Ist Sozialismus ähnlich wie eine Sklavenhaltergesellschaft?

14 Antworten

Das ist komplett falsch, was du da schreibst.

Sozialismus ist ein Oberbegriff. Der umfasst über 100 Variationen und du redest von vielleicht einer oder zwei Variationen. Selbst das, was du da im Blick hast, also Putin oder Xi, hat mit Sozialismus erst mal relativ wenig zu tun.

Sozialismus lässt sich am besten so beschreiben, dass man die ursprüngliche Klassen-Gesellschaft des Mittelalters überwinden will. Die Menschen sollen unabhängig ihrer Herkunft alles machen und können dürfen. Sie sind also grundsätzlich alle gleich. Das darf man nicht verwechseln damit, dass alle gleich gemacht werden. Am besten merkt man sich "Die Menschen haben gleiche Rechte/Pflichten und sie haben die gleichen Chancen." Was ein Mensch dann daraus macht, wie clever oder fleißig er/sie ist, das ist dann der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg.

Im Sozialismus wird nicht jeder Mensch absolut gleich gemacht. Das ist eine der größten Fehler, wenn Menschen vom Sozialismus reden. Es gibt zwar einige Formen, die wirklich propagieren, dass alle Menschen auch stets gleich gemacht werden, aber die reden dann von vielleicht einer oder zwei Variationen und nicht mehr vom Sozialismus als Oberbegriff.

Wenn du nun Systeme wie die Sowjetunion, die DDR betrachtest, dann waren das in erster Linie Diktaturen. Nicht mehr, nicht weniger. Diktaturen leben davon, dass man die Masse unterdrückt, denn sonst würden die Diktaturen per se nicht überleben. Dinge, die du hier beschreibst, sind direkte Folgen dieser Diktaturen. Im Sozialismus ist genau das ja nicht das Ziel. Man will ja nicht, dass irgendwer verhungert. Man will, dass es alles besser geht. Stalin u.ä. waren hier also kein echter Sozialismus, sonst wären sie ja für Bauern und dergleichen da gewesen, statt sie auszuhungern, um den Willen zu brechen.

Historisch gesehen haben viele Varianten des Sozialismus das Problem der "Faulen" nicht richtig behandelt. Man muss ja unterscheiden zwischen jenen, die nicht richtig können (nach Arbeitsunfall usw.) und jenen, die wirklich nicht wollen. Die, die nicht können, die sollten nach verschiedenen Schulen des Sozialismus ja von der Gemeinschaft unterstützt werden. Dinge wie unsere Sozialversicherungen sind durchaus direkt aus dem Sozialismus-Gedanken hervorgegangen bzw. mit ihm vereinbar.

Ich mag mich irren, da ich Marx nicht auswendig kenne, aber auch er hat das Problem der "Faulen" nicht so recht bedacht. Man könnte also sagen, dass es ungelöst ist. In unserer Zeit (und ja, die soziale Marktwirtschaft bei uns ist auch eine der Sozialismus-Varianten) sagen wir in etwa "Jedem Menschen steht ein menschenwürdiges Lebensminimum zu. Man kann Druck ausüben (Sanktionen) aber die dürfen nie so hart sein, dass man nicht mehr menschenwürdig überlebt." Das ist unsere Idee. Zumindest solange Union und AfD nicht an die Macht kommen, die das alles abschaffen wollen.

Der Unterschied zur Sklaverei ist extrem simpel: Die freie Entscheidung. Sklaven hatten (wieso auch immer) nie die freie Entscheidungsgewalt, ob sie Sklaven sein wollen oder nicht. Wir haben heutzutage genau diese freie Entscheidungsgewalt.

Jeder kann frei entscheiden, welchen Beruf er ausübt. Ob er Angestellter sein will oder selbstständig. Man muss halt nur ggf. Talent mitbringen und harte Arbeit. Manche Jobs (Chirurg u.ä.) sind reglementiert, was auch gut so ist. Manche sind nur für wenige erreichbar (Fussballprofi), für manches braucht man auch Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Aber es ist eben nicht mehr so im Mittelalter, dass man in die Handwerksgilde reingeboren wird...


Miniaturwelt  15.07.2024, 13:21
und ja, die soziale Marktwirtschaft bei uns ist auch eine der Sozialismus-Varianten

Wir haben keine soziale Marktwirtschaft mehr. Die Neoklassik hat den Neoliberalismus eingeführt. Ist dir das etwa entgangen?

Dann werfe mal ein Blick in die Statistiken.

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xubjan  15.07.2024, 15:27
@Miniaturwelt

Wir haben sie nach wie vor. Man kann diskutieren, ob sie Schlagseite bekommen hat o.ä., aber sie ist nach wie vor da.

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Miniaturwelt  15.07.2024, 15:37
@xubjan

Ich sehe das aus einem anderen Blickwinkel. Eine soziale Marktwirtschaft wird durch die aktuelle Wirtschafts- und Sozialpolitik bestimmt.

Diese ist klassisch neoliberal - und damit eben nicht mehr sozialdemokratisch. Einige Beispiele wären die Privatisierung, Liberalisierung von Finanzmärkten, die kaum steigenden Reallöhne, die eingehaltenen Schuldenbremsen sowieso die steigenden Unternehmensgewinne(sowohl relativ als auch absolut).

Gleichzeitig verkommt die Infrastruktur, das soziale Zusammenleben und das Wirtschaftswachstum stagniert.

Was ist das, wenn nicht neoklassisch?

Ich würde dir insoweit zustimmen, dass natürlich noch die Strukturen, die Sozialdemokraten erkämpft haben, noch nicht gänzlich abgebaut sind und Dinge wie der Sozialstaat und Gewerkschaftsfreiheit natürlich noch existieren.

Ich würde also soziale Marktwirtschaft nicht danach bewerten, ob frühere Errungenschaften bereits eingestampft wurden, sondern ob die aktuelle Politik die Errungenschaften ausweitet oder reduziert.

Was seit Jahrzehnten der Fall ist, ist uns beiden ja sicherlich bekannt.

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xubjan  15.07.2024, 21:05
@Miniaturwelt

Neoliberal wäre es, würden wir beispielsweise freiwillige Sozialversicherungen haben. Schau mal in die USA.

Die Privatisierung als solche widerspricht erst mal noch nicht der sozialen Marktwirtschaft. Nehmen wir den Strommarkt. Da gibt es über das Konzept des Grundversorgers eine Versorgungspflicht für die Anbieter. Was ist daran neoliberal?

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Miniaturwelt  16.07.2024, 04:13
@xubjan
Die Privatisierung als solche widerspricht erst mal noch nicht der sozialen Marktwirtschaft. Nehmen wir den Strommarkt. Da gibt es über das Konzept des Grundversorgers eine Versorgungspflicht für die Anbieter. Was ist daran neoliberal?

Ist es nicht. Privatisierung in einem sehr strengen Rahmen ist möglich. Hat zwar auch keinen Nutzen, da Unternehmen Gewinne abschöpfen, aber seis drum.

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xubjan  16.07.2024, 08:22
@Miniaturwelt

Gut. Wenn es nicht neoliberal ist, dann ist deine ursprüngliche These ja auch nicht so ganz richtig.

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Miniaturwelt  16.07.2024, 09:29
@xubjan

Natürlich ist Privatisierung neoliberal.

Nur weil ein Aspekt der Wirtschaft noch nicht in privaten Händen ist, ist das doch kein wirklich gutes Argument.

Ehrlich.. Kein Ökonom leugnet die Neoliberalisierung unserer Wirtschaft und das kannst du an praktisch allen Aspekten auch faktisch festmachen.

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xubjan  16.07.2024, 09:37
@Miniaturwelt

Du hast doch gerade das Gegenteil festgestellt. Privatisierung ist nicht automatisch neoliberal. Es kommt drauf an, wie man es macht.

Die soziale Marktwirtschaft ist nicht gleichbedeutend damit, dass der Staat alles in der Hand hat und ihm alles gehört.

Die soziale Marktwirtschaft bedeutet: A) Soziale Absicherung, B) Marktkontrolle des Staates zur Schaffung von allgemeinem Wohlstand.

Solange der Staat die Kontrolle nicht abgibt, insbesondere bei der Daseinsvorsorge, ist und bleibt das eine soziale Marktwirtschaft. Würden wir das Kartellamt abschaffen, würden wir die Versorgungspflicht für Grundversorger abschaffen usw., dann würden wir die soziale Marktwirtschaft demontieren.

Es gibt durchaus Parallelen zwischen sozialen Marktwirtschaft und Ordoliberalismus als eine der Varianten des Neoliberalismus. Das widerspricht sich also im Grunde gar nicht.

Nehmen wir erneut dem Strommarkt als Beispiel. Dort haben wir liberale Elemente, wie den durchaus vorhandenen Wettbewerb der Anbieter und der Stromquellen. Wir haben aber auch Dinge, die weit über den ordoliberalen/neoliberalen Gedanken hinausgehen, wie Umlagen zur Förderung der Erneuerbaren. Die Versorgungspflicht des Grundversorgers lässt sich sowohl ordoliberal als auch über die soziale Marktwirtschaft begründen. Es widerspricht sich also wie gesagt nicht.

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Miniaturwelt  16.07.2024, 11:17
@xubjan
Die soziale Marktwirtschaft bedeutet: A) Soziale Absicherung, B) Marktkontrolle des Staates zur Schaffung von allgemeinem Wohlstand.

Da Punkt B nicht gegeben ist, hat sich die Diskussion ja beendet. Fügt man nun den Abbau des Sozialstaates (Agenda2010, Rentenkürzungen) mit ein, ergibt sich ja das restliche Bild.

Du hast nicht mir, sondern dir selbst widersprochen.

