Wird Musik im Buddhismus abgelehnt?

10 Antworten

Dabei geht es um die Anhaftung an positive Sinneseindrücke. Aber die aller meisten buddhistischen Schulen halten nichts von Verboten. Außerdem kommt es darauf an, was du mit Musik meinst. Es gibt z.B. die tibetanischen Obertongesänge oder auch sehr tiefe Töne, die im buddhistischen Kontext dazu führen sollen, dass man mehr zu sich selbst kommt (bzw. zur Wahrnehmung, dass das Selbst eine Illusion ist).

Es gibt im Buddhismus die "Sila" (Tugendregel) keine Drogen zu nehmen.

Diese Regel wird sehr unterschiedlich übersetzt und interpretiert. Die Spanne reicht dabei "Nehme keine illegalen Drogen" bis zur Formulierung "Betäube deinen Geist nicht".

Wenn wir uns die zweite Formulierung ansehen, könnte Musik durchaus dazu dienen den Geist zu betäuben und damit eine Droge darstellen.

Von rhythmischem Trommeln, Bässen und Beats kann man ebenso in eine Trance geraten, wie durch das ständige Hören des selben Musikstücks, oder durch das wiederholte singen und rezitieren von Mantras.

Viele dürften das Phänomen kennen, dass man so sehr in die Musik versunken ist, dass man gar nicht hört wenn man angesprochen wird - selbst wenn die Musik nicht lauter ist als der Sprecher. Auch dies ist bereits eine Art leichter Trance.

Da es im Buddhismus aber um Achtsamkeit und Bewusstheit geht, werden derartige künstliche Bewusstseinsveränderungen durchaus von einigen Buddhisten abgelehnt.

Eine ähnliche 'kritische Haltung gegenüber der Musik gibt es auch im islamischen Sufismus, zumal es im Islam sogar Instrumente gibt, die als "haram" (verboten) gelten.

Allerdings wird sowohl mit dem Ritualgesang von buddhistischen Mönchen, als auch mit dem Dhikr/Zikr im Sufismus, dem Klang auch ein positiver Aspekt attribuiert, der als förderlich für die spirituelle Praxis angesehen wird.

Wenn man dann von hinduistischen Lehren ausgeht, denen zufolge die Welt auf die Schwinung des Urlautes "OM" zurückzuführen ist, verdanken wir dem Klang sogar unsere Existenz.

Ob Musik nun förderlich, oder hinderlich für die eigene spirituelle Praxis ist und wie man mit ihr umgeht, liegt meiner Ansicht nach in der Verantwortung jedes einzelnen Praktizierenden.

Irgendwelche "Gebote" sollten auch im Bezug auf Musik kritisch hinterfragt werden

Wer das Gefühl hat, dass Death Metal ihm die Aura zerfetzt oder durch einen Mantra-Ohrwurm gepeinigt wird, sollte dann seinen Umgang mit dieser Art von Musik wohl überdenken. ;-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Pathiel  17.08.2013, 08:52

Disharmonische Instrumente wie Elektrogitarren wird jeder geistig höher entwickelte Mensch als unschön bis unerträglich empfinden. Es heißt ja auch nicht umsonst "Drugs, Sex and Rock'n'Roll" - also Ungeist.

Eine ernstzunehmende spirituelle Gemeinschaft wird allerdings um gewisse Gebote kaum herum kommen. Solange sie aber einigermaßen gesund ist, wird sie gar nicht erst auf die Idee kommen, Stücke von Van Halen, Kiss & Co. in der Kirche oder im Tempel zu spielen...

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Jonbob  06.09.2013, 00:33
@Pathiel

Selten so einen Schwachsinn gelesen.

Eine E-Gitarre ist kein disharmonisches Instrument. Der Unterschied zur Akustiktgitarre ist der Klang, nicht die Harmoniefähigkeit.

Geistig höher entwickelte Menschen mögen also kein Pop, Rock und Metal? Mehr pauschalisieren geht nicht oder?

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Es gibt zwei Arten von Musik: Weltliche und geistige. Jede ernstzunehmende spirituelle Richtung muss weltliche Musik, also z.B. weltliche Tanzmusik, ablehnen, da sie die Ursache von Besessenheit mit bösen Geistern (Zorn, Lust, Eitelkeit, Hochmut usw. usw.) aller Art ist. Der weltliche Tanz ist nichts anderes als das entsprechende Zucken und Herumspringen von klassisch Besessenen - nur dass die Tänzer eins sind mit den bösen Geistern, die sie herumhüpfen lassen, wohingegen der klassisch Besessene sich dagegen sträubt, weswegen sein Tanzen absolut nicht harmonisch aussieht. Auch geistige Musik bewirkt eine Besessenheit oder besser Beeinflussung, nur eben mit guten Geistern. In den nicht intellektualisierten Kulturen ist das eine gängige Methode, um mit diversen Geistern in Verbindung zu treten. Das sind die Trancemedien.

Du wirst also auch in den ernstzunehmenden Richtungen des Buddhismus genauso wie in ernstzunehmenden Richtungen des Christentum oder Islam eine Ablehnung von Weltmusik finden. Hingegen die geistige Musik wird gepflegt. Wenn Musik insgesamt abgelehnt wird, also auch geistige, wie von den Islamisten, dann ist das sicher kein gutes Zeichen.

ElCorazon hat es schon angesprochen: Wir müssen hier unterscheiden, an wen Buddhas Worte gerichtet sind. Zu seiner Zeit ging man in den Orden um das Erwachen noch in diesem aktuellen Leben zu erreichen. Dazu mußte man alle Kräfte einsetzen, und Musik wäre nur eine Ablenkung/Verzögerung gewesen, ebenso wie andere heute bekannte "Nebenbeschäftigungen" wie z. B. Schnitzen, Sport, Briefmarken sammeln etc.

Für Laienanhänger ist Musik dagegen erlaubt.

Auch Enzylexikon hat mit seiner vertieften Anschauung der Silas recht. Allerdings glaube ich, daß im Gegensatz zum Drogen/Alkoholrausch bei Musik keine Gefahr krimineller Handlungen besteht.

Unter den ersten 10 Regeln für Theravada-Novizen ( Südostasien) findet sich das Gebot nicht an Musikveranstaltungen, Festen ect. teilzunehmen. Wenn sie das dennoch tun, können sie nicht als Mönche oder Nonnen ordiniert werden. Unter den 10 Fesseln, die Buddha ansprach ( samyona ) dürfte Musik unter "sinnliches Begehren" fallen. Da Abgeschiedenheit und Sinneskontrolle zum Weg zumindest für Ordinierte gehört ( nicht für Laien ) macht das auch Sinn.