An wen beten Buddhisten wenn sie beten?

6 Antworten

Deine Frage lässt sich nicht so einfach beantworten.

Gautama, der Buddha, sagte fast nichts über Gott. Er behauptete auch nie, selbst Gott zu sein. Er soll sogar zu seinen Jüngern gesagt haben: "Es gibt keine Götter, die dem Menschen helfen oder ihm helfen können."

In dem Werk The Encyclopedia of World Faiths heißt es diesbezüglich: "Der frühe Buddhismus hat anscheinend die Frage nach Gott nicht in Betracht gezogen und mit Sicherheit weder einen Glauben an Gott gelehrt noch diesen Glauben gefordert." 

Der Buddhismus verwirft also jede Form eines höheren Wesens.

Trotzdem verehrt der Durchschnittsbuddhist Götzen und Reliquien, Götter und Dämonen, Geister und Ahnen. Und er übt viele Riten und Bräuche aus, die wenig mit dem zu tun haben, was Gautama, der Buddha, gelehrt hat. 

(Zusammengetragen aus dem von Zeugen Jehovas veröffentlichten Buch „Die Suche der Menschheit nach Gott“)

Liebe Grüsse ...

Woher ich das weiß:Recherche

ArbeitsFreude  12.07.2018, 14:07

na, das klingt so, als ob der "Durchschnittszeuge" keine besonders hohe Meinung vom "Durchschnittsbuddhi" hätte - oder?

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suziesext12310  15.07.2018, 12:24
@ArbeitsFreude

"Durchschnittszeugen" sprechen nicht mit Buddhis. Ich habs in Berlin nur ein einziges Mal erlebt, dass Zeugen mit mir sprechen, aber das waren Hauptamtliche, die einen auf der Straße ansprechen, und wir haben dann Komplimente ausgetauscht, sie haben gesagt, Buddhist ist dann wenigstens besser als gar nichts, als nur unmoralisch und gewissenlos vor sich hinzuleben.

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Ich bin Soto-Zen-Buddhist und werde versuchen die Frage zu beantworten.

Der Buddha

Der Buddha selbst sprach überhaupt nicht über "spirituelle" Dinge wie die Existenz eines Gottes. Er beantwortete auch solche Fragen nicht, sondern schwieg hierzu.

Der Grund hierfür ist, dass solche Theorien den Menschen auf seinem Weg der Erkenntnis nicht voranbringen - es sind theoretisch-intellektuelle Hirngespinste.

Er warnte sogar, wer zu viel über solche "abgehobenen" Dinge grübeln würde, laufe Gefahr, dem Irrsinn anheim zu fallen - wie später etwa Nietzsche.

Buddha selbst lehrte nie etwas über Gott, aber seine allgemeine Lehre widerspricht der Existenz eines ewigen, unveränderlichen Schöpfergottes.

Ein Buddhist, der der Lehre Buddhas folgt, betet also niemanden an. Auch Ahnenrituale drücken eigentlich lediglich Respekt aus.

Asiatischer Volksglaube

Als der Buddhismus sich in Asien verbreitete, verbot er den jeweils bestehenden Volksglauben nicht, sondern integrierte ihn gewissermaßen in das Denkgebäude.

So wurden lokale Schlangengottheiten (Nagas) die vor allem in Quellen hausen sollen, kurzherhand zu "Brandschutzwächtern" der Gemeinschaft erhoben.

Auf diese Weise konnte das einfache Volk weiter seinem Glauben anhängen und gleichzeitig die damals neue Lehre Buddhas aufnehmen.

Da die meisten Menschen dort niemals eine höhere Bildung erreichten, war dieser "einfache Buddhismus" mit Moralprinzipien auch ausreichend für sie

So hält sich eben auch heute noch unter buddhistischen Laien der Glaube an glückbringende Rituale, Glücksbringer und ähnliches.

Reines-Land-Buddhismus

In der Tradition des Reinen Landes wird nicht allein der historische Buddha verehrt, sondern es gibt eine Art überirdische Erlösergestalt, den Buddha Amitabha.

