An Wiedergeburt glauben ohne Hinduismus / Buddhismus?
Hallo zusammen,
einige von euch kennen mich bereits und wissen, dass ich den Islam verlassen habe und nun als Agnostiker lebe.
In den letzten Tagen habe ich mich intensiv und ausschließlich mit dem Konzept der Wiedergeburt beschäftigt, sowohl im Buddhismus als auch im Hinduismus. Ich muss sagen, die Idee fasziniert mich enorm. Für mich ist sie viel spannender als der Gedanke an ein ewiges Leben im Jenseits.
Ich stelle mir ein Leben im islamischen Paradies vor, mit Wein, der nicht berauscht, also quasi Traubensaft. Ernsthaft, das gibt es hier auf der Erde auch schon, und es reizt mich nicht wirklich. Bei den Christen scheint das Jenseits auch nicht viel aufregender zu sein, als Engel mit Flügeln durch den Himmel zu flattern, und das für die Ewigkeit. Das klingt für mich ehrlich gesagt eher langweilig.
Aber die Vorstellung der Wiedergeburt. Die ist wirklich faszinierend. Immer wieder auf die Erde zurückzukehren, in einem neuen Körper, mit neuen Erfahrungen und Herausforderungen, das hat etwas ganz Besonderes. Und es gibt Berichte von über 3.000 Kindern, die sich angeblich an ihr früheres Leben erinnern können und Details preisgeben, die sie eigentlich unmöglich wissen könnten. Teilweise stammen diese Informationen sogar aus anderen Ländern. Ich liebe wirklich mein Leben auf Erden, wie wir alles handeln, wir einkaufen gehen, Gutes erleben, Schlechtes erleben, Freunde finden, zusammen Dinge anstellen und so weiter.
Diese Idee begeistert mich einfach, wieder jünger sein, neue Menschen kennenlernen, andere Erfahrungen machen. Ich hoffe nur, wenn es tatsächlich so ist, dass ich wieder als Mann geboren werde!. Man könnte nun sagen, willst du deine Familie, deine Frau und so weiter nicht wiedersehen? Wenn die Wiedergeburt wahr sein sollte, dann waren wir schon auf Erden. Fehlt euch etwas? Mir nicht, da ich mich an keine frühere Mutter und kein früheres Leben erinnern kann, also warum sollte es mir, wenn es wieder passiert, fehlen? Dasselbe mit der Adoption. Manche Kinder wissen gar nicht, dass sie adoptiert sind, und fehlt ihnen etwas? Ich denke nicht!
Allerdings bin ich etwas zwiegespalten. Ich überlege wirklich, an die Wiedergeburt zu glauben, aber ich suche nach einer Religion oder Weltanschauung, die dieses Konzept lehrt, ohne dass Götzen angebetet werden, wie es im Hinduismus der Fall ist. Gibt es vielleicht eine andere Religion, die die Wiedergeburt auf der Erde vertritt, unabhängig von Hinduismus oder Buddhismus?
Lg
7 Antworten
Denke das ähnlich wie du. Wenn die Seele unsterblich ist, und vom Körper unabhängig ist, warum soll das nicht nochmal möglich sein einen erneuten Körper aufzusuchen?
Ich hab auch schon von der Idee gelesen, daß Religöse einfach im Jenseits/Himmel bleiben weil sie entweder nicht wissen dass man nochmal reinkarnieren kann, oder weil sie ihre Karma gelöst haben und keine Inkarnation mehr nötig ist. Vielleicht sind gerade die abrahamischen Methoden fähig das Rad der Wiedergeburt innerhalb einer Inkarnation zu stoppen und erfüllen damit Buddhas Lehren. Damit wäre die Vorstellung einer Reinkarnation überflüssig, da die Lehre dich sowiso davon befreit. Das wäre eine östlich Interpretation der abrahamitischen Religionen.
Jede Kultur kultiviert damit andere wege zurück zum Jenseits. Und es ist mittlerweile auch keine rein religiöse Idee.
Es gibt Forschung über das Jeseits/Reinkarnation über das Monroe Institute oder das Gateway Program.
Ich denke es wird in Zukunft mehr Forschung darüber geben. Evtl eine Technik um mit Verstorbenen zu kommunizieren via eine Art Telefon oder so. Denn wenns ein Jeseits gibt, dann hat es auch eine Physik, nur eben für unsere Sinne bisher nicht direkt ersichtlich, da unser menschlicher Körper nur einen begrenzten Teil wahrnimmt. Dann ist das auch kein glauben mehr sondern wissen.
Das Wort «Wiedergeburt» wird in verschiedenen religiösen Kontexten benutzt. Du meinst aber anscheinend die Reinkarnation (wieder in Fleisch gehen). Also die wiederholte Existenz in einem physischen Körper auf der Erde oder einem anderen bewohnbaren Himmelskörper in der physischen Welt.
