Ich komme jetzt in mein letztes Schuljahr und mache nächstes Jahr Abitur. Habe also schon ein Jahr Qualifikationsphase hinter mir. Erstmal muss ich sagen, dass ich die Oberstufe bis jetzt generell als den absolut besten Teil meiner Schulzeit empfinde. Der Unterricht ist interessanter, die Lehrer sind oft netter/lustiger/nicht mehr so von oben herab und außerdem hat man mehr Freiheiten.
Die Aufgabenstellungen sind nicht schwerer formuliert, das kann man so nicht sagen. Es gibt sogenannte Operatoren, das sind Wörter/Aufgabenstellungen wie "Beschreibe", "Fasse zusammen" oder "Analysiere". In der sogenannten Operatorenliste findest du dann, was du bei dem jeweiligen Operator machen musst. Man sollte das auch wirklich beachten - bei einer Klausur dieses Jahr fragte ein Mitschüler, ob er beim Operator skizzieren denn unbedingt zeichnen müsste.
Die meisten Klausuren (in Gesellschaftswissenschaften und Sprachen) sind typisch dreiteilig: 1. Aufgabe ist meistens eine Zusammenfassung, 2. Eine Analyse (z.B. auch Charakterisierung oder in Geschichte eine Einordnung in den historischen Kontext) 3. Eine Erörterung (meistens soll man eine These bewerten). Für die meisten ist Aufgabe 1 am leichtesten und 3 am schwersten, da man immer mehr in den Transferbereich gelangt. Das heißt natürlich, dass man mit bloßem Auswendig lernen und Auflisten von Fakten und Daten in keiner Klausur weiterkommt. Man muss sein Wissen auch anwenden können. In Fächern wie Mathe und den Naturwissenschaften ist das Ganze meist reiner Transfer, also nur Anwendungsaufgaben, die gelöst werden müssen. In Mathe muss man zum Beispiel auch auf die Operatoren achten - "Bestimme" oder "Berechne" macht einen ziemlich großen Unterschied im Arbeitsaufwand.
Man kann selbstverständlich in der Oberstufe noch besser werden. Es kommt allerdings sehr darauf an, mit welchem Aufwand man die Noten vorher erreicht hat. Wenn man bereits alles gegeben hat vorher, verbessert man sich nicht so leicht. Man sollte also noch nicht "am Limit" sein. Ich war zum Beispiel ohne großen Aufwand immer schon ganz gut, meine Schnitte lagen meist so von 1,5 bis 1,7. Dieses Jahr hatte ich dann 1,3 und 1,1 - da ich nicht alle Fächer einbringe muss, ist das fürs Abitur sogar noch besser. Man verbessert sich auch dadurch, dass man Fächer abwählen kann - ich konnte so Erdkunde und Physik loswerden, Fächer, in denen ich nicht ganz so gut war und die mir mein Zeugnis immer heruntergezogen haben.
Also ich habe tatsächlich weniger Freizeit, aber das liegt daran, dass ich jetzt viel mehr lerne. Trotzdem habe ich nicht wenig Freizeit, außerhalb der Klausurphasen reicht es aus, die Hausaufgabn zu erledigen. Während der Klausurphasen muss man Freizeit opfern, wenn man gut sein will, aber die Klausurphasen gehen auch vorbei. Von "absolut keine Freizeit" ist man da aber auch noch entfernt, wenn man es richtig angeht.
Es kommt immer auf das Fach und die eigenen "Fähigkeiten" an, wie lange man vorher anfangen muss zu lernen. Für Mathe fange ich allenfalls zwei Tage vorher an, wenn überhaupt, und schreibe sehr gute Noten, andere lernen wochenlang, um eine Note im Dreierbereich zu erreichen. Da kann man keine Pauschalaussagen treffen. Ich fange für Lernfächer (Biologie und Gesellschaftswissenschaften) am Wochenende vor der Klausur an und lerne dann nach einem Lernplan, schreibe mir Lernzettel und lese mir diese immer wieder durch. Die Methode funktioniert eigentlich ganz gut, vermeidet Stress am Tag vorher. Ich habe im ersten Halbjahr nämlich immer erst am Abend vorher gelernt - das geht auch mal, ist aber stressig und deshalb nicht zu empfehlen. Für Fremdsprachen und Deutsch sollte man kontinuierlich lernen, indem man einfach die Lektüren wirklich liest und im Unterricht aufpasst. Wenn man wirklich etwas lernen muss (zum Beispiel Epochenmerkmale) fange ich am Wochenende oder ein bis zwei Tage vorher an.
Zusammengefasst: Man muss nicht zwingend wochenlang lernen, um gute Noten zu schreiben.
Eins zum Schluss: Hab bloß keine Angst vor der Oberstufe! Es ist viel angenehmer und entspannter, als vor allem Lehrer einem vorher glauben machen wollen. Man kann seine Ziele erreichen und trotzdem noch Freizeit haben. :-)