Aktuelle Daten: War der AKW-Ausstieg vs. einer Verlängerung doch ein Fehler?
Aus den neuesten Zahlen des statistischen Bundesamtes ergibt sich, was die Mehrheit der Fachleute (und wohl auch der Bürgerinnen und Bürger schon vorher wussten: Wir importieren nach Abschaltung der letzten AKWs in Deutschland u.a. Atomstrom aus Frankreich aus technisch veralteten Kraftwerken. Quelle: Strom-Import und -Export – Tabellen - www.stromdaten.info
Und das trotz der flauen Wirtschaft mit weniger Verbrauch und energiebewussten Privatverbrauchern.
Dazu kommt, dass Südlink und SüdOstlink noch bis mind. 2029 zum Betrieb brauchen.
Wie stehen die grünen Chefideologen dazu aber auch die werte Community hier?
Das Ergebnis basiert auf 35 Abstimmungen
16 Antworten
Das große Problem der Atomkraft in Deutschland ist das fehlende Endlager für abgebrannte Kernbrennstoffe. Derzeit lagern schon sehr viele Castoren mit solchem Abfall in irgendwelchen mehr oder weniger gut geschützten Zwischenlagern.
In der Rückschau und auch in der Vorausschau (Thema Zwischen- und Endlagerung) hat sich gezeigt, dass Atomkraft die teuerste Energieform war und ist. Sie konnte nur deswegen "billigen" Strom liefern, weil sie von Anfang an hoch subventioniert war und ein großer Teil der Kosten erst in der Zukunft anfallen wird.
Ob es genau jetzt richtig war, auch die letzten AKWs stillzulegen ist eine andere Frage. Die Politik hat in 2011 das Jahr 2022 für das Ende der Kernkraft in deutschen AKWs beschlossen, danach aber nicht rechtzeitig gehandelt, also z. B. die Windkraft konsequent ausgebaut und Leitungsnetze im erforderlichen Mindestumfang gebaut und Kapazitäten bei Gaskraftwerken ausgebaut. Das wurde z. B. in Bayern sogar richtig blockiert, obwohl der damalige Ministerpräsident Seehofer einer der lautesten war, als es um die Abschaltung der AKWs ging. Populistisch eben.
Die deutschen AKWs lieferten zuletzt nur noch wenige Prozent des benötigten Stroms. Auf den kann man jetzt gut und gerne verzichten.
Jetzt den Rückbau zu stoppen und die AKWs (die letzten drei) wieder in Betrieb zu nehmen, wäre ungefähr vergleichbar mit einem Haus, dessen Abriss man schon begonnen hat. Einrichtung ist schon raus, Fußböden sind rausgerissen. Technik wurde verscherbelt und jetzt soll es wieder bewohnbar gemacht werden.
Das kostet für den alten Kasten erneut einen Haufen Geld und dauert sehr lange. Aus dem alten Haus wird dadurch kein neues und bis es fertig ist, brauchen wir es gar nicht mehr. So in etwa wäre es jetzt, wenn man diese AKWs wieder betriebsfertig machen wollte. Ich habe schon gelesen, das wäre dann frühestens 2029 möglich. Also, was soll die Diskussion darüber jetzt noch?
Strombeschaffung: Wir leben in einem europäischen Strommarkt und können von überall her den Strom kaufen, den wir brauchen. Überschüssigen Wasserkraftstrom aus Österreich und Norwegen bspw. Kohlestrom ggf. aus Polen und Atomstrom aus Tschechien oder Frankreich oder sonst wo her.
Umgekehrt gibt es Phasen, wo in Deutschland Strom anfällt, der hierzulande gar nicht verbraucht werden kann und deshalb ins Ausland, z. B. nach Polen "verschenkt" wird. Die freuen sich.
Letztes Jahr wurde im Sommer viel Strom von Deutschland nach Frankreich verkauft, weil über die Hälfte der dortigen AKWs still standen. Entweder, wegen Wartung, Defekten oder weil Kühlung aufgrund von Hitzewellen nur eingeschränkt möglich war. Dieses Jahr laufen wohl die meisten wieder und produzieren Strom, den wir nicht teuer abkaufen müssen, sondern recht günstig bekommen.
In Frankreich anfallender Atommüll ist zunächst einmal deren Problem und nicht das Problem Deutschlands. Über die Sicherheit der dortigen AKWs kann diskutiert werden, aber sie sind bestimmt genauso sicher, wie die alten deutschen Kernkraftwerke. Da hätte ich keine Bedenken.
Übrigens ist auch in Frankreich bekannt, dass der Strom aus deren AKWs der am teuersten erzeugte Strom ist.
