Wieviel Hektar Moore müsste man neu anlegen, um mehr CO2 aus der Luft zu ziehen, als was neu entsteht?

3 Antworten

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Hallo,

Moore können sehr große Mengen an Kohlenstoff speichern, da aufgrund der schlechten Abbaubedingungen die erzeugte Biomasse als Torf erhalten bleibt. Allerdings ist nicht nur der Abbau gehemmt, sondern auch der Aufbau, Moore sind so gesehen ziemlich unproduktive Ökosysteme. Die insgesamt recht lebenfeindlichen Bedingungen sorgen dafür, dass pro Zeiteinheit und Fläche wenig Biomasse aufgebaut wird. Das heißt einerseits, dass es sehr lange dauert, wir reden hier von Jahrtausenden, bis diese großen Speicher aufgebaut sind, und andererseits, enger an deiner Frage, dass es riesige, unrealistisch viele neue Moorflächen bräuchte, um den ungebremsten CO2- Ausstoß aus anderen Quellen zu kompensieren.

Unsere momentanen Probleme machen es aber wohl erforderlich, relativ kurzfristig CO2 aus der Atmosphäre zu bekommen, und dafür scheint es mir bei aller Liebe zu diesen einmaligen Lebensräumen bessere Strategien zu geben als die Neuanlage von Mooren.

Zuerst muss natürlich die Freisetzung von CO2 aus Quellen, die nicht zu einem nachhaltigen Kreislauf gehören (heißt: dieselbe Menge, die an einer Stelle, zB durch Verbrennung von Holz, freigesetzt wird, wird gleichzeitig an anderer Stelle, zB indem Holz nachwächst, wieder gebunden) muss so schnell wie möglich gestoppt werden. Also raus aus den fossilen Brennstoffen.

Dann müssen Ökosysteme begründet werden, die relativ rasch mehr Kohlenstoff speichern können als das was bisher auf dieser Fläche gespeichert ist. Hier halte ich Wälder für die geeignetsten. Mag sein, dass Moore pro Fläche noch mehr Kohlenstoff speichern können, aber bis die dafür notwendigen viele Meter dicken Torfschichten erreicht sind, da dauert es eben Jahrtausende. (NB: wichtig daher aber der Erhalt der bestehenden Speicher, der Moore, die wir noch haben!) Wälder dagegen brauchen bis zum Erreichen ihres Maximalwertes dagegen "nur" Jahrhunderte. Viel wichtiger aber noch: nach einigen Jahren, höchstens Jahrzehnten, kommt ein neu angelegter Wald in die Phase seines höchsten Wachstums. Er bildet dann jedes Jahr sehr viel neue Biomasse, die dann erst einmal auf der Fläche gebunden bleibt. Damit wird dann jedes Jahr bis zum Erreichen des Maximalwertes eine große Menge CO2 der Luft entzogen und in Form von hauptsächlich Holz auf der Fläche gespeichert. Irgendwann ist der Speicher dann voll, Platz für neue Biomasse gibt es erst wieder, wenn alte Bäume absterben, umfallen, zersetzt werden. Sie setzen dann das gespeicherte CO2 wieder frei, aber gleichzeitig erfolgt ja das Wachstum der neuen Generation. Der Wald ist dann nur noch ein Speicher, er bindet keine neue CO2- Menge mehr, aber er hält eine gewisse Menge gespeichert, die, bevor es in gab in der Luft war. Noch mehr CO2 kann man speichern, wenn der Platz für neues Wachstum nicht durch Zerfall und Verfaulen, sondern durch Nutzung des Holzes für langlebige Produkte (zB als Bau- oder Möbelholz) geschaffen wird.


Pomophilus  13.04.2023, 07:48

🌟Vielen Dank!

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Hallo SeiEhrlich2020,

der Haken an der Sache ist, dass man ein Moor nicht einfach anlegen kann, denn das wächst in 100derten/1000den von Jahren! Darum wären Wälder weitaus besser/nachhaltiger!


