Ausflug mit Kind in einer Wohngruppe?
Hallo,
folgendes, meine Tochter ist jetzt in der 5. Klasse, neue Schule, neue Freunde usw.....Jetzt hat sie sich endlich mit jemandem angefreundet, da sie sehr schüchtern ist, jetzt verlässt diese Freundin durch einen Umzug die Schule wieder.
Sie hat noch eine Freundin aus dieser neuen Klasse.
Sie sagte mir schon, dass sie zu ihrem Geburtstag eingeladen wurde. Soweit so gut.
Gestern rief mich eine Betreuerin aus einer Wohngruppe an und fragte ob meine Tochter denn nun zum Geburtstag der Freundin kommt. Ich wußte nicht, dass das Kind in einer Vollzeit Wohngruppe lebt.
Jetzt kann dieses Kind garantiert nichts für sein Schicksal, warum auch immer sie in dieser Wohngruppe lebt. Aber soll ich meine Tochter nun heute auf diesen Geburtstag lasse? ( Sie fahren mit einem Betreuer der Wohngruppe ins Kino ) Ich kenne weder die Umstände noch die Betreuer und soll mein Kind jetzt teilnehmen lassen?
Nicht falsch verstehen, aber ich hab ein mulmiges Gefühl.
Ich weiß nur dass dort Kinder zwischen 6-14 Jahren wohnen, die traumatische Erlebnisse im Elternhaus erlebt haben.
Ich mach mir halt etwas Sorgen um meine Tochter.
Es ist im Moment die einzige Freundin die sie dort in der Schule hat. Aber vielleicht ist dieser Umgang nichts für sie.
Was ist eure Meinung
8 Antworten
Ich kann dir nicht sagen wie du selbst handeln oder denken sollst, ich kann dir aber aus meiner eigenen Erfahrung etwas schildern:
Mein Nachwuchs freundete sich mit Kindern an die begannen mit dem gleichen Schulbus zu fahren. Schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus das diese Kinder in einer Wohngruppe des Kinderheimes leben. Sie hatten also die Zeit im Bus, die Pausen während der Schule und den halben Heimweg gemeinsam Zeit einander kennenzulernen.
Eines Tages begannen sie zu fragen ob mein Nachwuchs nachmittags denn mal Zeit hätte um gemeinsam zu spielen. Ab da wurde diese Frage regelmäßig gestellt (oft täglich). Mein Weg führte mich also regelmäßig zu der Wohngruppe um dort dann persönlich mit der aktuellen Betreuungskraft abzusprechen ob die Kinder jeweils an dem Tag überhaupt Zeit haben um gemeinsam (dort oder bei uns daheim) zu spielen, bis wann diese Spielverabredungen stattfinden können (denn im Kinderheim hat es, so wie bei vielen Familien auch, strikte Regeln für persönl. Aufgaben und Uhrzeiten zu denen gemeinsam gegessen wird).
Vorteil dieser Treffen für meinen Nachwuchs: Kontakt zu neuen Freunden (diese oben genannten Kinder). Zugleich die Erfahrung das Heimkinder ebenso Kinder sind wie alle anderen Kinder auch - nur das deren Wohnsituation eben anders ist als "üblich". Es wurde Toleranz gelernt, es wurde gelernt wie wichtig Absprachen sind.
Warum diese Kinder nun genau im Kinderheim leben - das ging und geht mich nichts an. Ich bin eine Außenstehende, nur das ich zufällig die Mutter eines Freundes dieser Kinder bin. Aber die persönlichen oder medizinischen Hintergründe dieser anderen Kinder gehen mich nichts an.
Ich verstehe mich mit den Betreuern dieser Wohngruppe sehr gut. Klar, wir haben ja nun seit einigen Jahren häufiger Kontakt (idR wenn es um die Abklärung geht wer wann wie Zeit hat um zu wem zum Spielen zu gehen). Diese Betreuer sind froh das mein Mann und nicht voller Vorurteile sind (wie so manch andere Erwachsene). Sie sind froh das wir diese Freunde unseres Nachwuchses als das sehen und behandeln was sie sind: ganz normale Kinder (nur das sie eben ihre Päckchen tragen).
Eines dieser Kinder erzählte mir neulich (als ich den Heimweg am Abend begleitete) "Ich bin total gern bei euch. Das ist irgendwie .... anders als bei uns. Viel ruhiger, gemütlich."
Und auch die eigentlichen Eltern dieser Kinder freuen sich das wir diese Kinder vorbehaltlos akzeptieren und gerne in die Freizeitaktivitäten unseres Nachwuchses mit einbinden.
Dir gebe ich folgenden Rat: Du hast die Telefonnummer der Wohngruppe? Sprich mit den dortigen zuständigen Betreuern. Sicher hat das Kind auch einen Bezugsbetreuer (das ist der Normalfall) in dieser Wohngruppe.
