Deutsche Grammatik: Feststellen ob Adjektive mit N oder M enden

5 Antworten

1) in einem großen Loch

2) .. hohe Mengen radioaktiven Cäsiums = hohe Mengen an radioaktivem Cäsium

Der Casus setzt die Endung des ersten Wortes und des Letzten einer zusammen gehörenden Adjektiv-Kette.

Ich war in einem ganz grossen Loch.

Das Adjektiv bezieht sich auf das Loch, welches hier im Lokativ (Frage "Wo?") steht. Der Lokativ wird im Deutschen vom Dativ übernommen (Frage: "Wem?"), daher '-n'…

Wem gehört mein Bankkonto? … Gehört dem grossen, dunklen Loch.
Wem gehört mein Bankkonto? … Gehört grossem, dunklen Loch.

im Boden ihres Dorfes wurden hohe Werte radioaktiven, strahlenden Cäsiums entdeckt

Im Boden ihres Dorfes wurden hohe Werte (des) radioaktiven, strahlenden Cäsiums entdeckt.
Wessen Hohe Werte? : Genitiv

Aber:Im Boden ihres Dorfes wurden hohe Werte VON radioaktivem, strahlenden Cäsium entdeckt.

Hohe Werte von wem oder was? : Dativ, erstes Adjektiv ändert die Endung.


derollehut 
Fragesteller
 04.06.2011, 18:11

Vielen Danke für deine Erläuterung. eine Frage habe ich aber dazu: müsste in deinem Beispiel es nicht "radioaktivem, strahlendeM (statt strahlenden wie bei dir) Cäsium" sein?

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rhavin  04.06.2011, 18:29
@derollehut

Jein, ab hier ist die deutsche Sprache regional verschieden; wärend einige Dialekte beide auf einer Stufe sehen und daher beide mit m versehen, nehmen andere das zweite Wot als Nachranging und daher mit n).

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Koschutnig  04.06.2011, 20:12
@rhavin

NEIN, rhavin,

SICHER NICHT, wenn du dazwischen ein Komma hast ! Das Komma steht für und , das Gleichartiges verbindet. derollehut hat Recht:

hohe Werte VON radioaktivem, strahlendem Cäsium

und

gehört grossem, dunklem Loch.

Aber auch, wenn kein Komma zu setzen ist, da das erste Adjektiv das folgende mitqualifiziert ("Einschließung") wird nicht-parallele Beugung i.A. nicht mehr als hochsprachlich empfunden!

Der Grammatikduden (Duden, Bd. 4) von 1966 schreibt auf Seite 221, Kennzahl 2190 :

"Selbst wenn das zweite Adjektiv im Verhältnis der Einschließung steht und deshalb kein Komma gesetzt wird, werden beide übereinstimmend gebeugt. Die frühere Regel, daß in diesem Falle beim Dativ Singular und Genitiv Plural das zweite Adjeltiv schwach gebeugt werden müsse, gilt also nicht mehr grundsätzlich.

  • Früher als Regel: bei dunklem bayerischen Vier, der Genuß hoher künstlerischen Leistungen.
  • Heute: bei dunklem bayerischem Bier, der Genuß hoher künstlerischer Leistungen.

    Im Dativ Sing. Mask. und Neutr. wird allerdings das zweite Adjektiv aus lautlichen Gründen noch ziemlich häufig schwach gebeugt."

Der Duden Bd 9 (2. Auflage, 1972, Seite 22) schreibt annäherend das gleiche auch schon vor 40 Jahren:

"Auch wenn das unmittelbar vor dem Substantiv stehende Adjektiv mit dem Substantiv einen Gesamtbegriff (eine sogenannte Einschließung) bildet und deshalb kein Komma zwischen dieser Fügung und dem zusätzlichem Adjektiv steht, wird parallel gebeugt (...) Die frühere Regel, daß in diesen Fällen beim Dativ Singular und Genitiv Plural das zweite Adjeltiv schwach gebeugt werden müsse, gilt also nicht mehr. [...] Im Dativ Singular Maskulinum und Neutrum wird allerdings das zweite Adjektiv aus lautlichen Gründen noch öfter schwach gebeugt."

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rhavin  04.06.2011, 20:34
@Koschutnig

Wie ich schon sagte, es ist regional unterschiedlich. Die Frage stellte sich über deutsche Grammatik (das ist also Sprache in ihrer Gesamtheit), nicht um DUDEN-Grammatik, die schon immer versucht hat, wesentliche regionale Besonderheiten der Sprache zu entfernen, um einen völkischen Zusammenhang herzustellen, wo genuin keiner ist.

Die richtige Antwort ist also nicht nein, sondern – wie ich schrieb – jein.

