Zum Gymnasium in ländlichen Gebieten?
Wie gelangen Schüler in ländlichen Gebieten ins Gymnasium, wenn die öffentlichen Verkehrsmittel nur alle zwei Stunden fahren, die Kinder zu jung sind, um ein Auto und einen Führerschein zu haben, und die Eltern keine Lust oder keine Zeit haben, ihr Kind jeden Tag mit dem Auto abzuholen?
Ich habe bezüglich dieser Frage das Internet durchsuchen, und fand dort nur etwas zu Fahrgemeinschaften. Aber die Kinder müssen sich auch auf ein Leben ohne ihre Eltern vorbereiten, weil der Gesundheitszustand der Eltern sich irgendwann so sehr verschlechtern wird, dass die Eltern das Krankenhaus ohne triftigen Grund nicht mehr verlassen dürfen und dies ist bei Fahrgemeinschaften schwierig.
14 Antworten
Die Kommunen sind eigentlich verpflichtet, für einen Transport der schulpflichtigen Kinder und Jugendliche zu sorgen, wenn die gewählte Schule eine Regelschule ist. Suchen sich die Eltern/ Kinder allerdings eine Schule aus, die nicht zuständig ist, müssen die Eltern für den Transport selbst aufkommen. So ist das jedenfalls in Rheinland-Pfalz.
In meiner Heimatregion gibt es hierfür spezielle Schulbusse und Taxis.
Ich wohne dort nicht mehr. Ich beziehe mich auf meine Heimatregion im ländlichen Mittelsachsen.
Allerdings ist dies auch abhängig vom Schulträger wie gut die Anbindung funktioniert.
Meine Schulzeit ist schon länger her. Ich hatte einen speziellen Schulbus am Morgen und einen am späten Nachmittag als ausgewiesener Schulverkehr für mehrere Schulen am Mittelzentrum. Das Gymnasium war extra neu eingerichtet worden "zur Hebung der Bildungsreserven im ländlichen Raum" und war eine Ganztagesschule. Meine Fahrtzeit war jeweils ca. 1 Stunde, weil der Bus im Zickzack alle Dörfer anfuhr. Mittags bestand die Möglichkeit, mit meinem Fahrschein auch den einzigen Bus des ÖPNV um ca. 14 Uhr zu nehmen, der meinen Heimatort relativ direkt anfuhr und nur ca. 30 Minuten brauchte. Aber dafür musste ich von der Schule gut 1,5 km zum Bahnhof laufen, während die Schulbusse alle an einem Busbahnhof direkt bei der Schule starteten.
Mit dem PKW dauerte es ca. 15-20 Minuten zur Schule.
Ich kenne es so, dass der ÖPNV sich an den von Schülern benötigten Zeiten orientiert. Also dass es zwar sein kann, dass nur 4x pro Tag ein Bus in die Stadt fährt, aber eben morgens zweimal passend zu den üblichen Schulbeginnen und nachmittags zweimal passend zur Mittagschule. Und auf dem Rückweg genauso, der Bus mag nur 4x fahren aber es passt eben zum 12:00 Schulschluss, zum 13:00 Schulschluss und nach der kurzen sowie nach der langen Mittagschule. Oder es gibt extra Schulbusse, die nicht Teil des ÖPNV sind und dementsprechend auf keinem Fahrplan auftauchen.
Also normalerweise hat sich die Lokalpolitik sehr wohl schon ihre Gedanken gemacht, wie die Schulkinder regelmäßig zur Schule kommen, ohne dass sie jeden Tag von den Eltern gefahren werden müssen. Was vielleicht dem einen oder anderen Großstadtmenschen etwas seltsam vorkommt: Es ist für die Kinder eines Dorfes vorgesehen, dass sie in genau diese Grundschule und in genau diese weiterführende Schule gehen. Dorthin fahren Schulbusse. Alles andere ist private Entscheidung und die Machbarkeit das private Problem der betreffenden Familie.
Manchmal warten Schüler halt nach Schulschluss noch ein, zwei Stunden bis der nächste Bus fährt. Oder müssen halt morgens so oder so zur 1. Stunde zur Schule fahren, auch wenn die ersten beiden Stunden ausfallen und sie eigentlich erst zur 3. Stunde dort sein müssten.
Alternativ können auch 10jährige durchaus auch schon 5-10 km weit mit dem Fahrrad fahren. Ab 15 ist dann das Mofa eine Option.
Zu einzelnen Gelegenheiten, Terminen außerhalb der normalen Schulzeiten, müssen die Kinder halt gefahren werden. Da ist nicht immer so entscheidend, ob man als Elternteil Lust drauf hat... es muss halt sein.
Da man sich auf dem Land sowieso schon dorfübergreifend kennt, weil die Kinder alle in dieselbe Kita und dieselbe Grundschule gegangen sind, funktionieren auch Fahrgemeinschaften ziemlich gut. Notfalls auch spontan: Es fällt eine Stunde aus, ein Kind wird von einem Elternteil abgeholt, die anderen Kinder entscheiden spontan dass sie dort mitfahren und der abholende Elternteil erfährt erst während der Fahrt, dass er einen Umweg fahren muss weil ein Kind aus dem Nachbardorf mit eingestiegen ist. Wie gesagt, man kennt sich eh - alle Kinder kennen die Eltern der anderen Kinder, und die Eltern kennen die anderen Kinder. Manche Kinder haben auch ältere Geschwister, die schon Auto fahren. Nicht selten gibt's auch Großeltern oder andere Teile der Verwandtschaft, die Fahrdienste machen.
Aber die Kinder müssen sich auch auf ein Leben ohne ihre Eltern vorbereiten, weil der Gesundheitszustand der Eltern sich irgendwann so sehr verschlechtern wird
Du redest so, als hätten Schulkinder üblicherweise Eltern, die schon 70 und älter sind... Findest du nicht, dass das ein Bisschen an der Realität vorbei ist?
In dem Alter, in dem man sich Gedanken macht dass die Eltern irgendwann nicht mehr alles selbst können, ist man normalerweise längst selbst berufstätig, hat seinen eigenen Haushalt und ggf. auch eigene Kinder.
Sollte der Fall eintreten, dass ein Schulkind mal nicht abgeholt wird, weil die alleinerziehende 35jährige Mutter einen Unfall hatte und im Krankenhaus liegt, funktioniert es im Dorf auch so, dass das Kind spontan irgendwo unterkommt. Wie gesagt: Man kennt sich.
Es gibt dafür morgens und Abends spezielle Schulbusse - nur für Schüler!
Die richten sich nach dem Stundenplan und werden von der Schule organisiert.
Ist also alles kein Problem - wenn es funktioniert.
Grüße
In der Nähe welcher Stadt wohnst du?