In den ersten Jahrhunderten des Christentums war Wiedergeburt im gemeinten Sinne völlig akzeptiert. Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann, warum Dich das nur im religiösen Zusammenhang interessiert. Entweder es gibt das Phänomen oder es existiert nicht. Wenn ja, ist es doch völlig losgelöst von Glaubensvorstellungen. Auch die Existenz Gottes ist völlig losgelöst von Religionen. Das Gott von Glaubensvorstellungen vereinnahmt und für eigene Zwecke bewirtschaftet wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Hier die Internetseite von Dieter Hassler, der seit über 20 Jahren auf dem Gebiet forscht und das völlig losgelöst von religiösen Vorstellungen. Bevor man darüber redet, warum es das Phänomen gibt, wäre es schlau zu wissen, ob es das tatsächlich gibt und wie es funktioniert.
Gruß Matti
Nabend Apostate ... Gerne möchte ich auf deinen Beitrag antworten, da ich mich mit dieser Thematik etwas intensiver beschäftigt habe. Das, was ich dir jetzt mit meiner Antwort schreibe, wird dir sicherlich auf den ersten Blick etwas merkwürdig vorkommen, aber ich kann es tatsächlich begründen und vielleicht kann ich dir sogar auf deiner Suche eine Inspiration geben.
Ich bin Christ und schließe eine Reinkarnation nicht grundsätzlich aus, allerdings verstehe ich unter der christlichen Reinkarnation nicht das, was der Hinduismus darunter versteht. Den Buddhismus lasse ich aus, da dieser keine Religion im eigentlichen Sinne ist und zum anderen aus dem Hinduismus heraus als Philosophie entstanden ist.
Du hast in deinem Beitrag den Begriff "Wiedergeburt" verwendet, der nicht ganz so präzise ist. Denn die Lehre der "Wiedergeburt" ist heutzutage innerhalb des Christentums jenes Konzept, das die Auferstehung beschreibt, in dem die Persönlichkeit in einen "verbesserten" Körper wiedergeboren wird. In einen Körper wie Adam und Eva ihn hatten.
Früher, vor der Machtergreifung der katholischen Kirche, sprach man von "Wiederverkörperung", die im Gegensatz zur "Neuverkörperung" betrachtet wurde. Der Begriff Wiedergeburt ist daher etwas irritierend. Bei der "Neuverkörperung" verstand man, dass die unsterbliche Seele in einen neuen Leib einfährt, was dann als Palingenese oder besser bekannt als "Seelenwanderung" beschrieben wurde.
Es waren hauptsächlich damals platonische Christen, die den Glauben an die Seelenwanderung vertraten und in den Urgemeinden lehrten und wurde durch Anhänger der christlichen Gnosis oder der Essener zum Teil unterstützt, die Kontakt zu buddhistischen Wandermönchen hatten und die Lehre der fernöstlichen Reinkarnation im kulturellen Austausch annahmen. Allerdings stand die Lehre der Seelenwanderung nie für sich allein, sondern war anhaftend an der Lehre der Präexistenz der Seele und Unsterblichkeit der Seele (nicht verwechseln mit Ewigkeit). So wurde die Seelenwanderung als "dritten Weg" zwischen Himmel und Hölle verstanden.
Die christliche Seelenwanderung hat aber theologisch nichts mit der fernöstlichen Reinkarnation zu tun. Denn wo es bei der fernöstlichen Reinkarnation um die "Selbsterlösung" geht, um sich aus Samsara (Rad des Lebens / Geburtenrad) zu befreien und Moksha (Erlösung) zu erreichen, kennt das Christentum so etwas nicht, da "ausschließlich" Jesus uns erretten kann. So ist die christliche Seelenwanderung nicht als "Selbsterlösung" zu verstehen, sondern als "Chance", bei all jenen Fällen, die weder ein Urteil für den Himmel noch für die Hölle infrage kämen, daher auch dritter Weg. Das diese Lehre auch besonders jene anspricht, die für eine "Allversöhnung" oder sogar "Allaussöhnung" der Gläubigen sind und Sympathien findet, verwundert daher nicht.
Bleibt zu guter Letzt noch die Lehre vom "Karma", welches in der fernöstlichen Reinkarnationslehre eine Rolle spielt. Das Christentum kennt auch dieses nicht, allerdings etwas ähnliches, das bei uns Christen sich "Tugend-Laster Bilanz" nennt, wo die guten und die schlechten Taten, die in den Lebensbüchern stehen, auf der Seelenwaage abgewogen werden. Sie bestimmen aber nicht, als was man reinkarniert wird, sondern dienen als Strafmaßbestimmung. Hier dran erkennt man auch noch mal deutlich, das die christliche Seelenwanderung als dritten Weg etwas anderes definiert als die Lehre der fernöstlichen Reinkarnation.
