Woran lag es, dass Putin es nicht geschafft hat die Ukraine einzunehmen?

11 Antworten

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Eine spannende Frage. Die große Antwort ist: Korruption. Der Reichtum Russlands liegt vor allem in seinen Energiereserven, also Öl und Gas. Ein weiterer, wichtiger Faktor war der Waffenexport.

Russladn selber ist eigentlich bitterarm, vor allem außerhalb seiner "westlichen" Großstädte wie Moskau und St. Petersburg. Mach dir bewusst. In vielen ländlichen Regionen, vor allem Sibieren etc. könnte man problemlos Mittelalterfilme drehen. Dort gibt es keine kanalisation, Strom, oder befestigte Straßen.

Die russische Armee ist noch einmal ein anderes Thema, über das man viel schreiben könnte. Neben der unglaublichen Korruption, die dazu führt, dass z.B Geistersoldaten existieren, für die der Staat Sold bezahlt und die es gar nicht gibt, oder man Winterkleidung bestellt, die nie geliefert wird, oder öl und Waffen heimlich verkauft werden, um sich was dazuzuverdienen, bis zur "Herrschaft der alten Männer", was im Grunde ein ewiger Kreislauf brutalster Schickane, sexueller Ausbeutung und Gewalt darstellt, die die Moral doch nicht unerheblich senken.

Die russische Armee war immer ein Papiertiger. Groß, umfangreich aber wir sind nun mal nicht mehr im zweiten Weltkrieg, wo man den Gegner einfach ausproduziert hat. Russland hat, aktuell, glaube ich mittlerweile zwei Panzerfabriken! ZWEI. 2. Und da werden im Jahr ungefähr so viele Panzer hergestellt, wie früher in einer Woche. Und die "modernen" Panzer der Russen waren alle auf Einzelteile aus dem Westen angewiesen. Die müssen nun wahlweise aus China, oder über Umwege ersetzt werden. Russland hat so hohe Verluste, sie verlieren in einem Monat teilweise mehr Panzer - als sie im Jahr produzieren. Das können sie (noch) auffangen, weil sie einfach zehntausend(e) herumstehen hatten. Doch auch dieses Lager ist endlich, vor allem, wenn viele davon nur noch Schrott sind, weil sie unter freiem Himmel geparkt wurden.

Ein Analyst hat es mal schön gesagt: In diesem Krieg treffen eine Armee des mittleren zwanzigsten Jahrhunderts gegen eine des frühen einundzwanzigsten. Russland steckt noch mitten im kalten Krieg, es ist einige Generationen hinterher und seine vermeintlichen Wunderwaffen, von den "unbesiegbaren" S-400 Luftabwehrsystemen, bis zum "dolch" Hyperschallraketensystem sind vor allem Schall und Rauch und ziemlich chancenlos gegen (ältere) Waffen aus den USA und Europa.

Zu all diesen Problemen kommen noch unfähige Generäle, die nicht mit modernen Mitteln, Ausbildung und taktischem Verständnis kämpfen, sowie natürlich der beispiellose Verteidigungswillen der Ukrainer.


Bluemie  18.06.2024, 15:07

Das ist ein wichtiger Aspekt.

Während sich die europäischen Waffenexporte praktisch verdoppelt haben, brechen die Exporte der russischen Rüstungsindustrie regelrecht ein.

Und das war früher immer eine wichtige Einnahmequelle für Russland.

Aber Länder wie Ägypten, Katar oder Indien haben ihre Bestellungen von russischen Kampfflugzeugen wieder storniert. Die wollen alle jetzt lieber die französischen Rafale.

Ähnlich sieht es beim Exportschlager Raketenabwehrsystem S-400 aus. Indien und auch die Türkei signalisieren mittlerweie kein Interesse mehr. Zahlreiche dieser Systeme wurden in letzter Zeit von ukrainischen Drohnen und amerikanischen ATACMS zerstört.

Nur bei den afrikanischen Diktaturen in der Sahelzone steigt der Bedarf an russichen Kampf- und Schützenpanzern.

Der Krieg in der Ukraine ist scheinbar nicht die beste Werbung für russische Waffensysteme.

