Wie nennen Non-Binäre eigentlich ihre sexuelle Orientierung?

5 Antworten

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Nicht-binäre Menschen können grundsätzlich jede sexuelle Orientierung haben. Allerdings verstehe ich, was du meinst.

Wenn eine nicht-binäre Person auf Frauen oder weiblich gelesene Personen steht, nennt man das Gynosexuell, das Gegenteil wäre dementsprechend Androsexuell. Alternativ gibt es noch Nepnutic (Anziehung zu nicht-binären und weiblichen/ weiblich gelesenen Menschen) und Uranic (Anziehung zu nicht-binären und männlichen/ männlich gelesenen Menschen).

Wenn nicht-binäre Menschen ausschließlich auf andere nicht-binäre Menschen stehen, nennt sich das Enbian.

Ansonsten können sich nicht-binäre Menschen aber auch ganz einfach als queer bezeichnen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Teil der LGBTQ+ Community

LastDayofEden 
Beitragsersteller
 28.05.2024, 17:35

Danke, das ist eigentlich ziemlich übersichtlich und logisch!

Ich stelle mir das allerdings recht anstrengend vor, wenn man selber non-binär ist und sich ausschliesslich etwas mit einer anderen non-binären Person vorstellen kann. So viel Auswahl hat man da vermutlich nicht.

Aber es gibt ja auch Heteropersonen, deren Spektrum stark eingeschränkt ist. Ich habe kürzlich von einer Person mit besonderen sexuellen Vorlieben gelesen - und sie konnte sich nicht vorstellen, jemals jemanden zu finden, mit dem sie das ausleben könnte. Und mit jemand zusammensein, mit dem sie das NICHT ausleben konnte, kam für sie nicht in Frage. (Sie fand aber tatasächlich jemanden).

Kurz und gut: Dieser Mensch hatte auch nicht gerade viel Auswahl, obwohl er "normal" heterosexuell war - die sexuelle Orientierung definiert unsere Vorlieben ja nicht ALLEIN, sondern gibt nur mal ein sehr grobes Schema vor.

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LunarEclipse  28.05.2024, 19:31
@LastDayofEden

Ja, das kann durchaus anstrengend sein, da hast du absolut Recht.

Und zum Rest: ja, das ist dann echt blöd. Manchmal kann einem sowas das Leben verderben bzw schwer machen.

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IsaJea  28.05.2024, 13:40

Die Begriffe höre ich heute zum ersten mal.
Danke für die Info.

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Nonbinary Personen können spezielle Labels verwenden:

Skoliosexuelle stehen auf Enbys (nonbinary Personen).

Den Begriff gibt es, da er genderneutral ist: er kann somit von jedem verwendet (Männern, Frauen und Enbys).

Androsexuelle stehen sexuell auf Männer, Gynosexuelle stehen auf Frauen (auch diese Begriffe sind genderneutral).

Aliamoric: Nonbinary steht nur auf Nonbinaries

Feminamoric: ein Nonbinary steht sexuell steht nur auf Frauen

Viramoric: ein Nonbinary steht sexuell nur auf Männer

Trixic / Orbisian: ein Nonbinary steht sexuell auf Frauen (unter anderem oder ausschließlich).

Toric: ein Nonbinary steht sexuell auf Männer (unter anderem oder ausschließlich).

Neptunic: jemand steht auf Frauen und Nonbinaries. Manchmal wird auf female-aligned nonbinaries eingschränkt.

Mehr Bezeichnungen hier:

https://nonbinary.wiki/wiki/Romantic_and_sexual_orientation

wenn sie sich keinem Geschlecht zugehörig empfinden.

Das stimmt nur bei agender.

Ansonsten ist nonbinary eine Geschlechtsidentität und auch die darunter fallenden Geschlechtsidentitäten wie demigender, bigender, agender, genderfluid, pangender, xenogender, ...


LastDayofEden 
Beitragsersteller
 28.05.2024, 17:24

Danke schön, oh wow, das sind echt einen Haufen Begriffe! 😳

Und stimmt, das war mir nur nur so halb bewusst, dass non-binär selber wieder eine Sammelkategorie für verschiedene Selbstempfindungen ist.

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Mayahuel  28.05.2024, 17:51
@LastDayofEden
non-binär selber wieder eine Sammelkategorie

im Grunde reicht das völlig für ein Formular.

m / w / nonbinary

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LastDayofEden 
Beitragsersteller
 28.05.2024, 18:45
@Mayahuel

Ich habe schon gemerkt, dass das in Deutschland ziemlich weit verbreitet zu sein scheint. In der Schweiz habe ich das bisher noch nirgends gesehen.

