Was bedeutet "Jahrhundertwerk" oder "Jahrhundertroman" und warum wird der Begriff in letzter Zeit so inflationär oft verwendet?

4 Antworten

Jahrhundertwerk bedeutet eigentlich, dass es so außergewöhnlich (gut) ist, dass man so etwas nur einmal in 100 Jahren bekommt.

Da wir aber in einer Zeit der Superlative leben und jeder bestrebt ist, sein Produkt zu verkaufen, sind solche Begriffe inflationär.

Ich erlebe das im Buchsektor recht häufig, dass die Beschreibungen etwas außergewöhnliches versprechen und ich hinterher sagen muss "Naja, irgendwie brauchbar. Aber nicht wirklich gut."

Mittlerweile fällt es mir wirklich schwer, gute Bücher - die meinem Geschmack entsprechen - zu finden.

Leider begreifen die Händler nicht, dass sie diese Begriffe "verbrennen" und damit unbrauchbar machen. Irgendwann hat man einfach keine sprachlichen Mittel mehr, außergewöhnliche Leistungen als solche zu beschreiben.

Findest du? Ist mir nicht aufgefallen.

Du meinst nicht, was das meint, sondern: was das bedeutet.

Ein "Jahrhundertwerk" ist etwas absolut Herausragendes, ein Gigant unter Zwergen.

Bei allem Respekt für Kafka: So würde ich den "Prozeß" nicht betrachten.

(Vielleicht wird man - in einem anderen Bereich - Ian Kershaws Hitlerbiogaphie mal als Jahrhundertwerk betrachten. Oder - wieder ein anderer Bereich - Picassos Guernica.)

Gruß, earnest

Damit ist gemeint, dass der Roman, das Werk oder was auch immer so außergewöhnlich ist, dass es das nur einmal in hundert Jahren gibt.

Und reißerische Werbung oder überschwängliches Log hat es sicher schon immer gegeben.

Das heißt: Ein Werk, das in seinem Jahrhundert herausragt und noch nach hundert oder mehr Jahren relevant ist.

"Der Prozess" gehört ohne Zweifel dazu. Ebenso der "Zauberberg" von Thomas Mann oder Heines "Buch der Lieder". 

Die Medien machen allerdings zwecks Auflagensteigerung auch zunehmend Rummel um zweitrangige Werke.