"Früher so gesagt" - Diskriminierung rechtfertigen?
Hallo Community.
Es gibt Bezeichnungen, Ausdrücke, Wörter, die man früher ganz normal im Sprachgebraucht benutzt hat.
Einige Wörter sind heutzutage allerdings durch neue Wörter ersetzt worden, da sie diskriminierend sind bzw. eben veraltet.
Nun gibt es offenbar Menschen, die sich durch dieses gesellschaftliche Wandlung angegriffen fühlen, oder zumindest in ihrer "Meinungsfreiheit" beschränkt. Ganz nach dem Motto "das haben wir immer so gesagt".
Ich werde jetzt keine konkreten Beispiele nennen. Gemeint sind bestimmte Wörter, z.B. ein abwertendes Wort für Homosexuelle Menschen. Oder ein Wort für Schokoküsse, das man so auch nicht mehr nutzt.
Meine Frage lautet:
Ist es gerechtfertigt, ein abwertendes/ diskriminierendes Wort zu benutzen, weil man das "früher so gesagt" hat?
Oder sollte man sich zusammenreißen und einsehen, dass nicht alles, was man "früher so gesagt" hat, auch heute noch moralisch vertretbar ist? Bzw., dass sich gesellschaftliche Moralvorstellungen eben ändern?
Wie seht ihr das?
Bleibt bei den Antworten respektvoll.
Was für ein Wort wäre das beispielsweise? Sowas wie Zigeunerschnitzel? Oder meinst du was anderes?
Ja beispielsweise. Oder "Eskimo" statt Inuit, N-Kuss statt Schockkuss, sowas
37 Antworten
Ich sage weiterhin Negerkuss oder Zigeunersauce- ohne jeglichen Hintergedanken.
Das sogar Bücher (Pipi Langstrumpf) umgeschrieben werden mussten, finde ich nur lächerlich. Kein Kind hat diskriminierende Gedanken, wenn Pipis Vater der Negerkönig ist.
Das wird von oben einfach so bestimmt, dass sich Kinder damit jetzt auseinander setzen müssen, obwohl gerade Kinder, ohne Eingriff von Erwachsenen, vollkommen frei mit anderen Kindern spielen, egal welche Hautfarbe oder Religion.
Dies ist meine eigene Einstellung und ich stehe dazu.
…aber genau dies wird praktiziert…begründet mit Moral, welche alle, die nicht mitspielen, als schlecht und unmoralisch abstempeln.
Ja! Aber wohl nur, weil die Leute es mit sich machen lassen!
na ja…es ist nicht leicht, der Böse/Schlechte zu sein…vielleicht dann gar Rassist, oder schlussendlich Nazi…auf jeden Fall aber unmoralisch, respektlos - und sowas von nicht politischcorrekt, unwoke…
Das muss man erstmal aushalten, da braucht man schon ein sehr breites Kreuz
…und ist der Geist zu kurz gekommen, wird sehr gern Moral genommen.
Es ist eher komisch, dass sich die Bewohner einer Südseeinsel einen Schweden zum König wählen.
Ich finde es gerade ziemlich krass dass die Mods sowas haben durchgehen lassen. Es gibt so bestimmte Wörte die einfach tabu sind
Das ist wie wenn ich überall hinkacke und dann sage, dass ich eben so erzogen wurde und mir das nichts ausmacht...
Es ist schon ok, dass man zu manchen Worten oder Bezeichnungen Alternativen sucht und findet.
Diese werden sich auch nach und nach in den kommenden Jahrzehnten einbürgern.
Aber überempfindliche und nahezu militante 'Wortsuche muss nun auch nicht betrieben werden.
Wenn ich da nur kleine Knallkörper hernehme.
Die hatten mal eine Bezeichnung, später nannte man sie Ladycracker, und mittlerweile sollen sie auch nicht mehr so genannt werden, damit Ladys sich nicht diskriminiert fühlen.
Zudem erwarte ich soviel Toleranz und Verständnis, dass ich nicht angegangen werde, wenn ich (versehentlich) ein Wort sage, das ich 50 oder 60 Jahre lang immer so verwendet hatte, und sogar seinerzeit in der Schule so verwenden musste.
Ist es gerechtfertigt, ein abwertendes/ diskriminierendes Wort zu benutzen, weil man das "früher so gesagt" hat?
Es ist schwierig alle paar Jahre den Sprachgebrauch zu ändern.
Erst recht, wenn man es jahrzehntelang so verinnerlicht hat.
Und wenn man gerade in einem Redefluss ist.
Ich finde es albern, wenn irgendjemand definiert, dass ein bestimmter jahrelang gebräuchlicher Begriff plötzlich diskriminierend sein soll.
Brauchen wir wirklich immer mehr Zensur?
Warum soll man Menschen etwas aufdiktieren?
Früher sagte man Asylanten und jeder wusste, was gemeint war. Dann wurden es Asylbewerber weil Asylant angeblich negativ klang. Dann Flüchtlinge, dann Geflüchtete, dann Migranten und dann Menschen mit Migrationshintergrund.
Das Bild, dass man im Kopf hat, wenn man einen dieser Begriffe sagt, ist und war immer gleich!