Fazit: So, wie es jetzt ist, ist es schon richtig. Was hier fehlt ist der Netzausbau und sind die Gaskraftwerke, die für Spitzenlast schnell aktiviert werden können. Wenn das alles richtig ausgebaut ist, ist Wind- und Sonnenstrom praktisch immer ausreichend und sehr günstig verfügbar und Überschuss aus dieser Energieerzeugung kann für Wasserstoffproduktion verwendet werden oder auf andere Art gespeichert oder umgewandelt werden.
Es gab in BaWü also eine Abhängigkeit, die nicht schon vor langer Zeit erkannt wurde? (In Bayern vermutlich auch.)
Die Rückschau sollte schon was bringen, wenn Politiker dabei erkennen, wo in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, um daraus für die Zukunft zu lernen, aber dies Hoffnung darf man wohl begraben.
Du fragst, ob die Abschaltung der letzten AKWs ein Fehler war und bietest zur Auswahl bei den Antworten an, "Laufzeitverlängerung wäre sinnvoll".
Wenn man zu der Erkenntnis kommt, dass die Abschaltung ein Fehler war, bleibt es doch bei der Konsequenz, dass eine Laufzeitverlängerung, also mal eben wieder anschalten, offenbar gar nicht mehr möglich ist. Insofern ist diese zur Abstimmung gestellte Meinung völlig irrelevant.
Die zweite, "energiepolitisch sinnvoll"? Darüber sollen sich die Leute Gedanken machen, die wirklich Einblick haben.
Es bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass wirklich aus Fehlern der Vergangenheit gelernt wird.
Meiner Meinung nach war der vorgezogene Ausstieg 2012 unter Merkel zu früh.
In der heutigen Situation hätten wir die Kraftwerke bis 2030 noch gut brauchen können. Die Abschaltung der letzten Akw die noch rund 4% des Stromverbrauches lieferten war dann aber auch nicht mehr ausschlaggebend.
Das durch den Ukraine Krieg das billige und vergleichsweise saubere Russengas wegfällt haben weder Merkel noch Scholz ahnen können.
Aber dann kaufen wir halt Strom bis die EE weiter ausgebaut sind, ist billiger als die AKW wieder in Betrieb zu nehmen oder gar neue zu bauen.
Der Ausstieg vom Wiedereinstieg war m.E. dem öffentlichen und medialen Druck nach Fukushima geschuldet und sicher keiner politische Räson der Zukunftsgestaltung.
Die AKWs hatten nur BUNDESWEIT einen Anteil von 4%. In BW als energiehungriges Land war der Anteil der Atomenergie bei satten 22%.
Den Ukrainekrieg konnte keiner vorhersehen, aber dann mittendrin die letzten 3 AKWs abzuschalten (und die in der Ukraine als sicher zu bezeichnen), war mit dem gesunden Menschenverstand m.E. nicht nachvollziehbar.
Jetzt kaufen wir den Strom, aber aus welchen Quellen? Technisch veraltete AKWs in Frankreich, mit Überlast fahrende in Tschechien oder zunehmend auch Kohlestrom aus Polen? Das WAR vorhersehbar und wurde auch oft genug von Fachleuten und -firmen publiziert.
die letzten 3 Akw's wurden ja nicht abgeschaltet weil sie unsicher waren sondern weil auf Grund des beschlossenen Ausstiges die Dinger heruntergewirtschaftet waren und nur mit hohen Investitionen weiterlaufen hätten können. (Haben selbst die Betreiber selbst so angegeben)
Dann doch lieber Strom importieren wenn es günstiger ist.
Ob wir jetzt Strom aus Frankreich oder Polen kaufen oder nicht ist doch egal, die AKW und Kohlekraftwerke laufen auch weiter wenn wir nichts kaufen. Da bin ich ganz pragmatisch.
Energiepolitisch wars nicht richtig auszusteigen. Atomkraft ist tatsächlich eine der co2-ärmsten Energieträger und relativ sicher in einem Naturkatastrophenarmen Land wie Deutschland.
Dennoch bleibt immer ein hypotethisches apokalyptisches Szenario. Was wenn der Russe unsere Kraftwerke in die Luft jagt? Was wenn doch grobe Fahrlässigkeit auftritt aus irgendeinem Grund?
Dann ist ein großer Teil unseres Landes für Jahre oder sogar Jahrhunderte (kommt drauf an wie viel radioaktives Material austritt) unbewohnbar für Menschen.
Außerdem ist die Ressourceneinfuhr aus Afrika ja momentan etwas instabil. Wir haben in Europa soweit ich weiß keine einzige Uranquelle. Selbes Spiel wie beim Erdgas, man ist für seine energie wieder vom Ausland abhängig.
Ich meine es ist besser auf die erneuerbaren Energien zu setzen, auch wenn die Energiespeicherung noch in den Kinderschuhen steckt.
