„Gott ist tot“ (Nietzsche)

Bei Nietzsche geht es nicht um einen echten Tod (des abrahamitischen Gottes), sondern um die damalige Säkularisierung der Gesellschaft. Und um Kritik am Christentum.

Auch brauchte man nicht mehr JHWH oder Allah, um Moral zu begründen oder die Welt zu erklären.

Der Verrückte (der "Tolle") kam mit seiner Botschaft "Gott ist tot" zu früh: 

Die Menschen können noch nicht sehen, dass sie Gott getötet haben.

Zu dieser Zeit hat sich das Glaubenssystem geändert. Man brauchte Gott nicht länger als Quelle für Moral, Werte oder Ordnung: Philosophie und Wissenschaft waren dazu ebenfalls in der Lage.

Nietzsche als Atheisten abzustempeln, ist zu einfach gedacht:

 Er war weder Atheist noch gläubiger Christ,

https://www.deutschlandfunk.de/philosophie-gott-ist-tot-und-nietzsche-unsterblich-100.html

"Gott ist tot" sind nur die ersten drei Wörter von 34 Wörtern von der Gesamt Aussage von Friedrich Nietzsche:

Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unseren Messern verblutet.“

Mit diese Aussage sagt Friedrich Nietzsche in Wirklichkeit:

Wir Menschen haben Jesus Christus getötet - wir Menschen haben Gott umgebracht! Wir sind Mörder und haben unschuldiges Blut vergossen.

Das ist was völlig anderes als die ersten drei Wörter. Aber das hören die Menschen nicht gerne, und deswegen ignorieren wir gerne das volle Zitat:

Lass uns einfach nur die ersten 3 Wörter zitieren und schon gefällt uns die Botschaft gleich viel besser.... Wir haben dann keine Schuld mehr und wenn es eh keinen Gott gibt, können wir auch mit ruhigem Gewissen Dinge tun die unrecht sind. 🙏

Ich antworte dir als Muslima:

Die Aussage „Gott ist tot“, die dem Philosophen Friedrich Nietzsche zugeschrieben wird, wird oft missverstanden.

Es ging Nietzsche dabei weniger um die wörtliche Existenz Gottes, sondern eher um die Vorstellung, dass die traditionelle Vorstellung von Gott und Religion ihre Bedeutung in der modernen westlichen Gesellschaft verloren hat.

Nietzsche hat die Aussage „Gott ist tot“ in einem metaphorischen und philosophischen Sinne gemeint. Er sah, dass die wachsende Säkularisierung, wissenschaftliche Entwicklungen und der moralische Relativismus in Europa dazu geführt hatten, dass Religion und der Glaube an Gott ihre Autorität verloren. Nietzsche befürchtete, dass dies zu einer Krise der Werte führen würde – wenn Gott „tot“ ist, welche moralischen Grundlagen hat die Menschheit dann noch?

Aus meiner islamischer Sicht ist die Vorstellung, dass „Gott tot ist“, unvereinbar mit dem Glauben. Im Islam ist Gott der Ewige, der Lebendige, der niemals stirbt, und der immer präsent ist.

Wir Muslime glauben, dass Gott der Schöpfer ist, der das Universum lenkt und alle Menschen leitet. Der Glaube an Gott ist auch nicht nur eine intellektuelle Entscheidung, sondern ein fester Bestandteil des Lebens und der Moral eines Muslims.

Nietzsches Aussage spiegelt eine Gesellschaft wider, die zunehmend ihren Glauben verliert und auf sich selbst gestellt ist, um moralische und existentielle Fragen zu beantworten. Im Islam wird betont, dass ein Leben ohne Glauben an Gott zu Verwirrung und Sinnlosigkeit führen kann. Der Glaube an Gott gibt den Menschen einen Sinn, moralische Orientierung und ein Gefühl von Ziel und Hoffnung.

Viele Atheisten sehen in „Gott ist tot“ eine Bestätigung ihrer eigenen Ansicht, dass Religion keinen Platz mehr in einer modernen, wissenschaftlich orientierten Welt hat. Muslime und Gläubige anderer Religionen würden jedoch argumentieren, dass der Verlust des Glaubens an Gott nicht zur Befreiung führt, sondern eher zu einer Leere und einem Verlust der Werte. Religion bietet Antworten auf Fragen, die Wissenschaft und Philosophie allein oft nicht befriedigend beantworten können: Warum existieren wir? Was ist der Sinn des Lebens? Was passiert nach dem Tod?

Es gibt sogar Menschen, die nahelegen, dass Nietzsches Aussage „Gott ist tot“ auch einen sehr persönlichen Hintergrund hat und mit seiner eigenen Biografie, insbesondere seinem Vater, zusammenhängt.

Nietzsche wurde in eine streng protestantische Pfarrersfamilie geboren. Sein Vater war ein lutherischer Pfarrer, der einen tiefen christlichen Glauben hatte. Allerdings starb Nietzsches Vater, als der erst fünf Jahre alt war. Der frühe Verlust seines Vaters hatte einen erheblichen Einfluss auf Nietzsches Leben und Denken.

Es gibt Interpretationen, die besagen, dass Nietzsches Verlust des Vaters symbolisch auch zu einem Verlust seines Glaubens geführt hat. Für Nietzsche war die Vaterfigur eng mit der Vorstellung von Gott verbunden, da sein Vater ein geistlicher Führer war. Der Tod des Vaters könnte symbolisch als der „Tod Gottes“ in Nietzsches persönlicher Erfahrung interpretiert werden, was seine spätere Kritik an Religion und christlichen Werten beeinflusst haben könnte.

Nee, Nitzsche ist tot.

"Nietzsche ist tot." (Gott)