Der Reichtum mancher ist die Armut anderer?

16 Antworten

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Du solltest wissen, dass die Zeitung "Die Welt" ein sehr wirtschaftsliberales Weltbild propagiert und die Autorin des Artikels ist Mitglied des arbeitgebernahen Thinktanks "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft". http://de.wikipedia.org/wiki/Initiative_Neue_Soziale_Marktwirtschaft

Der Reichtum mancher ist die Armut anderer?

Die Frage ist schon sehr trickreiche Propaganda denn der Reichtum mancher basiert auf der Arbeit und der Armut vieler. Reichtum entsteht immer dann wenn eine Gruppe arbeitet aber dafür zu wenig Geld bekommt. Würde jeder für seine Arbeit das bekommen, was es wert ist, dann würde die Armut abnehmen und es würde weniger Reichtum entstehen.

Wer aus Prinzip oder Missgunst die Möglichkeit zu Wohlstandsgewinnen verbieten will, handelt nicht moralisch, sondern unmoralisch und dumm.

Nun stellen wir uns mal vor, dass die Autorin damit meinen würde, dass Arbeitnehmer für ihre Arbeit besser bezahlt werden sollten (Mindestlohn etc.) und Arbeitgeber(-Verbände) und Lobbygruppen daher "missgünstig, unmoralisch und dumm" handeln, wenn sie Autoren und Zeitungen für solche Artikel bezahlen. Wäre der Artikel dann erschienen? Nein.

Die Weltwirtschaft wächst jedes Jahr um ca. 3% und dies basiert zum Großteil darauf, dass die Weltbevölkerung massiv wächst. Die "weltweite Inflation" liegt bei ca. 2-3%.

Eigentlich müssten dann die Vermögen der Reichen der Welt jährlich um maximal 1% steigen. Genau dies machen sie aber nicht, denn sie steigen massiv an und das ist ein klares Zeichen dafür, dass die Armen der Welt ausgebeutet werden.

Ein Blick in die Geschichte verrät, dass Armut eher eine Art Naturzustand für den Menschen ist als eine Ausnahme.

Das ist menschenverachtende wirtschaftsliberale Propaganda. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Menschen ihren gemeinsam erwirtschaften Wohlstand teilten (normales soziales Verhalten) und erst als einige wenige Reiche begannen die arbeitende Mehrheit auszubeuten kam es zu Massenverelendungen. Aus Sorge darüber, dass die Massen erkennen, dass sie ausgebeutet werden schufen die Reichen zu ihrer Sicherheit "Sozialsysteme". Heute lassen sie in der "Welt" solche Artikel schreiben weil ihnen diese Sozialsysteme zu teuer werden.

Natürlich stimmt der Satz.

Damit ist aber noch nichts wesentliches ausgesagt. Das du in der Zeitung "Die Welt" nur eine einseitige Sichtweise (der Reichen) antriffst, hängt mit der Zeitung und deren politischer Gesinnung (Axel Springer Verlag) zusammen.

Entscheidend ist die Frage wie es dazu kommt und warum, damit man das einigermaßen ändern kann. Und dabei gilt ein Grundsatz: Je mehr Reiche, desto weniger Arme und umgekehrt: je mehr Arme, desto weniger Reiche. Es geht also um ein ausgewogenes Gleichgewicht (oder Gleichheit).

Die Gründe für Armut und Reichtum sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst, weshalb die Schuldfrage kaum zu beantworten ist. Zumindest einen häufig vergessenen Aspekt will ich mit einem Zitat von Robert Walser erwähnen:

Die Großen sind nicht durch sich selbst groß, sondern durch die anderen, durch alle die, denen es ein Entzücken bereitet, sie als groß zu erklären. Durch vieler Leute Würdelosigkeit entsteht diese eine überragende Ehre und Würde. Durch vieler Leute Kleinheit und Feigheit entsteht diese auf einem Punkt aufgehäufte Summe von Größe und durch vieler Leute Verzicht auf Macht diese gewaltige Macht. Ohne Gehorsam ist der Befehlshaber und ohne Diener ist der Herr nicht möglich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Insiderwissen

"Arm" und "reich" sind ein Gegensatzpaar, dessen Teile sich durch Abgrenzung in Verhältnismässigkeit zum jeweils anderen Teil des Paares definieren.

So wie der Arm einer Waage nur unten stehen kann, wenn der andere oben steht, kann es Reiche auch nur geben, wenn es Arme gibt.

"Wenn alle reich wären", wie Du so nett, aber logikwidrig anmerkst. wäre das wie die Waage, derer beider Arme unten sind. Natürlich Unsinn.

Dieser Zustand wäre Gleichheit.

Diese Dinge sind einfach.

Nur mit einer (wirklich seltsamen) Moralisierei kann es gelingen, diese einfachen logischen Feststellungen zu vernebeln.

Die Gleichheit ist übrigens das Letzte, was Kreise wollen, die so wie da oben in Deinem Zitat argumentieren. Das Streben danach ist ja gerade das, was sie als unmoralisch verdammen.

Moralisch ist für sie offenbar, dass ein paar Wenige sich unendlich viele nutzlose Luxusgüter erlauben dürfen, während viele anderen wenig oder nix haben.

Und für das verhungernde Kind oder den erfrierenden Obdachlosen einen kleinen Teil am massigen Wohlstand zu verlangen, das ist "Prinzip und Missgunst".