Eine andere Frage, die sich auch stellt, warum eine Reinkarnation also milliardenfache Neuverkörperung unbedingt besser wäre. Geht es nach der buddhistischen Tradition, die keinen wirklichen Gott kennt, ist das Ziel irgendwann im "All" aufzugehen, was ich persönlich von der Vorstellung genau so schrecklich finde wie bei Atheisten, die glauben, das man einfach weg ist.
Da finde ich die Vorstellung von einem himmlischen Paradies auf einer neuen Welt wesentlich attraktiver. Alleine schon, dass man einen verbesserten Körper bekommt und diesen furchtbaren primitiven Körper, den wir jetzt haben, los sind. Dann die Möglichkeiten, die uns offen stehen. Die Neue Welt im Himmelreich wird so viel Potenzial bieten, Dinge zu erforschen, zu entdecken, zu analysieren und vor allem sich weiter zu bilden, um noch mehr Erkenntnis zu gewinnen um zu reifen, das ist für mich als Freund der christlichen Mystik und Gnosis ein Traum, die Bibliothek Gottes zu erforschen zu dürfen.
Ich gehe sogar so weit, das ich nicht ausschließe, dass das Himmelreich die Endstation ist und das es nach einem weiteren Zyklus, eine noch höhere und bessere Ebene in Gottes Reich gibt, die dann wiederum noch mehr Wissensschätze enthält usw. Das wir da nur langweilig auf einer Wolke rumsitzen und Gott lobpreisen, das glaube ich nicht, hätte Gott das gewollt, hätte er gleich Marionetten erschaffen können und keine Wesen mit freien Willen, die einen individuellen Charakter haben.
Das die Lehre keine etablierte Lehre in der Mehrheit der Gläubigen ist, ist klar, aber es gibt Jahr zu Jahr mehr Christen, die langsam aufwachen und in Erfahrung bringen, das es auch andere Strömungen in den Urgemeinden gab und wäre die frühe katholische Kirche nicht so diabolisch vorgegangen, sich sogar die Marcioniten hätten durchgesetzt. Zumindest geht man heute in der theoretischen Theologie davon aus. Und das die Glaubensfundamente des Christentums im Sanātana Dharma ihre Quelle und Parallelen finden, ist heut zutage eigentlich auch kein großes Geheimnis mehr.
Vielleicht konnte ich dir eine andere Perspektive aufzeigen, die dich weiterbringt in deinen Überlegungen.
Lieben Gruß und Gottes Segen :-)
Du kannst unabhängig von bestehenden Religionen an Wiedergeburt glauben. Und dir auch selber eine Religion basteln (das ist aber nicht notwendig).
ohne dass Götzen angebetet werden, wie es im Hinduismus der Fall ist.
Hinduismus geht auch atheistisch und pantheistisch:
Hindus can be polytheistic, pantheistic, panentheistic, pandeistic, henotheistic, monotheistic, monistic, agnostic, atheistic or humanist
https://en.wikipedia.org/wiki/Hinduism
Reinkarnation gibt es in vielen Naturreligionen wie zB den Inuit und Ho-Chunk. Oder im Neopaganismus wie zB bei Wicca.
Es gibt auch atheistischen Neopaganismus:
Some adherents of modern Paganism have developed humanistic or secular approaches, where important aspects of a pagan worldview are embraced, but deities are not revered as real or supernatural beings.
Korrekt, ich habe sowohl einen Hindu getroffen der Anhänger der "Unpersönlichkeitstheorie"ist, für den "das Göttliche" unfassbar ist und einen Gaudiya Vaishnava, für den Krishna die höchste Persönlichkeit Gottes ist.
Mit dem ersten hatte ich als Buddhist eine ziemlich gleiche Wellenlänge, während der Krishna-Jünger und ich zwar freundschaftlich verbunden waren, aber theologisch erwartungsgemäß nie zusammenfanden. ;-)
Religion ist Glaube, und glauben können wir, was wir wollen. Von der Erinnerung an ein früheres Leben glaube ich kein Wort: Das erzählen uns ja meistens amerikanische Christen. Aber die Reinkarnation findet ja ohne Erinnerung statt (z.B. als heilige Kuh oder Tempelratte). Das heißt, ich kann jetzt schon das 5. Leben führen, ohne mich an die 4 davor zu erinnern. Das macht es nicht unbedingt spannend. Und kein Christ, Moslem oder Hindi kann aus dem vorigen Leben berichten, vielleicht gibt's ja in jeder Religion Engel, Jungfrauen + Wiedergeburt. Glauben heißt nicht wissen.