Nichts hat sich geändert. Wer vorher etwas gegen Asylanten hatte, hat auch hinterher etwas gegen Menschen mit Migrationshintergrund. Die Umbenennung ändert daran nichts, die Probleme bleiben.
Aber irgendjemand empfindet etwas auf einmal unpassend, und dann muss man es ändern.
Und das soll Fortschritt sein? Oder will man sich nur etwas einreden?
"Komisch, jetzt sagen wir nicht mehr das Wort xyz, aber es gibt trotzdem noch Feindseligkeit..."
Hmm gute Frage.
Tatsächlich vermisse ich es schon ein bisschen "die Dinge beim Namen" zu nennen. Es ist jetzt nicht so, dass ich da an einem einzelnen Wort hängen würde welches ich nun unbedingt benutzen müsste.
Aber es fällt schon auf, die Gesellschaft ist insgesamt etwas überempfindlich geworden Imho. Da wird einem schnell mal ein Strick gedreht wenn man im falschen Moment etwas falsches sagt - auch wenn es häufig gar nicht so dramatisch gemeint ist.
Ich glaube es würde uns allen gut tun, diesen Stock zwischendurch auch mal hinten raus zu ziehen.
"Es ist jetzt nicht so, dass ich da an einem einzelnen Wort hängen würde welches ich nun unbedingt benutzen müsste" 😉
Mir geht einfach die Leichtigkeit verloren 🤷
Du hängst nicht an bestimmten Wörtern, kannst aber Dinge nicht mehr beim Namen nennen? Wie passt das zusammen?
Schau mal, du sagst das "Nein, Diskriminierung ist nie gerechtfertigt".
Und ich sehe in einem gewissen Sprachgebrauch einfach keine Diskriminierung. Das ist die Überempfindlichkeit die ich meine.
Wo die Diskriminierung nun anfängt und aufhört liegt jetzt im Auge des Betrachters. Bei dem einen ist es schon soweit wenn ich vom "Zigeunerschnitzel" rede, beim anderen wenn ich vom "Negerkuss" rede oder etwas "behindert" finde... Oder gendern ablehne.
Ich finde der Sprachgebrauch wird erst diskriminierend wenn man damit gezielt jemanden verletzen möchte. Niemand verliert wenn man sich ein Zigeunerschnitzel bestellt. Abgesehen vom Schwein welches dafür sein Leben lassen musste ^^
Aus der Sicht einer Person, die scheinbar nicht regelmäßig diskriminiert wird, mag das Sinn ergeben.
Dazu kommen noch persönliche Erfahrungen... Ich weiß, Anekdote... Aber:
Ich bin mit einem Typen der im Rollstuhl sitzt aufgewachsen. Weißt du was für ihn das schlimmste war? Wenn er anders behandelt wurde als die anderen.
Erst als er genauso wie alle anderen auch sein Fett weg bekommen hat, fühlte er sich bei uns im Freundeskreis erst so richtig aufgenommen. Und da gab's wirklich böse Scherze.
Es gibt einen nicht unerheblichen Teil aus diesen "diskriminierten Gruppen", die eben nicht jeden Tag daran erinnert werden möchten eben zu dieser Gruppe zu gehören, sondern ganz normal wie jeder andere auch behandelt werden wollen.
Und mir wurde im echten Leben noch nie vorgeworfen ich würde jemanden diskriminieren. Außer im Internet ^^
Mich interessiert übrigens deine Meinung zu solchen Themen. Ich bin dir gegenüber durchaus offen - es macht Spaß mit dir über sowas zu reden.
Also bitte verstehe meine Ansichten nicht falsch. Ich respektiere deine absolut.
Es sind oft die "Weltverbesserer" die andere diskriminieren, indem sie Begriffe als diskriminernd einstufen.
Nicht jeder Begriff ist abwertend gemeint, nur weil ein anderer diese abwertend nutzt.
Bspw. Zigeunersauce, keiner weiss woher der Begriff genau stammt, es gibt Gruppen die sich selbst als Zigeuner bezeichnen, jetzt kommt ein Weltverbesserer und brandmarkt den Begriff als abwertend und gerade dadurch wertet er die Menschen ab, die sich selbst als Zigeuner bezeichnen.
"N*ger" (im Gegensatz zu N*gger) wurde im Deutschen durchaus auch neutral verwendet und heisst letztendlich nichts anderes als Schwarzer. Ich fände es besser, wenn man darauf hin arbeiten würde zu sagen, es sei kein abwertender Begriff, da diese einfach aus der Bezeichnung der Farbe entlehnt ist.
Auch "Jude" wurde überwiegend über Jahrhunderte als Schimpfwort benutzt, deswegen würde auch keiner darauf kommen, den Begriff als allgemeinen diskriminiernden Begriff zu brandmarken und diese zu ersetzen.
Bei uns im Schwabenländle sowie in Bayern ist das Wort" Neg*r" bis heute völlig wertfrei, wie auch das Wort Tisch, Baum oder Auto!
Dito! Man kann Sprache Menschen nicht "von oben" aufzwingen!