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xubjan  16.07.2024, 11:27
@Miniaturwelt
Da Punkt B nicht gegeben ist, hat sich die Diskussion ja beendet.

Wieso sollte die Kontrolle nicht gegeben sein? Du erfindest hier etwas.

Fügt man nun den Abbau des Sozialstaates (Agenda2010, Rentenkürzungen) mit ein, ergibt sich ja das restliche Bild.

Die Agenda 2010 widerspricht der sozialen Marktwirtschaft nicht. Da wurde nichts abgeschafft.

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Miniaturwelt  16.07.2024, 11:55
@xubjan
Marktkontrolle des Staates zur Schaffung von allgemeinem Wohlstand.

Genau das passiert ja eben nicht in nötigem Umfang um Wachstum zu erzielen. Investitionen werden nicht getätigt, wo es nötig wäre. Gleichzeitig ist der Finanzmarkt liberalisiert worden, Millionäre zahlen weniger Steuern als z.B. Facharbeiter, steigende Arbeitslosigkeit, zu geringer Mindestlohnlohn. Soll ich weiter machen?

Die Agenda 2010 widerspricht der sozialen Marktwirtschaft nicht. Da wurde nichts abgeschafft.

Was bist du für'n SPDler. Bruder..... Kann man sich nicht ausdenken. Darüberhinaus solltest du lesen lernen. Da steht "Abbau" nicht "Abschaffung".

Oder vertrittst du wirklich die Ansicht die Agenda2010 hatte keinen negativen Einfluss auf Sozialhilfeempfänger?

https://www.arbeitermacht.de/rm/rm44/agenda.htm

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xubjan  16.07.2024, 12:13
@Miniaturwelt
Genau das passiert ja eben nicht in nötigem Umfang um Wachstum zu erzielen.

Du verwechselst reines Wachstum mit Wohlstand der gesamten Gesellschaft und insbesondere der sozial Schwächeren. Wirtschaftswachstum kommt nicht eins zu eins bei den Bürgern an.

Investitionen werden nicht getätigt, wo es nötig wäre. 

ist stark subjektiv gefärbt. Es werden sehr viele Investitionen getätigt. Ob es immer exakt deinem Geschmack entspricht, ist eine Frage, die nicht etwas mit der Frage nach der sozialen Marktwirtschaft zu tun hat.

Gleichzeitig ist der Finanzmarkt liberalisiert worden,

Mir wäre neu, dass die Sparkassen plötzlich privatwirtschaftlich agieren oder dass die V-R-Banken plötzlich privatwirtschaftlich agieren.

Millionäre zahlen weniger Steuern als z.B. Facharbeiter,

Das betrachte ich als Gerücht. Ich habe in meinem Leben schon mehr Steuern bezahlt, als ein Facharbeiter jemals verdienen wird.

steigende Arbeitslosigkeit

Ernsthaft? Wir haben seit Anfang 2000er Massen in Arbeit gebracht.

 zu geringer Mindestlohnlohn

Ja, er ist zu gering. Aber wir haben ihn mittlerweile. Viele Jahre hatten wir ihn nicht.

Was bist du für'n SPDler. Bruder..... Kann man sich nicht ausdenken. Darüberhinaus solltest du lesen lernen. Da steht "Abbau" nicht "Abschaffung".

Und was konkret wurde denn da abgebaut? Keine der Kontrollmechanismen wurde abgebaut. Exakt gar keine.

Oder vertrittst du wirklich die Ansicht die Agenda2010 hatte keinen negativen Einfluss auf Sozialhilfeempfänger?

Lustig. Denn gerade auf die gab es vorwiegend positive Entwicklungen. Viele sind seither sozial aufgestiegen.

Ich sage NICHT, dass es nicht Einschnitte gab. Die gab es. Aber es geht hier darum, ob jemand Einschnitte hat, sondern um die Frage, ob der Staat seine Kontrollfunktion aufgibt oder nicht.

Ich wiederhole nochmal meine zentrale Aussage:

Wir haben sie [soziale Marktwirtschaft] nach wie vor. Man kann diskutieren, ob sie Schlagseite bekommen hat o.ä., aber sie ist nach wie vor da.

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Miniaturwelt  16.07.2024, 12:23
@xubjan
Du verwechselst reines Wachstum mit Wohlstand der gesamten Gesellschaft und insbesondere der sozial Schwächeren.

Naja. Im Zeiten in denen praktisch alle investierenden Parteien Nettosparer sind, trifft das vorallem sozial Schwächere.

ist stark subjektiv gefärbt. Es werden sehr viele Investitionen getätigt. Ob es immer exakt deinem Geschmack entspricht, ist eine Frage, die nicht etwas mit der Frage nach der sozialen Marktwirtschaft zu tun hat.

Das ist nicht mein "Geschmack", sondern Konsens in den Wirtschaftswissenschaften.

Wie Wirtschaftswachstum und damit wirtschaftlicher Aufschwung, gerade für sozial Schwache angekurbelt wird, ist keine Frage des Geschmacks

Mir wäre neu, dass die Sparkassen plötzlich privatwirtschaftlich agieren oder dass die V-R-Banken plötzlich privatwirtschaftlich agieren.

Es geht vorallem um die Deregulierung der Finanzmärkte.

Da Banken in besonderem Ausmaß am Finanzmarkt partizipieren, ist der Einfluss solcher Änderungen entsprechend groß.

Das auch Bankengesetze dereguliert wurden, dürfte noch nach der Wirtschaftskrise 2008 keine Neuigkeiten sein. Das war doch die Folge davon. Ich verstehe nicht, weshalb du das leugnest.

https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-im-strudel-der-deregulierung-6682.htm

Lustig. Denn gerade auf die gab es vorwiegend positive Entwicklungen. Viele sind seither sozial aufgestiegen.

Wenn du Leiharbeit als "sozialen Aufstieg" bezeichnen würdest... Ich meine, natürlich sind viele Sozialhilfeempfänger aufgestiegen. Das ist auch kein Wunder, als Sozialhilfeempfänger bist du ohnehin ganz unten in der Nahrungskette.

Ich sage NICHT, dass es nicht Einschnitte gab. Die gab es. Aber es geht hier darum, ob jemand Einschnitte hat, sondern um die Frage, ob der Staat seine Kontrollfunktion aufgibt oder nicht.

Würdest du der Aussage zustimmen, dass der Staat seine Kontrollfunktion zunehmend aufgibt?

Dann hätten wir ja einen Konsens, unabhängig davon ob wir uns an dem Begriff der sozialen Marktwirtschaft aufhängen müssen.

Wir haben sie [soziale Marktwirtschaft] nach wie vor. Man kann diskutieren, ob sie Schlagseite bekommen hat o.ä., aber sie ist nach wie vor da.

Darauf kann man sich ja einigen. Mir kam es nur so vor, als würdest du die Schlagseiten herunterspielen. Nach dem Motto "Quatsch, weiter wie bisher ist doch alles Friede, Freude, Eierkuchen."

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xubjan  16.07.2024, 12:47
@Miniaturwelt

Ich spiele die Schlagseite gewiss nicht herunter und wenn es nach mir geht, würde ich gerne das Lebensminimum deutlich höher ansetzen. Sowie den Lebensstandard für Arbeitende nochmals deutlich höher als jetzt.

Sehr gerne.

Insgesamt befinden wir uns aber auf einem guten Weg und den sehe ich durchaus. Ich mache das mal an 3 Dingen fest:

A) Armutsdefinition. Vieles von dem, was heutzutage als Armut gilt, war in meiner Jugend gutbürgerlicher Lebensstandard. Vieles (gerade im Bereich der Elektronik) hatte damals nicht mal die Oberschicht.

B) Stark gewachsener Warenkorb. Man darf ja nicht vergessen, dass wir viele Dinge in den 1980ern und 1990ern noch gar nicht hatten. Sie sind aber nicht nur im Leben der "Reicheren" angekommen, sondern jeder hat mittlerweile Anspruch auf bessere Telekommunikation, Internet, ein Endgerät usw.

C) Stark gewachsener Wohnraum und Diskussionen darüber. Auch hier gibt es mittlerweile sogar bei Sozialgerichten die Diskussion, ob jedem Kind ein eigenes Zimmer zusteht. Vor 50 Jahren hätte man das nicht mal erträumen dürfen.

Diese drei Dinge kann man nachweisen und sie sind für mich in der Gesamttendenz ein gutes Zeichen.

Rückschläge gab es und ja die Agenda 2010 war ein Rückschlag aus sozialer Sicht. Um so verwunderlicher, dass diejenigen, die damals die SPD zerrissen haben dafür heute diejenigen sind, die Union und AfD hinterherrennen bei ihrem Versuch, Bürgergeld u.ä. ganz abzuschaffen.

Ich verstehe nicht, weshalb du das leugnest.

Weil es auch sehr viel sehr harte Regulatorik gab, die es früher nicht brauchte. Nehmen wir die Regulatorik rund um Immobilienkredite, um neue Immobilienblasen zu vermeiden. Ein pauschales Deregulieren gibt es einfach nicht. Du musst das Gesamtbild sehen.

Würdest du der Aussage zustimmen, dass der Staat seine Kontrollfunktion zunehmend aufgibt

Nein. Er gibt sie formal nicht auf. Er nimmt sie weniger häufig wahr bzw. vernachlässigt Pflichten. Ich mache das auch daran fest, dass eine periodische Revision fehlt. Mechanismen werden eingeführt mit einem Ziel. Diese Ziele werden aber selten überprüft. Wenn sie aber mal überprüft werden und für erfolgreich empfunden, braucht es trotzdem eine periodische Prüfung, ob das Ziel immer noch erreicht wird.

