Hab ich das Gedicht richtig interpretiert/verstanden?

Irrtum (Ulla Hahn, 1988)

Und mit der Liebe sprach er ists

wie mit dem Schnee: fällt weich

mitunter und auf alle

aber bleibt nicht liegen.

Und sie darauf die Liebe ist

ein Feuer das wärmt im Herd

verzehrt wenn’s dich ergreift

muß ausgetreten werden.

So sprachen sie und so griff

er nach ihr sie schlug nicht aus

und blieb auch bei ihm liegen.

Er schmolz sie ward verzehrt

sie glaubten bis zuletzt an keine Liebe

die bis zum Tode währt.

Also das Gedicht ist ein Sonett und besteht aus 2 Quartetten, gefolgt von 2 Terzetten. Der Mann vergleicht die Liebe mit dem Schnee und sagt, sie würde nicht für immer bleiben. Die Liebe ist also vergänglich. Die Frau vergleicht die Liebe mit dem Feuer und sagt, die Liebe ist bedrohlich, da sie zu Identitätsverlust führen kann. Wenn die Liebe nämlich zu stark ist, hat man keinen Freiraum mehr und wird sozusagen von der Liebe erstickt. Man verliert sich sozusagen selbst (, was ja auch in vielen anderen Gedichten von Ulla Hahn angesprochen wurde). Beide sagen also, es gibt nicht die große Liebe. Doch auch, als der Mann „bedrohlich“ oder „besitzergreifend“ wurde, verlässt die Frau den Mann nicht. Sie lässt das einfach über sich ergehen. Am Ende schmolz der Mann, nicht der Schnee, weil er sie so liebte und sie wurde vom Mann als Eigentum benutzt, was sie aber nicht schlimm fand. Obwohl beide nicht an die Liebe glaubten und fürchteten, dass die Liebe vergänglich und bedrohlich sei, blieben sie zusammen, was den Titel „Irrtum“ erklärt.

Deutsch, Psychologie, Gedicht, Germanistik, Liebe und Beziehung, Lyrik

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