Ist der Personalmangel eher vorteilhaft oder eher nachteilhaft?

Das Ergebnis basiert auf 15 Abstimmungen

teils teils 47%
nachteilhaft 33%
Sonstiges, und zwar: 13%
vorteilhaft 7%

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Sonstiges, und zwar:

Kommt drauf an für wen.

Für qualifizierte AN die eine neue Stelle wollen ist es Positiv wg. der besseren Verhandlungsposition wenn es weniger Konkurrenz gibt.

Für bereits angestellte AN ist es potentiell negativ wenn sich das in mehr Zeitdruck und ggf überstunden äußert.

Für AG ist es negativ weil ggf Projekte verzögert werden und ggf AN die man bereits hat gehen wenn der Druck zu hoch wird.

Für Kunden ebenso negativ. Gibt ja ggf weniger Termine für z.b. eine Dienstleistung oder es verzögert sich weil 2 statt 4 drann arbeiten usw.

Sonstiges, und zwar:

Das kommt auf den Blickwinkel an.

Für Arbeitnehmer von Vorteil.

Für Arbeitgeber eher von Nachteil.

Und für Kunden extrem von Nachteil.


Mondrago  27.05.2024, 09:21

Das ganze ist leider nicht so einfach wie es oft dargestellt wird!

Man könnte meinen dass Bewerber bessere Möglichkeiten hätten durch die Personalknappheit. Das ist sicher in manchen Situationen auch der Fall! Aber im allgemeinen senken Arbeitgeber dann nicht ihre Anforderungen sondern jammern nur lauter.

Oder sie übergeben Aufgaben an Leihfirmen, Agenturen die billiger aber auch qualitativ schlechter sind.

Ein Freund der ein Top Vertriebler ist hat seinen Job entnervt hingeschmissen in dem Glauben dass in der derzeitigen Situation viele Unternehmen "händeringen" (Gott wie mich diese Wortschöpfung nervt)Leute suchen. Ergebnis wie vor 20 Jahren: Keinerlei Rückmeldungen von Unternehmen oder eben Gehälter im Bereich 2500,€ brutto aber doch hohen Anforderungen und Erwartungen.

Wenn man genauer hin schaut sind es meist die Jobs die nicht attraktiv sind auch im Verhältnis Lohn, Lebensqualität.

Typische Frauenberufe wie Sozialpädagogen sind gefragt als Feigenblatt für die gesellschaftlichen Missstände die immer mehr zum Tragen kommen. Wenn gehäuft sich Elend sammelt einfach eine Sozialpädagogin dazugeben und schon ist das Problem nicht gelöst aber irgendwie behandelt. Ein kostspieliges Pflaster auf eine eiternde Wunde.

Andererseits arbeiten immer weniger um eine Familie zu gründen sondern nur um ihren Hedonismus zu befriedigen. Hauptsache reisen, chillen, Essen gehen, Wellness. Das ist nicht mehr die sich aufopfernde Mission der man früher gefolgt ist! Man kann die meisten Frauen nicht dazu nötigen sich für ihre Firma oder Familie aufzuopfern, zumindest nicht auf Dauer.

Nun wie sieht der Arbeits Alltag heute vielerorts aus? Personalmangel hat meistens einen Grund über den oft nicht gesprochen wird. Da wird eher gesagt "Die Leute wollen nichts mehr arbeiten". Dieser Personalmangel belastet die verbliebenen Angestellten mit immer mehr Arbeit und Stress! Irgendwann haben die ersten die Schnauze voll und gehen in den Krankenstand. Die Verbliebenen haben noch mehr Arbeit und Stress, tun sich das an weil sie Verantwortung übernehmen und hoffen dass das auch gewertschätzt wird. Um es es vorwegzunehmen!

Das ist das letzte was der Chef hier tun würde, das zu wertschätzen!

Er freut sich wenn die Kranken ins Krankengeld fallen und er nun mit weniger Personalkosten den ganzen Laden weiterführen kann!

Der nächste Schritt des BWLer Hirns: Irgendwie funktioniert das Chaos, die Gewinne sprießen da kann man doch Personal abbauen.

Wenn dann die letzten zuverlässigen Angestellten kaputt gegangen sind: "Ups! Wir suchen wieder Fachkräfte aber es will ja keiner mehr arbeiten!"

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apophis  27.05.2024, 07:45
Für Arbeitnehmer von Vorteil.

Mehr Arbeit und Überstunden zu haben, weil man praktisch die Arbeit von zwei erledigen muss, ist nicht wirklich ein Vorteil.