Die Politik schlägt sich Jahr für Jahr damit herum, Dinge nachzujustieren. Nehmen wir Bafög. Das ist in weiten Teilen nicht mehr zeitgemäß, da sich das Lebensmodell vieler verändert hat. Es ist beispielsweise fast unmöglich für Eltern eines talentierten Kindes, dieses auf eine Elite-Schule zu schicken und gleichzeitig die Mutter mit umziehen zu lassen, damit es weiter erzogen wird. Dafür ist das BaFög einfach nicht designed. Es ist eher für Unis gedacht und damit für die Volljährigkeit. Eine periodische Revision hätte das Problem aufgezeigt.

Ich nehme mal die Bundesnetzagentur als Beispiel. Die entstand ja mehr oder minder sehr direkt aus dem damaligen Ministerium im Zuge der Privatisierung der Telekommunikation, Strommärkte usw. Für mich in Teilen eine Erfolgsgeschichte, denn die Behörde ist mehr oder minder unabhängig von der Politik. Sie hat die notwendige Durchsetzungsmacht und sie hat die Rahmenbedingungen, in der sie frei agiert und auf die täglichen Entwicklungen der Märkte Rücksicht nehmen kann, ohne dass permanent Gesetze geändert werden müssen und damit die Schleife durch die Politik gedreht wird. Bei großen Änderungen kann dann die Politik eingreifen. Perfekt ist das zwar auch nicht (siehe Glasfaserausbau) aber es geht in eine vernünftige Richtung. Stell dir vor, mit ständig wechselnden Regierungen sollen so Großprojekte wie der Umbau des Stromnetzes über ständige Gesetzgebung gewährleistet werden. Dann sind wir in 100 Jahren noch nicht fertig.

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Miniaturwelt  16.07.2024, 13:25
@xubjan
A) Armutsdefinition. Vieles von dem, was heutzutage als Armut gilt, war in meiner Jugend gutbürgerlicher Lebensstandard. Vieles (gerade im Bereich der Elektronik) hatte damals nicht mal die Oberschicht.

Aber das Thema technische Deflation ist ja unabhängig von unserer Armutsdefinition.

Dir geht es ja nicht besser, nur weil du neuerdings einen Flat-Screen besitzt.. genauso wie es Menschen nicht wirtschaftlich besser ging, als sie aufeinander Farbfernseher hatten.

Ich halte es für völlig egal, ob du einen Yamaha-Vollverstärker dein eigenen nennen kannst, wenn du trotzdem jeden Monat aufs neue Stress hast, ob und wie du deine Rechnungen bezahlst.

Stark gewachsener Warenkorb. Man darf ja nicht vergessen, dass wir viele Dinge in den 1980ern und 1990ern noch gar nicht hatten. Sie sind aber nicht nur im Leben der "Reicheren" angekommen, sondern jeder hat mittlerweile Anspruch auf bessere Telekommunikation, Internet, ein Endgerät usw.

Ich finde das hilft der Betrachtung auch nicht. Die Leute geben ja deshalb nicht mehr Geld für Konsum aus als vor 20 Jahren. Mal von der geringen Reallohnsteigerung abgesehen .

Früher hat man halt weniger Technikstuff geholt und dafür vielleicht früher größere Anschaffungen (Auto, Immobilie, teurer Urlaub). Der Warenkorb hat sich vergrößert, aber gleichzeitig ist der Preis(und häufig die Qualität) der einzelnen Guter gesunken.

Stark gewachsener Wohnraum und Diskussionen darüber. Auch hier gibt es mittlerweile sogar bei Sozialgerichten die Diskussion, ob jedem Kind ein eigenes Zimmer zusteht. Vor 50 Jahren hätte man das nicht mal erträumen dürfen.

Das stimmt. Aber steigender Lebensstandard über 2 Generationen hinweg ist doch völlig normal. Das wirkt wieder so relativierend, bezogen auf aktuelle Probleme. Andersrum könnte ich argumentieren, dass mittlerweile auch in der Regel beide Ehepartner oder Partner arbeiten und sich das natürlich in solchen Dingen widerspiegelt. Wir sollten uns eher Sorgen machen, wenn dem nicht so wäre.

Rückschläge gab es und ja die Agenda 2010 war ein Rückschlag aus sozialer Sicht. Um so verwunderlicher, dass diejenigen, die damals die SPD zerrissen haben dafür heute diejenigen sind, die Union und AfD hinterherrennen bei ihrem Versuch, Bürgergeld u.ä. ganz abzuschaffen.

Ohhh ja, in der AfD ist derartige neoliberale Denke mittlerweile vollständig internalisiert.

Einzig der Höcke Flugel ist etwas "linksnationalistischer" geprägt.

Weidel und co. kann man komplett vergessen. Höcke natürlich auch, aber aus anderen Gründen

Weil es auch sehr viel sehr harte Regulatorik gab, die es früher nicht brauchte. Nehmen wir die Regulatorik rund um Immobilienkredite, um neue Immobilienblasen zu vermeiden. Ein pauschales Deregulieren gibt es einfach nicht. Du musst das Gesamtbild sehen.

Aber zu was hat die Regulierung geführt? Hätte man die "sehr harte Regulatorik" beibehalten, wäre es zu keiner Wirtschaftskrise gekommen, die uns um 1-2 Jahrzehnte zurück- und aus der Bahn geworfen hat.

Nein. Er gibt sie formal nicht auf. Er nimmt sie weniger häufig wahr bzw. vernachlässigt Pflichten. Ich mache das auch daran fest, dass eine periodische Revision fehlt. Mechanismen werden eingeführt mit einem Ziel. Diese Ziele werden aber selten überprüft. Wenn sie aber mal überprüft werden und für erfolgreich empfunden, braucht es trotzdem eine periodische Prüfung, ob das Ziel immer noch erreicht wird.

Könntest du ein konkretes Beispiel nennen, damit ich besser nachvollziehen kann, auf was konkret du dich beziehst.

Ich nehme mal die Bundesnetzagentur als Beispiel. Die entstand ja mehr oder minder sehr direkt aus dem damaligen Ministerium im Zuge der Privatisierung der Telekommunikation, Strommärkte usw. Für mich in Teilen eine Erfolgsgeschichte, denn die Behörde ist mehr oder minder unabhängig von der Politik. Sie hat die notwendige Durchsetzungsmacht und sie hat die Rahmenbedingungen, in der sie frei agiert und auf die täglichen Entwicklungen der Märkte Rücksicht nehmen kann, ohne dass permanent Gesetze geändert werden müssen und damit die Schleife durch die Politik gedreht wird. Bei großen Änderungen kann dann die Politik eingreifen. Perfekt ist das zwar auch nicht (siehe Glasfaserausbau) aber es geht in eine vernünftige Richtung. Stell dir vor, mit ständig wechselnden Regierungen sollen so Großprojekte wie der Umbau des Stromnetzes über ständige Gesetzgebung gewährleistet werden. Dann sind wir in 100 Jahren noch nicht fertig.

Ja kann ich nachvollziehen. Man ist halt irgendwo auf die strukturellen Möglichkeiten begrenzt.

Diese "Sorgen" muss sich China z.B. nicht machen.

Inwieweit Demokratie in Zukunft das Erfolgsmodell sein kann, werden wir sehen müssen.

Die EU könnte ansonsten Mitgliedsstaaten zu solchen Ausbauten verpflichten, sodass es eben keine Frage der aktuellen nationalen Regierungen ist.

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WilliamDeWorde  15.07.2024, 18:52
Diktaturen leben davon, dass man die Masse unterdrückt,

Sie haben schon immer zugegeben, dass es eine Diktatur des Proletariats ist, eine Diktatur der Mehrheit über die Minderheit, der Bolschewiki über die Menschewiki. Nur waren die Bolschewiki ungebildet. Da versuchte man sich herauszuwinden, indem man eine Arbeiteraristokratie schuf. Wessen Eltern Proletarier waren , der durfte studieren, in den Leninschen Hoffnung, dass diese Leute dann nach ihrer Pfeife tanzen würden und nicht für den eigenen Profit.

Die SED hat sich als Vertreterin der Arbeiterklasse gesehen und jeder konnte ja tatsächlich Mitglied werden. Nur hat jetzt die Führung das eigene Fußvolk unterdrückt, weil sie an ihren Posten klebten. So ist das aber in jedem Land, ob in der russischen Duma, dem deutschen Bundestag, derm britischen Oberhaus oder dem amerikanischen Senat. Es ist ein psychologisches Problem und man hat zugegeben, dass man den neuen Menschen erst noch schaffen musste. Dafür gab es Bildungsprogramme. Die waren zwar unverständlich, aber human im Vergleich zu östlichen und asiatischen Ländern. Pot Pot war das nicht so kleinlich.

Ich war gegen Hirnwäsche immun. Nicht, weil ich Widerstandskämpfer war, sondern Logiker. Und der Schmarrn war entweder voller Binsenweisheiten oder einfach unlogisch. Warum musste man eine Minderheit unterdrücken, wenn man bereits in der Überzahl war? - Und ich war untalentiert als Papagei. Aber ich hab immer den Mund aufgemacht, kann mich an keine Abhörerei und Verhöre erinnern und wurde auch nicht eingebuchtet. Manchmal macht der Ton die Musik und die Absicht.

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xubjan  15.07.2024, 21:21
@WilliamDeWorde

Dumm nur, dass das Proletariat dasjenige war, das in dieser Diktatur unterdrückt wurde.

