Könnte man mit Taurus die Krim zurückerobern?
Wie wäre es, wenn man mit Leopard Panzern und Luftunterstützung eine Gegenoffensive auf die Krim startet, dass Gebiet rechts von Russland besetzt, verteidigt und festigt und mit Taurus die Krim brücke sprengt. Würde sowas klappen? Oder würde Russland dann mit extrem vielen Raketen und ihrer Marine die Ukraine überfordern? Würden sie vielleicht an einer anderen Stelle dann aggressiv vorrücken?
Was denkt ihr?
3 Antworten
Hallo,
allein mit Marschflugkörpern, wie dem sündteuren Taurus,
kann man keine Halbinsel erobern.
Doch um Nadelstiche zu setzen, auf wichtige Ziele, ist er recht gut.
Die Kertsch Brücke zu zerstören, ist nicht sehr intelligent,
erlaubt sie doch den Russen einen Rückzug.
Hansi
Um eine Region zu erobern und zu halten kommt es weniger auf die Waffen an, sondern mehr darauf, wie die Bevölkerung sich zu den Parteien stellt.
Die Krim ist in dieser Hinsicht kritisch, denn die Sowjetunion hat über Jahrzehnte in Sewastopol die Schwarzmeerflotte stationiert und hat deshalb viele Russen auf die Krim abgeordnet. Diese haben ihre Familien mitgebraucht die nach den Jahrzehnten vielfach auch nach der Dienstzeit geblieben sind. Deshalb ist die Bevölkerung auf der Krim zu einem erheblichen Teil russischstämmig und eher den Russen als den Ukrainern zugetan.
Ich denke, dass potente Waffen sicher eine (Rück)-Eroberung befördern können, aber die Krim ohne Bürgerkrieg halten zu können, ist eine andere Sache.
1991 war eine andere Welt. Grundsätzlich stimme ich dir bzgl. der Russischen Falschinformationen zu. Meine Expertise bzgl. der Durchmischung der Ethnien auf der Krim beziehe ich aus eigenem Erleben. Ich habe 1995 ein halbes Jahr in Simferopol gelebt. Das ist sicherlich eine sehr begrenzte Zeit und ich habe natürlich nur eine begrenzte Anzahl von Leuten kennengelernt, aber von Denen waren etwa die Hälfte russischstämmig und wollten damals allesamt nichts mehr mit Russland respektive den Resten der Sowjetunion zu tun haben. Mir ist bewusst, dass ich nur ein Auswahl von Personen kennengelernt habe, deren primäres Auswahlkriterium der Wohnort in der zentralen Metropole der Krim war. Das kann das Bild natürlich verfälscht haben, aber ich habe kein Anderes.
Nein, dieser Zug ist längst abgefahren. Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes wird die Kertschbrücke nicht mehr für logistische Zwecke genutzt. Eine Zerstörung hätte also nur noch einen symbolischen Wert. Die Russen haben Eisenbahnlinien in der Südukraine gebaut, um Alternativrouten für die Versorgung zu gewährleisten. Mit Taurus könnte man die Kertschbrücke also zerstören, aber es hätte wie gesagt keinen militärischen Nutzen mehr. https://www.fr.de/politik/ukraine-armee-krieg-angriff-raketen-putin-krim-bruecke-kertsch-russland-zr-92915916.html
Da die Ukraine über keine nennenswerte Marine verfügt, um eine amphibische Landungsoperation durchzuführen, gibt es keine Alternative, als die Front im Süden zu durchbrechen, bis zur Krim vorzustoßen und die Russen auf der Krim einzukesseln, sodass sie in der Falle sitzen. Ob die Ukraine dazu in der Lage ist? Sehr unwahrscheinlich. Genau diesen Versuch hat die Ukraine ja vor einem Jahr unternommen. Die Gegenoffensive hat trotz moderner Leopard Panzer nicht den erhofften Durchbruch erzielt. Immerhin hat die Ukraine seitdem an ATACMS Raketen erhalten, mit denen sie Ziele auf der Krim angreifen kann und wird in Zukunft neue Patriot Batterien sowie die lang ersehnten f16 Jets erhalten, doch wie das für eine Rückeroberung ausreichen soll, kann ich nicht erkennen. Hätte man der Ukraine all diese Waffen im Jahre 2022 geliefert, wäre die Krim jetzt womöglich befreit, aber durch die Zögerlichkeit und die Ankündigungen Monate im Voraus hat man den Russen Zeit gegeben, sich anzupassen und auf neue Bedrohungszenarien zu reagieren.
1991 hat im Referendum zur Loslösung von der Sowjetunion imd damit auch von Russland auch die absolute Mehrheit der Bewohner der Krim für die Loslösung votiert. Man sollte vorsichtig sein, ob man bei diesem Thema nicht zu sehr auf russische Narrative hereinfällt.