Allerdings hat das wohl auch etwas mit den spezifischen sprachlichen Eigenheiten in der Schweiz zu tun. Unsere Formular werden zwar in Schriftdeutsch ausgefüllt, aber unsere Namen sprechen wir auf Schweizerdeutsch aus. Und in diesem Fall wird zu jedem Namen ein Artikel obligatorisch, der das Geschlecht definiert.

Das allein ist kein Problem, aber es ist noch nicht lange her, da hat man Frauen einen neutralen Artikel beigeordnet statt einen weiblichen. Mit der Emanzipation wehrten sich die Frauen dagegen, weil sie nicht mehr verniedlicht und als Sache behandelt werden wollten.

Nun wieder den neutralen Artikel für Non-Binäre einzuführen mag für Non-Binäre, welche diese Zeit gar nicht mehr erlebt haben, kein Problem sein - für ältere Menschen ist es aber ein Problem, weil es sich für uns wie ein Rückschritt anfühlt.

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Mayahuel  28.05.2024, 18:49
@LastDayofEden
 Deutschland ziemlich weit verbreitet zu sein scheint.

in Deutschland gibt es "divers" (also nicht "nonbinary") und ist nur ein juristisches Geschlecht. Ursprünglich für intersex Personen gedacht. Später wurde das für trans Personen aufgebohrt. Wer das auf einem Formular nicht berücksichtigt, kann bestraft werden.

Im Reisepass steht ein "X".

in der Schweiz wurde "divers" kürzlich abgelehnt:

https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-92335.html

Aber jetzt durch Nemo wird die Diskussion wieder angekurbelt.

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LastDayofEden 
Beitragsersteller
 28.05.2024, 19:01
@Mayahuel

Ach ja stimmt, jetzt erinnere ich mich. Wir haben das auf einer anderen Plattform diskutiert.

Wenn man es freundlich betrachten will, kann man sagen, dass der Aufwand, die ganzen Register zu ändern, tatsächlich enorm ist, nur um eine Geschlechtskategorie einzuführen, die rechtlich gar nicht definiert ist. Das Geschlecht erhebt man ja nicht zum Spass, sondern weil das Auswirkungen auf zahllose Rechte und Pflichten hat - wozu eine Kategorie einführen, die ins Leere läuft.

Wenn man es böse betrachten will, kann man auch sagen, dass die Weigerung, ein drittes Geschlecht einzuführen, einfach verschleiern will, dass die Geschlechter in der Schweiz systematisch diskriminiert werden, und zwar hauptsächlich zu Lasten des Mannes.

Ich vermute daher, dass sämtliche Menschen, die sich als nicht eindeutig einem Geschlecht zughörig fühlen, als weiblich eintragen lassen, weil sie dann weniger Nachteile haben.

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Also ich habs einfach. Ich stehe auf alle Geschlechter, also sag ich halt "ich bin bisexuell". So geht es allen Bisexuellen, plus natürlich die Sublabels davon wie Pan, Omni, Poly, Abro... Und natürlich auch Leuten auf dem asexuellen und/oder aromantischen Spektrum.

Die meisten nichtbinären, die nur auf ein Geschlecht stehen, mit denen ich bisher Kontakt hatte, tendieren entweder zu der Version, die nicht hetero ist (Also lesbisch/schwul/'Gay') oder bleiben bei sowas allgemeinem wie "queer". Die Begründung ist meistens sowas wie "Wenn mindestens eine nichtbinäre Person involviert ist, ist daran eben nix hetero, also passt gay/queer/lesbisch/schwul besser".

Es gibt zwar Begriffe, die explizit für nichtbinäre Personen erdacht wurden, wie zb trixic/toric. Aber ich habe bisher nur Menschen gesehen, die erzählen, dass es das gibt - noch nie eine Person, die sich tatsächlich so bezeichnet. Ich will nicht ausschließen, dass es die Leute gibt - nur, ich habs noch nie mitbekommen. Und ich hab schon viel gesehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.

LastDayofEden 
Beitragsersteller
 28.05.2024, 17:48

Oh, das klingt echt sehr pragmatisch!

Verstehe ich das richtig, dass in diesem Fall eine non-binäre Person sich als schwul bezeichnet, wenn sie auf Männer steht, und als lesbisch, wenn sie auf Frauen steht, aber beides unabhängig vom biologischen Geschlecht?

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Mayahuel  28.05.2024, 17:58
@LastDayofEden
aber beides unabhängig vom biologischen Geschlecht?