Ein Vorteil haben höchstens Bewerber, weil die Ansprüche des AG sinken.

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ErsterSchnee  27.05.2024, 07:49
@apophis

Doch - denn man kann dann auch viel besser den Ausgleich verhandeln.

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apophis  27.05.2024, 07:55
@ErsterSchnee

Dazu muss ein Ausgleich überhaupt ersteinmal möglich sein.
Ein Personalmangel sieht gerne mal so aus, dass selbst der Urlaub gesperrt wird, weil die Arbeitskraft für die nächste Zeit einfach nicht fehlen darf.

Da gibt es nichts zu verhandeln.

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apophis  27.05.2024, 19:49
@ErsterSchnee

Genug Angebote mit genauso schlechten Arbeitsbedingungen, weil überall Personal fehlt. ;)

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nachteilhaft

Ich bin im Bauhauptgewerbe (Tiefbau), wo es so gut wie keinen Nachwuchs mehr gibt. Ein grosser Teil unserer Kollegen ist Ü50, der Krankenstand liegt im Schnitt mittlerweile bei 15%. Diese Kosten müssen von allen Kollegen erwirtschaftet werden. Kleinere Projekte wie Kanalhausanschlüsse oder Kanalreparaturen lassen sich von uns wirtschaftlich nicht mehr durchführen, weshalb wir mittlerweile solche Anfragen grundsätzlich ablehnen. Ein Problem für Hausbesitzer mittlerweile.

Wir werden uns wohl verkleinern. Wenn ich in 6 Jahren in Rente gehe, wird mein Schreibtisch eher leer bleiben.

Bei uns arbeitet niemand für den Mindestlohn, für alle gilt der Tarifvertrag.

Wir werden sehen, wer in den kommenden Jahren Kanäle, Straßen, Fusswege, Radwege, Schienennetze, Parkplätze, Regenrückhaltebecken, Renaturierungen von Wasserläufen, Regenauffangflächen etc. baut und saniert.

teils teils

Kommt auf die Perspektive an.

Beispielsweise für Arbeitnehmer ist es eher vorteilhaft. Für Arbeitgeber ist es eher von Nachteil.


apophis  27.05.2024, 07:47
Beispielsweise für Arbeitnehmer ist es eher vorteilhaft.

Mehr Arbeit zu haben und dadurch ggf. viele Überstunden machen zu müssen soll vorteilhaft sein?

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Callidus89  27.05.2024, 07:58
@apophis

Auch hier kommt es auf die einzelnen Perspektive an. Beispiel: Gefragte Fachkräfte haben eine bessere Verhandlungsposition was Gehalt und andere Einzelheiten ihres Arbeitsvertrages angehen. Eindeutig ein Vorteil.

Daneben: Wer seinen Arbeitsvertrag nicht durchsetzt und sich dann etliche Überstunden aufhalsen lässt, ist selbst ein Stück weit Schuld. Derjenige hat einfach noch nicht erkannt, dass er am längeren Hebel sitzt. Denn was würde es wohl für den Arbeitgeber bedeuten, wenn dieser ohnehin händeringend nach Mitarbeitern sucht und dann auch noch welche aufgrund von Überbelastung kündigen, um bei jemandem zu arbeiten, der höheren Wert auf das wohl seiner Angestellten legt?

Und wie gesagt: Ich habe nicht gesagt, dass es nur Vorteile für den AN hat. Ich habe gesagt, dass es eher von Vorteil für ihn ist.

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apophis  27.05.2024, 19:52
@Callidus89

Es kommt wohl auch auf den Betrieb an.

Wenn Dein Betrieb pleite geht, wenn Du keine Überstunden machst, hat das nichts mit "aufhalsen" zu tun.

Dann machst Du entweder überstunden oder Du bist arbeitslos und hast gar kein Geld.

Einen neuen Job findest Du vielleicht schnell, die Arbeitsbedingungen werden aber nicht besser sein.

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Callidus89  27.05.2024, 21:31
@apophis
Dann machst Du entweder überstunden oder Du bist arbeitslos und hast gar kein Geld.

Als gut ausgebildete Arbeitskraft muss man sich in Zeiten von Fachkräftemangel schon ziemlich doof anstellen um arbeitslos zu bleiben.

Geht der Betrieb mit vollen Auftragsbüchern pleite hat das in solchen Zeiten nicht mit fehlender Leistung der Mitarbeiter zu tun, sondern viel eher mit Misswirtschaft, Fehlkalkulation und mangelnder Zukunftsorientierung der Führungsetage.

