden Tag damit.
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Da die Dame Ihr Anwesenheit und Ehrlichkeit immer geschätzt hat. Wäre es das beste ihr genau dies zu liefern. Seien Sie ehrlich zu Ihr und führen ein Gespräch wie immer. Sie ist alt und weise genug nicht durch Ihre Meinung Angst zu bekommen. Und wenn Sie die Dame unbedingt ihren Glauben stärken möchten , damit diese sich besser @fühlt. Können sie immer noch anhängen, dass wenn dem so wäre, bestimmt die liebsten dort aufwarten. So haben sie ehrlich Ihre Meinung geäußert aber ihre nicht entkräftet. In manchen Gesprächen geht es nicht um DIE Erkenntnis oder Wahrheit , sondern um zu hören , reden und zusammen sein.
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Ich hätte es vermutlich mit etwas wie "Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dann warten sie ganz bestimmt." versucht, aber wenn das nicht akzeptiert wird, wäre ich wohl ehrlich.
Ich wüsste aber auch nicht, weshalb ihr das Angst machen sollte. Es ist eine Glaubensfrage. Die Tatsache, dass du nicht daran glaubst, schmälert für sie ja nichts. Ihr ist schon bewusst, dass auch du die Antwort nicht wirklich kennst, sondern eben nur deine Annahme äußerst.
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Du kannst ihr sagen, dass niemand wirklich weiss was nach dem Tod ist. Aber ihre Liebsten ganz sicher auf sie warten und abholen kommen, wenn es ein Leben nach dem Tod gibt.
Das ist dann ehrlich und gibt ihr trotzdem den Trost, den sie braucht.
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Das Ding ist, dass ich daran glaube, dass wir nach dem Tod wieder ein Teil des natürlichen Kreislaufes werden und wir Verstorbene nie mehr wiedersehen. Außer auf Bildern vielleicht
Sie ist mittlerweile verstorben