Antike - Jetzt: Wie hatte die Menschheit so einen Rückschritt gemacht?
In den antiken Grossvölkern/Machtvölkern wie bspw. die alten Griechen, Römer, die alten Ägypter oder auch die Maya, haben die Menschen damals sehr grosse Fortschritte gemacht. Sie waren sehr gepflegte und intelligente Völker. Die Menschen heute leben ja immer noch teilweise abhängig von ihren Leistungen. Aber wie hatte die Menschheit so einen Rückschritt gemacht? Ich meine im Mittelalter waren die Menschen ja wirklich nicht klug. Das frage ich mich schon sehr lange.
Danke schon mal für Antworten!
8 Antworten
Zum einen ist das Mittelalter eine verdammt lange Zeitspanne und zum andern sind die Berichte relativ dramatisch und einseitig.
Heutzutage gibt es auch immer wieder verschiedenste Phänomene zur "Rückentwicklung", wie Medizingegner, die der Überzeugung sind Medizin und Impfungen schaden uns, obwohl alles dagegen spricht.
Wenn man nun in 200 Jahren nur auf diese kleine Gruppe und deren Verhalten lenken würde wären wir wohl alle medizinisch unterversorgt und rückständig.
Ich denke es fehlt wissen über alltägliches. Es gab Heilkunde, Vorsorgemaßnahmen bei Epidemien, Handel. Wirtschaft etc.
Die Menschheit hat enorme Fortschritte gemacht, wie kammen Sie drauf, in der Antike waere alles besser. Fuer wem war alles besser, fuer die Sklaven in den Schweffelminen in Vulkanen 200m unter der Erde? In den Galerien? Im Bauernhof? Sie haben keine Ahnung was fuer ein Elend damals und bis vor 100 Jahren herrschte.
Ich weiss schon, diese Zeiten waren nicht cool. Ich hab ja auch nicht gesagt, dass es besser war. Ich fand es einfach komisch.
Es ist eine etwas schiefe Wahrnehmung, die du von den antiken Hochkulturen und vom Mittelalter hast.
Grundsätzlich waren die antiken Hochkulturen die Hochkulturen der Herrschenden, die sich auf wahre Heere von einfachen und einfachsten Leuten stützen konnten. Selbst im hochgebildeten Ägypten konnten prozentual weit weniger Menschen lesen als im Mittelalter, wo es etwa 5 - 10 Prozent der Menschen gewesen sein dürften. Lediglich im alten Rom war das deutlich weiter entwickelt.
In der Antike gab es Sklaven und die Hochkulturen (auch in Amerika) profitierten von unterworfenen Völkern, die sie gnadenlos ausplünderten. Zudem gab es dort meistens hervorragende Lebensbedingungen und fruchtbare Böden.
Europa litt Jahrhunderte später aber massiv unter der Völkerwanderung als die Germanen ab der Zeitenwende ihre klimatisch unwirtlicher werdende Heimatregionen verließen und das Weströmische Reich zum Kollaps brachten. Darüber hinaus führte dort nun nicht mehr die römische Götterwelt das Regiment, sondern das eher fortschrittsfeindliche Christentum, das mehr auf Gottes Wunder als auf praktisches Handeln vertraute. Mit dem Zerfall des römischen Imperiums zerfielen auch Kultur und Wissen und wurden nur in verschiedenen Nischen, meist in Klöstern, aufbewahrt.
Erst mit Beginn der Neuzeit und der Aufklärung sollte sich das wieder ändern.
Die Antwort ist einfach: Du hast eine falsche Vorstellung vom Mittelalter.
Das ist kein Wunder, denn das Bild vom dreckigen, schmutzigen und rückständigen Mittelalter ist überall: in den Medien mit ihren schlechten Dokumentationen, in der Popkultur und sogar in der Schule. Stets die gleichen Vorurteile. Die Realität war ganz anders!