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apophis  28.05.2024, 00:09
@Callidus89
Als gut ausgebildete Arbeitskraft muss man sich in Zeiten von Fachkräftemangel schon ziemlich doof anstellen um arbeitslos zu bleiben.

Bitte den ganzen Text lesen. Danke...

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Callidus89  28.05.2024, 14:11
@apophis

Gerne.

Wie mehrfach gesagt muss ein Fachkräftemangel nicht für jeden Arbeitnehmer unter jedem Umstand nur von Vorteil sein.

Einen neuen Job findest Du vielleicht schnell, die Arbeitsbedingungen werden aber nicht besser sein.

Woher diese diese Überzeugung, das die Arbeitsbedingungen nicht besser sein können?

Der AN sitzt in Zeiten von Fachkräftemangel eher am längeren Hebel. Die Arbeitgeber stehen im erheblichen Wettbewerb zueinander und buhlen regelrecht um neue Arbeitnehmer. Es gibt schon einige Arbeitgeber die die 4-Tage-Woche bei reduzierten Stunden und gleichem Lohn eingeführt haben um attraktiver für Bewerber zu werden und gleichzeitig die Zufriedenheit der eigenen Belegschaft zu steigern, damit die nicht wechseln. Das ist/wird zwar nicht die Regel, zeigt aber deutlich, wie bemüht Arbeitgeber zur Zeit um ihr Personal bemüht sein können.

Bei uns wurde vor wenigen Jahren eingeführt, dass jeder Angestellte 30 Tage Urlaub hat. Vorher gab es eine Regelung nach Dauer der Unternehmenszugehörigkeit. Grund war, dass praktisch jeder Bewerber 30 Tage Urlaub gefordert hat und auch das Bestandspersonal schneller den AG wechselt als früher.

Wer als gefragte Fachkraft nach einem Wechsel des AG schlechtere Arbeitsbedingungen hat als vorher, hat sich zur Zeit höchstwahrscheinlich maßlos unter Wert verkauft.

Das Motto lautet zur Zeit eben nicht "Wieviel muss ich bieten, damit ich eingestellt werde?" sondern "Wieviel kann man mir anbieten, damit ich mich einstellen lasse bzw. bleibe?"

Wie gesagt: Das gilt nicht für jeden unter jedem Umstand. Aber allgemein kann der AN in der jetzigen Zeit mit ein wenig Verhandlungsgeschick leicht mehr für sich rausholen. Sei es beim Gehalt, bei Urlaub, Formwagen, Zuschüsse, Homeoffice, Wochenstunden, Arbeitsplatzausstattung etc.

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apophis  28.05.2024, 23:07
@Callidus89

Du argumentierst sehr viel mit der aktuellen Situation in Deutschland und mit Fachkräftemangel.

In der Frage geht es jedoch im Personalmangel. Das ist etwas anderes.
EIn Personalmangel zeichnet sich dadurch aus, dass nicht die Fachkräfte fehlen, sondern dass ein Unternehmen seine Mitarbeiter nicht an sich binden kann.
Etwa durch schlechte Arbeitsbedingungen.
Der AN sitzt also keineswegs "am längeren Hebel", da der AG nicht bereit (oder fähig) ist die Arbeitsstelle attraktiver zu machen.

Zugegeben, bei meinem Argument, dass ein neuer Job ähnlich schlechte Bedingungen haben wird, bin ich von einem flächendeckenden Personalmangel ausgegangen. Das war nicht Teil der Frage.

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Callidus89  29.05.2024, 10:01
@apophis

OK. Wenn man nun gerade einen Job hat, der auf dem Markt nicht so gefragt ist, dann hat der AN es schwere für sich zu nutzen bzw. läuft Gefahr vom AG ausgenutzt zu werden nach dem Motto: Gezielt für Personalmangel im Unternehmen sorgen und dem einzelnen dafür mehr Arbeit aufdrucken um Kosten zu drücken. Und dem AN mit Rausschmiss drohen wenn er das nicht leistet, weil er leicht ersetztbar ist.

Sowas gibt es leider immer wieder, auch wenn es illegal oder wenigstens unsittlich ist.

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apophis  29.05.2024, 10:55
@Callidus89

Das ist zwar nicht worauf ich hinaus wollte, aber ebenfalls ein Punkt. :)

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nachteilhaft

Kommt natürlich darauf an, für was oder wen, aber grundästzlich bremst das die Wirtschaft, von der wir alle leben.