Aber es ist tatsächlich sehr unweise gewesen die letzten Atomkraftwerke abzuschalten während der Energiekrise und stattdessen das Defizit mit mehr Kohle auszugleichen. Eine Verlängerung um ein paar Jahre wäre evtl. besser gewesen.
Danke.
Das Szenario eines GAUs ist aber nicht dadurch begrenzt, dass eine radioaktive Wolke bei Westwind an der z.B. franz. Grenze anhält.
Rein statisch ist es mit konventionellen Mitteln extrem schwer, ein AKW von außen so zu beschädigen, dass ein relevanter Austritt erfolgen würde.
Brennstäbe müssen au das AKW "zugeschnitten" werden. Das kann aber auch mit Erz aus z.B. Kanada passieren. Letztendlich ist es eine Frage des Preises.
Von außen ja, allerdings hat Russland sehr erfolgreiche Hacker-teams, die evtl. auch die AKW's elektronisch infiltrieren könnten. Ich weiß allerdings nicht wie viel schaden man dadurch anrichten könnte.
Aber nur kanada alleine kann ja nicht die wachsende Anzahl an AKW's im Westen nicht beliefern oder? Die größten Vorkommen sind meines Wissens nach in D.R. Congo wie auch in Westafrika.
Bei chernobyl ist das ja auch über ganz Europa gezogen, besonders betroffen bis heute ist ja aber nur die direkte Umgebung um Chernobyl selber. Gott sei dank, denn sonst wäre sogar das nahe gelegene Kiev beteoffen gewesen.
Aber Deutschland ist noch viel dichter besiedelt als die Ukraine, weswegen das noch problematischer sein könnte.
Die AKWs sind für sich autark. Insofern sehe ich da keine Gefahr durch Hacker.
Kasachstan hat sehr große Vorkommen.
Wir sind zwar dichter besiedelt, sind aber auch technisch deutlich weiter und die Gefahr eines Tsunamis oder eines Erdbebens ist/war bei den letzten Standorten nicht real vorhanden.
Der Anteil der Atomkraft lag nur noch bei 6%. Dafür lohnt sich ein Aufstand nicht.
Der Anteil lag bundesweit sogar nur knapp unter 4%.
Allerdings muss man mit den Zahlen richtig umgehen: In energiehungrigen Baden-Württemberg lieferte das letzte AKW satte 22% des Strombedarfs (!). Und ohne die noch im Bau befindlichen Überlandleitungen helfen auch GWh aus z.B. Meck-Pomm rein gar nichts.
Ja, das war ein klarer Fehler. Ich habe mich damals auch darüber gewundert. Der Entscheid wurde den Medien zuliebe gefällt und gründete nicht auf rationalen Überlegungen.
Den Medien zuliebe? Die Medien müssen Seiten und Sendezeiten und Internet voll bekommen. Denen ist es am Ende egal, wie Strom erzeugt wird.
Die über Jahrzehnte geschürte Panik vor allem, was nach Atom klingt, eignet sich eben sehr gut dazu, die Seiten und Sendezeiten und Internet voll zu bekommen. Nüchterne Vergleiche verschiedener Energieträger sind da viel schwieriger zu verkaufen.
Ich sehe zwar auch, dass es zu einem gewissen Grad Panikmache ist, aber auch dass viele Leute Atomkraft verharmlosen. Es scheint nur diese beiden Seiten zu geben. Ich bin stark dagegen Energieträger zu politisieren, abseits evtl. der Klimawandel-Thematik welche nunmal eine politische Angelegenheit ist und daher Lenkung bedarf.
Fehlende Endlager ist auch ein Thema der Bürokratie. Ich habe so ein 40-jahres-Zwischenlager in 600m Entfernung. Geologisch wird das sicher auf Dauer kein Problem darstellen. Allerdings wird es den viel zu vielen Kriterien für ein Endlager nie gerecht werden.
Die Rückschau nach 2011 bringt uns m.E. nicht wirklich voran. Politik muss das Machbare und Sinnvolle für die Zukunft im Blick haben.
Die Strommenge ist zum jetzigen Zeitpunkt in der Gesamtbetrachtung nicht zwingend das Entscheidende. Atomstrom war mit knapp 4% BUNDESWEIT kaum ein Faktor. In BW war der Anteil immerhin bei 22% vor der Abschaltung und da sitzen auch energiehungrige Betriebe.
Wenn Du den Link betrachtest, fällt auf, dass wir sowohl technisch als auch politisch bzgl. Strombeschaffung in eine nie dagewesene Abhängigkeit geraten sind. Und dass die französischen AKWs deutlich älteren Datums und auch älterer Technik sind, ist bekannt. Braucht Frankreich (nur als ein Lieferant) selbst den Strom, wird das mit dem Zukauf schon sehr spannend.
Insofern war die Frage im Bezug auf die Entscheidung der Regierung schon richtig gestellt.