Menschen sexuelle Selektion?

Beeindrucken des Weibchens 88%
Kampf mit anderen Männchen 13%

8 Stimmen

6 Antworten

Du kannst das nicht trennen. Bei allen Arten findet sowohl eine intrasexuelle Selektion (Konkurrenz innerhalb desselben Geschlechts) als auch eine intersexuelle Selektion (Auswahl des Partners zwischen den Geschlechtern) statt. Der Mensch stellt dabei keine Ausnahme dar. Es gibt aber einige Besonderheiten.

Allgemein ist bei den meisten Arten die intrasexuelle Selektion unter den Männchen stärker ausgeprägt als unter den Weibchen. Das dürfte auch bei unseren Vorfahren der Fall gewesen sein. Viele Forschende gehen zum Beispiel davon aus, dass der Bart evolutionär entstand, weil er bei Konkurrenzkämpfen mit anderen Männern vor Schlägen schützen sollte. Ähnlich ist ja auch die Mähne des Löwen zu erklären, die soll Prankenhiebe abfedern. Dass die Weibchen untereinander um Männchen konkurrieren, gibt's eher selten, kommt aber auch vor, insbesondere bei einem unausgeglichenen Geschlechterverhältnis (es gibt viel mehr Weibchen als Männchen). Dann werden Männchen sozusagen zu einem umkämpften raren Gut.

Die intersexuelle Selektion geht meist von den Weibchen aus. Das nennt man auch Female Choice. Ursache dafür sind unterschiedliche Fortpflanzungsstrategien der Geschlechter, die letztendlich auf einem unterschiedlich großen Investment in den Nachwuchs basieren. Männchen steuern oft nur ihr Sperma bei, mit der Aufzucht der Jungen haben sie nicht viel zu tun. Die ideale Fortpflanzungsstrategie der Männchen sieht deshalb so aus, dass sie möglichst viele Nachkommen zeugen. Das Weibchen investiert mehr in den Nachwuchs, die Kosten der Schwangerschaft und der Laktation trägt es alleine. Das heißt auch, dass es viel mehr zu verlieren hat, wenn die Jungen nicht überleben. Die ideale Fortpflanzungsstrategie sieht daher für ein Weibchen so aus, dass es möglichst viele Junge groß kriegt. Und wenn das Männchen sonst nicht viel beiträgt, dann sollte es schon wenigstens das Männchen mit den besten Genen sein, das ein Weibchen auswählt und ihren Jungen die größten Überlebensaussichten garantiert.

Es gibt aber Ausnahmen von der Female Choice und der Mensch ist eine solche Ausnahme. Hier wählen tatsächlich beide Geschlechter, also nicht nur die Frau, sondern auch der Mann. Das liegt daran, dass Babies und Kinder im Vergleich mit anderen Säugetier-Jungen viel hilfs- und pflegebedürftiger sind. Das Großziehen des Nachwuchses erfordert daher auch die Mithilfe des Vaters. Männer investieren also im Vergleich zu nichtmenschlichen Säugetieren mehr und haben folglich auch mehr zu verlieren, also sind sie bei der Wahl der Partnerin kritischer.

Die Auswahlkriterien, nach denen Männer und Frauen ihre Partnerin bzw. ihren Partner wählen, sind aber recht vielfältig und unterschiedlich. Männer wählen in der Regel stärker nach dem Aussehen. Geachtet wird v. a. auf Anzeichen, die eine hohe Fruchtbarkeit und Tauglichkeit als Mutter signalisieren, wie etwa ein ausgewogenes Taille-Hüft-Verhältnis (schmale Taille, breites Becken) oder Jugendlichkeit (die Fruchtbarkeit einer Frau nimmt mit dem Alter ab). Frauen achten zwar auch auf Attraktivität, der Fokus liegt aber eher auf den "Versorgerqualitäten", also wie gut ein Mann seine Familie versorgen kann. Unsere Vorfahren in der Steinzeit dürften eher darauf geachtet haben, ob ein Mann seine Familie verteidigen und beschützen konnte und ob er viel Nahrung beschaffen konnte. Heute spielt hier das Einkommen eines Mannes eine größere Rolle.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Es ist mehr so ein "Passt er/sie zu mir oder passt er/sie nicht", also die Wahl wird von beiden gleichermaßen getroffen. Ganz entscheidend ist dabei der Geruch, durch den erkennt der Mensch die genetischen Ähnlichkeiten und potentiell gute Partner/innen.


Deamonia  05.12.2024, 10:13
durch den erkennt der Mensch die genetischen Ähnlichkeiten und potentiell gute Partner/innen.

Wobei der andere umso anziehender ist, umso unterschiedlicher seine Gene sind

es gibt noch unzählige andere varianten. unter anderm gibt es oktopoden und haie, die sich zur not auch ungeschlächtlich fotpflanzen können, bei einigen fischarten gibts in einem schwarm nur ein männchen. wenn das männchen ums leben kommt, wird das grösste weibchen zum männchen, ändert also sein geschlecht.

der mensch ist so sehr verhaustiert, dass er kein natürliches fortpflanzungsverhalten zeigt, sondern alles ritualisiert wurde.

Kampf mit anderen Männchen

 Bei der sexuellen Selektion geht es fast immer darum, dass dasjenige Geschlecht, das mehr Arbeit in die Nachkommenschaft steckt - nennen wir es Geschlecht A -, sich das beste Mitglied des anderen Geschlechts - Geschlecht B - zur Paarung aussucht.

Wenn beide Geschlechter viel Arbeit in die Aufzucht von Nachkommen stecken, wie bei Schwänen oder Menschen (eh, zumindest 14-20 Jahre, um ein Kind aufzuziehen), wählen beide einander aus.

In diesen Fällen „funktioniert sexuelle Selektion in beide Richtungen“. Man kann sich das wie eine Straße in zwei Richtungen vorstellen, aber mit mehr Verkehr in die eine als in die andere Richtung. -> Bateman Prinzip (Spermien sind billig, Eizellen sind teuer).

Fun Fact: Das ist nämlich auch meist der Grund, warum Männchen stärker sind als Weibchen, wegen der ganzen Balzkämpfe zwischen Männchen.

Nichts davon, ein Mann kann noch so beeindruckend sein, wenn sie sich nicht riechen können, dann wird das nichts.