Sprich mit ihnen die Umstände ab. Ganz so als wären es die Eltern (eines Schulfreundes deines Kindes) und das Kind würde zuhaus im Elternhaus einen Kindergeburtstag feiern. Da hättest du doch sicher auch keine Bedenken, sondern es würde dich lediglich interessieren wenigstens mal mit den Eltern zu telefonieren, deine Fragen abzuklären (wann, wieviel Uhr bis wieviel Uhr, gibts besondere Aktionen/ Ausflüge, wenn ja wohin, muss das Kind Geld für diese Aktion/ diesen Ausflug mitbringen... etc).
PS: Mit derlei elterlichen Vorbehalten a la "Vielleicht ist dieser Umgang nichts für mein Kind" oder "Äääh, das sind Heimkinder, die sind garantiert schlimm" werden die Mitarbeiter in Kinderheimen immer mal wieder im Laufe des Berufslebens konfrontiert. Und auch Lehrer kriegen solche Aussagen im Laufe ihres Berufslebens immer mal wieder mit. Und die betroffenen Kinder eben zwangsläufig auch. Es schmerzt in der Seele wenn - allein aufgrund der Wohnsituation (die ja dazu da ist dem Kind zu helfen) - ein Kind abgestempelt und ausgeschlossen wird.
Das heftige ist ja, wenn die Erwachsenen Vorbehalte haben, etwas/ jemanden aufgrund von Vorurteilen ablehnen.... dann übertragen sie dieses Denken früher oder später auch auf ihre eigenen Kinder. Und diese grenzen dann ihrerseits Leute aus die "anders sind, anders aussehen, sich anders verhalten, anders leben, anders sprechen".
Guten Morgen, vielen Dank für Deine Antwort. Meine Tochter war gestern dann zu dem Geburtstag gegangen, ich habe sie dort etwas früher hin gebracht und mir die Wohngruppe angesehen und mit den Betreuern gesprochen. Klar weiß ich nicht was der Grund für die Wohnsituation des Mädchens ist, ist mir auch egal. Ich war überrascht wie es dort so abläuft.
Du hattest vollkommen recht. Was können die Kinder dafür. NIX. Die Mutter des Mädchens war auch dort zu besuch, hat sich aber nicht blicken lassen.
Ich finde es schlimm, wie es soweit kommen kann, sein Kind nicht bei sich zu haben. Aber trotzdem fand ich es toll wie fröhlich und "normal" diese Mädchen waren, die ich dort gestern gesehen hab.
Ich bin jetzt überzeugt, dass auch diese Kinder eine Chance haben müssen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich Bedenken hatte.
Also Fazit: Meine Tochter hatte Spaß und ich bin froh dass sie nicht voreingenommen ist. Und sich da auch von den anderen Mitschülern aus ihrer Klasse nicht beeinflussen ließ. Dort kamen nämlich schon negative Kommentare zu der Wohngruppe. Vielleicht hab ich mich da auch etwas beeinflussen lassen. Also, man lernt doch immer wieder auf von den Kindern.
Ja, ich schätze doch mal das deine Tochter sich freut. Wie soll sie denn Kontakte knüpfen wenn du sie da jetzt nicht hin lässt? Wenn du Angst hast weil due den Betreuer nicht kennst etc. dann fahr am besten mit.
Nur weil das Mädchen in einer Wohngruppe lebt und da auch andere Kinder sind die wer weiß was erlebt haben, heißt das nicht dass das schlechter Umgang ist. Die Kinder sind ja da, damit sie es besser haben als dort wo sie vorher waren.
Das habe ich damit auch nicht sagen wollen, sondern nur eine Meinung dazu geäußert, weil du ja auf jeden Fall bedenken hast. Das ist ja auch nicht verkehrt, aber im Moment scheint das Mädchen ja die einzige Kontaktperson zu sein, die deine Tochter hat. Sie würde es dir sicher übel nehmen wenn du sie nun nicht zu dem GEburtstag lässt.
Wie gesagt, fahr doch mit deiner Tochter zusammen hin. Fahr ein bisschen früher und sieh dir den Betreuer an. Sprich mit ihm und stell ruhig fragen. Vielleicht geht es dir dann damit besser und du bist beruhigter
Bitte unterstütze deine Tochter bei ihren neu geknüpften Kontakten:
Das ist wichtig für die beiden Mädchen!
Lass sie an der Feier teilhaben. Das wird sicher ein netter Ausflug ins Kino. Die Kinder werden ja betreut.
Das ist überhaupt kein Problem.
Da sind ausgebildete Pädagogen dabei.
Und da sind auch nicht unbedingt traumatisierte KInder in der Gruppe.
