Warum ist es beim Menschen bzw. Primaten genau umgekehrt?
Die Frauen bzw. Weibchen sind das hübschere Wesen? Während bei anderen Tieren in der Regel das Männchen das Hübschere ist ?
2 Antworten
Bei der sexuellen Selektion müssen wir zwischen einer intrasexuellen Selektion (Selektion innerhalb eines Geschlechts: die Individuen desselben Geschlechts konkurrieren miteinander um Paarungspartner) und einer intersexuellen Selektion (Selektion zwischen den Geschlechtern: die Auswahl des passenden Partners durch das andere Geschlecht) unterscheiden. Die intersexuelle Selektion geht meist (aber nicht immer!) vom Weibchen aus, was man in der Verhaltensbiologie auch als female choice bezeichnet - in den meisten Fällen wählt also im Tierreich das Weibchen den Partner aus, sodass die Konkurrenz zwischen den Männchen größer ist. Die Varianz im Fortpflanzungserfolg ist bei den Weibchen dann recht konstant, während sie unter den Männchen sehr ungleich verteilt ist - z. B. bei Rhesusaffen (Macaca mulatta) hat das dominante Männchen der Gruppe den größten Fortpflanzungserfolg, während das rangniedrigste Männchen oft sogar gar keinen hat. Die Weibchen konkurrieren auch miteinander, aber eher weniger um Fortpflanzungspartner, sondern um Ressourcen, also Nahrung, Wasser usw.
Warum ist das so? Die Ursache dafür ist die Anisogamie der Geschlechter. Weibchen produzieren andere Geschlechtszellen (Gameten) als Männchen. Die Spermien der Männchen sind meist beweglich, klein, wenig energiereich und daher kostengünstig zu produzieren; sie werden außerdem meist ein Leben lang in den Hoden hergestellt. Weibchen produzieren hingegen sehr große, energiereiche, meist unbewegliche Eizellen nur in einer begrenzten Anzahl. Das Weibchen investiert in den gemeinsamen Nachwuchs also mehr Energie als das Männchen, das im Prinzip nur seine DNA beisteuert. Hinzu kommt, dass die Kosten der Schwangerschaft allein das Weibchen trägt, ebenso wie die energetischen Kosten für das Säugen der Jungen. Bei den meisten Säugetieren übernimmt das Weibchen die Aufzucht der Jungen sogar komplett alleine. Das alles führt dazu, dass für das Weibchen viel mehr auf dem Spiel steht und es seine begrenzte Anzahl an Jungtieren, die es im Lauf eines Lebens großziehen kann, möglichst komplett groß kriegt. Wenn das Männchen schon sonst nicht viel beiträgt, dann sollte der Vater wenigstens derjenige mit den besten Genen sein und dementsprechend sollte ein Weibchen seinen Partner sehr kritisch wählen. Die ideale Fortpflanzungsstrategie eines Männchens sieht hingegen so aus, dass es sich mit möglichst vielen Weibchen paaren sollte.
Genau das ist aber bei unserer Spezies, dem Homo sapiens, anders. Verglichen mit anderen Jungtieren sind menschliche Babies extrem hilfsbedürftig, sodass es der Mithilfe des Vaters bedarf. In der Steinzeit etwa war die Überlebenswahrscheinlichkeit von Halbwaisen nur etwa halb so groß wie von Kindern, deren Elternteile beide noch lebten. Das bedeutet, dass erstens der Fortpflanzungserfolg eines Mannes auch von seinem Zutun abhängt und zweitens, dass die übliche Strategie -nicht wählerisch sein und mit so vielen Frauen wie möglich intim werden- bei unserer Art nicht aufgeht. Wenn die Kinder nicht überleben, hat der Mann sehr wohl etwas zu verlieren und deshalb hat dies in unserer Art dazu geführt, dass auch die Männer bei der Wahl der Partnerin kritisch sein sollten. Bei uns findet also sowohl eine female choice als auch eine male choice statt.
Die Kriterien, nach denen die beiden Geschkechter dabei vorgehen, sind jedoch von unterschiedlicher Gewichtung.
Männer wählen stärker nach optischen Signalen, nach körperlichen Merkmalen, die Gesundheit und eine gute Gebärfähigkeit signalisieren. Das sind Merkmale wie ein breites Becken (weiter Geburtskanal) und eine schmale Taille, volle Lippen (Indiz für hohen Östrogenspiegel) aber auch Merkmale für Jugend, da die Fruchtbarkeit einer Frau mit zunehmendem Alter stark abnimmt. So werden z. B. auch auf große Augen, glatte, straffe und haarlose Haut usw. geachtet. Das hat dazu geführt, dass die sexuelle Selektion bei Frauen v. a. Merkmale begünstigt hat, die wir mit Schönheit assoziieren
Frauen wählen eher nach anderen Aspekten, nämlich eher nach den Versorgerqualitäten und der Tauglichkeit als Vater. Ist der Mann in der Lage, sich und die Familie zu versorgen (heutzutage: das Einkommen)? Ist er nett und freundlich zu den Kindern? Kümmert er sich um sie? Kann er sie beschützen? Das heißt nicht, dass optische Reize für Frauen gar keine Rolle spielen. Auch Frauen achten z. B. auf eine tiefe Stimme, breite Brust, schmale Hüften, Körpergröße, markante Gesichtsformen usw. Aber darauf liegt der Fokus nicht so stark.
Während bei anderen Tieren in der Regel das Männchen das Hübschere ist ?
nein. das hält sich so ziemlich die waage.