Auf Dating-Seiten werden Nonbinarys entsprechend angefragt, mit zB »Hast du einen Penis?«:

As a non-binary person interacting on dating apps – Bumble, OKCupid and Tinder – Ellie Lee-Duncan got asked the same thing a lot: “Do you have a cock?”

https://pantograph-punch.com/posts/the-cock-question

Da geben nicht wenige dann die sexuelle Orientierung anhand biologischer Merkmale an.

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LastDayofEden 
Beitragsersteller
 28.05.2024, 18:19
@Mayahuel

Oh, "toll", genau die erste Frage, die man von einem potentiellen Datingpartner gestellt bekommen will. 🙄

Trotzdem, ich verstehe es natürlich schon, denn wenn es um Sex geht, will man natürlich schon wissen, was man zu erwarten hat. Als Cis-Hetero-Frau schätze ich es auch, wenn ich etwa im Voraus erfahre, falls mein Sexualpartner operiert wurde oder ich sonst etwas wissen sollte, was mich ja doch betrifft.

Aber die erste Frage sollte das nun wirklich nicht sein. Da wäre ich wohl auch pragmatisch und würde mich an meinem biologischen Geschlecht orientieren, damit hat man wenigstens diese Frage schon geklärt.

(Idiotische Fragen gibt's natürlich trotzdem auch noch - auch im Rest der Welt; die Entsprechung der obigen Fragen an Cis-Hetero-Frauen wäre: "Willst du meinen Schw*nz sehen?" 🙄).

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Seraphiel0  28.05.2024, 19:46
@LastDayofEden

In der Regel ist das, was passiert, ja.

Auch deshalb, weil sowieso die wenigsten nichtbinären Personen mit einer Person eine Beziehung führen wollten, die durchgehend behauptet, heterosexuell zu sein. Weil, es gibt durchaus Menschen, die zb lesbisch als 'Nicht-Mann liebt Nicht-Mann' auslegen. Auch cisidente lesbische Frauen.
Aber es gibt einen eher kleinen Kreis von Leuten, die sagen, sie sind hetero und meinen damit "Nicht-Mann liebt Nicht-Frau" oder so.

Wenn man also eine nichtbinäre Person ist, die zb auf Männer steht, dann findet man deutlich eher eine Person, die mit dem Nichtbinär-Sein klar kommt, wenn man gleich bei Bi*sexuellen oder Schwulen Männern sucht.

Als nichtbinäre Person ist man eben in queeren Spaces eher willkommen als in cis-hetero-Spaces.

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LastDayofEden 
Beitragsersteller
 28.05.2024, 21:58
@Seraphiel0

Ja, verstehe. Vermutlich ist auch das Problem, dass Cis-Hetero-Leute vermutlich die grössere Auswahl habe. Somit "leisten" sie sich mehr Auswahlkriterien.

In queeren Kreisen ist man aber bestimmt auch deshalb viel offener, weil man doch mit viel mehr verschiedenen Leuten in Kontakt ist.

Ausserdem weiss man ja schon, dass der andere queer ist - man muss nur fragen, wie genau. Für Cis-Hetero-Leute ist das ungewöhnlich, und anscheinend schreckt das dann viele schon ab, bevor sie sich die Mühe genommen haben, jemanden etwas näher kennenzulernen.

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Ich bin nichtbinär, und ich bin Pansexuell. Das heißt das Geschlecht spielt für mich bei einer Beziehung keine Rolle. Der Mensch zählt.

Aber natürlich können Enbys auch Homosexuell und Heterosexuell sein. Das entscheidet jede:r für sich selbst.

Ich hätte jetzt so geschätzt das sie sich einfach Monosexuell (wenn nur auf ein Geschlecht steht), Polysexuell (wenn auf zwei oder mehr aber nicht alle Geschlechter steht) oder eben Pansexuell (wenn auf alle Geschlechter steht) bezeichnen.

Ich bin ja schwul und bezeichne mich auch meistens als "monosexuell auf Männer stehend". Das sind Begriffe die jeder unabhängig des Geschlechts benutzen kann

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – schwul ⚣ und ich liebe es schwul zu sein

LastDayofEden 
Beitragsersteller
 28.05.2024, 17:51

Haha! Ja, "monosexuell" allein sagt ja in dem Sinne noch nichts aus, weil man dann doch zumindest noch das Geschlecht nennen muss.

Ausserdem bekomme ich übles Kopfkino, weil man bei schweren sexuellen Störungen mit Fetischen, wo Leute zum Beispiel wirklich nur mit ihrem Fetisch Sex haben können, aber nicht mit einem Menschen (bzw. der Mensch ist nur "Beigemüse"), ebenfalls von Monosexualität spricht. 😅

Aber das ist wohl einfach eine déformation professionelle meinerseits. 🤪😅

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