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WilliamDeWorde  16.07.2024, 12:44
@xubjan

Erstens habe ich das ja angeschnitten und zweitens ist es nicht völlig korrekt. Die Arbeiter wurden am meisten verhätschelt, wenn man das so sagen kann. Ihre Kinder wurden bevorzugt gegenüber Kindern von Ärzten. Die Arbeiter waren es, die sich für die besseren Ferienheime bewerben konnten. Den letzten Privaten und auch den Bauern hat man nach und nach alles weggenommen - sogar das "Mosaik" dem Hannes Hegen. Wie nötig muss es diese Regierung gehabt haben ...

Übrigens spiegelte sich diese Bild auch in Wandlitz wieder, was ich nicht unbedingt als Villenvorort bezeichnen mag: Einzig Otto Grothewohl war kein schießwütiger Arbeiter, sondern ein Intellektueller, der als Kontrast ein Wildgehege hat bauen lassen.

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Das Problem der Ausbeutung ist nicht vom Wirtschaftssystem (Kapitalismus oder Sozialismus oder Kommunismus) abhängig, sondern von der Verteilung der Machtverhältnisse. Dort, wo eine Demokratie das Volk die Regierung wählen lässt, kann letztere deutlich weniger das Volk ausbeuten und versklaven.

Das Problem beim Sozialismus ist, dass eine zentral gelenkte Wirtschaft darauf angewiesen ist, dass sich alle Menschen in dieser Volkswirtschaft dieser zentralen Lenkung unterwerfen müssen. Der Sozialismus ist praktisch ein Kapitalismus, in dem nur ein einziger und damit allmächtiger Arbeitgeber existiert - und Allmacht führt immer zu Missbrauch und Unterdrückung. Wie absolut jeder Versuch, eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen, blutig gezeigt hat.


Eisenschlumpf  15.07.2024, 11:25

Im Endeffekt ist das, was der Sozialismus anstrebt, nie das, was daraus gemacht worden ist. Der Missbrauch ist stets bewusst gemacht worden.

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tevau  15.07.2024, 11:31
@Eisenschlumpf
was der Sozialismus anstrebt

Genau das ist der Haken. "Der Sozialismus " ist eine Theorie oder ein Konzept. Und das kann nichts anstreben. Anstreben können nur Menschen etwas - und genau das ist das Problem. Der Sozialismus kann unter Ameisen funktionieren, aber nie unter den Menschen, die frei geboren wurden und mit individuellen Vorstellungen leben wollen.

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Eisenschlumpf  15.07.2024, 11:32
@tevau

ich korrigiere auf: "Das, was mit dem Sozialismus angestrebt werden sollte".

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tevau  15.07.2024, 11:37
@Eisenschlumpf

OK, und da bin ich bei Dir: Das hebt den Unterschied zwischen Theorie und praktischer Umsetzbarkeit nicht auf. Und diese Differenz wird dann immer mit blutigen Mitteln zu überbrücken versucht. Bitte keine x-ten Versuche, den Sozialismus umzusetzen.

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Eisenschlumpf  15.07.2024, 11:38
@tevau

ja, eben. Beim Kapitalismus mit Sozialstaat ist nur die Verteilung weniger schlecht.

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tevau  15.07.2024, 12:21
@Eisenschlumpf
Beim Kapitalismus mit Sozialstaat ist nur die Verteilung weniger schlecht.

Ja, wie schon kluge Leute sagten: Unter allen Wirtsschaftssystemen ist die "soziale Marktwirtschaft" (also ein geregelter Kapitalismus) die am wenigsten schlechte.

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Miniaturwelt  15.07.2024, 13:17
@tevau

Und trotzdem hat man sich bei uns dafür entschieden den Kapitalismus zu liberalisieren.

Die Konsequenzen erlebt jeder im Alltag und in den Statistiken.

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tevau  15.07.2024, 13:45
@Miniaturwelt
bei uns dafür entschieden den Kapitalismus zu liberalisieren

Na ja, angesichts der teilweise ausufernden Arbeitnehmerrechte (Recht auf einen Yoga-Kurs auf Sardinien zusätzlich zum Jahresurlaub, und der Arbeitgeber zahlt den Lohn fort...) und einer durch Bürokratie und sonstige Einschränkungen doch recht stark reglementierten Wirtschaft kann ich da nur sehr bedingt von einem liberalisierten Kapitalismus sprechen...

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Miniaturwelt  15.07.2024, 14:57
@tevau
Na ja, angesichts der teilweise ausufernden Arbeitnehmerrechte (Recht auf einen Yoga-Kurs auf Sardinien zusätzlich zum Jahresurlaub, und der Arbeitgeber zahlt den Lohn fort...) 

Was ja letztlich ein Kompromiss aus einer von Arbeitnehmerverbänden geforderten Erhöhung der Urlaubsansprüche ist.

Das du einen faulen Kompromiss zugunsten des Arbeitgebers durch schwächer werdende gewerkschaftliche Vertretung als "ausufernde Arbeitnehmerrechte" ansiehst, ist schon reichlich absurd.

und einer durch Bürokratie und sonstige Einschränkungen doch recht stark reglementierten Wirtschaft kann ich da nur sehr bedingt von einem liberalisierten Kapitalismus sprechen...

Was für absurder Quatsch. Diese Diskussion können wir uns sparen. Formelle Reglementierung auf behördlicher Ebene ist zu vernachlässigen. Darum geht es nicht. Die Produktivitätsentwicklung einer Volkswirtschaft wird dadurch quasi nicht beeinträchtigt.

Wovon die Produktivitätsentwicklung beeinträchtigt wird, ist durch neoklassische Wirtschaftspolitik. Die Produktivität pro Mitarbeiter steigt seit Jahrzehnten marginal, die relativen Gewinne der Unternehmen steigen rasant.

Die Bankengesetze wurden massiv dereguliert und haben erst im letzten Jahrzehnte zu einer Weltwirtschaftskrise geführt. (wir in Europa haben die Folgen vorallem in den 2010er Jahren erlebt)

Dein Vergleich zwischen " ein wenig mehr Bürokratie, weil Behörden tun, was sie immer tun" und "Weltwirtschaftskrise" muss doch selbst dir reichlich schwach vorkommen.

Möchten wir uns die Entwicklung und Steuerabgaben von Reichen anschauen? Die Einkommensverteilung oder den Abbau des Sozialstaates?

Die Abkehr der keynsianischen Wirtschaftspolitik und das Eintreten von Krisen alleine in den letzten 20 Jahre über dem Niveau des letzten Jahrhunderts?

Steigende Massenarbeitslosigkeit sowohl in Deutschland als auch in Ländern des europäischen Binnenmarktes, kaum steigende Reallöhne bei steigenden Einzelstückkosten?

Kein seriöser Ökonom zweifelt eine Liberalisierung der Wirtschaft in Europa und den USA an. Wieso also du?

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tevau  15.07.2024, 15:44
@Miniaturwelt
Was ja letztlich ein Kompromiss aus einer von Arbeitnehmerverbänden geforderten Erhöhung der Urlaubsansprüche ist.

Definitiv nein. Bildungsurlaub ist ein gesetzlicher Anspruch, kein tariflicher. Abgesehen davon dass 4 Wochen gesetzlicher Mindesturlaub - in der Praxis aber eher 6 Wochen - ja auch nicht gerade ein Zeichen eines ausbeuterischen Kapitalismus ist...

Die Bankengesetze wurden massiv dereguliert

Die Behauptung passt jetzt nicht so richtig zu den massiven Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung der Banken, Basel 1 und 2, die Aufgaben der BAFIN, und im Bereich der Rechtsprechung zum steigenden Schutz der Konsumenten.

Steigende Massenarbeitslosigkeit sowohl in Deutschland 

Sag mal, in welcher Parallelwelt bist Du unterwegs?

Möchten wir uns die Entwicklung und Steuerabgaben von Reichen anschauen?

Zum Beispiel die Einführung der Reichensteuer, eingeführt 2007? Das steigende Steueraufkommne, das allein von den Reichen stammt?

Die Einkommensverteilung

Du meinst, UMverteilung? Ein steigendes Heer von Nichtarbeitenden wird mit druchgefüttert?

den Abbau des Sozialstaates

Sozialstaat ist für Dich, wenn Leute sich dem Arbeitsmarkt entziehen und ganz selbstverständliche Ansprüche haben und andere dafür aufkommen müssen??

Das Problem unserer Gesellschaft ist,. dass wir uns solchen Luxus nicht mehr leisten können. Das kann man in Zeiten machen, in denen es einfach keine Arbeit für alle gibt. Aber nicht in Zeiten des Arbeitskräftemangels.

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Miniaturwelt  15.07.2024, 16:27
@tevau
Definitiv nein. Bildungsurlaub ist ein gesetzlicher Anspruch, kein tariflicher.

Sowohl als auch. Was denkst du denn, wer den Weg geebnet hat gesetzlichen Urlaubsanspruch zu schaffen. Korrekt. Sozialdemokraten und Arbeitnehmervertreter.

Diese Organisationen üben natürlich auch politischen Einfluss aus, abseits ihrer Kämpfe gegen die Arbeitgeber.

Abgesehen davon dass 4 Wochen gesetzlicher Mindesturlaub - in der Praxis aber eher 6 Wochen - ja auch nicht gerade ein Zeichen eines ausbeuterischen Kapitalismus ist...

Weil Gewerkschaften bisher gute Arbeit geleistet haben und in Tarifen höhere Urlaubsansprüche als den gesetzlichen erstritten haben, gibt es keine kapitalistische Ausbeutung? Wenn es angeblich keine Ausbeutung gäbe, wozu haben wir dann noch Gewerkschaften?

Was für eine stupide Logik, merkst du hoffentlich selbst.

Wenn ein Sklave im letzten Jahrhundert dafür kämpft, dass er keine Ketten mehr tragen muss und das gelingt, ist er nach deiner Logik also kein Sklave mehr? Ich meine.... Er muss ja keine Ketten mehr tragen.....