Aber trotzdem Danke, daß man das, was ich in der Schule gelernt habe, 'nicht-parallele Beugung' nennt, wußte ich garnicht ;-)

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Minxs  05.06.2011, 08:53
@Koschutnig

Soweit du "von" voranstellst, stimmt: von radioaktivem, strahlendem Cäsium

Im Beispiel oben steht der Genitiv, den ich eleganter finde, deshalb wie rhavin erläutert hat.

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Minxs  05.06.2011, 08:58
@rhavin

Lieber rhavin,

wenn du schon hier unter Rechtschreibung antwortest, solltest du auch die korrekte Schreibung verwenden, betrifft nicht die "Sprache in ihrer Gesamtheit".

Also: dass und: wusste

Das Wissen aus der Schulzeit ist für viele inzwischen überholt; ich bin auch mit der alten Schreibung aufgewachsen und musste umlernen.

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rhavin  05.06.2011, 12:13
@Minxs

Also ein kausales 'daß' mit ss wird mir garantiert nicht passieren. ;-) Die sog. Rechtschreibreform wär' eine Chance gewesen, hätte man z.B. die deutsche Sprache mehr in Richtung Lautschrift korrigiert, z.B. q für den /x/-Laut und c für den /ç/-Laut verwendet, für die Kastanie endlich mal ein ë eingeführt – ich wär dabei gewesen und hätt' mir die Bürde des Umlernens gern an die Hüfte genagelt. Aber warscheinlich weiß niemand mehr, daß man das und daß einst unterschiedlich ausgesprochen hat.

Aber dies führt nun wirklich zu weit vom Thema weg…

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Fast alle Adjektive werden, wenn sie als Attribut vor einem Substantiv stehen, in Übereinstimmung mit dem Substantiv nach Geschlecht, Zahl und Fall dekliniert. Nach den Wortformen, die in einer Substantivgruppe vor dem Adjektiv stehen können, unterscheidet man die Deklination des Adjektivs:

ohne Artikel (starke Deklination) ebenso nach endungslosen Zahladjektiven (zwei, drei …usw; auch bei manch, solch, welch, viel, wenig, etwas, mehr; deren/dessen

  • großes Loch (Nom.)
  • großen Loches (Gen.)
  • großem Loch (Dativ)
  • großes Loch (Akk.)

nach dem bestimmten Artikel (schwache Deklination) ebenso nach den Pronomen dieser, jener, derselbe, derjenige, jeder, welcher

  • das große Loch (Nom.)
  • des großen Loches (Gen.)
  • dem großen Loch (Dativ)
  • das große Loch (Akk.)

nach dem unbestimmten Artikel (gemischte Deklination) ebenso nach den Pronomen mein, dein, sein, ihr usw.

  • ein großes Loch (Nom.)
  • eines großen Loches (Gen.)
  • einem großen Loch (Dativ)
  • ein großes Loch (Akk.)

Es heißt also:

in einem ganz großen Loch

hohe Werte radioaktiven Cäsiums

Hören.Stimmt schon. Und viel Lesen,daher bildet sich dieses "Wissen" und dein Hirn unterscheidet automatisch zwischen "richtig" & "falsch".

Dein erstes Bsp. zB. wäre großeN (mit "ß" mittlerweile ;) ).Ich war in einem ganz großen Loch.(Dürfte Präteritum sein..)Aber der Satz ist ja auch änderbar,dann kannst du´s wieder anders einsetzen.zB. Ich bin in eineM ganz großen Loch gewesen.(Glaube Plusquamperfekt..bin mir aber nicht sicher..^^)

Beim zweiten Bsp. wäre es ...denn im Boden ihres Dorfes wurden hohe Werte radioaktiven Cäsiums entdeckt. Deine Methode wäre aber sinniger,weil´s sich einfach besser anhört und eher im "sprachgebrauch" zu finden wäre,denke ich mal..

Die Zeit,in der du sprichst ,spielt auch eine große Rolle.Und der Artikel ist auch nicht zu verachten... Im Sinne von: Wenn da schon eineM steht,steht da seltenst noch mal ein M,da doppelt gemoppelt in Deutsch recht selten ist..Beispiele fallen mir grade nicht ein..^^

Also du siehst,mehrere Sachen die da mit einhergehen.Aber im Grunde ist es lernen,lernen wie es sich richtig anhört und das nicht mehr vergessen.^^


SpeechlessMaly  04.06.2011, 16:58

Nochmal zu den Artikeln in meinem Beitrag:"Wenn da schon ein M steht,steht da seltenst noch mal ein M ,da doppelt gemoppelt in Deutsch recht selten ist"..hätte eigentlich "im Deutschen" recht selten ist werden sollen,und damit hast du schon dein Beispiel dafür ;D

"..iM DeutscheN.." - > ^^

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    • 2 x die gleichen Endbuchstaben geht nicht. Richtig ist: ... in einem ...
    • Es dürfte beides richtig sein. Man kann hier fragen: was wurde entdeckt?
      Besser klingt es schon: ... es wurden hohe Werte an .... entdeckt.

Viel Glück und LG