SeiEhrlich2020 
Beitragsersteller
 19.11.2022, 13:41

Naja. Wälder verbauen insgesamt nur weniger Kohlenstoff auch wenn die schneller damit anfangen. Quasi sind Wälder nur eine Kurzfristige Lösung.

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Norina1603  19.11.2022, 13:47
@SeiEhrlich2020
Quasi sind Wälder nur eine Kurzfristige Lösung.

Kurzfristig? Wälder werden 100derte von Jahre alt und werden wenn sie richtig bewirtschaftet werden auch immer in dem selbem Umfang bestehen! Außerdem sind sie im Gegensatz zu nicht vorhandenen Mooren sofort "einsatzfähig"!

Wälder verbauen insgesamt nur weniger Kohlenstoff auch wenn die schneller damit anfangen.

Dafür aber jedes Jahr, indem sie bestehen, älter/größer werden mehr!

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FabianPavian  19.11.2022, 14:56
@SeiEhrlich2020

Du irrst dich und Norina hat Recht. Das Totholz von Wäldern wird je nach Region bis ca. 30% als inertes Graphit in Form von Humus abgelagert.

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Pomophilus  20.11.2022, 00:26
@SeiEhrlich2020

Haben wir denn so lange Zeit, bis neu angelegte Moore zu nennenswerten Kohlenstoffspeichern werden?

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Laut Google bindet ein Moor etwa 700 Tonnen CO2 pro Hektar. Derzeit fügen wir der Atmosphäre etwa 36 Milliarden Tonnen CO2 jährlich hinzu, welche nicht durch natürliche Prozesse gedeckt sind.

D.h. wir müssten jährlich etwa 514.000 km2 zu Mooren umwandeln, die 1,4-fache Fläche Deutschlands.


Pomophilus  20.11.2022, 01:08

Moment, die Menge die ein Moor pro Fläche speichern kann, darf nicht einfach mit der Menge verrechnet werden, die wir jährlich freisetzen! Bis diese Speichermenge erreicht ist dauert es Jahrtausende. Die Menge, die ein Moor pro Jahr der Atmosphäre entzieht, die ist um Dimensionen geringer!

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SeiEhrlich2020 
Beitragsersteller
 19.11.2022, 13:37

More schließen doch den Kohlenstoff ein. Oder?

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FabianPavian  19.11.2022, 15:01
@SeiEhrlich2020

Das klappt aber nicht lange. Jedes Moor wird ohne den Eingriff des Menschen über kurz oder lang zu einem Wald. Das von den Mooren eingefangen und abgelagerte CO2 wird fast vollständig von den Destruenten im Boden wieder zu CO2 verstoffwechselt. Außerdem entwickeln Moore viel CH4.

Das Anlegen eines neuen Moores bringt nichts für den CO2-Kreislauf. Lediglich die Entwässerung eines Moores erzeugt CO2.

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FabianPavian  19.11.2022, 21:26
@SeiEhrlich2020

Das kommt drauf an. Es ist kompliziert und von der Jahresdurchschnittstemperatur abhängig. In kalten Regionen wie z.B. Kanada, Mittel-Europa, Skandinavien und Sibirien sind sie aber hilfreich, um CO2 abzufangen und erzeugen nur wenig CH4.

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Sandlerkoenig07  11.04.2023, 19:44
@SeiEhrlich2020

Kümmere dich mal um die Inkohlungsreihe Holz - Torf - Braunkohle - Steinkohle - Anthrazit. Da sieht man, dass ein durchschnittlich entwickeltes Hochmoor in Deutschland gerade mal so viel CO2 bindet, wie eineca. 50cm dicke Braunkohleschicht (oder 25cm dickes Steinkohleflöz) gebunden enthält. Und so geringmächtige Kohleschichten sind noch nicht einmal abbauwürdig! Der Beitrag dieser Moore zum globalen Klima ist minimal. Man muss das Verbrennen der Kohle verhindern.

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JTKirk2000  19.11.2022, 10:31

Dann doch lieber Wälder, die nicht nur einmalig Kohlendioxid sammeln können, sondern tatsächlich nachhaltig und jedes Jahr aufs Neue.

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