Die Behauptung passt jetzt nicht so richtig zu den massiven Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung der Banken, Basel 1 und 2, die Aufgaben der BAFIN, und im Bereich der Rechtsprechung zum steigenden Schutz der Konsumenten.

Derartige Gesetze waren während der keynsianischen Ära deutlich radikaler und illiberaler. Die Finanzkrisen der letzten Jahrzehnte haben für etwas Nachbesserung gesorgt. Auch wenn vieles an Nachbesserung relativ konsequenzlos bleibt und einiges an Symbolpolitik dahintersteht, doch den allgemeinen Trend deshalb in Frage zu stellen ist faktisch unhaltbar.

Sag mal, in welcher Parallelwelt bist Du unterwegs?

Die Arbeitslosigkeit ist in Deutschland seit der Neoliberalisierung von 1% auf 6% gestiegen. Eine Versechsfachung in wenigen Jahrzehnten ist also keine Massenarbeitslosigkeit? Millionen Menschen sind für dich keine große Masse? Okey... Vielleicht wohnst du ja in China oder Indien.

Deutschland war ein Beispiel und natürlich ist es hier nicht so schlimm wie in Griechenland oder Spanien.

Zum Beispiel die Einführung der Reichensteuer, eingeführt 2007? Das steigende Steueraufkommne, das allein von den Reichen stammt?

Unsinn. Millionäre zahlen im Schnitt ca. 20% an Steuern. Der durchschnittliche Facharbeiter über 30%.

Du solltest auch erwähnen, dass 12 Jahre zuvor die Vermögenssteuer abgeschafft wurde. Die Reichensteuer stellt keine nennenswerte Erhöhung dar. Ob nun 42% oder 45%... Davon abgesehen sind im selben Atemzug die Steuern für Unternehmenseigentümer und Millionäre gesenkt worden.

Du meinst, UMverteilung? Ein steigendes Heer von Nichtarbeitenden wird mit druchgefüttert?

Nein. Zurückverteilung.

Davon abgesehen - Sozialleistungen kommen in sehr großen Ausmaß (weit über 90%) dem Wirtschafts- und Staatshaushalt wieder zugute. Eine Erhöhung der Sozialausgaben würde Arbeitsplätze schaffen und für Wirtschaftswachstum sorgen.

Wenn ich dir das im Detail erklären soll - nur zu.

Bis dahin, weiter im Text.

Natürlich. Die Anzahl der Arbeitslosen übersteigt die Zahl der überhaupt zur Verfügung stehenden freien Stellen.

Auch das ist Folge neoliberaler Politik.

Sozialstaat ist für Dich, wenn Leute sich dem Arbeitsmarkt entziehen und ganz selbstverständliche Ansprüche haben und andere dafür aufkommen müssen

Du bringst moralische Dogmen ein.. Wie man mit Arbeitslosen umgeht, ist eine Frage für Ökonomen wie mich, nicht für den durchschnittlichen Bundesbürger.

Das Problem unserer Gesellschaft ist,. dass wir uns solchen Luxus nicht mehr leisten können.

Unsinn. Deutschland lebt unter seinen Verhältnissen. Lass mich das ausführen. In der Volkswirtschaft ist dafür die Leistungsbilanz eines Landes wichtigstes Betrachtungsmerkmal. Ist die Leistungsbilanz ausgeglichen, konsumieren Bürger soviel wie sie volkswirtschaftlich auch produzieren.

Das ist Anzeichen einer gesunden Entwicklung und ein Abweichen bzw. In Form einer großen Exportwirtschaft Kennmerkmal eines Ungleichgewichts, gerade wenn die Produktivität pro Arbeitskraft kaum noch steigt (wie bei uns).

Das Reallohnniveau ist also anders als von dir behaupten zu gering und nicht zu hoch.

Das kann man in Zeiten machen, in denen es einfach keine Arbeit für alle gibt. Aber nicht in Zeiten des Arbeitskräftemangels.

Du verbreitest also die Verschwörungstheorie, wir hätten Arbeitskräftemangel? Das ist eine neoliberale Lüge, geschaffen von Think-Tanks um Druck auf die Arbeitnehmer auszuüben. Die Folge davon ist ein neu geschaffener gigantischer Niedriglohnsektor und kaum steigende Reallöhne (und damit gestiegene Gewinn).

Es gibt Bereiche die durch politische Fehlentscheidungen einen tatsächlich Fachkräftemangel haben. Diese folgen aber keiner natürlichen Ursache, sondern sind Folge politischer Sparmaßnahmen und Privatisierungen.

Es gäbe sowohl in der Pflege als auch im Handwerk genug ehemalige Fachkräfte, die aber aufgrund der Sparpolitik der Unternehmen ihrem Beruf den Rücken gekehrt haben.

Kurzfassung:

Du solltest dich intensiver mit Wirtschaftspolitik auseinandersetzen

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tevau  15.07.2024, 18:31
@Miniaturwelt
Diese Organisationen üben natürlich auch politischen Einfluss aus

Ja und offenbar einen erfolgreichen. Oder sind 30 Tage tariflicher Urlaub und 14 Tage gesetzlicher Bildungsurlaubsanspruch ein Zeichen dafür, dass sich hier ein ungezügelter Wirtschaftsliberalismus durchsetzt?

kapitalistische Ausbeutung? 

Na, wenn dieser kommunistische Kampfbegriff mal nicht dogmatisch ist... Ja, es gibt auch bei uns noch etwas, was wohl jeder als Ausbeutung verstehen würde: Wir erinnern uns an die Schlachtbetriebsarbeiter und ihre Wohnsituation. Schade, dass die keine Gewerkschaftsbeiträge bezahlen und daher auch für die Gewerkschaften eher uninteressant sind...

Wenn es angeblich keine Ausbeutung gäbe, wozu haben wir dann noch Gewerkschaften?

Die Beschäftigten fragen sich das offenbar selber. Der DGB leidet an massivem Mitgliederschwund. Passt nicht so richtig zur Behauptung, in Deutschland würden neoliberale Kräfte die Situation der Arbeitnehmer in Richtung Ausbeutung verschlechtern.

Gewerkschaften erkämpfen u.a. höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten etc. Dafür sind sie da. Das heißt aber nicht, dass die Arbeitnehmer vor der Lohnerhöhung oder der Arbeitszeitverkürzung ausgebeutet wurden.

Wenn ein Sklave im letzten Jahrhundert dafür kämpft, dass er keine Ketten mehr tragen muss und das gelingt, ist er nach deiner Logik also kein Sklave mehr? 

Nein, habe ich nicht gesagt.Sag doch mal umgekehrt: Bei Erreichen welcher gewerkschaftlicher Ziele würdest Du denn nicht mehr von Ausbeutung sprechen?

Zurückverteilung.

Ach, kommt jetzt die marxistische Mehrwerttheorie ins Spiel. Sonderbar, dass die Arbeitnehmer dann immer noch ihrem Arbeitgeber den Mehrwert opfern, statt sich aus der abhängigen Beschäftigung zu verabschieden.

Eine Erhöhung der Sozialausgaben würde Arbeitsplätze schaffen und für Wirtschaftswachstum sorgen.

Aha, dann könnten wir ja maximales Wirtschaftswachstum erreichen, wenn alle von Sozialleistungen alimentiert werden? Finde den Fehler...

Die Anzahl der Arbeitslosen übersteigt die Zahl der überhaupt zur Verfügung stehenden freien Stellen.

Woher auch immer Du diese Zahlen haben willst - das ist nicht die Definition von Massenarbeitslosigkeit. Die war früher übrigens deutlich höher.

Auch das ist Folge neoliberaler Politik.

Den Zusammenhang musst Du mal erläutern. Besonders gespannt bin ich darauf, wie mit Deiner Theorie dann erstens der massive Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Wohlfahrtsjahren der Bundesrepublik und zweitens der Rückgang der Arbeitslosenquote in den letzten 20 (aus Deiner Sicht neoliberalen) Jahren in Einklang zu bringen ist.

Arbeitslosenquote in Deutschland 1950 - 2023 | Statista

Du verbreitest also die Verschwörungstheorie, wir hätten Arbeitskräftemangel? Das ist eine neoliberale Lüge, geschaffen von Think-Tanks um Druck auf die Arbeitnehmer auszuüben.

Wenig logisch. Mit einem Narrativ eines Arbeitskräftemangels würde man nicht Druck auf die Arbeitnehmer ausüben, sondern sagt ihnen ja genau andersherum: Du sitzt am längeren Hebel.

und kaum steigende Reallöhne

Erstens unterliegen Reallöhne dem Inflationseinfluss, und die Inflation wurde in den letzten Jahren durch einige politische Ereignisse bestimmt, zum Beispiel einen zeitweilig massiven Energiepreisanstieg.

Und zweitens leg Dich doch einfach wieder hin. Wir haben inzwischen - nach Sinken der Energiepreise und guten Lohnrunden - wieder einen satten Reallohnanstieg.

Es gibt Bereiche die durch politische Fehlentscheidungen einen tatsächlich Fachkräftemangel haben. Diese folgen aber keiner natürlichen Ursache, sondern sind Folge politischer Sparmaßnahmen und Privatisierungen.

Welche politische Entscheidung sorgt dafür, dass ich keinen Handwerker bekomme? Dass in der Pflege, im Einzelhandel, in der öffentlichen Verwaltung, sogar bei Taxifahrern Personal fehlt und Stellen angeboten werden?

