Beim führen mit Trense Zügel über dem Hals lassen oder runter nehmen?

9 Antworten

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Zügel über dem Hals lassen, aber nicht am Zügel führen ;-)

Das lehren leider wenige korrekt, im Gegenteil, manche lehren sogar führen auf Trense und ich meine auch, es in Richtlinien mal gesehen zu haben.

Korrekt wäre: Führseil ins Reithalfter einhängen und Trense lastlos halten oder ein Führhalter über den Trensenzaum ziehen bzw. einen Kappzaum mit aufziehen zum Führen.

Sinn der Sache? Wenn ich auf eine Trense von unten einwirke, stellt sich die im Pferdemaul auf, wir sprechen ja meist von gebrochenen Trensen (ob einfach oder doppelt ist fast schon egal, obwohl doppelte noch fieser sind von der Lastwirkung auf den Unterkiefer). Das Gelenk der Trense oder dann eben das Mittelstück bei doppelt gebrochenen knallt dabei direkt gegen den Gaumen des Pferdes. Die Schenkel der Trense drücken auf den Unterkiefer, wo das Fleisch einen messerscharfen Knochen überdeckt, es fühlt sich also ein bisschen an als würde man auf ein Messer gedrückt. Erschrickt das Pferd, so erfährt es "ich hab was fürchterliches gesehen und dann hat's auch noch schrecklich weh getan, ich will hier weg!" Irgendwie blöd für den, der führt, oder. Erschrickt es und die Trense bleibt lastfrei, rennt es ins Führhalfter oder Reithalfter, beruhigt sich und zurück bleibt ein "uff, bin ich erschrocken, war aber auch gruselig", es wird das, wovor es erschrocken ist, aber nicht mit Schmerz verbinden.

Was nun tun, wenn der Führweg so kurz ist, dass es sich hinten und vorne nicht lohnt, etwas zum Führen mit aufzuzäumen und es somit irgendwann einfach der "Faulheit" zum Opfer fallen würde? Das mit der Faulheit ist nun keine Kritik, denn jeder von uns neigt zur Vereinfachung von "Prozessen" des Alltags, was ja auch gut und sinnvoll ist. Am besten, man legt den von sich abgewandten Zügel über das Genick des Pferdes, hält diesen praktisch auf Kontakt (so viel eben, dass er nicht vom Genick rutscht beim Gehen, aber so viel, dass das Pferd noch Freiheit hat, sich nicht in seiner Kopfhaltung eingeschränkt fühlt) und den einem zugewandten Zügel ziemlich lose. Springt einem nun das Pferd mal weg, hat man sofort Zug auf den Maulwinkel und die Trense wirkt regulierend, aber nicht schmerzhaft ein. Wer Bodenarbeit auf Trense macht, kennt die Art der Zügelführung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

MontyReiter 
Beitragsersteller
 21.06.2015, 19:45

Danke für die ausführliche Antwort! Ich werde es mir zu Herzen nehmen und ein Stallhalfter über das Zaumzeug ziehen selbst wenn wir "nur" in die Reithalle gehen.

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Baroque  21.06.2015, 19:52
@MontyReiter

Wie gesagt, auf den kurzen Wegen tu ich's auch nicht, da zieh ich auch den Zügel einfach so zu mir rüber, dass er über's Genick geführt ist und greife ihn so, dass der drübere, der über's Genick geht, auf jeden Fall ansteht, bevor der bei mir herüben einwirken könnte.

Bei meinem eigenen Pferd mach ich nicht mal mehr das, weil ich mit dem auch frei spazieren gehe, also er hat dann schon ein Halfter drauf und ein Seil auf dem Rücken liegen, dass ich ihn greifen kann, bevor er abhaut, aber damit gehe ich ein gewisses Risiko ein, das auf jahrelangem Training (heute macht man das im Bereich Horsemanship, ich nenne es Grunderziehung) beruht und diese Jahre darf man einfach nicht unterschätzen, ich muss auch heute noch hellwach sein, was ich auch bin, denn ich möchte ihn nicht in einem Verkehrsunfall verlieren und auch noch andere gefährden oder ähnliches.

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Ich nehme die Zügel IMMER über den Kopf. Warum? Weil ich so mehr Spielradius habe. Wenn mein Pferd einen Satz nach hinten macht kann ich es noch locker halten, wenn es losrasen will kann ich am Zügel rückwärts wirken und seinen Kopf so zur Seite holen, sodass das Pferd blockiert und stehen bleibt. Allgemein habe ich mit dem Zügel über dem Kopf mehr Kontrolle und mehr Spielraum.

Das Problem bei Zügeln über dem Hals ist einfach, dass die meisten Reiter die Zügel viel zu eng fassen, also viel zu nah am Kinn. Das quetscht die Laden des Pferdes stark ein.

Einmal abgesehen davon finde ich es mit meiner RB sehr chillig, da ich nie mehr als 1 kg in der Hand habe, auch wenn sie beim Führen buckelt, galoppiert oder steigt, ich bemerke es nicht. Und weil sie nicht wegrennt habe ich immer nur die Zügelschlaufe in der Hand. Finde es so einfach sehr angenehm, mit dem Zügel über dem Kopf habe ich zu starke einseitige Einwirkung und auch zu wenig Spielraum. Deshalb habe ich die Zügel immer über dem Kopf und da können andere sagen was sie wollen, wenn ich das Pferd führen soll dann führe ich es so, wie ich es für richtig halte. Selbiges würde ich dir auch raten ...


MontyReiter 
Beitragsersteller
 21.06.2015, 19:50

Danke für die Antwort:) klar sollte ich mir da von niemandem reinreden lassen sondern es so machen wie die Besi es mir gesagt hat. Andererseits finde ich die Antwort von Baroque auch logisch und nachvollziehbar. Trotzdem danke jetzt kann ich mir meine eigene Meinung bilden;)

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Habe zwar gelernt, die Zügel  beim Führen vom Hals runter zu nehmen, allerdings lasse ich sie trotzdem auf dem Hals. Mir ist es einfach lieber. Falls doch mal ein Pferdchen ausbüchst, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass es sich mit den Hufen verfängt. 

Beides ist möglich und richtig. Wenn ein Pferd sich losreißt, ist es gefährlicher, die Zügel hängen runter. Allerdings ist es für ein Pferd fast unmöglich, sich loszureißen, wenn man die Zügel nicht überm Hals liegen hat.


LyciaKarma  21.06.2015, 18:16

Wieso sollte es für ein Pferd fast unmöglich sein, sich mit Zügeln "unten" loszureißen?

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Yentl51  22.06.2015, 08:22
@LyciaKarma

Weil man da deutlich mehr Spiel hat und nicht durch einen Ruck bereits der Zügel aus der Hand gerissen wird. Wichtig ist sowieso, dass locker geführt wird. Ich halte niemals stramm, bei beiden Varianten nicht.

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Ich glaube nicht dass es bei einer der beiden Varianten irgendwelche Vor- bzw. Nachteile gibt, beides ist - soweit ich weiß - richtig und man kann beides machen.

Wenn ich nur zum Reitplatz und zurück führe lasse ich die Zügel auf dem Hals liegen und nehme beide Zügel in die Hand, zwischen den einzelnen Zügeln dann noch den Zeigefinger (so habe ich das gelernt). Sollte ich dann mal nach dem Reiten oder so noch ein Stück spazieren gehen, dann nehme ich die Zügel runter, weil mein Pferd dann bisschen mehr "Freiraum" hat und ich es länger lassen kann.