Das ist gar kein Problem. Diese Kinder haben nur gemeinsam, dass sie etwas Schlimmes / Traumatisches erlebt haben. Das macht sie nicht zu fiesen Kindern, die ein schlechter Umgang wären (ich weiß, das hast du auch nicht behauptet - aber du hast Angst, dass es nicht der richtige Umgang ist, was das Gleiche in grün ist). Lass deine Tochter ruhig mitgehen. Sie wird sehr nette und coole Kinder kennenlernen und Freundschaft ist wahnsinnig wichtig.
Außerdem sind ja sogar Betreuer dabei, die sich gut um diese Kinder kümmern.
Ich finde es total schön, dass dein Kind dabei auch ein bisschen die Augen öffnen wird dafür, dass es vielleicht nicht alle im Leben so gut haben wie sie.
Zeig ihr nicht deine Sorge, sonst überträgst du das nur auf sie und sie wird mit Vorurteilen da rangehen und denken, dass die Wohngruppenkinder irgendwie "komisch" oder "gefährlich" wären.
Diese Antwort kommt übrigens von einer, die gerade ein Praktikum in einer solchen Wohngruppe macht. Die Kids sind die allerliebsten, glaub mir.
Vielleicht hilft es dir, wenn ich sie beschreibe:
Junge (11): Wurde als Kleinkind von seinen Eltern im Keller eingesperrt. Hat wegen der Lichtverhältnisse damals jetzt sehr schlechte Augen und eine dicke Brille. Das ist aber auch alles, was man an ihm als "anders" sehen könnte. Er spielt am liebsten Computer und hilft immer beim Kochen (in der Wohngruppe wird zusammen gekocht).
Mädchen (10): Ich weiß nicht, was bei ihr in der Kindheit war. Sie lacht extrem viel (und manchmal nervig, haha) und schleppt immer so eine Kuscheltiergiraffe mit sich rum, die "Minnie" heißt. Wenn sie beim Essen sitzt, füttert sie nebenher auch immer Minnie.
Mädchen (14): Sie ist in der Gruppe, weil ihre Mutter wegen einer psychischen Krankheit nicht ihr Vormund sein kann. Sie geht auf eine Realschule und mag am liebsten Musik. Da das meine große Gemeinsamkeit mit ihr ist, machen wir öfter zusammen Musik (ich spiele Gitarre, sie singt oder wir beide singen). Es ist echt cool mit ihr und wir sind vom Alter her nicht wahnsinnig weit auseinander, deswegen kann man sich mit ihr auch gut unterhalten.
Die meisten Kinder bei uns werden von den Eltern zwischendurch besucht, nur manche haben keine Eltern oder sollen/möchten keinen Kontakt zu ihnen haben.
Das waren jetzt nur so Beispiele. Du siehst, ganz normale Kids, die einfach das Pech hatten, irgendwas Dummes zu erleben und deswegen nicht zu Hause wohnen können. Jetzt frag dich: Wenn dir (und dem anderen Elternteil deines Kinds) was passieren würde, z.B. ein Autounfall und das Kind überlebt als einziges und ihr hättet z.B. keine Verwandten, und dein Kind daher in die Gruppe müsste (denn deiner Tochter ist dann ja definitiv eines sehr Traumatisches passiert)... Würdest du wollen, dass andere Eltern ihren Kindern nicht mehr erlauben, was mit deiner Tochter zu machen? Weil ihr das passiert ist? Nein. Also keine Sorge.
Es ist eine Wohngruppe für Kinder, kein Gefängnis für Verbrecher.
Also: Viel Spaß im Kino! Gib deiner Tochter etwas Taschengeld für Popcorn mit! ;)
Ja, Du hast vollkommen recht mit deinen Aussagen und danke fürs "nicht verurteilen" weil ich Bedenken habe. Ich bin halt mal Mutter und man will ja seine Kinder immer nur "beschützen".
Ich werde auf jeden Fall meine Tochter dort hin bringen und auch etwas früher da sein und mir ein Bild machen. Auch wenn manche in Ihren Kommentaren hier denken, ich würde mein Kind psychisch krank machen ist es auch mein Recht genauer hin zu sehen. Vielleicht kam das auch etwas grob rüber, aber ich "stelle mich auch so an " bei Kindern die daheim in ihren Familien leben.
Ja, das ist doch prima - hinbringen und einfach mal schauen, vielleicht ein Gespräch mit den Betreuern führen und dir eine Nummer geben lassen, die du erreichen kannst (und ihnen deine Nummer geben, falls was ist).
Das wird ein toller Ausflug für deine Tochter. ;)
Ich habe nicht gesagt, dass es ein "schlecher" Umgang ist. Ich verurteile das Kind ja auch nicht, weil sie dort lebt.