Wo sind denn die Leute alle? Wo verdienen denn die Leute woanders so gut, dass sie alle die Mangelberufe meiden - und wo ist denn der Bedarf Deines Erachtens gedeckt? Nirgendwo. Es gibt auch keine Reserve an Menschen, die irgendwo untätig abwarten, bis irgendwo höhere Löhne gezahlt werden, und dann die Lücken füllen. Wenn eine gestopft wird, wird woanders eine aufgerissen.

die aber aufgrund der Sparpolitik der Unternehmen ihrem Beruf den Rücken gekehrt haben.

...und jetzt untätig darauf warten, bis höhere Löhne sie wieder an die Arbeit locken?

Diese folgen aber keiner natürlichen Ursache

Offenbar betrachtest Du Geburtenrückgänge am Ende der Boomerjahre als künstliche Ursache. Na denn...

Was für eine stupide Logik, merkst du hoffentlich selbst.

Findest Du das in einer Diskussion angemessen? Du hast sicher gemerkt, dass ich umgekehrt Deine Argumentationslinie nicht für schlüssig halte. Was -unabhängig von der inhaltlichen Frage, deutlich freundlicher ausgedrückt ist.

Ganz schön hohes Ross.

ist eine Frage für Ökonomen wie mich, nicht für den durchschnittlichen Bundesbürger.

Das Ross wird höher...

Kurzfassung: Du solltest dich intensiver mit Wirtschaftspolitik auseinandersetzen

und noch höher.

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Miniaturwelt  16.07.2024, 03:01
@tevau
Ja und offenbar einen erfolgreichen. Oder sind 30 Tage tariflicher Urlaub und 14 Tage gesetzlicher Bildungsurlaubsanspruch ein Zeichen dafür, dass sich hier ein ungezügelter Wirtschaftsliberalismus durchsetzt?

Ich merke. Dir fehlen grundsätzlich die Denkmuster sozialdemokratischer Argumentation. Ich werde probieren das zu vermitteln.

Sozialdemokratischen Engagement stammt letzlich aus der Analyse von Marx.

Es ist völlig egal, wie viel Urlaub du bekommst. Das ändert an deinem Status überhaupt nichts. Ich habe aber wirklich keine Lust jede kleine Grundlage vermitteln zu müssen.

Dir scheinen die Argumente ja Recht neu zu sein, nachdem was ich beim Überfliegen so gelesen habe.

Na, wenn dieser kommunistische Kampfbegriff mal nicht dogmatisch ist...

Natürlich. Aber wenn du ohnehin die aktuelle Ausbeutung des Kapitalismus an jedem doppeltfreien Lohnarbeiter leugnest, können wir uns die Diskussion eigentlich auch sparen.

Der DGB leidet an massivem Mitgliederschwund.

Natürlich. Wenn Arbeitsverhältnisse weniger prekär sind, neigen die Menschen natürlich weniger zur organisierten Teilhabe.

Passt nicht so richtig zur Behauptung, in Deutschland würden neoliberale Kräfte die Situation der Arbeitnehmer in Richtung Ausbeutung verschlechtern.
Dafür sind sie da. Das heißt aber nicht, dass die Arbeitnehmer vor der Lohnerhöhung oder der Arbeitszeitverkürzung ausgebeutet wurden.

Warum soll das nicht heißen, dass sie nach der Lohnerhöhung nicht mehr ausgebeutet werden? Stell dir doch selbst die Frage - profitieren Kapitalisten von ihrer Arbeitskraft?

Nein, habe ich nicht gesagt.Sag doch mal umgekehrt: Bei Erreichen welcher gewerkschaftlicher Ziele würdest Du denn nicht mehr von Ausbeutung sprechen?

Die Basis des Sklaverei als Wirtschaftssystem ist Ausbeutung. Die Basis des Kapitalismus auch.

Es gibt keinen Punkt an dem ein kapitalistisches System keine Ausbeutung mehr verursacht. Du scheinst aber zu viel Wert auf dieses Wort zu legen. Das ist von mir weniger moralisch aufgeladen als normativ angenommen.

 Mit einem Narrativ eines Arbeitskräftemangels würde man nicht Druck auf die Arbeitnehmer ausüben, sondern sagt ihnen ja genau andersherum: Du sitzt am längeren Hebel.

Da es keinen branchenübergreifenden Fachkräftemangel gibt, kannst du als Arbeitnehmer auch keinen besonderen Druck ausgeben. Der kaum gestiegene Reallohn ist Folge davon und äußert sich genau hier.

Deine reale Position verbessert sich doch nicht, nur weil man den Leuten einredet, sie wären besonders gefragt - und sie weiterhin gleich gefragt sind.

Aber um mal auf die eigentlichen Zahlen zurückzukommen.

https://iab.de/das-iab/befragungen/iab-stellenerhebung/

Die Anzahl an offenen Stellen beträgt 1,6 Millionen.

Davon sind 1,2 Millionen Stellen "sofort zu besetzen". Das wäre die richtige Zahl, mit der man argumentieren müsste.

Zum Vergleichen - Die offiziellen Arbeitslosenzahlen liegen aktuell bei 2,7 Millionen. Berücksichtigt man Menschen in kurzfristiger Arbeitslosigkeit sind es 3,5 Millionen Arbeitslose. 142.000 mehr als im Vorjahr.

Wir haben 3x so viele Arbeitslose als sofort zu besetzende offene Stellen.

Es gibt auch Zahlen dazu, weshalb diese Stellen nicht besetzt werden.

Was wir nicht vergessen dürfen - diese Zahlen fanden durch die Befragung der Arbeitgeber statt. Das bedeutet, die Gründe sind entsprechend vorgeframed.

24% geben an, dass die Qualifikation der Bewerber zu gering sei, 1/3 gibt an, dass die Stelle nicht besetzt wird, weil es ohnehin zu wenig Bewerber gäbe.

20% geben an, dass die von Bewerber vorgestellten Gehälter zu hoch seien.

Die Unternehmen sind also nicht bereit diese höheren Löhne zu bezahlen - weil ds

20% davon sind ohne Berufsausbildung oder Hochschulabschluss zu besetzen.

Wobei die Zahlen des statistischen Bundesamtes von 800.000 offenen Stellen ausgehen. Diese Zahl ist aber durchaus zu gering. Die Zahlen des IABs kommen der Realität schon näher, sind aber trotzdem etwas zu hoch angesetzt.

Die Perspektive der Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt werden durch das Arbeitsmarktbarometer des IABs beleuchtet.

https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer/

Diese Komponente ist aktuell schlechter als je zuvor.

Was ja kaum dem marktwirtschaftlichen Prinzip von Angebot und Nachfrage entspricht.

Bedeutet - die offenen Stellen sinken, die Arbeitslosigkeit steigt. Dieser Trend besteht in der Form seit Jahrzehnten.

Etwas anderes geben die Zahlen nicht her.

Die Unternehmen wollen keine höheren Gehälter zahlen oder bessere Bedingungen schaffen. Das ist der Grund, weshalb offene Stellen bestehen.

Gleichzeitig sinken die Arbeitsaufträge der verarbeiteten Gewerbe z.B. im Mai um 8,6% im Vergleich zum Vorjahresmai. Zum Vormonat (April) ist es ein Rückgang von 1,6%.

Das hängt vorallem mit dem Bautätigkeit zusammen. (Das Baugewerbe ist größer als die Automobilindustrie).

Konjunkturförderung - sprich höhere Staatsausgaben müssen hier Abhilfe schaffen. Stattdessen setzt man auf die schwarze Null und verschlimmert damit das Problem.

Teil 2 meiner Antwort -

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Miniaturwelt  16.07.2024, 03:29
@Miniaturwelt
Deiner Theorie dann erstens der massive Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Wohlfahrtsjahren der Bundesrepublik und zweitens der Rückgang der Arbeitslosenquote in den letzten 20 (aus Deiner Sicht neoliberalen) Jahren in Einklang zu bringen ist.

Das ist eine Falschaussage. Der Wohlfahrtsstaat bestand gerade in der Zeit vor der Neoliberalisierung, wo die Arbeitslosigkeit bedeutend geringer war. Agenda2010 hat genau diesen Wohlfahrtsstaat stark beschnitten und seit dem steigen die Arbeitslosenzahlen.

Erstens unterliegen Reallöhne dem Inflationseinfluss, und die Inflation wurde in den letzten Jahren durch einige politische Ereignisse bestimmt, zum Beispiel einen zeitweilig massiven Energiepreisanstieg.

Die Inflation der letzten Jahrzehnte war ziemlich gering. Davon abgesehen ist das, was wir die letzten zwei Jahre erleben keine Inflation verursacht durch die Entwertung der eigenen Währung, sondern in Folge steigender Lohnstückkosten durch den Wirtschaftskrieg gegen Russland und die damit gestiegenen Energiepreise.

Der Faktor Energiepreise/Stückkosten lässt die Kaufkraft sinken - Folge der gesunkenen Kaufkraft ist weniger Konsum. Bedeutet die Nachfrage nach Gütern sinkt, was die Inflation wieder abflachen lässt. Also eher ein Preisschock als eine Inflation.

Und zweitens leg Dich doch einfach wieder hin. Wir haben inzwischen - nach Sinken der Energiepreise und guten Lohnrunden - wieder einen satten Reallohnanstieg.

Damit hast du vollkommen Recht. Die Sozialdemokraten und Gewerkschaften haben hier gute Arbeit geleistet. Die gestiegenen Reallöhne in Deutschland seit 2024 werden positive Entwicklungen verursachen. Das ist aber nicht den Arbeitgebern oder der Politik, sondern den Gewerkschaften zu verdanken.

Das heißt aber auch, dass die Reallöhne der letzten Jahre zu gering waren - man konnte sie ja offensichtlich erhöhen, es fehlte bei Unternehmen bisher nur die Notwendigkeit dazu. Auch das spricht gegen dein Narrativ vom Arbeitskräftemangel.

