Beispielaufgaben Uni-Mathe u. Unterschied zwischen Schulmathe und Unimathe

8 Antworten

es gibt im mathematikstudium durchaus auch "rechenaufgaben", wobei die rechnungen deutlich schwieriger sind als in der schule.

hauptsächlich gibt es aber nur beweise. wenn du in der schule schonmal erfolgreich an einem mathematik-wettbewerb (nicht logik, sondenr mathematik, also "mathematik-olympiade", aber kein "känguruh-wettbewerb") teilgenommen hast, dann solltest du geeignet sein. ansonsten gibt es keine kriterien, die meiner meinung nach den erfolg garantieren könnten.

man stellt dir folgende aufgabe, welche mit 2 total wichtigen elementaren grundlegenden sätzen zur stetigkeit beweisbar sind: (1. frage. was ist eigentlich stetigkeit?)

betrachte eine kugel im R^2 und eine stetige funktion f, die auf der kugel definiert ist und nach R abbildet (R = reelle zahlen). beweisen sie, dass es dann 2 gegenüberliegende punkte x1,x2 gibt, sodass f(x1)=f(x2).

etwas "anschaulicher" formuliert: nehmen sie an, dass die verteilung der temperatur auf der erde stetig ist. Zeigen sie, dass es dann 2 gegenüberliegende punkte gibt mit gleicher temperatur.

das kann maneinfach lösen, was du hier aber noch nicht verstehen würdest. du hast noch nicht gelernt, was stetigkeit wirklich bedeutet. man kann die aufgabe noch sehr stark verallgemeinern.

sei V ein endlich-dimensionaler vektorraum und M eine beschränkte menge. sei f eine stetig funktion auf dem rand von M (der rand von M verallgemeinert also die form der kugel von vorhin). sei weiterhin g eine stetige funktion, welche bijektiv vom rand von M auf sich selbst abbildet (erweitert definition eines gegenüberliegenden punktes). dann gibt es 1 punkt x, sodass f(x)=f(g(x)). (dabei sind x und g(x) gegenüberliegende punkte)

man kann das noch mehr verallgemeinern, sodass der "sinn" eines gegenüberliegenden punktes noch deutlich verfälscht wird, die aussage aber immer noch stimmt.

wenn du auf diese art und weise abstrahieren kannst, dann bestehst du das mathe-studium garantiert.

ALLERDINGS:

du studierst ja nicht mathe. deine mathematik für ingenieure sollte deutlich einfacher sein. es kann sein, dass du grundlagenvorlesungen wie anaIysis und lineare algebra auf mathematiker-niveau hören musst, aber danach hört es auch schon auf. es gibt nochmal einen deutlichen unterschied zwischen "uni-mathematik in naturwissenschaften o.Ä" und "uni-mathematik im mathematik-studium".

Wenn du dir in Eigenregie Unimathe-Aufgaben anschaust, dürfte dein Fazit recht eindeutig negativ ausfallen, es sei denn, du bist absoluter Überflieger (was auch die meisten Mathematikstudenten nicht sind). Aufgaben kommen immer im Komplettpaket mit Vorlesung, Tutorien, Kommilitonen, mit denen man sich zusammentun kann, Lehrbüchern, usw.

Ich würde mir aber keinen Kopf machen und das Informatikstudium anfangen, wenn die Angst vor der Mathe der einzige Punkt ist, wo du Bedenken hast. Schlimmstelfalls verlierst du (maximal) ein Jahr, machst aber wichtige Erfahrungen, lernst viel und wirst nicht dein Leben lang bereuen, nicht den Mut gehabt zu haben, das zu studieren, was dich interessiert!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Masterabschluss Theoretische Physik

Google doch mal einfach nach Skripten im Internet (viele sind frei verfügbar) - z.B. "AnaIysis 1"

Hast du schon mal darüber nachgedacht, nicht an einer Uni, sondern einer "Hochschule für angewandte Wissenschaften" (früher FH) zu studieren? Da ist es meist deutlich anwendungsorientierter als an der Uni.

Ich glaube aus eigener Erfahrung, dass man aus den Schulleistungen im Fach Mathe wirklich nicht schließen kann, ob jemand an der Uni mit Mathematik klarkommt oder nicht.

Schulmathe ist quasi Handwerkszeug - aber die ganz kleine Ausrüstung.

Vieles, was man an der Uni lernt, könnte man- um bei dem Bild zu bleiben - vergleichen damit, dass man jetzt die Gründe lernt, WARUM deine Werkzeuge so und nicht anders funktionieren.

Aber um beides geht es in der Praxis später eher weniger, sondern darum, dass man aus einem Problem, einer Datensammlung, einem Feld von Messwerten o.ä. mittels mathematischer Methoden Zusammenhänge mathematisch formulieren kann, Prognosen ermitteln, oder dass ich eine Konstruktion/ ein Objekt bereits vor der ersten Produktion mit allen seinen technischen Daten und Grenzen kenne und entsprechend wechselnden Anforderungen und Kriterien modifizieren und optimieren kann.

Mathe ist letztlich nur eine Wissenschaft, welche von den Aufgaben aus der Praxis, also dem realen Leben, lebt.

Allerdings hat sie einen weitaus höheren  Abstraktionsgrad, als es zum Beispiel Chemie oder Physik haben - eine Herausforderung, die man nicht unterschätzen sollte.

Ich habe mich ein halbes Jahr vor dem Abi gegen ein Studium der reinen Mathematik (auch noch im Ausland, in einer Fremdsprache also) entschieden und habe dann Technische Elektronik im Ingenieurhochschulstudium an der Uni gemacht.

Auch in den zwei Semestern "Höhere Mathematik" , von denen wir alle wussten, dass es mehr um das "Schon-mal-gehört haben" als um die Nutzung in der alltäglichen Arbeitspraxis ging, gab es Stellen, da bin ich mit meinem mathematischen Vorstellungsvermögen total an meine Grenzen gestoßen. Da weiß ich, was ich an "angewandter Mathematik" in meinem Arbeitsalltag habe.

Man sollte auch nicht dem Denkfehler aufsitzen, dass sich solche Anforderungen mit dem zunehmenden Einsatz von Rechentechnik entschärfen, weil uns die Rechner schon vieles am Denken abnehmen.

Jeden Algorithmus, mit welchem wir Probleme und Sachverhalte mathematisch umsetzen und verarbeiten, liefert nämlich auch heute noch ausschließlich der menschliche Verstand.

Schulmathe ist Anwendung Uni Mathe ist beweisen.

Wenn du zwischen bwl und Informatik schwankst mach doch Wirtschaftsinformatik. Ist etwas von beidem ohne zu tief in einzelne Elemente abzutauchen.