Ist Mate kulturelle Aneignung?

11 Antworten

Man sollte den Begriff kulturelle Aneignung hinterfragen.

Denjenigen, die darüber lauthals moralisch lamentieren stehen die Betroffenen gegenüber, die es lustig finden oder sich geehrt fühlen, wenn westliche Länder von ihnen etwas zu kopieren versuchen.

Das entbindet uns nicht davon zu beobachten ob damit Gefühle verletzt werden: das können religiöse bzw. spirituelle Gefühle sein.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sich jemand verletzt fühlt, wenn hierzulande ein exotisches Getränke adaptiert wird.

Kulturelle Aneignung ohne Abwertung ist in meinen Augen normal und unkritisch. Abwertung wäre, wenn sich jemand schwarz anmalt, um sich über Afrikaner lustig zu machen. Aber wenn jemand nur einen Mate-Tee trinkt, wem schadet der denn damit?

Wir trinken ja auch Kaffee, und der kommt ursprünglich aus Äthiopien und wurde uns von arabischen und türkischen Händlern gebracht (bevor es die modernen Handelswege gab).

Nein, es ist ein Tee. Da ist nichts illegitim.


Einteignen161 
Beitragsersteller
 02.07.2024, 22:49

Mit dem selben Argument könntest du auch pro dreads bei weißen Argumentieren, das is leider kein gutes Argument

baucolo  02.07.2024, 22:50
@Einteignen161

Aus meiner Sicht ein falscher und unpassender Vergleich, denn hier wird ein populäres Getränk international kommerzialisiert.

Dann müsste man auch über Verbote von Bier, Kaffee und Kakao nachdenken... Und von Schwarz- und Grüntee sowieso.

Hier muss man 2 Dinge diskutieren

Einmal finde ich das Konzept "Kulturelle Aneignung" recht problematisch, weil es das Wesen der Kultur auf den Kopf stellt, indem etwas kritisiert wird, was Kultur im Wesen ausmacht: Die Übernahme und Verschmelzung anderer Ideen und deren Weiterentwicklung. Kultur ist lebendig und bleibt nicht stehen. Es ist der Gegensatz von "Sein" und "Werden". Diese identitätspolitische Ideologie ist ahistorisch wie kulturlos.

Zum anderen wird hier ein abstrakter Besitz definiert, was eine Ableitung aus einem kapitalistisch-besitzstandswahrenden Denken aufzeigt, dass mir zuwider ist und mehr über den geistigen Horizont der Vertreter solcher Ideologien preisgibt. Frei nach Marx kann man sagen, dass die eigene Sozialisation in der jeweiligen Klasse auch das eigene Denken bestimmt (und das ist eine schöne Überleitung zum nächsten Argument):

Diese auch als "woke" oder "grün-alternativer Lifestyle" benannten Ideologien werden von Menschen vertreten, die der besitzenden Klassen bzw. Millieus angehören. Mate-Konsum ist soziologisch gesehen ein Distintionsinstrument, um sich von anderen Millieus abzugrenzen und gleichzeitig innerhalb des eigenen Millieus einen Code zu kreieren, seinesgleichen zu erkennen. Es gibt viele solcher Codes, etwa praktizierten Veganismus oder sprachliche Praktiken wie Gendern, die auch eine moralische Höherwertigkeit erzeugen sollen.

Legitim.

Sollen wir auch auf den Kaffee, die Pizza, den Döner und die Pommes verzichten?

Darf ein Orchester in einem afrikanischen Land Bach nicht auf ihre Art spielen? Müssten Nicht-Deutsche in den USA auf Lederhosen und Dirnl im Oktober verzichten?

Mich stört so etwas nicht.

Dagegen ein Mann, der mit einem Federnschmuck eines nordamerikanischen Ur-Einwohners und einer Panflöte südamerikanische Musik spielt.