Alle sagen ich soll mein Pferd verkaufen?

7 Antworten

Die Frage ist ja was du gerne möchtest? Möchtest du eigentlich schon reiten oder ist das für dich absolut gar nicht wichtig und es reicht dir ein Pferd zum betüddeln und für die Bodenarbeit zu haben?

Wenn du sie nicht abgeben willst und damit zufrieden bist sie nur vom Boden aus zu arbeiten dann ist doch alles gut? Es ist dein Hobby und dein Pferd und du entscheidest wie du das am liebsten ausüben möchtest. Ich würde mir da also nicht reinreden lassen. Wenn für die die Situation in Ordnung ist, dann behalte es so bei.

Wenn du allerdings eigentlich reiten möchtest, es aber reiterlich zwischen dir und dem Pferd einfach nicht passt, dann würde ich tatsächlich in Erwägung ziehen sie abzugeben. Wenn sich die Situation schon so festgefahren hat wie bei dir dauert es meistens Jahre bis du wieder einigermaßen angstfrei wirst - ein flaues Gefühl wird aber immer mehr oder weniger dabei sein. Dann lieber verkaufen und nach einem anderen Pferdchen Ausschau halten auf dem du dich wohler fühlst.

Nicht jedes Pferd-Reiter-Paar passt auch wirklich zusammen - auch wenn der Besitzer sein Pferd noch so sehr liebt.

Seien wir mal ganz pragmatisch: Ein Pferd ist ein Hobby. Dazu auch noch ein sehr teures Hobby für das man sich so manches Mal enorm krumm legt. Die Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen ist auch nicht etwas, was man mal eben so machen sollte, sondern etwas, was weitreichende Konsequenzen haben kann. Trotzdem und bei aller Liebe sollte man auch immer ehrlich vor sich selber sein und an der Stelle, an der man unglücklich ist, auch versuchen die Situation zu ändern.

Natürlich kauft man ein Pferd nicht wie ein paar Schuhe und sortiert es in die Altkleidersammlung aus, wenn man keine Lust mehr drauf hat. Aber genau das tust Du ja gar nicht. Wie man Deinem Text entnehmen kann, hast Du ja schon versucht, irgendwie mit der Situation zurecht zu kommen und Wege zu finden, mit Deinem Pferd umzugehen. Doch dass Du hier diese Frage stellst, zeigt ja auch ganz deutlich, dass Du nicht glücklich bist, so wie es läuft. Die wenigsten Leute kaufen sich ein Pferd, damit Reitbeteiligungen und Bereiter es reiten und selber kommt man nicht damit zurecht. Die meisten Pferdebesitzer sind schon Pferdebesitzer geworden, weil sie auch reiten wollten. Der eine sportlich ambitioniert, der andere eher mit dem Traum von langen Ausritten. Doch reiten gehört schon für die allermeisten unabdingbar dazu.

Nur an der Stelle, an der man sich nicht auf einem Pferd wohl fühlt, an der die Angst einen hemmt und einem die Freude an dem wunderbaren Hobby nimmt, an der Stelle lohnt es sich, mal ganz ehrlich und offen alle Optionen zu bedenken.

Ich weiß, wovon ich spreche. Auch ich hatte mal eine Stute, die wunderbar im Umgang war. In der Box, beim Putzen, auf der Weide - alles war easy mit ihr. Aber saß ich drauf, war mein ganzer Körper in Hab-Acht-Stellung und wartete nur auf den nächsten Eklat. Ich war davon überzeugt, genau zu spüren, wenn sie zwischen meinen Beinen elektrisch wurde. Natürlich ist mir bewusst, dass das meiste von mir kam und produziert wurde und ich reichlich Nervosität aufs Pferd übertragen habe. Doch am Ende, als ich ständig nur Ausreden suchte, nicht reiten zu müssen, kam der Punkt, an dem ich mich gefragt habe, wohin ich selber möchte. Denn das Pferd war zu diesem Zeitpunkt in Vollberitt und ich zahlte und zahlte und wusste doch, dass ich meine reiterliche Antipathie und Unsicherheit und das nicht-dem Pferd-vertrauen auch dadurch nicht würde überwinden können. Es passte einfach nicht.