Welche politische Entscheidung sorgt dafür, dass ich keinen Handwerker bekomme? Dass in der Pflege, im Einzelhandel, in der öffentlichen Verwaltung, sogar bei Taxifahrern Personal fehlt und Stellen angeboten werden?

Du zählst viele Branchen auf, mit völlig unterschiedlicher historischer Entwicklung. Lass mich auf die wichtigsten eingehen.

Handwerker:

Das du keine Handwerker bekommst, liegt daran, dass Unternehmen keine höheren Gehälter zahlen und bessere Arbeitsbedingungen schaffen wollen oder können. Die Aufgabe der Politik wäre es durch Investitionen oder Gesetze hier einzugreifen.

Pflege :

In der Pflege z.B. gibt es mittlerweile einen branchenspezifischen Mindestlohn für Pflegefachkräfte von ca. 17,5€ die Stunde.

Was die vielen mittlerweile privatisierten Pflegeeinrichtungen stattdessen tun ist ausländische Hilfskräfte anzulernen und sich Pflegefachkräfte zu sparen, um die satten Gewinne ins Ausland zu transferieren.

Es gibt auch keine Reserve an Menschen, die irgendwo untätig abwarten, bis irgendwo höhere Löhne gezahlt werden, und dann die Lücken füllen. Wenn eine gestopft wird, wird woanders eine aufgerissen.

2024 gaben 600.000 ehemalige Pflegekräfte an, wieder in ihren Beruf zurückzukehren wenn sich die Arbeitsbedingungen verbesserten.

Das sich die Arbeitsbedingungen überhaupt verschlechtert haben, liegt an der Privatisierung vieler Pflegeeinrichtungen. Die Stellen gekürzt haben und mehr Aufgaben auf weniger Mitarbeiter verteilt haben, die dann irgendwann völlig nachvollziehbar das Handtuch geworfen haben.

und jetzt untätig darauf warten, bis höhere Löhne sie wieder an die Arbeit locken?

Die welche burnoutbedingt nicht arbeitsunfähig geworden sind, haben die Branche gewechselt. Die Löhne in der Pflege sind gut, die Arbeitsbedingungen nicht und die Arbeitsbedingungen sind auch das Problem.

Offenbar betrachtest Du Geburtenrückgänge am Ende der Boomerjahre als künstliche Ursache. Na denn...

Ich betrachte deine Schlagwörter als künstliche "Ursache" für falsche Vorstellungen vom Arbeitsmarkt.

Wir hatten noch nie so viele Beschäftigte wie aktuell.

Gemittelt bis 2050 gehen 0,4% jährlich mehr Arbeitnehmer in die Rente. Sofern das Wachstum der Volkswirtschaft darüber liegt, lässt sich diese Entwicklung ausgleichen.

Was du unbeachtet lässt - Rentner sind ein ganz wichtiger Faktor für volkswirtschaftliche Entwicklungen, da sie den Großteil ihrer Rente auch ausgeben.

Findest Du das in einer Diskussion angemessen? Du hast sicher gemerkt, dass ich umgekehrt Deine Argumentationslinie nicht für schlüssig halte. Was -unabhängig von der inhaltlichen Frage, deutlich freundlicher ausgedrückt ist.

Ich stimme dir zu. Ich habe dich zwar nicht beleidigt, aber unhöflich war das dennoch. Deshalb habe ich in meinen Antworten darauf auch verzichtet.

Ich habe meine Argumentationslinie auch nicht ausreichend ausgeführt, weshalb ich das in einem gesonderten Kommentar tun werde.

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Miniaturwelt  16.07.2024, 04:10
@tevau

Also, lass mich aufgrund einiger deiner Aussagen ein paar Grundlagen erläutern und dir Wirtschaftspolitik näherbringen.

Fangen wir auf Fachabiturniveau an und gehen dann tiefer:

Wirtschaftspolitisch haben sich die letzten Jahrhunderte zwei Lager von Ökonomen gebildet, man unterscheidet zwischen keynsianischer- und neoklassischer Wirtschaftspolitik.

Der Keynsianismus ist in den ersten Hälfte vergangenen Jahrhunderts entstanden, in Folge der großen Weltwirtschaftskrise. Davor war die Vorstellung von Wirtschaftspolitik durch die Neoklassik geprägt.

Als die Neoklassik besagte Weltwirtschaftskrise verursacht hat bzw. nicht verhindern, sondern verschlimmert hat, entwarf man ein Modell, was die Probleme der Neoklassik mit Krisen aushebeln sollte.

Während der Weltwirtschaftskrise Anfang des letzten Jahrhunderts (Neoklassik) hat der Staat die Ausgaben drastisch reduziert. Es wurden Sozialsysteme eingestampft, Staatsausgaben massiv gesenkt - der Gedanke war, dass man eine hohe Verschuldung vermeiden müsse, um wieder eine positive Bilanz zu erzielen.

Passiert ist das genaus Gegenteil - mit den sinkenden Ausgaben hat man die Wirtschaftsleistung quasi abgewürgt.

Der Staat investierte weniger, was zur Folge hatte, dass die Unternehmen noch weniger investierten, weil auch Gelder fehlten(weil der Staat auch keine Aufträgen z.B. im Wohngewerbe mehr aufgegeben hat). Gleichzeitig sank die Konsumquote, in Folge der Sparpolitik bei Staatsangestellten und Sozialleistungen.

Der Keynsianismus hat sich nach dem zweiten Weltkrieg soweit durchgesetzt, dass wir auch in Deutschland unter der Bezeichnung "soziale Marktwirtschaft" eine solche Politik angestrebt haben.

Der Keynsianismus geht von einigen Prämissen aus.

Der Wirtschaftskreislauf wird z.B. anders bewertet als in der Neoklassik.

Einfach gesagt - Arbeiter erzeugen Produkte - der Arbeiter wird dafür bezahlt - der Arbeiter kauft mit diesem Geld wieder andere Produkte.

Die Nachfrage nach Gütern ist dabei gleich hoch wie das generierte Angebot.

Unternehmen fragen wiederum Güter nach (z.B. in Form von Produktionsmitteln wie Maschinen- und Anlagen) um daraus wieder Guter herzustellen, die andere Menschen kaufen.

Die Gesamtheit aller Einkommen derer die (ob nun direkt oder indirekt) Güter produzieren reicht aus, um die Nachfrage der Güter zu befriedigen.

So funktioniert erstmal jede Volkswirtschaft. In globalisierten Zeiten findet natürlich mehr Handel statt - eigene Güter werden verkauft und dafür andere eingekauft. Die meisten Länder haben eine ausgeglichene Leistungsbilanz. Bedeutet, sie exportieren genauso viel wie die importieren. Aus diesem Ideal brechen einige Länder aus. Deutschland z.B. eine positiven Leistungsbilanz hat aber anders als man vermuten würde, keine positiven Effekte.

Jedes Angebot schafft sich also seine eigene Nachfrage, die relativ ausgeglichen ist.

Möchten wir nun in Deutschland Wirtschaftswachstum müssen wir die Nachfrage nach Gütern steigern, um ebenso das Angebot zu erhöhen.

Das kann man z.B. durch höhere Reallöhne oder höhere Sozialausgaben gewährleisten. Am Ende eines jedes unternehmerischen Handelns steckt eine konsumierende Privatpersonen und eine Arbeitskraft.

Wenn die Nachfrage nun wegbricht z.B. in Folge eines Preisschocks, ist es der völlig falsche Ansatz diese Nachfrage noch weiter zu reduzieren und z.B. die Staatsausgaben zu senken. Das Gegenteil muss getan werden.

Die weggebrochene Nachfrage muss kompensiert und umgekehrt werden, damit Unternehmen diese Nachfrage durch ein höheres Angebot befriedigen können. Das schaffen Unternehmen durch 2 Möglichkeiten. Sie erhöhen die Produktivität (z.B. durch effizientere und schnellere Maschinen, die anstatt 240 Takte beispielsweise 360 Takte fahren können) oder die Mitarbeiteranzahl. Für diese Mitarbeiter werden natürlich ebenso Produktionsmittel bereitgestellt (auch hier werden dann neue Maschinen eingekauft).

Es gibt volkswirtschaftlich 4 Grundsäulen von Investitionen Privatinvestitionen (Konsumausgaben) Unternehmensausgaben, Staatsausgaben und Auslandsinvestitionen.

Durch die erhöhten Staatsausgaben (z.B. in Folge einer Rentenerhöhung) steigen alle anderen Investitionen mit. Die Bürger können mehr Privatinvestitionen tätigen, woraufhin die Unternehmen ebenso mit Ausgaben reagieren. Der Staat investiert, die Bürger ebenso, dadurch ziehen die Unternehmen und das Ausland nach. Auch das Ausland wird versuchen die gestiegene Nachfrage abzudecken.

Wir haben aktuell das genaue Gegenteil. Der Staat spart, die Haushalte sparen und die Unternehmen sind ebenso Nettosparer - in Folge auch das Ausland.

https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Fokus-Volkswirtschaft/Fokus-2018/Fokus-Nr.-235-November-2018-Finanzierungssaldo-Unternehmen.pdf

An diesem Punkt der Rezession sieht der Keynsianismus größere Staatsausgaben vor, um die Nachfrage nach Gütern anzuregen und eine realwirtschaftliche Steigerung zu erzielen (Steigerung des BIP).

