Zitate Erörterung Faust?
hallo! Wir sollen 6 Zitate „erörtern“ und bei diesen 3 weiß ich nicht so recht was ich denken soll. Habt ihr irgendwelche pro oder contraargumente für diese Behauptungen? Das wäre sehr hilfreich!
1 Faust scheitert vom Beginn der Tragödie bis zum Ende.
2 Psychologisch betrachtet spiegeln sich in Fausts Persönlichkeit ein göttlicher und ein mephistotelischer Seelenanteil.
3 Trotz moralischer Schuld verkörpert sich in Faust eine Sehnsucht über die Grenzen seines Ichs hinauszuwachsen und das macht ihn zum exemplarischen Menschen.
2 Antworten
Zu dem dritten Zitat passt besonders die folgende Stelle aus dem Gespräch mit Mephisto:
—-
Du hörest ja, von Freud' ist nicht die Rede.
Dem Taumel weih' ich mich, dem schmerzlichsten Genuß,
Verliebtem Haß, erquickendem Verdruß.[58]
Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist,
Soll keinen Schmerzen künftig sich verschließen,
Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist,
Will ich in meinem innern Selbst genießen,
Mit meinem Geist das Höchst' und Tiefste greifen,
Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen,
Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern,
Und, wie sie selbst, am End' auch ich zerscheitern.
—-
wie wird beides sichtbar, zum einen das Bemühen, über sich hinaus zu wachsen. Zum anderen auch die Bereitschaft, dafür Schuld auf sich zu nehmen.
Da ich sofort weg muss, reicht es nur zu dieser (einst gespeicherten) Antwort. Vielleicht hilft sie ein wenig ?!
pk, seit 60 (!) Jahren "Faust-Fan" (Schulzeit / viiieeel später 42 Jahre lang Deutschlehrer gewesen)
Ich bin die Hausaufaben-Hilfe nach 13 GF-Jahren leid (nicht böse gemeint), deshalb nur einige chronologische Ansätze, da „FAUST“ mein Hobby:
- erste Begegnung auf Straße; Neugier beiderseits
- Mephisto arrangiert Treffen
- erster Riss wegen Standesunterschied
- Faust reagiert auswichend auf Gs „Liebes-Fragen“
- Faust und Mephisto steigen in Gs Zimmer
- „richtiges“ Kennenlernen unbefriedigend
- Faust projiziert in Gs falsche „Dinge“
- Fausts Monologe deutet G als Liebesbeweis
- beiderseits irreales Festhalten an Beziehung
- Wandel von Neugier zur Unruhe, zum Schauer, zur Begierde
- Faust in immer stärkerer Abhängigkeit von Mephisto
- Geschenke für G, Schlaftrunk für die Mutter
- die BERÜÜÜÜHMTE Gretchen-Frage
- usw, usw, usw..................................
Goethes Drama "Faust - der Tragödie erster Teil", verfasst binnen mehrerer Jahrzehnte und vollendet im Jahre 1808, stellt einen verzweifelt suchenden Menschen dar, der trotz allen Wissens - oder gerade deshalb - dem Selbstmord nahe ist und auf seinem Weg zum klassisch tragischen Ende alle Höhen und Tiefen menschlichen Daseins durchschreitet.
copyright ; - ))) pk
Gedanken-Splitter zu Goethes Tragödie „Faust 1“
Goethe arbeitete vom ersten bis zum letzten Buchstaben („Faust 1“ (und 2)) 60 (!!!) JAHRE !!
- „Faust 1“ mit langen Unterbrechungen geschrieben von 1797 – 1806
- inspiriert vom Volksbuch, auch Puppenspiel-Fabel (Christopher Marlowe, Ende 16. Jhdt.)
- Sturm & Drang-Elemente (ekstatische Gefühls-Aufwallungen) durchziehen das gesamte Werk
- Wette zwischen Herrn und Mephisto: „Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewusst.“
- Mephisto als verneinendes und zerstörendes Prinzip, Verkörperung des Bösen, des Nihilismus und Skeptizismus
- Faust in ständiger (!) Konfliktspannung
- deshalb Pakt mit Mephisto
- durch Bibelübersetzung („logo“ ---> „..im Anfang war die TAT.“) wird der ruh- und rastlose Faust, der immer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist („...erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält“), aktiv und erwägt kurz vor dem geplanten Selbstmord einen Pakt / Vertrag mit dem Teufel, aus dem später eine Wette wird: Erfüllung aller irdischen Wünsche contra (Verkauf der) Seele
- Faust angeekelt von bornierter Studentenrunde („Auerbachs Keller“) und vom Spuk in der „Hexenküche“
- Verjüngung durch Hexentrank und starke Zuneigung zu 14(!)-jähriger Margarethe, Gretchen das erste Opfer seines maßlosen Unendlichkeits-Verlangens
- fatalistische Raserei in „Wald und Höhle“
- Faust schuldig an Gretchens Schicksal (die verantwortlich für Tod von Mutter und Bruder)
- Ablenkung Fausts durch obszöne Orgien in der „Walpurgisnacht“
- DOPPELTE KLASSISCH ANTIKE TRAGIK ( = Welchen Weg der „Held“ auch wählt, er führt ins Verderben) ---> ANTIKE UNENTRINNBARKEIT: Faust stürzt Gretchen ins Verderben, sie tötet – wirr – ihr Kind ---> Faust: „O, wär ich nie geboren !“
(Quelle(n): eigenes Anlesen von Wissen sowie diverse Unterrichtsreihen in den letzten gefühlten 80 Jahren)
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