Deutsche noch unbeliebter als Franzosen oder Engländer?

Sind Deutsche eigentlich noch unbeliebter als die Franzosen oder die Engländer?

Manchmal habe ich tatsächlich so diesen Eindruck, denn man redet über Deutsche schlechter als über unseren Nachbarn mit der Trikolore oder denen auf der Insel. Mir selbst sind im Ausland keine anti-deutschen Ressentiments vorgekommen, aber das liegt auch daran, dass ich selbst kein "echter" Deutscher bin, also kein Einheimischer, sondern ein Migrantenkind bin (und mir das auch ansehen kann) - meine Familie kommt aus Sri Lanka und ist tamilisch.

Zweifelsohne hat Nazi-Deutschland das größte Verbrechen in der Geschichte der Menschheit begangen, aber deswegen finde ich es trotzdem nicht richtig, Deutsche auch nach fast 80 Jahren zu hassen oder zumindest mit Antipathie zu bestrafen. Und die weltoffensten Länder sind Frankreich sowie England auch nicht (in vielen Sachen sehe ich die nordeuropäischen Länder sowie die Niederlande als die fortschrittlichsten weltweit an).

Vielleicht täusche ich mich, aber das ist so mein Eindruck, wenn ich in ausländischen Foren lese, z. B. auf der österreichischen Fußballplattform "Austrian Soccer Board". Eigentlich müsste ich Deutschen gegenüber negativ eingestellt sein, aber das tue ich nicht, da Deutschland schon meine Heimat ist (Sri Lanka ist mein Ursprungsland). Hier bin ich geboren, hier bin ich aufgewachsen, hier lebe ich bis heute und hier werde ich wohl auch sterben.

Aber bevor wir abschweifen: Gehe ich recht in der Annahme, dass Deutsche noch unbeliebter sind als unsere französischen Nachbarn oder die Engländer?

Auch die Franzosen sowie die Engländer selbst sollen auf Deutsche nicht gut zu sprechen sein.

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Fußball: Was ist Überheblichkeit, was ist Selbstbewusstsein?

Es ist eine Binsenweisheit, dass im Fußball Menschen für den einen als überheblich, für den anderen hingegen als selbstbewusst gilt. Meistens dann, wenn ambitionierte Ziele formuliert werden.

Wo genau hört eigentlich Selbstbewusstsein auf und wo fängt Überheblichkeit an?

Als HSV-Fan bin ich es ja gewohnt, dass wir als Fans und generell der ganze Fußballverein (der vor fast zwei Jahren verstorbene Uwe Seeler mal ausgenommen) als überheblich bezeichnet werden. Es gibt Fans und (ehemalige) Angestellte, auf die das zutrifft. So zum Beispiel ist ein Bekannter von mir ein bisschen unangenehm, wenn er Fanparolen des HSV blökt. Aber es ist keine Seltenheit, dass schon ein ambitioniertes Ziel zu haben, schon als überheblich bezeichnet wird. Tatsächlich wäre für mich ein potenzieller Bundesliga-Aufstieg nur ein Zwischenschritt.

Ist auch bei der deutschen Nationalmannschaft der Fall, dass deren Fans und die deutschen Medien überheblich sein sollen. Vor zehn Jahren war ich wegen solcher Vorwürfe auch ziemlich auf Krawall gebürstet.

Mal zur Klarstellung: Als Mensch und als Fußballfan mag ich generell Mitmenschen, die sehr demütig sind. Daher ist besagter HSV-Bekannter für mich kein Freund, allerhöchstens Kumpel. Und daher bewunder(t)e ich Miroslav Klose. Da ich überhebliche Menschen grundsätzlich nicht mag, habe ich zu bestimmten Klubmannschaften und deren Fans auch eine klare Meinung. Nur ist es so: Wo genau endet denn genau das Selbstbewusstsein und wo fängt die Überheblichkeit an?

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Gesellschaft: Woran liegt es, dass Deutsche und Ausländer beide der Meinung sind, dass ich kein Deutscher wäre oder D Heimat (habe ich auch nie behauptet)?

Auf der Facebook-Seite "Türkische Fußball News" gibt es einen Eintrag mit einer Aussage des in Mannheim geborenen Fußballprofis und türkischen Nationalspielers Hakan Calhanoglu (Inter Mailand, früher unter anderem HSV und Bayer 04 Leverkusen). Ich habe mich da mal in eine Diskussion über andere türkischstämmige Spieler, die sich für Deutschland entschieden haben, eingeschaltet und sagte, dass ich mich selbst wahlweise als Nordlicht oder Norddeutschen bezeichne, da ich in Zeven, welches zwischen Bremen und Hamburg liegt, geboren und aufgewachsen bin. Ich habe zu ihm (er hat laut eigenen Aussagen einen deutsches Elternteil) auch gesagt, dass weder meine noch seine Meinung allgemeingültig sei. Er meinte aber, dass ich für ihn kein Deutscher sei. Das Gefühl kenne ich aber auch von vielen Deutschen, die meinen, dass Deutschland nicht meine Heimat sei.

Woher kommt das?