Diese Form des Buddhismus wurde in schlechten Zeiten in China populär. Damals glaubte man, in einer Art buddhistischer "Endzeit" (Mappo) zu leben.

Niemand würde mehr die Lehre wirklich verstehen und niemand könne durch eigene Anstrengung und religiöse Praxis die Befreiung erlangen.

Also begannen einige volksnahe Prediger die Verehrung des Buddha Amitabha zu propagieren. Wer sich ihm Zuwende, werde durch ihn in ein Paradies gerettet.

Dieses "Paradies" (Reine Land) ist aber nicht das Endziel, sondern bietet nur eine bessere Ausgangslage, um doch noch selbst zu erwachen.

Also wurde die stete Wiederholung der Formel "Verehrung dem Buddha Amitabha" zu einer wichtigen Form des Volksbuddhismus.

Die Geistlichen trugen als erste wieder Kurzhaarfrisuren, heirateten und lebten vergleichsweise weltlich, also nicht abgeschlossen in Klöstern.

Für gebildete Geistlichen bedeutet die Lehre natürlich etwas ganz anderes. Dort sind all diese Schilderungen eher symbolisch zu verstehen.

So stehe das Reine Land zB für den Zustand geistigen Friedens, der das Erwachen überhaupt erst möglich mache und nicht für irgendein Jenseits.

Die "Verehrung" des Buddha solle gewissermaßen psychologisch wirken und positive Eigenschaften des Menschen verstärken.

Aber das ist dem einfachen Gläubigen natürlich zu abstrakt, er "glaubt" stattdessen eben fest an seine "Errettung" durch die Heilsgestalt des Buddha Amitabha.

Auch dort ist also der Buddha Amitabha zwar kein Gott, aber genießt zumindest gottähnliche Verehrung und "Anbetung" durch das Volk.

Tibetischer Buddhismus

In den Schulen des tibetischen Buddhismus gab es teilweise eine starke Vermischung mit dem vorbuddhistischen Bön-Schamanismus.

Daher gibt es dort viel mehr "Gottheiten" und "Dämonen" als in anderen Formen des Buddhismus - und auch dort gibt es wieder verschiedene Deutungen.

Gebildeten Mönche ist die symbolische Bedeutung bewusst und so stehen die "Dämonen" für die charakterlichen Hindernisse auf dem Weg zur Befreiung.

Man könnte es im Christentum mit einer bildlichen Darstellung der Todsünden vergleichen - es sind keine realen Wesen, sondern Sinnbilder.

Außerdem werden dort "zornvolle Gottheiten" verehrt - durch Meditation auf diese Symbole soll man Willenskraft entwickeln, um diese Schwächen zu überwinden.

Das ist ähnlich, als würde man sich geistig einen brutalen Boxer vorstellen, der den "inneren Schweinehund" zusammenschlägt - eine Art Motivationshilfe.

Auch hier ist es natürlich so, dass nicht jeder diese meditativ-psychologische Bedeutung versteht, sondern einfach in blinde Verehrung verfällt.

Die Fälle, in denen man womöglich tatsächlich von der Existenz irgendwelcher Geistwesen ausgeht, wirkt der Schamanismus-Gedanke, nicht der Buddhismus.

Fazit

Buddhisten die Buddhas Lehre folgen, zollen zwar zB den Ahnen, oder dem Buddha symbolisch Respekt, es findet jedoch keine Gottesanbetung oder Vergöttlichung statt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

unsere Gebete sind ein Teil der Meditation. Wir Altbuddhisten praktizieren keine Religion, und Buddha weigerte sich ausdrücklich, über religiöse und ontologische Fragen zu sprechen. Er sah sich als Arzt, der über das Leiden unter der Wirklichkeit sprach und der Wege aufzeigte, um der Umnachtung, dem Nichtwissen und Nichtwissenwollen zu entkommen. Religion betrachtete der Buddha als nicht heilsam, als nicht zum Ziel führend. Und von jedem religiösen Glauben riet er dringend ab.

Nichiren-Buddhisten beten für die Öffnung Ihrer Buddhaschaft - will heißen für die Mobilisierung der Ihnen (und allen anderen Wesen) innewohnenden Kräfte.