Achtsamkeitsmeditation Fokus auf eine Uhr richten?
Hallo liebe Community,
Ich habe für mich den Buddhismus entdeckt und bezeichne mich selbst als Laien-Buddhist. Der Buddhismus hilft mir mich selbst zu finden und meine wahre Natur und mein wahres Wesen zu verstehen und zu erfahren. Ich habe nach langer Suche und "Kopfzerbrechen" über mehrere "Umwege" für mich den Frieden im Buddhismus gefunden und praktiziere diesen entsprechend so seriös wie es einem Laien-Buddhisten nur möglich ist. Ein wesentlicher Bestandteil buddhistischer Praktiken ist das Meditieren. Ich meditiere seit ca. drei Montaten täglich und manchmal sogar zweimal am Tag. Ich merke auch im Alltag, dass mir vorallem die Achtsamkeitsmeditation viel gebracht hat. Ich erlebe Momente bewusster und intensiver, reagiere auf stressige Situationen viel klarer und ruhiger usw.
Auch die Meditation selbst fällt mir immer einfacher und ich habe das Gefühl, dass ich mit konstanter Übung auch viel einfacher und tiefer in den Meditationzustand verfalle. Am Anfang war die Meditation oft "schwierig", weil es nicht so einfach ist seinen Verstand in den Ruhemodus zu schicken :D. Doch merke ich wie oben erwähnt, dass die Achtsamkeitsmeditation mit Übung und Hingabe immer "effektiver" und erfüllender wird :)
Jetzt zu meiner Frage:
Kann man seine Aufmerksamkeit und Fokus auch auf das Ticken einer Wanduhr ausrichten statt auf den Atem? Öfter erwische ich mich dabei beim Meditieren im Moment absoluter innerer Stille und Ruhe, dass ich jedes einzelne Geräusch wahrnehme, was im gegenwärtigen Moment präsent ist. Wenn die Gedanken still sind, nimmt man plötzlich alles an Geräuschen wahr, die normalerweise im Alltag herausgefiltert werden. Tatsächlich hat mich das Ticken der Wanduhr geschafft mich aus dem Moment der Stille rauszuholen und abzulenken. Bis ich vor ein paar Tagen gedacht habe: Weißte was, richte deine Aufmerksamkeit doch von vorne rein nicht auf deinen Atem, sondern auf das Ticken der Uhr. Und tatsächlich funktionierte es sogar besser für mich, wie als wenn ich meinen Atem als "Anker" verwende.
Daher nochmal meine Frage. Kann man seinen Fokus auch auf das Uhrenticken ausrichten, statt auf den Atem? Oder wäre es eine falsche Art die Achtsamkeitsmeditation durchzuführen?
Und danke für jede Antwort bereits im Voraus :)
Ich wünsche allen buddhistischen Anhängern ein schönes Vesakh-Fest :)
Ich wünsche allen Wesen dieser Welt das höchste Glück. Mögen alle so viel Glück und Liebe erfahren, wie es nur geht. :)
4 Antworten
Der Fokus ist ein Hilfsmittel bei der Meditation. Er dient lediglich dazu, deine Achtsamkeit an einem Punkt zu halten. Weil unser Geist nicht gewohnt ist bei einer Sache zu bleiben und hin und her springt. Der Atem wird oft empfohlen, weil wir den immer dabei haben und weil er für uns essentiell ist. Letztlich ist alles als Fokus geeignet, das in der Lage ist, unsere Aufmerksamkeit zu fesseln: Ein Bild, eine Kerzenflamme, eine Blume, ein Geräusch, ein Mantra. Im Laufe der Praxis können die Meditationsgegenstände immer subtiler werden: Du kannst auf einen Ton in deinem Ohr achten, selbst wenn es objektiv ganz still ist. Du kannst deine eigenen Gedanken als Fokus nehmen. Sind da Gedanken? Und schließlich kommt das Stadium ohne Fokus. Du bist voll wach und es ist keine Ablenkung da. Darum geht es unter anderem – um den Zustand ohne Ablenkung. Meditation ist ein Abenteuer und ein Stufenweg. Wenn du dabei bleibst, wirst du immer wieder etwas Neues entdecken.
Ja, natürlich kannst und darfst du auch auf das Geräusch einer Uhr achten.
Auch dir danke ich sehr für deine ausführliche Antwort :) dann war ich mit meiner Vermutung wahrhaftig nicht auf dem Holzweg, dass ich auch einen anderen Punkt, Gegenstand etc. nutzen kann für die Aufmerksamkeitsmeditation.
