1. Klasse und keine Lust auf Schule?

4 Antworten

Bedenke bei den Gesprächen mit dem Lehrer, dass Lehrkräfte wirklich von allen Seiten zugeschüttet und massiv überlastet werden, dass von ihnen von allen Seiten - Eltern, Ministerium, Schulleitung, Gesellschaft, Kindern - alles mögliche verlangt wird, was in ihrer bezahlten Arbeitszeit kaum noch zu schaffen ist. Auch, weil dort die Situation mit dem Fachkräftemangel und krankheitsbedingten Ausfällen wirklich extrem ist und oben drauf somit auch noch ein ständiges Jonglieren mit Vertretungen und so entsteht. Grobe Orientierung: Wenn Lehrkräfte auf 40-42 Wochenstunden Arbeit kommen wollen, geht das eigentlich nur, wenn sie offiziell nur eine 70%-Stelle haben!

Überlege somit mal, wie du den großen Wissensdurst deines Sohnes vielleicht selbst stillen kannst! Natürlich ist es völlig legitim, wenn du dazu den Lehrer um Tipps bittest, wo du vielleicht gute, passende, zusätzliche Knobelaufgaben oder so finden könntest, die keinen weiteren Unterrichtsstoff vorwegnehmen, aber dennoch deinen Sohn ein bisschen fordern. Aber eben in dem Bewusstsein und mit der Bereitschaft, dass du dich um die Beschaffung dann selbst kümmerst und dort nicht vom Lehrer erwartest, dass er dir fertige Kopien oder so liefert!

Und mit deinem Sohn solltest du dann darüber sprechen, dass Schule nun mal Pflicht ist. Und dass du schon verstehst, dass es für ihn blöd ist, wenn er sich im Unterricht ein bisschen langweilt, aber dass er da eben durch muss. Und dann könnt ihr ja gemeinsam über Strategien und Lösungen nachdenken, was er machen könnte, um damit in der Situation besser zurecht zu kommen.

Zum Beispiel könnte er ja den Mitschülern helfen, die nicht so gut klar kommen! Oder indem er, wenn er früher als die anderen mit einer Aufgabe fertig ist, eine leise, nicht störende Beschäftigung (natürlich in Absprache mit dem Lehrer) dabei hat - zum Beispiel ein Buch zum Lesen. Gerade in der Grundschule gibt's diese Option sogar oft direkt von der Schule gestellt im Klassenzimmer in Form von Leseecken...

Bestärke ihn nur nicht weiter darin, dass seine Ablehnung gegen die Schule irgendwie gerechtfertigt ist. Denn ja, auch diese elterliche negative Sicht auf die Schule ist ein Faktor dabei, wenn Kinder die Motivation zum Lernen verlieren...


Wolkenkind25 
Fragesteller
 19.01.2024, 09:33

Ich studiere selbst Lehramt (allerings hab ich nichts mit der Grundschule am Hut 😵‍💫) und versuche auch mit dem Wissen wie das Lehrerdasein sein kann positiv beizuwirken, aber dieses Kind schafft es aus jedem positiven Beitrag meinerseits mindestens eine negative Stelle zu finden 😭 die Idee eine kleine Beschäftigung mitzugeben gefällt mir allerdings ganz gut. Ich werde mal mit dem Lehrer sprechen, ob er das erlauben würde. Die Arbeitsblätter für schnellere Schüler reichen meinem Sohn anscheinend ja nicht... hätte nie gedacht, dass es so "schwierig" werden würde mit ihm 🥲

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HappyMe1984  19.01.2024, 09:37
@Wolkenkind25

Bei sehr wissbegierigen Kindern liegt der Schlüssel für "schulische Entspannung" oft auch einfach in der Freizeit! Schachverein, Museumsbesuche, alle 2 Wochen in die Bibliothek und dort in Sachbüchern stöbern, Kosmos-Experimentierkästen - all diese Klassiker halten den kleinen, klugen Kopf beschäftigt :). Aber all das ist eben Elternaufgabe, in der Freizeit, außerhalb der Schule.

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Wolkenkind25 
Fragesteller
 19.01.2024, 09:43
@HappyMe1984

Dann schauen wir mal wie wir ihn neben seinem Instrument noch weiter "unterhalten" können 😵‍💫

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Jeder Mensch muß auch mal Sachen machen, die er nicht so ganz nachvollziehen kann. Auch bei der Arbeit später wird das so sein. Also der muß in die Schule und Basta.

Wenn Du selbst auf Lehramt - ich sage gerne «Leeramt» - studierst, dann wird es schwer, Deinen Sohn zu verstehen. Das Problem ist nämlich nicht, dass er nicht in die Schule will, sondern dass er dort hin muss, obwohl er nicht will. Er hat einen klaren Willen, der nicht anerkannt wird.

Da wir seit Jahrhunderten nichts anderes kennen, können sich die meisten Menschen nicht vorstellen, dass Lernen auch ohne die Institution funktioniert, oft sogar weit besser.

Diese Mutter - ebenfalls ausgebildete Lehrerin - hat das verstanden und den Willen ihres Kindes respektiert; das war allerdings schon 15 oder 16 Jahre alt, als es endgültig entschieden hatte, nicht mehr zur Schule zu gehen (der Wunsch war schon weit früher herangereift).

https://youtu.be/uOCcr0_Sh2w?si=T2WHXl6_Q9juH1wV

Wenn Du das ausgehalten hast, dann empfehle ich Dir die Schweizer Familie Gantenbein. Immer dann, wenn etwas nicht unter Zwang geschieht (in dem Teil der Schweiz gibt es den Schulanwesenheitszwang nicht), tun sich Wege auf, die unter Zwang Stehenden nur selten in den Sinn kommen. Und ganz nebenbei: Auch Frau Gantenbein ist studierte Lehrerin.

https://seimutig.tv/doris-bruno/

Gruß Matti

PS: Die anderen Antworten sprechen Bände. Das Kind muss! Ich sage: Nein, es muss nicht!


Wolkenkind25 
Fragesteller
 19.01.2024, 13:19

Dankeschön!!!! Ich finde auch dass das Schulsystem veraltet ist und einfach nicht mehr unter diesem Schulzwang funktionieren darf... aber es gibt nun mal die Gesetze und außer gut zureden konnte ich bisher noch nichts weiter für mein Kind tun 😭

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Kuhlmann26  19.01.2024, 13:43
@Wolkenkind25

Etwas im Sinne Deines Sohnes zu tun, setzt einen Erkenntnisprozess voraus, wie ihn Antje Marie-Luise durchgemacht hat. Sie wurde wegen der Entscheidung ihrer Tochter dazu gedrängt. Sie hätte sich auch für den Zwang entscheiden können. Hat sie aber nicht.

Wenn Du erfahren möchtest, was Du für Dein Kind tu kannst, steige in die Welt von André Stern ein. Auch ein Mensch ohne Schulbildung und selbstbestimmter Gestaltung seines Lebens. Hier eine fünfminütige Meinungsäußerung (auf dem Kanal findest Du weitere Beiträge mit A. Stern) ….

https://youtu.be/cn3LCyTxFX8?si=PYrcFtKHgSAQLjUk

… und hier ein Interview, wer dieser Mensch ist und wie er aufgewachsen ist.

https://youtu.be/EQDjOj4q6to?si=FaIvcuC1PvPyid6o

Es gibt unzählige Beiträge über, mit und von André Stern.

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Wenn der Lehrer so patzig reagiert würde ich es mal bei der Schulleitung probieren. Vielleicht sollte er eine Klasse überspringen oder mehr gefordert werden.