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Putin hat wohl nicht damit gerechnet, dass das Ukrainische Militär und die Zivilbevölkerung ernsthaft Widerstand leistet. Er hat geglaubt man würde ihm mit offenen Armen empfang. Das lag wohl auch daran dass er falsch unterrichtet wurde. Er dachte im stände immer noch der gleich Gegner wie 2014 gegenüber. Weil man einem Diktator wie Putin nicht gerne etwas sagt, was er nicht hören will. Genauso auch mit dem Zustand seines eigen Militär. Dieses war 2022 in einem desolaten Zustand.

Dann hat er auch nicht damit gerechnet das der Westen diesmal ernsthaft sich im in den Weg stellen wird und damit auch eigene Verluste in Kauf nimmt. Schließlich hat der Westen in der Vergangenheit insbesondere 2014 mit der Krim auch keinen großen Widerstand geleistet.

Wenn du dich genauer informieren willst empfehle ich die Videos von VisualPolitik https://www.youtube.com/@VisualPolitikDE von damals. Dazu passt auch der Kanal https://www.youtube.com/@MarkReicher. Und regelmäßige Updats zum Kriegsverlauf gibt es bei https://www.youtube.com/c/Milit%C3%A4rGeschichte

Ergänzung: Selenskyj ist ein begnadeter Rhetoriker. Der richtige Mann zur richtigen Zeit. Sein Spruch "Ich brauche keine Mitfahrgelegenheit, sondern Munition" ist legender. Er hat nicht nur die eigenen Leute Mut gemacht. Er weis auch genau wie er ganz individuell bei jeder Rede sein Publikum ansprechen muss.

Weil es den russischen Soldaten damals am Nötigsten fehlte.
Noch mehr Leute rekrutieren, konnte sich die russische Militärverwaltung einfach nicht leisten.
Die waren so pleite, die hätten ihre Leute nicht mal mit Holzknüppeln ausrüsten können.

Selbst wenn es heute besser wäre, was ich nicht weiß, hat Russland immer noch ein Finanzierungsproblem.
Außerdem herrscht dort ungeheure Korruption und eine schlechte Verwaltung.

Von Experte Geraldianer bestätigt

Der Hauptgrund dürfte in der fehlerhaften Informationslage des Kremls gelegen haben. Hierfür wiederum ist die Ursache darin zu suchen, dass das System Putin diejenigen befördert, die die besseren Nachrichten liefern. Hierdurch entstand der Eindruck, dass die Bevölkerung (wie es die russische Propaganda bis heute behauptet) prorussisch sei. Das sieht man auch an der versehentlichen Veröffentlichung einer Jubelmeldung, welche den Sieg über die Ukraine feierte, obwohl die Russische Armee auf erbitterten Widerstand traf.

Aufgrund dieser Informationslage war die russische Logistik nicht auf einen Kampfeinsatz ausgelegt, was dazu führte, dass die Streitkräfte den Kampf nicht richtig aufnehmen konnten. Dies ermögliche der Ukraine zum Beispiel die Befreiung der Oblast Kyjiw.

Die Ressourcen sind das Eine, das Andere ist diese einzusetzen. Wie oben beschrieben, ging man in Russland davon aus, dass man nur wenige Resourcen benötigen würde. Auch nutzen die riesigen Panzerbestände nichts, da viele Panzer erst aufwändig wiederhergestellt werden müssen. Diese standen zuvor Jahrzehne unter freiem Himmel. Ebenso kann nicht die gesamte Bevölkerung herangezogen werden, da ja nun auch noch Menschen für den Arbeitsmarkt benötigt werden, beziehungsweise man befürchten müsste, dass die Armee in die "falsche" Richtug marschiert, wenn man diese durch die Mobilisierung zu sehr verärgert (siehe bspw. Prigoschin).

Auch wäre die Mobilisierung im Vorfeld aus russischer Sicht problematisch gewesen, da man dann nicht hätte bestreiten können, dass man nicht einmarschieren will und auch hier noch einmal, dass man nicht davon ausging, dass man viele Soldaten benötigten würde.

Weil Putin die Realitäten völlig falsch eingeschätzt hat. Der Typ kommt aus dem KGB, nicht aus dem Militär. Möglicherweise haben ihm seine Generäle davon abgeraten und ihm nur eine militärische Intervention im Osten empfohlen, um eine Landverbindung zur Krim zu schaffen, aber Zar Putin befiehlt und dann wird eben gehandelt, egal wie unsinnig das Vorhaben ist.