Was ist euer Problem mit dem Zölibat

15 Antworten

Meine Frau hat was dagegen..

Ich habe kein Problem damit.

Das weiss jeder von Anfang an. Keiner kommt an und sagt nachträglich: "Ähm, schnackseln ist übrigens nicht, gell"

Hallo Tim,

mein Problem mit dem Zölibat ist in erster Linie, dass es nicht biblisch ist! In der Bibel steht nämlich:

„Es muß aber der Bischof untadelhaft sein, e i n e s Weibes Mann“ (1. Timotheus 3:2, katholische Übersetzung von Allioli).

Nach diesem Text dürfte sogar ein "Bischof" verheiratet sein! Nirgendwo wird in der Bibel auch nur angedeutet, dass ein Diener Gottes verpflichtet wäre, ehelos zu bleiben. In einem Nachschlagewerk steht darüber:

„Keine Passage im N[euen] T[estament] kann als ein Eheverbot für Kleriker im Evangeliumszeitalter interpretiert werden.“ (Cyclopedia of Biblical, Theological, and Ecclesiastical Literature von McClintock und Strong).

Zur Zeit der ersten Christen kannte man kein Zwangszölibat. Der Apostel Petrus selbst und auch einige andere führende Männer, die in der Christenversammlung Autoritätsstellungen innehatten, waren verheiratet (siehe z.B.Matthäus 8:14; Apostelgeschichte 18:2; 21:8, 9; 1. Korinther 9:5). Von der Bibel her gibt es also überhaupt keinen Grund für das Heiratsverbot!

Mit dem Zölibat hat die Kirche sowohl sich selbst als auch vielen ihrer Geistlichen einen schlechten Dienst erwiesen. Zum einen führt er zu einem immer stärkeren Rückgang des Priesternachwuchses und zum anderen hat er bei vielen Geistlichen zu Unsittlichkeit und leider auch zu Kindesmissbrauch geführt.

Wäre die Kirche bei dem geblieben, was die Bibel über Ehe und Familie sagt, wäre ihr und vielen anderen großes Leid und Ärger erspart geblieben.

LG Philipp

Ich sehe nicht den geringsten Grund, warum ich im Zölibat leben sollte. Ich habe aber kein Problem damit, wenn andere entsprechend diesem leben wollen, sofern sie das dann auch tatsächlich schaffen.

Kritik daran ist zum einen, dass es der menschlichen Natur widerspricht. Das Priester, die auch eine Funktion als Ansprechpartner bei gesellschaftlichen und sozialen Problem innerhalb ihrer Gemeinde haben sollten, keine Lebenserfahrung in bspw. einem Eheleben sammeln können und daher nie aus eigener Erfahrung darüber sprechen. Außerdem gibt es die Kritik, dass diese Regel nur nachträglich von der Kirche zum Erhalt von Machtstrukturen eingeführt wurde, u.a. damit Priester ihren Besitz nicht an eigene Nachkommen vererben, sondern automatisch an die Kirche zurückführen.


Alexander1610  22.04.2025, 16:31

Das heißt, um Priester sein zu können, muss man eine Familie gründen, weil man sonst nicht darüber reden kann? Ernsthaft? Um in der Situation hilfreichen Rat geben zu können, braucht man keine Familie gründen. Da braucht man ein Gespür für zwischenmenschliche Probleme, deshalb können Familienväter da auch nicht einfach Ratgeber werden, weil ihnen genau die Erfahrung in der Arbeit mit Menschen (oft) fehlt - sprich als Seelsorger.

II99II  22.04.2025, 16:40
@Alexander1610

Es muss keine Voraussetzung sein, aber es kann hilfreich sein um sich empathisch in eine andere Situation hineinzuversetzen. Bspw. bei Streit mit der Ehefrau... oder anderen Beziehungsproblemen. Das kann man intellektuell und stilistisch beurteilen, oder man kann sagen "ich verstehe dich, denn ich kenne das auch".

Das eine schließt das andere nicht aus. Jemand in einer glücklichen Ehe kann ein schlechter Ratgeber sein und jemand der noch nie verheiratet war, kann trotzdem gut Probleme lösen. Es eröffnet nur weitere Möglichkeiten und macht den Gesprächspartner vielleicht etwas zugänglicher, auf einer menschlichen Ebene.

Aber auch die menschliche Komponente muss nicht immer zielführend sein. Manchmal kann es auch hilfreich sein, wenn man mit einer "stereotypen Karikatur" einer Person spricht.

Alexander1610  22.04.2025, 16:51
@II99II

Ja, aber ich halte das für ein Scheinargument bezüglich der Beendigung des Zölibats. Wenn ein Schwarzer zu mir kommt und mir sagt, er wurde rassistisch beschimpft und das belastet ihn, muss ich weder schwarz noch ein Rassist sein, um mit ihm darüber reden zu können und ihm hier eine Hilfe zu sein.

Wenn das für einen Christen aber wirklich so ein Problem ist, kann er zu einem ständigen Diakon gehen. Diese sind in der Seelsorge tätig und auch verheiratet. Also wenn ich mich für den Zölibat nicht berufen fühle, dann kann ich ja Diakon werden.

II99II  22.04.2025, 17:05
@Alexander1610
Wenn ein Schwarzer zu mir kommt und mir sagt, er wurde rassistisch beschimpft und das belastet ihn, muss ich weder schwarz noch ein Rassist sein, um mit ihm darüber reden zu können und ihm hier eine Hilfe zu sein.

Gutes Beispiel. Da gebe ich dir recht.

Also wenn ich mich für den Zölibat nicht berufen fühle, dann kann ich ja Diakon werden.

Sicherlich hat die Position des Priesters noch mal einen anderen Prestige und höheren Stellenwert in der Gesellschaft. Sicherlich kann man das "menschliche" und das "geistliche" voneinander trennen. Aber die Erfüllung wäre wohl, beides miteinander zu verbinden.

Das religiöse Argument ist dabei auch, dass man sich ein Beispiel am Leben von Jesus selbst nehmen möchte. Hier ist aber auch fraglich, ob Jesus tatsächlich oder bewusst enthaltsam lebte.

Ich denke, wer danach leben möchte, sollte das Recht dazu haben, es aber dogmatisch und verpflichtend zu machen, ist aber der falsche Weg. Man denke nur daran, dass es im Mittelalter auch als Form von "Strafe/Bestrafung" umgesetzt wurde, jemanden ins Kloster zu schicken...