Woher kommt es, dass politisch Linke so gerne ihr eigenes Lager demontieren?
Das ist ja schon historisch so gewesen. Die Linke hat sich quasi fortwährend gespalten und dadurch geschwächt.
Wenn man die Grünen hinzuzählt, hätte eine linke Partei immer über 45%.
Jetzt aber zerlegt sich die Linke (mal wieder, nachdem ein großer Teil eine Abspaltung aus der SPD war), die Grünen werden von FFF und besonders Last Generation angegriffen, die SPD hat sich gerade mal wieder gefangen, usw.
Gehört das zur linken DNA?
12 Antworten
Parteien entstehen aus bestimmten Interessen. Diese entsprechen nicht vorrangig einem Bewusstsein "rechts", "mittig", oder "links" sein zu wollen. Diese abstrakten Richtungen sind nachträgliche, und nicht immer eindeutige, gemessen an einzelnen Parteiprogrammpunkten, keine einheitlichen Kategorien.
Der Begriff "Lager" ist darum irreführend. Zwei Parteien eines Lagers teilen etwaig manche programmatischen, aber keine Zwecke hierüber hinaus. Anders formuliert, es freut sich nicht die CDU, wenn die FDP, und nicht DIE LINKE, wenn die SPD regiert.
Allgemein gilt dabei wohl der Spruch von Georg Büchner aus dem Buch "Dantons Tod":
"Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder"
Eine progressive Bewegung, die versucht gesellschaftliche Strukturen aufzubrechen oder zu verändern, wird auch versuchen sich selbst dabei zu übertrumpfen, was einen selbstzerstörerischen Effekt hat.
Im Bezug auf Politik kommt speziell noch der gesellschaftliche Kompromiss dazu. Klientelparteien vertreten idR. nur die (idealistischen) Interessen einer bestimmten Gruppe der Gesellschaft. Wenn sie mit der Realität bspw. einer Regierungsverantwortung konfrontiert werden, eröffnen sich meistens neue Perspektiven.
Außerdem werden dann u. U. Personen von außerhalb des idealistischen Kerns angezogen, in der Hoffnung auf eine realistische Beschäftigung in einem höheren Amt, welche dann evtl. gemäßigtere und angepasste Sichtweisen vertreten.
die Grünen werden von FFF und besonders Last Generation angegriffen
Hier bspw. ist es unvorstellbar, dass die BRD während einer Grünen Regierungsbeteiligung jedes Mal in Kriege bzw. Kriegsbeteiligungen verwickelt war, wie die Rot-grüne Bundesregierung 1998–2005 mit Kosovo, Afghanistan und heute Ukraine. Nicht das sie was für die jeweilige, globale Lage könnten, aber statistisch müsste man die Grünen als Kriegspartei ansehen, da Beteiligungen auch nie abgelehnt wurden.
Diese pauschale Definition von "Kriegspartei" halte ich für unzulässig, weil sie zu sehr verallgemeinert.
SPD und Kommunisten haben eine lange Tradition der Auseinandersetzung. Die Systemfrage wird ja sogar unterschiedlich beantwortet.
Auch die Ebene der Politik reagiert nur auf grundlegende gesellschaftliche Zustände, Veränderungen und Entwicklungen.
- Wir leben in einer pluralen Gesellschaft. D.h., es gibt unterschiedlichste soziale Lagen und Positionen und entsprechend auch unterschiedliche Interessengruppen. Weiter gibt es dabei auch aufsteigende und absteigende Interessengruppen.
- Der Generaltrend der letzten Jahrzehnte geht dabei eindeutig in Richtung wachsender Pluralität. Industrielle Großbetriebe mit mehreren tausend Beschäftigten verschwinden und werden durch eine Vielzahl kleinerer Betriebe ersetzt. Dienstleistung, Forschung und Entwicklung in immer kleinteiligeren Bereichen wird immer wichtiger.
- Aktuell zeichnet sich der nächste neue Trend ab: Die Rückkher industrieller Massenfertigung - aber in weitgehend automatisierter und roboterisierter Form.
- Da die Veränderungszyklen dabei immer kürzer werden, erhöht sich auch die Anforderung an die Menschen, sich dynamisch mitzuverändern. Auch hieraus erwächst mehr Diversität und damit auch wieder Pluralität.
- Das alles führt dann eben auch dazu, dass durch das Aufbrechen materieller gesellschaftlicher Strukturen eben auch politische Organisationsstrukturen aufbrechen. Das wiederum ist ja nicht nur typisch für die linke Strömung, sondern auch für die Mitte und die Rechte.
Das ist wohl so, auch wenn DNA zu fatalistisch ist. Politik ist Spiegel des Sinns für die Gesellschaft, die wir alle sind. Jetzt ist es eine Trennung zwischen konservativ und progressiv, die sich in reaktionär und visionär erbricht. Jeder Position kann man vorwerfen, geradezu fundamentalistisch zu argumentieren. Darum bin ich nicht links oder rechts, sondern realpolitischer Grüner mit Hang zu Frieden und Wohlergehen für alle.