Das Äussere eines Orthodoxen Juden
Hallo zusammen, momentan bin ich in den Bergen in den Ferien und es hat überall Orthodoxe Juden. Aber warum müssen die immer gleich anziehen (Bild). Kann mir jemand sage weshalb die sich so was antuen( also damit meine ich, weshalb sie immer solche Zöpfchen auf ihrem Kopf haben, einen Zylinder oder ein kleines Käppchen tragen, sich immer Schwarz anziehen und die Frauen schwarze Perücken tragen müssen? Jeden, den ich beobachtet habe, hat sie schräg angeschaut und sich sicher die selbe frage gestellt! Am meisten leid tun mir ihre Kinder, die sich ja diese Lebensart nicht auswählen konnten.
Wäre nett wen mir dies jemand erklären könnte
Lg Lapier
7 Antworten
das ist einfach ausdruck der zugehörigkeit zu einer Gruppe, so ähnlich wie eine Uniform...
Und da das Ansehen innerhalb der Gruppe wichtiger ist als das Ansehen von Seiten aussenstehender sind ihnen die Blicke der anderen, z.B. von dir, wurst... bzw. es bestätigt ihre Auffassung, dass die Aussenwelt eher feindselig ist... was du hier ja auch ausdrückst...
Abgesehen davon hast du nicht gut beobachtet: die Frauen tragen nicht unbedingt schwarze Perücken, es gibt auch blonde, oder braune, nur wenige tragen graue...
Die haben einfach die Mode beibehalten, die in war, als diese Art des orthodoxen Judentums sich entwickelt hat.
Das ganze Outfit der Ultraorthodoxen ist Tradition/Konvention. Du kannst einiges ableiten aus dem Tanach, aber vieles, was du wahrgenoimmen hast, ist im Grunde ein traditionell und nicht religiös begründeter Habitus, gerade die konkrete Ausgestaltung.
Was jüdisch im Sinne der Religion ist, ist zum Beispiel die Bedeckung des Hauptes, aber du wirst das nicht genauer geregelt finden. Daher tragen einige Juden das bekannte runde Käppchen, die Kippa (oder polnisch-ostjüdisch Jarmulke), manche ständig, manche nur beim Gottesdienst (sie symbolisiert den Respekt oder wenn du willst Demut vor Gott, gehört also in den sakralen und eigentlich nicht in den säkularen Alltags-Bereich); andere tragen die Mützchen wie auf deinem Foto; wieder andere tragen Fellmützen, die, wie du dir denken kannst, nicht in Judäa zur Zeit der Enstehung des Tanach getragen wurden, weil so ein Fellmützchen bei 30 Grad in der Wüste ziemlich dämlich ist. Ich hab im Gottesdienst auch schon Leute gesehen, die ihre Kippa vergessen/verloren haben und sich ein Taschentuch aufs Haupt gelegt haben. Darüber wird dann vielleicht gelästert oder gelächelt, aber religiös ist das vollkommen in Ordnung.
Die von dir wahrgenommene Kleidung wurde im 19. Jahrhundert in den osteuropäischen Ghettos/Stetln getragen. Die Ultraorthodoxen (nicht die Orthodoxen! - die laufen relativ normal rum und du wirst sie im Alltag kaum erkennen) frieren damit praktisch diese Zeit und diese Lebensweise ein, die, wie klar sein dürfte, mit der Entstehung des Tanach aber auch wirklich gar nichts zu tun hat. Zwischen Judäa um 1000 v.u.Zeitrechnung und russischem Dorfleben um 1830 (und Deutschland oder Israel heute) bestehen erhebliche zeitliche, ideologische und auch klimatische Unterschiede.
Kleidungsregeln im Judentum: http://www.dija.de/index.php?id=1141&type=123
"Frag den Rabbi":
- Äußerlichkeiten:
Die Männer der Ultraorthodoxen tragen schwarze Anzüge und Hüte. Diese Kleidung war typisch für das osteuropäische Stettl des 19. Jh. Hierdurch wird die konservative Einstellung und die Abschottung gegenüber der übrigen Welt zum Ausdruck gebracht. Orthodoxe Männer tragen modernere Kleidung, auch wenn sie darauf achten, nicht allzu freizügig zu erscheinen.
Verheiratete Frauen der Ultraorthodoxen bedecken aus Keuschheit ihr Haar mit einer Perücke, während orthodoxe Frauen ihr Haar nur mit einer Mütze oder einem Hut bedecken. Auch in der Art ihrer Kleidung unterscheiden sich die Orthodoxen von den Ultraorthodoxen, wobei diese Äußerlichkeiten weniger in den Regeln der Keuschheit als vielmehr in der Tradition begründet sind.
.juedisches-recht.de/rabbi/gruppen_orthodox.php
Letzten Endes geht es um Identitätsbildung durch Abgrenzung und Demonstration von Zugehörigkeit und ein inszeniertes Außenbild. Als könnte man die richtige geistige Haltung nach außen tragen wie ein Werbeschild. Aber wie es mit Werbeschildern nun einmal so ist: Das Gebrauchswertversprechen ist in der Regel nur schöner Schein.
Andererseits ist es falsch, diese ausgrenzenden Muster für sich zu übernehmen und auf die Abgrenzung der Minderheit (die ja durchaus ihre historischen Ursachen hat) nun seinerseits mit Ablehnung oder gar Aggression zu reagieren ... auch wenn es manchmal schwerfallen mag. Leben und leben lassen.
Nun ja, dass man die Orthodoxen kaum erkennt, ist vielleicht etwas gewagt ... :D
Das gehört zu den ihrer Kultur,.-
es rennen aber nicht alle so rum.
das selbe beispiel wieso tragen Japaner Kimonos :)
Sie leben ihre Religion eben aus.
Da kannst gleich fragen,warum sich muslimische Frauen mit Kopftuch bedecken oder andere mit Burka rumlaufen.
Danke für dein Link