Aber auch allgemein betrachtet merke ich bei meiner eigenen Fragestellung, wie abhängig der Mensch von seinen eigenen Erwartungshaltungen, Gesellschaftssystemen und Idealvorstellungen abhängig ist. Letztlich habe auch ich mir die Frage gestellt: ,,Kann das so, wie ich es mache, überhaupt so richtig sein? Schließlich macht es fast jeder auf die "klassische Art", nämlich seinen Fokus auf den Atem richten." Man ahnt manchmal nicht, wie gefestigt die eigene Meinung und die eigene Idealvorstellung gegenüber einer Thematik sein kann.
Aber nein, es muss nicht unbedingt der Atem sein. Auch wenn es vielleicht gefühlt 90% der anderen Menschen so machen, heißt es nicht, dass ich es auch so machen muss. Wenn ein anderer "Anker" besser funktioniert, wäre ich dumm mich trotzdem auf den Atem zu konzentrieren während ich weiß, dass es mit einem anderen Anker besser funktioniert.
Da wirft es intuitiv in mir die Frage auf, wie viele Menschen vielleicht probiert haben zu meditieren, dann aber gemerkt haben "es funktioniert mit dem Fokus auf die Atmung nicht" und dann alles wieder aufgegeben haben.
Hoffentlich ist meine Antwort verständlich. Ich bin aufgrund meines Migrationshintergrundes nicht soooo redegewandt hehe
LG Eddy
Ja klar, du kannst deinen fokus auf alles richten, was deine sinne wahrnehmen, nicht nur auf den atem Es geht darum, im gegenwärtigen moment zu sein und deine aufmerksamkeit bewusst auszurichten. Wenn dass ticken der Uhr für dich funktioniert, ist das völlig in ordnung Du findest deinen eigenen Weg in der Meditation, dass ist das wichtigste. :)
Vielen Dank für deine Antwort :) das ist schonmal gut zu hören, dass ich nicht auf dem Holzweg bin haha Ich werde einfach, da ich oft zweimal täglich meditiere, einfach ein bisschen mischen. Mal auf den Atem fokussieren, mal auf die tickende Uhr im Raum :D was mir beim Atem besonders gefällt: Man erfährt und spürt seinen Körper mehr. Der Körper wird beim Fokus auf die Atmung mehr integriert während der Meditation. Zumindest ist es meine subjektive Wahrnehmung.
LG Eddy :D
Ich habe von buddhistischen Lehrern gelernt, dass es wichtig ist, im Körper verankert zu sein beim Meditieren. Deshalb werden vorm stillen Sitzen häufig Körperübungen angeleitet, um aus dem Kopf (dem Denken) raus zu kommen und mit dem Bewusstsein im Körper zu landen. Ich war auch mal bei einer christlichen Meditationsgruppe. Auch dort habe ich gehört, dass es wichtig ist sich körperlich gut wahrzunehmen. Deshalb machen auch die zuerst Körperübungen. Auch bei der Atembetrachtung ist dies wichtig. Leute die sich das Meditieren selbst beibringen machen dies häufig falsch und fühlen dann angespannt. Deshalb hat ein buddhistischer Mönch ein Buch (englische Sprache) speziell über dieses Verkörpertsein geschrieben, in dem das ausführlich erklärt und beschrieben ist.
Wenn dich das Ticken der Uhr auch nach innen führt, und du dich dabei nicht selbst verlierst, ist vielleicht nichts dagegen einzuwenden. Aber ich bin kein Experte dafür. Ich denke mal, du wirst Erfahrungen damit machen und selbst entscheiden können, ob das gut ist.
Ja, es geht vielen, die glauben Meditation könnte man sich selbst beibringen, so oder ähnlich.
Bei buddhistischer Praxis geht es nicht nur um einen geistigen Ruhemodus. Ein ruhiger Geist ist nur so etwas wie ein Werkzeug, den man dann für die eigentliche Arbeit gebrauchen kann.
Richte vielleicht deine Aufmerksamkeit auf deine Wahrnehmung, also alles was du während der Meditation wahrnimmst? Auch das Ticken, den wehenden Wind, deinen Körper,…
Vielen Dank für deine Antwort. Ich habe bereits einer Antwort weiter oben geantwortet und habe genau diesen Aspekt beschrieben. Beim Fokus auf der Atmung wird der Körper mehr "integriert". Den Fokus auf die Atmung zu legen zwingt einen auch irgendwie auf die richtige Körper- und Sitzhaltung zu achten. Wo ich angefangen habe mich ernster damit zu beschäftigen und meine ersten Meditationsübungen gemacht habe, wurde mir nach ca 15 bis 20 Minuten schwindelig, weil ich zu eingeknickt saß. Damals dachte ich, das wäre eine transzendenze Erfahrung hahaha Umso enttäuschter war ich dann nach meiner Eigenrecherche, dass ich einfach falsch geatmet habe und mich wahrscheinlich fast bewusstlos meditiert habe :D