Zunächst: die Antike ist nicht einfach verschwunden, das Römische Reich nicht spurlos verschwunden. Sehr viel blieb und änderte sich. Das Wissen konnte zum großen Teil bewahrt werden, durch die Kirche. Es fehlten nur zu Beginn des Mittelalters die notwendigen Strukturen um z.B. ein nationales Straßennetz zu bauen. Sobald diese vorhanden waren, ging es ab.
Beispiel Architektur!
Ja, die Römer waren große Ingenieure und Baumeister. Aber einen gotischen Dom hätten sie niemals bauen können! Dieser Baustil ist eine mittelalterliche Erfindung und es wurde sehr schnell, sehr viel gebaut. Nicht nur Gotteshäuser, sondern prachtvolle Klöster, Stadtpaläste, Rathäuser, Handelskontore. Sie dir die alten Brücken von Regensburg oder Prag an. Mittelalterbrücken, schön wie die Sünde und immer noch in Gebrauch!
Ja, Rom hatte eine Kanalisation. Das hatte keine mittelalterliche Stadt. Aber Rom hatte 1 Millionen Einwohner. Die großen Städte des Mittelalters vielleicht 30.000. Und Kanalisation gab es eben auch nur in Rom.
Beispiel Erfindungen
Im Mittelalter wurden unglaublich viele Erfindungen gemacht:
- Brille
- Bargeldloser Zahlungsverkehr
- Versicherungen
- Mechaniken aller Art
- Buchdruck m w L
- Kompass
- Die Entdeckung der Welt
- Und sehr viele mehr
Beispiel Kunst und Kultur
Im Mittelalter entstanden fantastische Kunstwerke die ihresgleichen suchen in der Malerei, Bimdhauerkunst, Goldschmiedekunst, Romane, Liedgut
Es entstanden Universitäten, modernes Justizwesen, großartige und einzigartige Bücher die es niemals in der Antike gegeben hat.
Beispiel Wohlstand und Recht
Den Menschen ging es auch sonst allgemein besser als in der Antike und sogar besser als später. Es gab bald keine Sklaverei mehr, Frauen mussten gefragt werden um verheiratet zu werden, Angeklagte mussten gestanden haben oder die Schuld bewiesen werden. Die Armut war geringer, die Menschen hatten mehr Rechte und d Rechtssicherheit.
Es konnten mehr Leute lesen als in der Antike (außerhalb Roms), die Lebenserwartung war gleich bis besser.
Es gab also keinen Rückschritt generell
Dein Beitrag ist in großen Zügen korrekt. Aber ich muss die alten Römer und Griechen hier in Schutz nehmen. Ihre Steinbearbeitungstechnik war auf einem Stand, den wir erst wieder in der Neuzeit erreicht haben. Die Griechen hätten, wenn es in der Zeit opportun gewesen wäre JEDE gotische Kathedrale bauen können. Und wahrscheinlich in einem Bruchteil der Zeit. Die gotischen Merkmale der Architektur, mit ihren aufgelößten Aussenwänden, Strebewerk; etc., war in dieser Zeit eben nicht vorhanden. Die Griechen hatten blendende Steinmetze, Gattersägen für Platten und Steinblöcke und Schleifverfahren für die Auflagerflächen von Steinen und Quadern. Ich denke, die hätten nicht nur mithalten können. Wenn du den Griechen ein Projekt wie die Sagrada Familia mit ihren Kettengewölben gegeben hättest, - die hätten das auch gebaut!
Weil es wie Oswald Spengler aufzeigte, keinen menschlichen Fortschritt gibt. Die Menschheit steuert nicht auf ein Ziel zu. Viel eher sind Zivilisationen und Kulturen wie Menschen, sprich organisch. Sie haben eine Blütezeit und sterben auch irgendwann wieder ab.
Geschichte verläuft mehr oder minder zyklisch!
Ein cooler Gedanke :) Eine schöne Blüte zu sein, die dann wieder vergeht