Seltsam...


jawaplayer 
Fragesteller
 02.11.2013, 23:47

genau so denke ich auch deswegen hat mich der Artikel auch verwundert, dass er gemeint hat Geld wäre nicht so wie eine Gumibärenpackung, der eine hat viele Bären der andere wenige...

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derdorfbengel  02.11.2013, 23:53
@jawaplayer

Tja. Alle Materie ist endlich. Solange es keine Replikatoren gibt, muss sie aufgeteilt werden .

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Logo...Geld ist ja nicht weg oder verschwindet einfach,sondern es gehört nur jemand anderen dan.Arm+Reich gibt es erst durch das Geldsystem

TEIL 1

Vorweg: ja, die Aussage, dass der Reichtum mancher die Armut anderer ist, ist richtig. Allerdings steht der Artikel in der WELT mit dieser Aussage zunächst in keinem Zusammenhang. Bei diesem Artikel geht es nur mittelbar um arm und reich, hauptsächlich geht es im Artikel um WOHLSTAND. Er kann daher NICHT herangezogen werden, um obige Behauptung argumentativ zu bestätigen oder zu widerlegen. Wie verschiedene Foristen schon bemerkten sind ARM und REICH relative Begriffe. Sie sind immer abhängig davon, welche Grenzen für das betrachtete System gezogen werden. Anhand von Beispielen lässt sich das erklären: Annahme: Für seine Ernährung und die seiner Familie benötigt ein Bauer jedes Jahr 60 Sack Mehl. In einem Dorf leben 100 Bauern. Sie bewirtschaften ihre Felder nach einfachen Methoden und ernten durchschnittlich etwa 10.000 Säcke Getreide. Im Dorf gibt es eine Mühle, die dem Müller gehört, der selbst auch ein Feld bewirtschaftet, also auch Bauer ist. Er verlangt für das Mahlen des geernteten Getreides 5 Sack vom Mahlgut als Bezahlung. Nach dem Mahlen haben 99 Bauern jeweils 95 Säcke Getreide, der Müller aber erhält jedes Jahr 100 Säcke von seinem eigenen Feld und 99x5 Säcke also 495 Säcke von den anderen Bauern für das Mahlen des Getreides. Er erhält jedes Jahr etwa 6 x soviel, wie alle anderen Bauern. Durch die einfache Bewirtschaftung der Felder reicht der Ertrag häufig nicht, um die Menschen zu ernähren, da in manchen Jahren nur 6.000 Sack geerntet werden. Die Bezahlung für den Müller ändert sich nicht. Er erntet zwar selbst auch nur 60Sack aber bekommt für das Mahlen der restlichen 5.940 Säcke trotzdem 495 Säcke als Bezahlung. Während 99 Bauern nur jeweils 55 Sack, also zu wenig zu essen haben, hat der Müller immer noch mehr als ausreichend. Im Verhältnis zu den anderen Bauern ist der Müller reich, die anderen Bauern sind hingegen arm. Der Reichtum des Müllers beruht darauf, dass die Bauern arm sind. Da die Bauern in schlechten Jahren weniger ernten, als sie zum Leben benötigen, sind die Bauern kaum nicht wohlhabend. Die Gesellschaft im Dorf ist absolut arm. Systemgrenze ist das Dorf mit der einfachen Bewirtschaftung der Felder. In einem entfernteren Dorf leben ebenfalls 100 Bauern und auch dort gibt es einen Müller. Da die Bauern in diesem Dorf gemeinsam verschiedene Erfindungen gemacht haben, die für einen deutlich höheren Ertrag der Felder sorgen, ernten die 100 Bauern nicht nur 10.000 Sack Getreide sondern 100.000 Sack, die 10-fache Menge im Vergleich zum anderen Dorf. Der Müller lässt sich auch dort das Mahlen bezahlen, jedoch nicht mit 5 sondern mit 50 Sack Mahlgut. In einem durchschnittlichen Jahr erntet jeder Bauer 1.000 Sack Getreide. Der Müller, der in diesem Dorf kein Bauer mehr ist, erhält 5.000 Sack Getreide, während ein Bauer nur 950 Sack Getreide besitzt. Auch in diesem Dorf ist der Müller reich im Verhältnis zu den Bauern. In schlechten Jahren ernten auch hier die Bauern nur 60% des Durchschnittsertrages. Der Müller erhält auch in schlechten Jahren 5.000 Sack, während für den Bauern nur 550 Sack Getreide verbleiben. Der Reichtum des Müllers beruht darauf, dass die anderen Bauern im Verhältnis arm sind. Eine Expedition entdeckt nun das andere Dorf mit den 10.000 Sack Jahresernte und stellt fest: Alle Bauern seines Dorfes sind reich, im Verhältnis zu den Bauern des anderen Dorfes. Es gibt also ein reiches und ein armes Dorf. Im reichen Dorf sind alle wohlhabend, allerdings ist einer noch wohlhabender- nämlich der Müller des reichen Dorfes. Er ist absolut reich. Er besitzt etwa 91x soviel, wie die Bauern im armen Dorf in schlechten Jahren und etwa 9x soviel, wie die Bauern im reichen Dorf. Jetzt wird es interessant: Die Expedition des reichen Dorfes handelt mit den Bauern des armen Dorfes einen Vertrag aus. In diesem wird festgelegt, dass die Bauern des armen Dorfes die Erfindungen zur besseren Bewirtschaftung der Felder auch bneutzen dürfen, allerdings nur dann, wenn Sie die Hälfte ihrer Jahresernte den Bauern im reichen Dorf abgeben. Die Bauern im armen Dorf ernten künftig das 10-fache ihrer bisherigen Erträge.