Warum betrifft kulturelle Aneignung immer nur Weiße?

Ich hab das ganze jetzt immer mal wieder auf Social Media und im Tv gesehen und nachdem ich jetzt erst neulich im Radio gehört hab wie eine Frau argumentiert hat das weiße eigentlich kein "recht" auf Hip-Hop Musik haben muss ich doch mal nachfragen so ganz erschließt sich mir das noch nicht.

Kulturelle Aneignung ist (so wie ichs verstehe) vereinfacht gesagt das Prinzip das eine Gruppe sich keine kulturellen Dinge der anderen Gruppe zu nutze machen darf wenn sie der Gruppe irgendwann in der Geschichte mal etwas angetan hat wie sie unterdrückt oder ausgebeutet etc. Wenn es um ein Prinzip geht, dass in beiden Kulturen vor kam/kommt wird der unterdrückten Gruppe die vorfahrt gelassen und der anderen Gruppe wird das Prinzip trotzdem verboten (hab ich so zumindest beim Thema verfilzte Haare/Dreadlocks verstanden).

Meine Frage ist jetzt warum betfrifft das immer nur Weiße? Und vorallem warum immer nur kollektiv selbst wenn das eigene Volk damit nichts zutun hatte? Und warum wird das Prinzip nie auf andere Dinge ausgeweitet?

Wenn man das ganze Ernst nimmt müsste man ja auch sagen das gilt für alle Gruppen die eine eigene Kultur haben oder hatten also nicht nur für Ethnien sondern genauso für Völker, Religionen, Geschlechter, Stände und Soziale Schichten.

Nach der Logik müsste jeder der anstoß daran nimmt wenn ein weißes Kind ein Indianer Kostüm trägt oder ein Weißer Dreadlocks trägt es doch genauso verurteilen wenn ein Mann ein Kleid trägt und sich schminkt, ein Araber auf den Weihnachtsmarkt geht, wenn ein Christ seine Tochter Freya nennt oder der Herr von-und-zu beim traditionellen Maifest im Dorf teilnimmt, oder nicht? Immerhin haben (vereinfacht gesagt) Männer eine jahrundertelange Geschichte im unterdrücken der Frauen, in der arabischen Welt werden bis heute Christen verfolgt, die Germanen wurden teilweise Zwangschristanisiert und heidnische Religionen von der Kirche unterdrückt und viele Adelsfamilien haben sich in ihrer Vergangenheit Bauern als Leibeigene gehalten.

Warum passiert dass dann nicht? Warum sind es immer nur die Weißen auf die das angewandt wird aber wenn jemand anderes sich eine Kultur aneignet die ihm oder ihr nach dieser Logik nicht zusteht wird es ignoriert oder sogar gefeiert (gerade wenn man an Männer denkt die sich die weibliche Kultur zueigen machen)?

Ich kapier das nicht. Vielleicht kann mir jemand zeigen wo mein Denkfehler ist. Bitte nur ernst gemeinte Antworten.

Religion, Politik, Kultur, Gesellschaft, Kulturelle Aneignung , Philosophie und Gesellschaft
Das reaktionäre Weltbild meiner Oma ist plötzlich das politisch korrekteste?

Frisuren von Schwarzen, wie zum Beispiel Dreadlocks sollten für Weiße Tabu sein. Auch Musik von Schwarzen, wie Jazz oder Blues sollte von Weißen nicht gehört und gespielt werden. Exotische Namen für deutsche Kinder sind höchst kritisch. Und auch exotische Spiele und Gerichte sind sehr kritisch zu beobachten.

Das sagt meine reaktionäre Oma mit ihrem 50er Jahre Weltbild. Das sagen aber politisch hoch-korrekte Aktivisten innerhalb der Debatte um "kulturelle Aneignung".

Eine Kultur sollte möglichst wenig von einer anderen Kultur übernehmen. Wenn Schwarze etwas von der Kultur der Weißen übernehmen ist das noch in Ordnung, andersrum jedoch nicht. Diese Einstellung ist höchst rassistisch! Gleichzeitig aber auch höchst anti-rassistisch! Und ich persönlich komme nicht mehr mit.

Wie schon erwähnt, sagt die Debatte über kulturelle Aneignung aus, dass man so wenig wie möglich von anderen Kulturen übernehmen sollte. Im Bayerischen Rundfunk äußerte sich ein Aktivist und forderte, dass weiße Menschen keinen Jazz spielen dürften, weil es kulturelle Aneignung sei.

Auch das Verlegen eines Orientteppichs kann unter diesen Voraussetzungen schon unkorrekt sein, da sich hier Weiße die Kultur der Nomaden aneignen.

Nach diesen Gesichtspunkten sind ja reaktionäre Rentner, die in ihrer Wohnung sitzen und Volksmusik hören und nichts von anderen Kulturen wissen wollen, die Tolerantesten Menschen.

Aber ehrlich gesagt, wo Rassismus und Anti-Rassismus sich beinahe überschneiden, komme ich nicht mehr mit.

Kommt ihr da noch mit?

Geschichte, Deutschland, Politik, Kultur, Debatte, Rassismus, Toleranz, Weltbild, Kulturelle Aneignung , Philosophie und Gesellschaft
Kulturelle Aneignung während der EM - wie kritisch ist das für dich?

Kulturelle Aneignung bezeichnet die Übernahme von Elementen einer Kultur durch Mitglieder einer anderen Kultur, insbesondere wenn eine dominante [meist weiße, europäische] Kultur sich Elemente einer marginalisierten Kultur aneignet. Dies kann Kleidung, Musik, Sprache, Symbole oder Traditionen umfassen. Oft wird kulturelle Aneignung kritisiert, wenn sie als respektlos, ausbeuterisch oder entwürdigend empfunden wird, insbesondere wenn der Kontext oder die Bedeutung der ursprünglichen Kultur ignoriert wird.

Während des Spiels Deutschland-Schottland hat man (kurz) einen deutschen weißen Mann gesehen, wie er sich als die indigene Bevölkerung Amerikas verkleidet hatte. Dabei hat er die Federn, die üblich sind für die indigene Bevölkerung, zwangsangeeignet und sie in den Farben Deutschlands bemalt. Sofort am gleichen Tag habe ich eine entsprechende Beschwerde an den zuständigen Sender geschrieben. Sie haben sich (heute nach 3 Tagen!) entschuldigt und mir gesagt, dass sie nicht zuständig seien für die Live-Aufzeichnung.

Zwar gab es eine Entschuldigung an mich, doch eigentlich müsste der Sender sich bei der indigenen Bevölkerung Amerikas entschuldigen.

Dabei fragte ich mich:

Kulturelle Aneignung während der EM - wie kritisch ist das für dich?

Hast du schon kulturelle Aneignung während eines EM-Fußballspiels gesehen oder sogar bei einer Fanmeile [z.B. beim Public Viewing]?

(Wie üblich habe ich Kulturelle Aneignung nur bei Deutschen Fans gesehen. Französische, Spanische, Portugiesische etc Fans haben noch keine Kulturelle Aneignung während der EM begangen)

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