Dudelsack lernen ähnlich wie Tin Whistle?
Hey!
Hätte mal eine Frage, die bislang noch nicht gänzlich über googlen und Youtube-Videos schauen geklärt werden konnte :
Ich spiele Tin whistle und Blockflöte (beides fortgeschritten) und möchte Dudelsack erlernen. Ist das vom Mundstück und der Griffweise ähnlich der Flöte?
Was mich verunsichert:
Ich hatte mir ein Xaphoon (Taschen Saxophon) zugelegt und selbst nach Wochenlangem üben kaum einen geraden Ton raus bekommen, fand den Atem, der dafür benötigt ist übermäßig anstrengend und die Griffweise unangenehm (Löcher sehr unregelmäßig angeordnet).
Gibt's Erfahrungen, Tipps,...bzgl. Dudelsack erlernen in meinem Fall!?
Vielen Dank
2 Antworten
Hi
Es gibt sehr viele verschiedene Dudelsackarten, die unterschiedliche Griffweisen und Tonvorräte haben.
Die meisten davon sind gar nicht überblasbar. Es gibt 3 Familien von Griffweisen:
1. Offen: Ähnlich wie Flöten; z.B. Marktsack, Hümmelchen, Gaita gallega, Cornamuse Bourbonnaise,
2. Halbgeschlossen: Griffweise komplizierter; z.B. Great Highland Bagpipes, scottish Smallpipes, Uilleann Pipes, Schäferpfeife/französische G/C-Pfeife
3. Geschlossen: Man öffnet für jeden Ton nur ein Loch; z.B. Northumbrian Smallpipes, Böcke, Musette de Cour, Sordellina
Die Griffweisen sind deshalb horizontal komplizierter um vertikal leichter zu sein. 😄 ähhh besser gesagt die scheinbar nervigen Griffweisen 2. und 3. erschweren Tonleitern aber erleichtern gewisse Tonsprünge, vor allem solche die für vorgetäuschtes oder echtes Staccato benutzt werden.
. Ist das vom Mundstück und der Griffweise ähnlich der Flöte?
Griffweise siehe oben. Mundstücke haben Säcke nicht, sie haben alle keinen Ansatz; man bläst einfach hinein. Der Ton ist kontinuierlich. Daher macht man relativ viele schnelle "Verzierungen" die die Töne trennen.
Von der Atmung her sind die meisten Dudelsacktypen nicht anstrengend. Auch vom Druck her. Manche Typen werden mit einem Blasebalg bedient, das muss man dann mal lernen. Die Great Highland Bagpipes und sogenannte (relativ seltene) "Männchen" unter den Marktsäcken sind die einzigen Dudelsäcke die idr. rein körperlich von Anfängern nicht bewältigt werden können und daher häufig Vortraining brauchen.
Du müsstest zuerst entscheiden welcher Dudelsacktyp es für dich es sein soll. Dabei kann auch die Lautstärke eine Rolle spielen neben dem traditionellen Einsatzgebiet: Je nach Art sind die Instrumente zwischen sehr leise (nicht abnahmefähig bei lauten Bühnen) und sehr laut (nicht in kleinen Räumen ohne Hörschutz benutzbar).
Welche Säcke werden in der Musik die du hörst und mit den Flöten spielst benutzt? Am meisten?
Für irische Musik sind es idr. die Uilleann Pipes und ganz selten die Pastoral pipes- recht komplizierte und weit überblasbare Instrumente. Aber keine Angst 😁.
Ein französisches barockes Repertoire hat die Musette de cour. Sie hat aber auch einen nervigen hohen und staubsaugerartigen Bordun lol.
Mittelalterrock und Marktmusik benutzen den Marktsack
Die Bal Folk Szene den G/C Franzosen- der ist aber auch sonst beliebt.
Scottish Smallpipes und Hümmelchen sind wunderschöne Instrumente in Zimmerlautstärke. Hümmelchen sind absolut großartig verglichen damit wie selten man sie auf Aufnahmen hört. Nur akustisch halt ungeeignet für Outdoor.
Besonders glucksend klingen Sackpipa, Bockdudelsäcke und Nachbauten der Rostocker Spielpfeife
In Köhten ( Anhalt) gibt es einen Sackpfeifenhersteller, der Dudelsäcke in Handarbeit herstellt (ab ca 500€/Stűck). Man kann einen Termin in seiner Werkstatt mit ihm vereinbaren; dann erzâhlt er dir was űber die Dudelsäcke. Es ist nur eine Werkstatt, kein Laden wie es bei Google steht.
Kauf bloß keinen billigen űbers Internet!!!!!
Vielen lieben Dank für die tolle, ausführliche Antwort @Grobbeldopp :)