Woran liegt der allgemeine Personalmangel?
Egal wo man hinhört, überall heißt es "Wir haben gerade Engpässe beim Personal".
Sei es im Supermarkt, wo sich die Angestellten zwischen Kasse, Fleischtheke, Leergut und Paketshop "zerreissen" müssen.
Oder sei es bei der Krankenkasse, wo die Bearbeitung von Anträgen wochenlang dauert.
Oder in Arztpraxen, Kliniken, Pflegeheimen, Autowerkstätten, Handwerksbetrieben, Behörden, eigentlich überall.
Ich dachte bisher immer, dass nur bestimmte Bereiche davon betroffen sind, aber das ist inzwischen die Universalantwort, die man überall bekommt, wenn Vorgänge länger dauern oder man länger als üblich auf einen Termin warten muss.
Ist das nur eine "Ausrede" oder tatsächlich so und wenn ja, warum?
Es gibt doch so viel Zuwanderung und angeblich auch so viele Arbeitssuchenden.
Also wo liegt das Problem?
9 Antworten
Wo genau das Problem liegt, damit beschäftigen sich immens viele Experten in Deutschland.
Eine Rolle, vermutlich die größte, spielt dabei der Demografische Wandel. Die Bevölkerung wird älter in Deutschland. Ein Trend, der seit zig Jahren absehbar ist und sich in den kommenden Jahren verschlimmern wird, wenn die "Baby-Boomer" in Rente gehen.
Ich weigere mich den Begriff "Fachkräftemangel" zu verwenden. Meiner Meinung nach ist er völlig falsch. Wir haben ausreichend qualifizierte Fachkräfte in Deutschland, aber eben nicht in den entsprechenden Bereichen! Unsere Eltern und die Politik haben uns Jahrzehnte lang eingetrichtert man müsse möglichst lange den Bildungsweg absolvieren und unbedingt studieren, um etwas aus sich zu machen.
Was dabei auf der Strecke blieb: die (duale) Ausbildung!
Hinzu kommt, dass der Mangel an Arbeitskräften (so würde ich ihn beschreiben) nur in bestimmten Bereichen aktuell wirklich dramatisch ist. Von anderen Branchen wir er nun gerne als Vorwand benutzt, wie schon zur Zeit der Corona-Krise. Dort wurde universal dem Virus die Schuld an Allem gegeben. Ob längere Lieferzeit, erhöhte Preise oder, oder, oder..
Über das Thema lässt sich noch eine ganze Menge mehr schreiben, muss mich an dieser Stelle aber selber bremsen.
emesvau
amit beschäftigen sich immens viele Experten in Deutschland.
Wir brauchen Grundschullehrer. Aktuell fehlen wohl 4.000. Das wäre eine sinnvollerer Betätigung.
Überzogene Ansprüche.
Sieht man schon an Anzeigen von Unternehmen wo es lediglich um einen simplen Praktikumsplatz geht.
Da wollen sie nicht selten selbst da am liebsten einen Studenten ab dem 2-ten Semester haben, obwohl es um einen Beruf geht der eigentlich für Realschüler gedacht ist.
Kurzgesagt, in vielen Bereichen zahlt es sich einfach nicht mehr aus zu arbeiten. Bei der aktuellen Inflationsrate wird es mit 1.200,- netto ganz schön eng und viele Städte sind damit sowieso unerschwinglich.
Dazu kommt, dass immer mehr Leute Teilzeit arbeiten. Das hat gesellschaftliche und wirtschaftliche Gründe. Gesellschaftlich ist den Menschen heute die "Life Work Balance" einfach wichtiger als vor 20 Jahren. Wirtschaftlich ist die Realität, dass man wegen der progressiven Einkommenssteuer als Vollzeit-Arbeiter/Angestellter pro Stunde einfach wesentlich weniger verdient, als als Teilzeit-Arbeiter (das Phänomen ist besonders ausgeprägt in Österreich: https://www.heute.at/s/mehr-zu-arbeiten-zahlt-sich-in-oesterreich-nicht-aus-100292682). Da schalten die Leute eben lieber zurück, als für weniger Bezahlung mehr Stunden rein zu stecken.
Ja, aber er tut sich schwerer Angestellte zu finden, wenn die angebotenen Konditionen (zB Vollzeit) nicht deren Vorstellungen entsprechen.
Das hängt an den hohen Erwartungen - und zwar auf beiden Seiten!
Einige Arbeitgeber (nicht alle!) hätten gerne - überspitzt gesagt - dynamische 25jährige mit 30jähriger Berufserfahrung. Und das ist natürlich reine Utopie!
Einige Arbeitssuchende (nicht alle!) würden aber auch - überspitzt gesagt - am liebsten 3000 netto verdienen bei einer 30-Stunden Woche, 60 Tagen Urlaub pro Jahr, einem eigenen Dienstwagen mit Chauffeur und permanentem HomeOffice. Das ist genauso utopisch - vor allem dann, wenn es sich bei diesen Arbeitssuchenden um Leutchen handelt, die (dezent gesagt) selbst deutlich heruntergeschraubten Ansprüchen kaum genügen würden...
Mit anderen Worten: Solange BEIDE SEITEN Ihre Ansprüche nicht senken, wird sich auch nichts ändern...
Veraltetes schlechtes Bildungssystem, teils zu hohe Anforderungen der Arbeitgeber an Bewerber, Versagen der Politik. Gerade im Gesundheitsbereich und durch die Flüchtlingskriesen haben wir hier auch einige Willenlose für Arbeit ins Land geholt. Ich rede von denen, die schon 3 oder 5 Jahre hier leben, aber nichts tun, um sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Ok, aber da muss der Arbeitgeber ja zustimmen, wozu er nicht verpflichtet ist.