Wieso sind Behinderten Heime und Behindertenwerkstätten meistens so ausgegrenzt von der Gesellschaft?

2 Antworten

Tatsächlich hat sich (zumindest in Deutschland) in den letzten Jahrzehnten vieles getan und gewandelt. Waren früher die "Anstalten" von hohen Mauern umgeben möglichst weit außer Sichtweite der "normalen" Bevölkerung, sind nun Werkstätten und Heime für Menschen zunehmend im normalen Stadtbild integriert. Einige Projekte, z. B. von Bethel in Hamburg, haben diese Integration schon weit vorangebracht. Durch Barrierefreiheit wird vielen Menschen mit Behinderung die Teilnahme am Alltag zunehmend erleichtert. Es ist noch nicht alles perfekt, aber es wird zumindest daran gearbeitet.


Dereinevonviele  05.07.2024, 21:32

Ich als Rollstuhlfahrer bin der Meinung das wir im Jahr 15 nach der UN BRK noch sehr weit weg von Barrierefreiheit sind in Deutschland.

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Siebenzwerge123  05.07.2024, 23:33
@Dereinevonviele

Da wirst Du als Betroffener recht haben. Denkst Du denn das zumindest etwas getan wird bzw. dass es besser wird?

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Dereinevonviele  05.07.2024, 23:41
@Siebenzwerge123

Ich bezeichne mich selbst eher als Mensch mit Erfahrung nicht als betroffener. Ich habe nun schon eine Dekade oder auch eine mehr in diesem Land gelebt und es werden noch immer die gleichen Fragen gestellt

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Siebenzwerge123  06.07.2024, 00:04
@Dereinevonviele

Nun, rein praktisch betrifft es dich als Rollstuhlfahrer nun mal. Die Frage war, ob sich aus deiner Sicht etwas verändert. Ich persönlich denke, dass es das tut. Wenn auch vielleicht langsam. Welche Fragen müssten deiner Ansicht nach denn gestellt werden?

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Dereinevonviele  06.07.2024, 00:11
@Siebenzwerge123

Zum Beispiel ob es bei der Barrierefreiheit wirklich ausschließlich um ein Recht für Menschen mit Behinderungen ist oder gar ein Menschenrecht, eine Denkweise? Stattdessen werden fragen gestellt wie " ist unser Kindergarten bereit für ein Kind mit Behinderung?" Oder "möchten wir als Pädagogin/Pädagoge die Verantwortung für ein Kind mit Behinderung übernehmen?"

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Enzylexikon  01.06.2024, 22:52

Das kann ich zumindest teilweise bestätigen - man ist nicht gänzlich untätig.

Beispielsweise sind Berufsbildungswerke für Menschen mit Behinderung eine Möglichkeit, auf den ersten Arbeitsmarkt zu gelangen und einer normalen Beschäftigung nachgehen zu können.

Früher blieb - abhängig von der Art der Einschränkung - nur die Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) als einzige Option, wenn man nicht gänzlich untätig herumsitzen wollte.

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Eines der üblichen Argumente ist, dass die Bewohner solcher Heime oder die Nutzer solcher Werkstätten, mit dem Alltagsleben überfordert wären und nicht zurecht kommen würden - was durchaus plausibel klingt.

Gleichzeitig werden hier aber natürlich Menschen im wahrsten Sinne des Wortes ausgegrenzt - der Anblick eines Menschen mit Behinderung ist für viele unangenehm, ebenso wie etwa Obdachlose - also entfernt man sie aus der Gesellschaft.

Dass Behinderungen und Obdachlosigkeit praktisch jeden treffen können, ist ein unangenehmer Gedanke - dieser kann durch die räumliche Ausgrenzung natürlich leichter verdrängt werden.

Die soziale Isolation fördert also das Idealbild einer "gesunden, ordentlichen Gesellschaft. Getreu dem Motto: "Aus den Augen, aus dem Sinn". Nicht umsonst sind Themen wie Behinderung praktisch nie das Hauptthema von Wahlen.

Es gibt in dem Bereich gesellschaftlich noch viel zu tun.