Partnerschaft Sexualität im Rollstuhl

8 Antworten

Nein, ich würde davon Abstand nehmen. Der Alltag wird einfach so viel komplizierter, das Leben ist hart genug, da gehe ich extra Steinen aus dem Weg.

Würde meinem aktuellen Partner etwas zustoßen was ihn z.B. an den Rollstuhl fesselt, dann würde ich aber zu ihm stehen.

Ich denke, die Vorurteile sind aus meiner Sicht anders gelagert. Ich würde sie nicht als Vorurteile bezeichnen, sondern eher als Ängste oder Sorgen darüber, was an Verantwortung und auch an Kosten auf einen zukommen könnte.

Viele Menschen befürchten, dass sie gezwungen sein könnten, zu einer funktionierenden Pflegekraft zu werden. Man verliert seine Freiheit und muss den Rest seines Lebens für den Partner sorgen, ohne noch Zeit für sich selbst zu haben.

Ein weiterer Punkt ist, dass Geld in einem solchen Fall, je nach Art der Behinderung, eine Rolle spielt. Man wird nicht jünger und muss vielleicht häufiger zum Arzt, was mit Kosten verbunden ist. Nicht alle Menschen sitzen aus denselben Gründen im Rollstuhl.

Diese Sorgen kommen meiner Meinung nach am häufigsten auf. Das Wichtigste ist also, diese mögliche Last zu nehmen, indem man den potenziellen Partner nicht als Mittel zum Zweck betrachtet. Dein Partner muss freiwillig bereit sein, dich zu unterstützen. Das braucht jedoch seine Zeit. Man sollte aber trotzdem nicht erwarten, vom Partner 100% abhängig zu sein oder dass er sich permanent um einen kümmert. Stattdessen sollten mögliche Alternativen gesucht werden.

Ich denke, gerade Menschen, die gesundheitliche Herausforderungen haben, körperliche Beschwerden oder Behinderungen, sollten sich besonders um ihre Finanzen kümmern, damit sie im Bedarfsfall eine Pflegekraft einstellen können. Der Partner wird schließlich auch nicht jünger.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe einfach sehr viel gelesen

Quasimodo791 
Beitragsersteller
 19.08.2024, 12:37

Die Partnerin sollte nie die Pflegekraft sondern die Partnerin. In meinem Fall Assietten, Pflegedienst und zum Arzt fährt mich der Krankentransport mit Transportschein.

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Sandy200  19.08.2024, 14:20
@Quasimodo791

Gut, denn dies solltest du der potenziellen Partnerin langsam locker kommunizieren. Dann gibt es nichts was die Beziehung aufhalten könnte.

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Lieber Quasimodo,

das meiste, was du beschreibst ist Unkenntnis und Unwissenheit. Aber auch bei dir ist eine gewisse Hackordnung spürbar, wenn du deine körperliche Behinderung über eine "kopfbehinderte" Person stellst. Auch geistig behinderte Menschen haben "normale" sexuelle Bedürfnisse und hormonbedingtes Verlangen. Das ist nicht besser oder schlechter als bei dir oder bei allen anderen Menschen. Sorry, aber ich musste das auch los werden.

Es wird viel zu wenig darüber gesprochen, nachgedacht und auch vorgelebt, wie Partnerschaft und Sexualität trotz einer Behinderung möglich ist. Und diese Pseudeakzeptanz von Behinderungen wird besonders deutlich, wenn ein behinderter Mensch dann auch noch die "völlig verrückte Idee" hat Kinder zeugen oder (noch schlimmer) Kinder gebären zu wollen. Im III. Reich gab es da Gesetze "zur Verhinderung Erbkranken Nachwuchses", auf deren Grundlage behinderte Menschen zwangssterilisiert wurden. Darüber ist das Entsetzen heute meist sofort groß - wie verlogen das aber ist merkt man, wenn der Kinderwunsch trotz Behinderung thematisiert wird. Auch Ärzte haben in ihrer Fokussierung auf mögliche Probleme die starke Tendenz, sowas auszureden oder für unmöglich zu erklären. Aber es gibt auch Ärzte, die sich sehr stark auf die Ermöglichung und Verwirklichung trotz bestehender Problem verstehen. Nicht so viele - aber es gibt sie.

Naja- und dann gibt es noch die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz von Behinderung. Ja wir haben teilweise erreicht, dass Behinderte Menschen toleriert werden, passen Gebäude und ÖPNV sehr begrenzt z.B. an die Bedürfnisse von Rolli-fahrern an. Aber Toleranz ist keine Akzeptanz. Davon sind wir noch soooo weit entfernt. Dann wäre es eben bei Partnerwahl oder wenn Tochter/Sohn mit einem Wunschpartner ankommt völlig normal (oder egal?) wenn eine Behinderung vorliegt. Ist es aber nicht. Nicht nur wegen der realen Probleme sondern eben auch wegen ganz vieler Vorurteile. Das führt nicht selten zu einer Partnerschaft (wenn sie überhaupt erreicht wird) zwischen behinderten Menschen. Und dadurch entstehen natürlich noch viele weitere Probleme, wenn beide Menschen z.B. körperlich behindert und auf Unterstützung durch Pflegekräfte angewiesen sind, dann sind eben oft auch sexuelle Aktivitäten ohne Unterstützung gar nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Aber assistierte Sexualität und die das Ausleben sexueller Bedürfnisse in Anwesenheit oder gar aktiver Unterstützung einer Pflegekraft (wenn Mann/Frau überhaupt jemand findet, der dazu bereit ist) ist dann für die Gesellschaft nicht nur unanständig sondern gerade zu unvorstellbar. Aber es ist ein Teilhaberecht und es ist ein teilweise intensives Bedürfnis, dessen Nichtbefriedigung auch psychische Folgen haben kann.

Es ist deutlich zu spüren, dass du unter deiner Partnerlosigkeit leidest. Das Internet bietet (theoretisch) die Möglichkeit dich ohne Kenntnis deiner Behinderung kennen zu lernen, aber spätestens beim ersten Treffen ist es damit vorbei. Und ich glaube dir, dass sich nur wenige Menschen das wirklich vorstellen können und wollen. Ich habe den Vorteil, dass ich seit Kindheit im engen Kontakt mir körperbehinderten Menschen aufgewachsen bin, Rollifahrer als Schulkameraden hatte und eben weniger voreingenommen bin. Aber ich sehe durchaus die Probleme und würde es mir leider auch gut überlegen, ob ich diese Probleme gewollt zum Teil einer Parnerschaft und damit als Teil meines Lebens haben möchte. Da müsste ich schon sehr in die Person verliebt sein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – bin keine 20 mehr

Durchaus! - Kommt halt darauf an, ob man sich ansonsten gut versteht.


Quasimodo791 
Beitragsersteller
 19.08.2024, 12:00

Das ja die Voraussetzung das man sich Sympathisch ist.

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verstehdichgut  19.08.2024, 12:49
@Quasimodo791

naja - Prostitution ist auch eine gängige Form der Sexualität und beruht nicht primär auf Sympathie. Aber es ist halt keine Partnerschaft.

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Also mein Mann hat eine blauzapfenmonochramie und kann nur zu 80% sehen(nach Lasern). Ist jetzt vielleicht etwas anders als im Rollstuhl zu sitzen, aber es beeinträchtigt uns auch sehr häufig. Wir führen aber trotzdem ein normales sexualleben und Partnerschaft.

Ich könnte mir aber auch eine Beziehung mit jemandem vorstellen der im Rollstuhl Sitz.

lg