Buddhismus Untergruppen?

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Ich bin Buddhist der Soto-Zen-Tradition und werde versuchen, dir weiterzuhelfen.

Theravada ("Schule der Älteren") ist die älteste Traditionslinie des Buddhismus. Sie legt großen Wert auf die Schriften des Palikanon. Wichtige Meditationsformen sind Vipassana und Metta Meditation. Das Ideal ist der Arhat, der aus eigener Bemühung erwacht und ins Nirvana eingeht. Er ist vor allem in den Ländern Südostasiens verbreitet.

Hinayana ("kleines Fahrzeug") ist eine herabwürdigende Bezeichnung für den Theravada-Buddhismus. Sie basiert auf der Kritik von Mahayana-Lehren, dass das Ideal des Arhat zu egoistisch sei. Es ist also das gleiche wie Theravada.

Mahayana ("großes Fahrzeug") basiert auf dem Theravada, entwickelte sich aber in viele andere Unterformen weiter. Das Ideal ist der Bodhisattva, ein Wesen, dass zwar auf dem Weg des Erwachens ist, aber freiwillig auf das Verlöschen im Nirvana eingeht, um allen fühlenden Wesen zu helfen.

Zum Mahayana gehören Traditionen wie der Reines-Land-Buddhismus (Amitabha-Buddhismus), der Nichiren-Buddhismus, oder die Schulen des Zen-Buddhismus, sowie Vajrayana-Buddhismus

Vajrayana ("Diamantfahrzeug") ist eine Sonderform des Mahayana-Buddhismus. Hier werden besonders viel Rituale und komplexe Meditationen zur Entwicklung des Geistes eingesetzt. Der spirituelle Lehrer hat hier eine besonders wichtige Bedeutung.

Diese Tradition des Buddhismus wird manchmal auch irrtümlich "tibetischer Buddhismus" genannt. Das ist falsch, denn Vajrayana-Buddhismus gibt es auch in anderen Ländern, wie China und Japan (in Japan gehören zB die Lehren des Tendai und Shingon zum Vajrayana).

Eine andere Bezeichnung ist "esoterischer Buddhismus" da einige Meditationstechniken und Lehren nur mündlich, also esoterisch (geheim) vom Lehrer zum Schüler übermittelt werden.

Ich hoffe, die Erklärung ist einigermaßen brauchbar.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Enzylexikon  07.12.2017, 20:03

Vielen Dank für den Stern. :-)

Wie ist das Referat denn gelaufen?

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Hallo, die verschiedenen "Untergruppen", nach denen Du fragst, sind  Traditionen, die sich nach Buddhas Tod aufgrund verschiedener kultureller Gegebenheiten in den Ländern Asiens gebildet haben - so ist z.B. der Vajrayana Buddhismus in Tibet entstanden indem er Traditionen des Bön-Schamanismus, der dort vorher sehr verbreitet war, integriert hat. In Japan war es die Shintu-Religion etc. Es gibt aber auch inhaltliche Unterschiede in Bezug auf tatsächlich verschiedene Wege, die zur Erleuchtung führen sollen. Der Buddhismus ist ja kein Kult, einem Gott namens Buddha gegenüber, sondern eine Tradition, die Menschen zur Befreiung führen will. Und da die Menschen sehr verschieden sind, gibt es unterschiedliche Wege. Manche betonen die Entsagung und das Schweigen, um den Geist zu beruhigen (Hinayana, Theravada) andere die Logik des Verstandes (Mahayana) oder das direkte Aufzeigen des erleuchteten Zustands (Vajrayana). Immer ist das Ziel, eine Methodik zu entwickeln, die den Menschen von ihrem wirklichen derzeitigen Zustand aus hilft, etwas zu verstehen und sich weiter zu entwickeln. Deshalb ist die Übertragung auf uns Westler auch so schwierig, vermutlich muß es einst einen westlichen Buddhismus geben, aber das dauert vermutlich Jahrhunderte, so wie es in den asiatischen Kulturen auch sehr lange gedauert hat.