Seitdem sind viele Jahre ins Land gegangen und ich bin so manches Pferd geritten und weiß, wie herrlich es ist, wenn die Chemie zwischen Pferd und Reiter stimmt. Mein heutiger Wallach war vom ersten Moment an, wie nach Hause kommen. Obwohl er absolut nicht meinen damaligen Suchkriterien entsprach - er war so gut wie roh und dabei hatte ich doch was deutlich weiter ausgebildetes gesucht- war ich schockverliebt und wusste, dass er es war. und er ist es immer noch. Ja, wir haben bei Null anfangen müssen und einfach war und ist es auch nicht immer - aber ich fühle mich uneingeschränkt wohl auf ihm. Sogar wenn er mal bockt, sitze ich grinsend drauf und das Wohlfühlgefühl verlässt mich nicht.

Reitzeit ist auch meine persönliche Qualitätszeit. Reiten ist mein Hobby. Unseren Pferden gegenüber sind wir absolut verantwortlich und ihr Wohlergehen ist mir enorm wichtig. Aber ich opfere ihnen eben auch nicht alles. So viel Egoismus ist schon da, dass ich ganz ehrlich sage, dass ich dafür, dass der ganze Spaß so viel kostet an Zeit und Geld, auch selber den Anspruch habe, etwas davon zu haben. An einer gewissen Stelle hört die Selbstlosigkeit bei mir dann definitiv auch auf. Ich habe ein Pferd auch um es zu reiten und um Spaß am Reiten zu haben.

Wenn das bei Dir nicht im Vordergrund steht und es Dir reicht, ein Pferd zu haben, damit andere es reiten, dann behalte es. Doch wenn Du weisst, dass es nicht das ist, weswegen Du Dich sicherlich auch so manches Mal krumm legst, dann ist es moralisch meiner Meinung nicht verwerflich, es in gute andere Hände zu geben und Dich danach auf die Suche nach Deinem Herzenspferd zu machen auf dem Du Dich uneigeschränkt wohl und zu Hause fühlst.

In genau so einer Situation war ich zwar noch nicht. Aber ähnliches schon...

“Lieben heißt loslassen können“. Liebe heißt nicht, sich an jemand zu klammern, sondern das beste für ihn zu machen, auch , wenn das eine Trennung beinhaltet.

Und eine Trennung ist früher oder später sowieso unausweichlich - oder denkst du, das Pferd lebt so lange wie Du...?

So einen Verlust wie mit dem vorigen Pferd erlebt man in einigen Jahren unausweichlich, wenn man das Tier nicht vorher abgibt.

Und zum Thema „adoptiert“: ok, ich finde diesen Ausdruck nicht wirklich treffend im Bezug auf ein Tier, aber das steht auf einem anderen Blatt... Wenn Du die Anschaffung eines Tieres nun wie eine Adoption ansiehst, dann überleg doch mal, wie das ist, wenn man ein Kind adoptiert - das geht auch irgendwann aus dem Haus, um sein Leben mit anderen zu teilen. Jemand, der sein Pferd gegen besseren Wissens nicht hergeben will, ist dann meiner Auffassung nach „moralisch“ gesehen ähnlich wie eine Mutter, die ihr adoptiertes Kind zum Ödipussi heranzieht.

Was das Geld betrifft: Wenn du es so reichlich hast, dass es dir nichts ausmacht, Jahre oder gar Jahrzehnte ein Pferd zu halten und professionell bereiten zu lassen, damit du es auch mal am Strick spazieren führen kannst, wäre dagegen ja nichts einzuwenden. Aber wenn es so wäre, würdest du hier nicht fragen.

Wenn das, was „alle sagen“ dir nicht wirklich einleuchtet, wird dir der Rat fremder Leute aus dem Netz auch nicht wirklich helfen.