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tevau  16.07.2024, 11:46
@Miniaturwelt
Ich merke. Dir fehlen grundsätzlich die Denkmuster sozialdemokratischer Argumentation. Ich werde probieren das zu vermitteln....Ich merke. Dir fehlen ...Dir scheinen die Argumente ja Recht neu zu sein

Sag mal, hörst Du Dich eigentlich selber reden? Dir fehlt offenbar jeder Respekt. Komm mal von Deinem hohen Ross runter! Bist Du bei persönlichen face-to-face Diskussionen auch so überheblich? Na, da kann ich mir vorstellen, was für einen Ruf Du hast...

Marx

Aha, alles klar.

Es ist völlig egal, wie viel Urlaub du bekommst. 

Nein, für uns Arbeitnehmer ist es ein Teil des Wohlstands.

 Wenn Arbeitsverhältnisse weniger prekär sind,

Bingo! Die Menschen wollen eben nicht den Klassenkampf, um irgendwelchen Theoretikern deren Ideologien umzusetzen, sondern die wollen anständigen Lohn und anständige Arbeitsbedingungen.

profitieren Kapitalisten von ihrer Arbeitskraft

Ja, genau, wie auch umgekehrt die Arbeitnehmer vom Kapital, der Geschäftsidee, dem Management und der Risikobereitschaft des Unternehmers profitieren. Würden sie das nicht, würden sie ja ihr eigenes Business aufbauen.

Selbst wenn sie dann nach Marxistischer Ideologie ablehnen, dass das Betriebskapital in anderen Händen ist, können sie ja das Genossenschaftsrecht nutzen. Tun sie aber nicht. Nichtmal an Aktien sind die meisten interessiert. Kein Wunder, dass der Marxismus nur noch in Kreisen bejubelt wird, die fern von abhängiger Produktivarbeit leben.

Es gibt keinen Punkt an dem ein kapitalistisches System keine Ausbeutung mehr verursacht. 

Und ein kommunistisches auch nicht. Egal wo, immer wird Kapital benötigt.

Der kaum gestiegene Reallohn ist Folge davon und äußert sich genau hier.
  1. Hier ist aber nicht der Reallohn ,sondern der Nominallohn entscheidend.
  2. Sowohl Real- als auch Nominallohn ist stark gestiegen.
  3. Viele Arbeitgeber können nur über den Lohn Personal anwerben.
Die Unternehmen sind also nicht bereit diese höheren Löhne zu bezahlen....Die Unternehmen wollen keine höheren Gehälter zahlen 

Weil sich das für sie dann nicht mehr lohnt, sonst würden sie es ja machen. Dann verzichten sie lieber auf Aufträge, bevor die rote Zahlen bringen. Willst Du das ändern?

die offenen Stellen sinken, die Arbeitslosigkeit steigt. Dieser Trend besteht in der Form seit Jahrzehnten.

Nein.

  • 1969: 0,9 %
  • Dann Wohlfahrtsstaat. Ergebnis:
  • 1983: 9,1 %
  • 1989 Wiedervereinigung, Lasten einer völlig maroden sozialistischen Wirtschaft.
  • Höchststand 2005: 13%
  • 2023: 6,2 %
Konjunkturförderung - sprich höhere Staatsausgaben müssen hier Abhilfe schaffen.

Da bin ich bei Dir - muss aber einschränkend sagen, dass es dafür auch Grenzen gibt - siehe die Probleme nach der Überschuldung in Griechenland und anderen Ländern.

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Miniaturwelt  16.07.2024, 12:12
@tevau

Bei dir lässt sich nicht weniger Respektlosigkeit erkennen. Du scheinst selbstsicher in deiner Ansicht zu sein, ich ebenfalls. Wo ist das Problem?

Bingo! Die Menschen wollen eben nicht den Klassenkampf, um irgendwelchen Theoretikern deren Ideologien umzusetzen, sondern die wollen anständigen Lohn und anständige Arbeitsbedingungen.

Die Menschen leben den Klassenkampf. Jedes Mitglied ist genau dafür in den Gewerkschaften.

Du kannst es aber gerne anders nennen.

Hier ist aber nicht der Reallohn ,sondern der Nominallohn entscheidend

Nicht im Bezug auf die Kaufkraft. Das ist als Bürger ja das entscheidende.

Sowohl Real- als auch Nominallohn ist stark gestiegen.

Das ist völliger Unsinn

https://de.statista.com/infografik/26875/veraenderung-von-loehnen-und-verbraucherpreisen-in-deutschland/

Die Reallöhne sind eben nicht entsprechend mit der Produktivität gestiegen.

  • 1969: 0,9 %
  • Dann Wohlfahrtsstaat. Ergebnis:
  • 1983: 9,1 %
  • 1989 Wiedervereinigung, Lasten einer völlig maroden sozialistischen Wirtschaft.
  • Höchststand 2005: 13%
  • 2023: 6,2 %

Der Sozialstaat 1969 war umfangreicher als der Sozialstaat 2005. Dazwischen gab's die Wiedervereinigung und die Deindustrialisierung des Ostens, eine Finanzkrise und die Agenda2010. Diese Faktoren waren für die steigende Arbeitslosigkeit verantwortlich.

Im übrigen bin ich kein Kommunist. Im Gegenteil. Trotzdem war das Wirtschaftssystem der Nachkriegszeit schlichtweg besser. Deine angegebene Arbeitslosenzahlen sprechen die gleiche Sprache.

Der Keynsianismus ging bis Anfang der 70er. Seit der Neoliberalisierung gehen praktisch alle ökonomischen Größen den Bach runter, außer die Unternehmensgewinne.

Weil sich das für sie dann nicht mehr lohnt, sonst würden sie es ja machen. Dann verzichten sie lieber auf Aufträge, bevor die rote Zahlen bringen. Willst Du das ändern?

Ich möchte vorallem großangelegte Subventionen im Bau- und Pflegebereich. Die Ausbildung von Arbeitslosen und eine leistungsgerechte Bezahlung.

Da bin ich bei Dir - muss aber einschränkend sagen, dass es dafür auch Grenzen gibt - siehe die Probleme nach der Überschuldung in Griechenland und anderen Ländern.

Orbitante Verschuldungen in einer Eigenwährung ist kein Problem, sofern man sich an gewisse Spielregeln hält.

Und das kann der Währungsherausgeber sehr gut steuern .

Die Verschuldung kann auch wie in Japan problemlos 180% des BIP-Produkt betragen, gerade wenn ein Großteil der Verschuldung wie in in eigener Währung besteht. Dann besteht die einzige Möglichkeit das Schulden zum Problem werden, wenn die Wirtschaft überhitzt wird. Sowohl in Japan als auch in Deutschland ist aber das Gegenteil der Fall. Durch die Schuldenbremse ist die Wirtschaft im Würgegriff.

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tevau  16.07.2024, 12:37
@Miniaturwelt
Wo ist das Problem?

In der Überheblichkeit. Den Gesprächspartner für unwissend, dumm oder nachhilfebedürftig zu erklären und ihm jovial die geistige Hilfe des Überlegenen anzubieten, führt in der Regel nur zu einem: Dass man so einem Menschen ausweicht.

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Markus199999867 
Beitragsersteller
 15.07.2024, 11:29

Ja das sehe ich eh auch so, in unserem System gibt es mehrere Unternehmen die einen ausbeuten wollen, da kann man sich das geringste Übel aussuchen, oder sich selbstständig machen etc.

Im Sozialismus gibt es nur den Staat der alles plant und dabei - gewollt oder ungewollt keine Ahnung - widrigste Umstände hervorruft. Auf der einen Seite miserable Fehlplanung des Zentralkomitees und auf der anderen Seite ein paar Politiker die sich großzügig bereichern.

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Nein, er soll so funktionieren, dass jeder für Arbeit gerecht bezahlt wird, und Netze haben, die jene, die nicht arbeiten können, auffangen. Leider gehört oft Planwirtschaft = Monopol und Missbrauch durch die Oberen dazu. Und der Kommunismus verschlimmert es dann durch völlige Gleichmacherei und Lenkung von oben...

Und weil du Putin und XI nennst, China und Russland sind lange vollkapitalistisch, härter als die USA.

Sozial abgefederte Marktwirtschaft ist die Gormdes Sozialismus die klappt, siehe Europa.

Nein. Der Sozialismus ist die erste Phase des Kommunismus und bietet die Aussicht und Zielsetzung, die Assoziation der freien Produzenten zu erreichen.

Aber gut, das war die Utopie. Dein Bild vom Sozialismus ist zwar von der Wirklichkeit bestimmt, aber trotzdem falsch. Selbst die Zeit des Stalinismus und des Maoismus, auf die du dich beziehst, muss wesentlich differenzierter beurteilt werden ... Diese ganze elende Misere des einst sogenannten real existierenden Sozialismus rührt aus der Missachtung der objektiven wie subjektiven historischen Bedingungen für den Sozialismus durch Lenin und die Bolschewiki. Sie reduzierten alles auf eine politische Machtfrage, putschten sich an die Macht und waren dann überfordert von der selbst gestellten Aufgabenstellung, Russland aus dem Feudalismus in den Sozialismus katapultieren zu wollen. Die eigentliche Aufgabe hätte in Russland darin bestanden, die bürgerliche Revolution zu vollenden, wozu u.a. neben der Industrialisierung auch die Demokratisierung des Landes gehört hätte ...

Im Kapitalismus müssen die Leute arbeiten, ansonsten verhungern sie und sterben.

Wenn das nicht eine Sklavenhaltergesellschaft ist was dann?


Velbert2  16.07.2024, 10:34

Es sei denn, sie bekommen Bürgergeld.

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apt2nowhere  16.07.2024, 11:10

und wer liefert dir dann morgen dein Wasser - durch die Leitung kommt es gemäß deinem Modell nämlich nicht mehr

und der Supermarkt ist auch leer, beschweren kannst du dich auch nicht, weil keiner da ist

tolle Welt, das muss ich schon sagen

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