Ethnisch kein Deutscher, aber dass ich das wäre, habe ich nie behauptet. Und Heimat ist ja keine Frage der Ethnie. Für mich ist Nordlicht oder Norddeutscher zu sein, Lebensgefühl. Ich esse tatsächlich keinen Fisch oder ähnliches, aber jemand aus Bremen, Bremerhaven, Hamburg, Lübeck oder Kiel ist mir näher als einer aus dem Ruhrgebiet, dem Rheinland, Sachsen oder Schwaben.

Zu meiner Person: Ich bin in Zeven (Landkreis Rotenburg/Wümme), einem Ort mit etwa 13.000 Einwohnern zwischen Bremen und Hamburg, geboren und aufgewachsen. Meine (tamilische) Familie kommt aus Sri Lanka. Ich besitze sowohl die deutsche als auch die sri-lankische Staatsbürgerschaft. Früher habe ich mich als Deutschen bezeichnet, aber ich wurde von vielen nie so angesehen. Heute bin ich stolz auf meine Wurzeln, aber ich bezeichne mich als Norddeutschen oder Nordlicht. Bin auch logischerweise Fan eines norddeutschen Fußball-Zweitligisten.

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Politik und Gesellschaft: Kommt es mir nur so vor oder haben sowohl deutsche AfDler als auch so manch ausländische Mitbürger eine komische Sicht auf die Dinge?

Wo soll ich ansetzen? Also ich bin ein Sohn tamilischer Eltern aus Sri Lanka. Ich besitze die doppelte Staatsbürgerschaft (sri-lankisch und deutsch). Ich stehe auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Nun: Das öffentlich-rechtliche Rundfunk wird von deutschen AfD-Fans als "Staatsmedium/-fernsehen" angesehen, die anderen Parteien, sei es Grüne, FDP, SPD oder früher auch die Unionsparteien, als Kartell und dass sie nichts für das Volk tun. Das ist die eine Seite.

Die andere Seite? So manch ein ausländischer Mitbürger meint, dass "die deutschen Medien" gegen sie hetzen würden. Dabei wird kein Unterschied gemacht zwischen ARD, ZDF, den Dritten Programmen, RTL und auch nicht zwischen BLÖD, der Süddeutschen Zeitung, der FAZ, Spiegel oder Zeit. Ich weiß nicht, wie es bei den anderen Herkunftsstaaten aussieht, aber die türkische Regierung von Staatschef Recep Tayyip Erdogan bezeichnete einmal SPD, CDU und die Grünen als "Feinde der Türkei". Näheres siehe diesen Artikel von der Süddeutschen Zeitung vom 18. August 2017. Es wird behauptet, die Politik agiere gegen Migranten.

Kommt es mir nur so vor oder haben beide eine ziemlich komische Ansicht auf die Dinge?

Ich meine ja: ARD oder ZDF können keine Staatsmedien sein, denn sie unterliegen nicht dem Staat. Ein Staatsfernsehen gibt es in manchen Ländern, Deutschland gehört nicht dazu. Und dass die AfD generell nur gegen andere Politiker hetzen kann, spricht doch dafür, dass die Politik nicht gegen Migranten agiert. Als Angela Merkel noch Kanzlerin war, hatte die AfD sogar die Unionsparteien als "links" angesehen.

Ich weiß schon, warum Katharina Barley (SPD) bei der Europawahl meine Favoritin ist.

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Fußball: Seit ihr für oder gegen Einwandererkinder in der deutschen Nationalmannschaft?

Noch im Jahr 2000, als die deutsche Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft in den Niederlanden und in Belgien sang- und klanglos in den Gruppenspielen ausschied, gab es (wenn man den eingebürgerten Brasilianer Paulo Rink rausrechnet) lediglich zwei Migrantenkinder im Kader: Dariusz Wosz (stammt aus einer oberschlesischen Aussiedlerfamilie) und Mehmet Scholl (leiblicher Vater ist Türke). 10 Jahre später erreichte die DFB-Auswahl bei der Weltmeisterschaft in Südkorea zum zweiten Mal nacheinander den dritten Platz und dabei hatten gleich (abgesehen vom Brasilianer Cacau, der aus privaten Gründen die deutsche Staatsbürgerschaft annahm) 10 Kadermitglieder einen ausländischen Elternteil oder wurden im Ausland geboren.

Dass diese für die deutsche Nationalmannschaft spielen (egal ob sie einen deutschen Elternteil haben oder beide aus dem Ausland kommen) wird dabei stets kontrovers diskutiert. Ich weiß, dass sehr zu meinem Leidwesen bei weitem nicht jeder damit einverstanden ist, dass jemand, der kein Ur-Deutscher ist, für die DFB-Elf spielt.

Wie schaut es bei Euch aus? Für oder dagegen? Bitte auch begründen.

Zu meiner Person: Ich wurde als Sohn zweier tamilischer Eltern aus Sri Lanka im niedersächsischen Zeven geboren und wuchs dort auf. Dabei besitze ich sowohl die deutsche als auch die sri-lankische Staatsbürgerschaft. Stolz auf meine Wurzeln bin ich durchaus, aber wenn beide Verbände bei mir anklopfen würden, würde ich mich nur für die deutsche Nationalmannschaft entscheiden.

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