Ich kenne eine Dame, die hat in ganz genau der gleichen Situation wie du jetzt bist ihr Pferd dann doch nicht abgegeben, weil sie irgendjemand gefunden hat, der sie ermutigte, es zu behalten. Nun ist es ganz genauso geblieben, seit ca 15 Jahren. Das Pferd hat Reitbeteiligungen und Profiberitt, sie selber reitet ab und an Schulpferde, und sehnt den Tag herbei, an dem sie das Pferd endlich guten Gewissens auf eine Rentnerkoppel schicken kann.

l h wünsche Dir viel Kraft und Weisheit, die richtige Entscheidung zu treffen, und wenn es dann ein Verkauf ist, liebe und kompetente Reiter, in deren Hände Du das Pferd gern ziehen lässt. 😌

So eine Situation kenne ich. Hatte ich damals mit einem Traber.

Natürlich baut sich in der Zeit in der man das Tier hat eine gewisse Bindung/Beziehung auf und man hängt ja auch irgendwie immer an dem Pferd, auch wenn es mal nicht so gut läuft.

Ich weiß noch, wie oft ich heulend abgestiegen bin, weil einfach nichts geklappt hat.

Bei mir war es damals so, dass es eine Zeit lang immer gut geklappt hat. Auch im Unterricht wurde es immer besser und man hatte die Hoffnung, dass es doch hinhauen würde. Aber dann wurde es auch schlimmer. Teilweise wurde ich echt unsicher und ich muss sagen, ich bin normal absolut kein ängstlicher oder unsicherer Reiter, im Gegenteil.

Am Boden hat es immer Spaß gemacht. Bodenarbeit fand er super und hat sich jedes mal gefreut.

Ich sattelte ihn irgendwann schon immer mit einem flauen Gefühl im Magen und hatte jedes mal Bedenken. Ins Gelände konnte man teilweise gar nicht, da musste ich auch des öfteren abspringen, weil er mir sonst in irgendwelche Zäune gesprungen wäre etc.

Tausende Tränen und verzweifelte Gespräche mit meinen Eltern usw. , entschied ich mich dann, ihn zum Verkauf anzubieten. Ich hoffte eigentlich, dass sich niemand melden würde, aber im Grunde wollte ich für ihn ein schönes neues Zuhause und vor allem eine Person die ihm reiterlich gewachsen ist.

Dann kam der Tag an dem er abgeholt wurde. Und es war ein komisches, schreckliches aber trotzdem auch ein bisschen erleichterndes Gefühl.

Er steht jetzt ca. 1 Stunde Fahrt von mir weg, ich kann ihn immer besuchen und habe auch noch Kontakt zur neuen Besitzerin, die mir regelmäßig Bilder und Berichte schickt :-)

Es war eine der schwierigsten Entscheidungen und hin und wieder bereue ich es sogar, denn ich denke jetzt wäre ich ihm reiterlich gewachsen, habe mehr Erfahrung, bin älter geworden usw. Aber ich habe mich pro Pferd entschieden. Und ihm geht es dort wunderbar!

Und auch ich habe nach einer kleinen Reitpause endlich mein Herzenspferd gefunden. Was ganz anderes als ich eigentlich wollte bzw. gesucht habe. Aber besser hätte es nicht laufen können.

Es ist eine schwere Entscheidung und man möchte sein Pferd nicht einfach jemand anderem geben, aber das ist normal. Wäre es nicht so, dann wäre das Pferd wohl nur ein Sportgerät gewesen.

Meiner Meinung nach solltest du dich mal mit deinen Eltern und deiner Trainerin zusammen setzen und über die ganze Sache sprechen. Aber vor allem solltest du pro Pferd entscheiden!

Wie heißt es so schön: "Manchmal ist es besser, etwas gehen zu lassen, als es unter Tränen festzuhalten" - und so ist es wirklich.

Ja!

Das ist schwer, aber ich habe zum wohl des Pferdes entschieden und ihr eine passende Familie gesucht. Oder vielmehr hat sie sich die neue Besitzerin selbst ausgesucht. Das war ganz deutlich, daß sie ihr vertraut und ich konnte sie leichter gehen lassen. Jetzt hat sie es gut, einen netten Kumpel und eine passende Haltung. So ist es besser!

Wenn du dein Pferd liebst, gönne ihm ein artgerechtes und etfülltes Leben , AUCH wenn das nicht bei dir selbst ist.!

Sei stark und großzügig!

:-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reiten-Haltung-Zucht-Ausbildung n.LTJ u.ä.